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Hatte er bedacht, ob es statthaft ist, dass ein Papst Bücher schreibt?

15. April 2023 in Buchtipp, 3 Lesermeinungen
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Jesus von Nazareth kam in der deutschen Ausgabe mit 150 000 Exemplaren auf den Markt, der höchsten Startauflage eines religiösen Buches überhaupt. Auszug 3 aus dem neuen Benedikt-Bestseller-Buch von Peter Seewald


Rom (kath.net)
Ein ebenfalls lange gehegtes Vorhaben Ratzingers war seine Christologie, zu der er, wie er schrieb, „lange innerlich unterwegs gewesen“ war. Eigentlich wollte er dieses Projekt bereits in Regensburg realisieren. Er fand es angesichts der verwirrenden Diskussionen um die Erscheinung Jesu so wichtig, dass er sich dieses Mammutwerk in einem Alter und einem Amt auf die Schultern legte, das ohnehin als eines der schwersten der Welt gilt.

Fremde Hilfe nahm er dafür nicht in Anspruch, noch nicht einmal, um die umfänglichen Zitate einzuarbeiten. Weil er damit seine Regierungsarbeit nicht belasten wollte. Er schrieb das Buch, das er bereits im Sommer 2003 begonnen hatte, ausschließlich an seinen audienzfreien Tagen und in seinen Ferien in Castel Gandolfo. „Man spürte, es war ein schwerer gedanklicher Weg“, berichtete eine enge Mitarbeiterin, „und wir waren immer froh, wenn er wieder ein Kapitel fertig hatte. Nicht, dass er schlechte Laune hatte, aber er war gedanklich abwesend. Als er damit fertig war, wirkte er wie erholt.“

Um das Buch nicht als Lehrschreiben zu verstehen, kam die Jesus-Trilogie nicht unter päpstlichem Signum, sondern unter dem Autorennamen Ratzinger-Benedikt XVI. auf den Markt. Ratzingers langjährigem Lektor beim Herder Verlag, Burkhard Menke, der rund achtzig Bücher des Theologen betreute, faszinierte, wie nachvollziehbar der Papst darlegte, „warum die Menschwerdung Gottes und die Auferstehung von den Toten keine Mythen sind, sondern Fakten, historisch verortbar“. Schon das Vorwort ließ aufhorchen. Widerspruch sei willkommen, schrieb der Papst darin. Er bitte „die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt“.

Der Beweggrund für das Werk lag, wie gesagt, in Ratzingers Missbehagen an Entwicklungen in der Theologie. „Aus scheinbaren Ergebnissen der wissenschaftlichen Exegese“, befand er, seien „die schlimmsten Bücher der Zerstörung der Gestalt Jesu, die Demontage des Glaubens geflochten worden“.

Für viele Wissenschaftler, kritisierte er, bleibe das christliche Mysterium nur ein akademisches Projekt, das nichts mit ihrem Leben zu tun habe. Benedikt wörtlich: „Da fischt man in den Wassern der Heiligen Schrift mit einem Netz, das nur Fische in einer bestimmten Größe fassen kann – und alle Fische, die zu groß sind, passen nicht rein, sodass man sich schließlich sagt: Die gibt es gar nicht. Genauso ist es auch mit dem großen Geheimnis Jesu: Man reduziert den menschgewordenen Sohn auf einen ‚historischen Jesus‘, eine wirklich tragische Figur, ein Gespenst ohne Fleisch und Knochen. Warum ist das so? Ist das Christentum die Religion der Dummen, der Ungebildeten? Erlischt der Glaube da, wo die Vernunft erwacht?“

Gehören die drei Bände über Jesus zum großen Vermächtnis des deutschen Papstes? Sie werden mit Sicherheit weit in das 21. Jahrhundert hinein ausstrahlen und vermutlich sogar darüber hinaus. Ein Projekt wie dieses, besiegelt durch die Autorität des Vicarius Christi, wird es nie mehr wieder geben. Es ist mit der Grund, warum Kenner schon heute von Ratzinger als dem Kirchenlehrer der Moderne sprechen. Kein Papst vor ihm hatte sich an so ein Unternehmen gewagt. Mit dem Theologen auf dem Stuhl Petri aber konnte endlich diese überfällige Aufgabe erledigt werden, in einer Zeit, in der dringend Klärungsbedarf bestand.

Das Jesus-Buch Benedikts XVI. ist die Quintessenz eines Mannes, der als Schüler und Student, als Priester, Theologe, Bischof, Kardinal und als Oberhaupt der katholischen Kirche der Gestalt und der Botschaft Christi nicht nur wissenschaftlich, sondern auch spirituell nachgegangen ist, der ihn im eigenen Leben gewissermaßen „ausprobiert“ hat, um ihm so nahe
zu kommen, wie das einem Menschen überhaupt möglich ist. Mit dem Werk will der Papst dem Leser auf Grundlage neuester historischer und theologischer Erkenntnisse die Augen für die Zusammenhänge des Evangeliums öffnen.

Jesus’ Selbstverständnis ist, legt Benedikt XVI. dar, Gottes Sohn zu sein, Gott selbst, der alle Vollmachten hat und Herr über den gesamten Kosmos ist. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, sagte er. Jesus ist die einzige Person der Geschichte, so Benedikt, der das Alte Testament ganz und gar eingelöst hat. Auf ihn hätten alle Worte der Bibel „sozusagen gewartet“ – auf „Christus, den Sohn des lebendigen Gottes“. Vor allem werde deutlich, dass immer die Beziehung von Vater und Sohn im Hintergrund
seiner Botschaft steht. Und gerade „weil Jesus selbst Gott – der Sohn – ist, darum ist seine ganze Verkündigung Botschaft von der Anwesenheit Gottes in seinem Tun und Sein“.

Das absolut Neue an Jesus sei unter anderem, dass er den Anspruch des Herrschers vom Kreuz her definiert: „Dieser König herrscht durch den Glauben und die Liebe, nicht anders“, schrieb der Papst.

Diese bis dahin völlig undenkbare „Idee“ von Gott habe aus keinem Kulturkreis, keiner Volksgemeinschaft kommen können, so Benedikt. Sie sei vollkommen „zwecklos“ und nicht an Macht oder an die Interessen eines Volkes gebunden. Bereits aus dem inneren Zusammenhang der Worte Jesu zeige sich: Diese Botschaft kann nur von Gott selbst so gesagt werden. Jedes Wort und jedes Handeln entspricht der „inneren Einheit“ seines Weges „vom ersten Augenblick seines Lebens bis hin zu Kreuz und
Auferstehung“.

Ratzinger spricht in seinem Werk „der historisch-kritischen Exegese ihre Berechtigung nicht ab“, hielt der Neutestamentler Franz Mußner fest, er versuche allerdings, „mithilfe der kanonischen Exegese über sie hinauszukommen, um auf diese Weise das göttliche Antlitz des historisch-wirklichen Jesus sichtbar zu machen“.

Vor allem baute der Papst damit die Brücke zu den jüdischen Wurzeln des Christentums. Selten zuvor wurde die alttestamentliche Verankerung des „Messias“ deutlicher vor Augen geführt. Alles, was Jesus spreche, sei dabei nicht nur auf die Vergangenheit bezogen, sondern immer auch auf Gegenwart und auf Zukunft hin. Man müsse insbesondere die Gerichtsworte und die Abschiedsreden Jesu auf die heutige Situation anwenden. Denn an der Frage, so Benedikt XVI. an anderer Stelle, „ob Gott da ist – der Gott Jesu Christi – und anerkannt wird, oder ob er verschwindet, entscheidet sich heute, in dieser dramatischen Situation, das Geschick der Welt“.

Hatte er bedacht, ob es statthaft ist, dass ein Papst Bücher schreibt?

Er meinte, er habe sich das sehr genau überlegt. „Aber ich wusste einfach, dass ich das schreiben muss“, erklärte er. Und insofern habe er nie daran gezweifelt, „dass ich’s auch schreiben darf“. Er habe dann bei der Arbeit das Gefühl gehabt, dass ihm hier „der liebe Gott irgendwie besonders geholfen“ habe. „Es war für mich“, bekannte er, „das ständige Wasserholen aus den Tiefen der Quellen“. Das Werk sei ihm ganz besonders am Herzen gelegen: „Denn wie einerseits die Liturgie als das Selbsterleben der Kirche zentral ist und nichts mehr geht, wenn die Liturgie nicht mehr sie selber ist, so ist auch, wenn wir Jesus nicht mehr kennen, die Kirche am Ende. Und die Gefahr, dass er uns durch bestimmte Typen von Exegese einfach zerstört und zerredet wird, ist übermächtig.“

Jesus von Nazareth kam in der deutschen Ausgabe mit 150 000 Exemplaren auf den Markt, der höchsten Startauflage eines religiösen Buches überhaupt. Am Ende erreichte es weltweit eine Auflage von rund drei Millionen Exemplaren und wurde in über dreißig Sprachen übersetzt. Mit dem Jesus-Werk Benedikts, so der Theologe Thomas Söding, zeigte sich im Übrigen ein ganz neuer Stil des Papsttums. Hier formulierte der Stellvertreter Christi kein Dogma, sondern stellte seine Beobachtungen
als Theologe zur Diskussion. Das sei revolutionär.


kath.net Buchtipp
Benedikts Vermächtnis. Das Erbe des deutschen Papstes für die Kirche und die Welt
Von Peter Seewald
ISBN: 9783455012583
Hoffmann und Campe Verlag 2023
Hardcover, 400 Seiten
Preis: Euro 25,70

 


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Lesermeinungen

 winthir 16. April 2023 

Spontan fällt mir sonst kein Papst ein, der Bücher geschrieben hat.


0
 
 girsberg74 15. April 2023 
 

Der Text ist gut zu lesen, die Sachverhalt sind klar herausgestellt.

Wiewohl ich meinem Buchbestand abbauen muss, werde ich mir dieses Buch zulegen; kein bisschen langweiligl


1
 
 golden 15. April 2023 
 

Immer mehr Bücher sammele ich vom Heimgegeangenen Papst

, weil er einer von den Wenigen ist, die als Lehrende bei der Wahrheit geblieben sind.Das Jesus-Werk ist gut zu lesen.


1
 

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