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Trinitatis Mysterium

21. Juni 2023 in Aktuelles, 6 Lesermeinungen
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Die Mühe, dennoch von der Existenz, der Nähe des Einen Gottes in Drei Personen überzeugt zu sein, erfordert manchen ganz bewusst vollzogenen Akt des Glaubens. Von Walter Kardinal Brandmüller


Rom (kath.net/wb/as) Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit: weit liegt es nicht zurück, es stellte zum einen einen Abschluss dar, zum anderen führte es hin zu Fronleichnam, dem Fest der Verehrung und Anbetung des Leibes und des Blutes Christi.

Die Kirche bekennt, dass der Eine Gott seit Ewigkeit in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, lebt und wirkt. Ein Geheimnis, dessen überirdischer Glanz den Verstand des Menschen blendet und verstummen lässt.

I

Dennoch haben die bedeutendsten Denker immer wieder versucht, die Lehre, die Tatsache der Dreieinigkeit Gottes zu erklären, zu verstehen wie kann 1+1+1=1 möglich sein?

Tertullian, Römer, Rechtsanwalt, hat um das Jahr 200 gemeint, so wie Wurzeln, Stamm und Krone den einen Baum bildeten, so Vater, Sohn und Heiliger Geist den einen Gott.

Der große Theologe Basilius von Caesarea hat im Regenbogen mit seiner Einheit von Sonne, Licht und Farben, und der hl. Patrick im dreiblättrigen Kleeblatt ein Bild des einen Gottes in drei Personen gesehen.

Am ehesten scheint jedoch der Vergleich mit den drei Aggregatzuständen des einen Elements H2O dem Geheimnis näher zu kommen, sind doch Eis, Wasser und Dampf die drei Erscheinungsformen ein und desselben Stoffes.

Schließlich mag man eine Vorahnung des Mysteriums darin erkennen, dass schon das Alte Testament den einen Gott mit den beiden Namen Elohim und Adonai benennt, Namen, die jeweils eine Mehrzahl ausdrücken. Zugleich aber betet jeder Jude: „Höre, Israel, dein Gott ist ein einziger...“.

Doch all diese Vergleiche sind nur blasse Vorahnungen, schwache, endlich untaugliche Versuche, das schlechthin unaussprechliche Geheimnis des Einen Gottes in Drei Personen in menschlicher Sprache auszudrücken.

II

Dennoch haben die großen Denker und Lehrer der Kirche immer wieder versucht, das Geheimnis Gottes zu verstehen. Allen voran der große Thomas von Aquino. Er nimmt den von der Philosophie der Griechengeprägten Begriff der Analogie zu Hilfe. So, meint er, können menschliche Begriffe wie Person, Allmacht, Güte nur Andeutungen sein, die auf die mit menschlichen Worten niemals fassbare Wirklichkeit Gottes hinweisen.


Gott ist gut, barmherzig, gerecht – ja! Aber doch nicht im menschlichen Sinn, sondern auf göttliche, unendliche und unbegreifliche Weise.

Das sollten wir bedenken, wenn wir etwa sagen: „Wenn Gott gerecht ist, wie kann er dann dies oder jenes Übel zulassen, gar so viel Leid unschuldiger Menschen, wie auch Erfolge der Bösen...“.

Nein – so denkt der Mensch. Doch der Apostel Paulus staunt und sagt: „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und Erkenntnis Gottes...“. Er erinnert uns daran, wie unerforschlich und unergründlich Gottes Wege und Ratschlüsse sind. Und schließlich meint der große Augustinus: „An Gott sich nur ein wenig in Gedanken heranzutasten sei schon große Seligkeit, ihn zu begreifen ganz unmöglich.“

Haben wir das verstanden, dann vermögen wir auch zu begreifen, dass all die Aussagen der Heiligen Schrift ganz gewiss wahr sind, doch in einem Sinne, einem Grade wahr sind, das unser Verstehen unendlich überragt.

III

Über diesen im eigentlichen Sinne unendlichen Abgrund hat der Schöpfer des Universums selbst eine Brücke gebaut. Gott wollte nicht unnahbares, dunkles Geheimnis bleiben, er wollte sich dem Menschen, den er als sein Ebenbild erschaffen hatte, zu erkennen geben, sich offenbaren.

So lesen wir im Brief an die Hebräer: „Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten. Am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen – durch den Sohn... “, und im Johannesevangelium heißt es: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt – und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater...“

Hier gilt es genau hinzuhören: Was heißt es, „er hat gesprochen durch den Sohn“?

Das bedeutet einmal, dass der Sohn die Botschaft des Vaters an die Menschen auszurichten hat. So sagt das Johannesevangelium: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ Der Sohn ist der Bote des Schöpfers an sein „Ebenbild Mensch“, indem er selbst Mensch wird.

Und in der Tat: die Scharen kommen zu ihm, da er am Ufer des Sees von Genezareth lehrt. In Gleichnissen spricht er vom Vater im Himmel, lehrt sie beten, und verkündet ihnen mit den Acht Seligkeiten das Grundgesetz des Reiches GottesDann aber speist er die Fünftausend, heilt Blinde und Lahme, treibt Dämonen aus und weckt Tote auf: Das ist unsagbar mehr als Menschen vermögen – und schließlich überwindet er den eigenen Tod: der Gekreuzigte und Begrabene erhebt sich am Ostermorgen strahlend aus der Nacht des Todes. Er selbst, sein Leben, von Bethlehem bis Golgotha und dem Ostermorgen, ist das Wort, ist das letzte Wort, in dem Gott sich dem Menschen geoffenbart hat.

So, und nur auf diese Weise hat Gott sich seinem Geschöpf Mensch ein für allemal zu erkennen gegeben. Ohne den vollen Sinn seiner Worte zu verstehen, hat der Hauptmann unter dem Kreuz bekannt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ – und der Apostel Thomas sieht die Wundmale am Auferstandenen und sagt zu ihm „Mein Herr und mein Gott“.

Nur in solchem Hell und Dunkel, in solchem Dunkel und Hell kann die Menschheit den einen Gott, der in drei Personen seit Ewigkeit lebt und herrscht, der seine Schöpfung erlöst hat und vollenden wird, erkennen. Was bleibt ist das alles menschliche Verstehen übersteigende Geheimnis.

*

Vor dem Mysterium des Drei-einigen Gottes verstummt der Mensch – und betet an. So tat es schon Mose, als er vor dem brennenden Dornbusch in der Wüste auf die Knie fiel, als Gott ihn anrief. So tat er es wieder, und mit ihm das Volk Israel, als Gott am Sinai bei Feuer, Blitz, Donner erschien und die Erde bebte.

Von Mose, dem Freund Gottes, sollten auch wir lernen, niederzufallen und anzubeten. Anbetung, Lobpreis sollten in unserem Gebetsleben mehr Raum und den ersten Platz einnehmen, erst dann mögen wir unsere Bitten vortragen.

Gewöhnen wir uns an, zum Gebet niederzuknien. Denken wir vor allem daran, den im Sakrament verborgenen Christus im Vorübergehen zu grüßen. Beim Betreten und Verlassen einer Kirche sollten wir vor Ihm das Knie beugen. In der Haltung unseres Körpers drückt sich dann unser Glaube aus.

Dies sollte nicht weniger von unserer Rede gelten: auch im Wort nimmt unser Glaube, unsere Ehrfurcht, Gestalt an. Wie behutsam sollten wir doch mit dem Namen Gottes, Jesu und Mariens in unserem Reden umgehen! Das zweite der Gebote Gottes rief schon das Volk des Alten Bundes zur Ehrfurcht vor dem Heiligen auf, umso mehr uns, die wir im Neuen, endgültigen Bund Gottes mit der erlösten Menschheit leben.

*

All dies mag uns nicht immer bewusst sein und gelingen. Unsere religiöse Erfahrung kennt doch – wenn Kindheit und Jugend hinter uns liegen – vielmehr das Erleben von Dunkel, Kälte und Dürre im religiösen Leben im Gebet. Die Mühe, dennoch von der Existenz, der Nähe des Einen Gottes in Drei Personen überzeugt zu sein, erfordert manchen ganz bewusst vollzogenen Akt des Glaubens. Diese bewusste „Ja“ zum Dreieinigen Gott vollziehen wir, da wir keine unmittelbare Gotteserfahrung haben, gleichsam in einem dunklen Raum, in Dürre und Kälte unseres Innern.

Dennoch sind wir gewiss, dass dereinst der Glaube ins Schauen, die Hoffnung in die Erfüllung und die Liebe in die endgültige, ewige Vereinigung mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist einmünden werden. Alle Schöpfung wird, und wir mit ihr, ewige Vollendung finden.

 


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Lesermeinungen

 jakob19 23. Juni 2023 
 

FranzX

Ihr Beitrag ist mir aus dem Herzen gesprochen. Besonders die Stelle "Wie kann Gott in sich die Liebe sein wenn er nicht aus mehreren Personen besteht, die einander lieben. Die an diesem Tanz der Liebe teilhaben." Hier ist mir wieder die Freude und Leichtigkeit bewusst geworden, die uns die Teilhabe an diesem Tanz der Liebe Gottes schenken will.

Wenn wir diese Freude und Leichtigkeit mehr empfinden und ausstrahlen würden, würden wir die Menschen mehr ansprechen als mit allen Predigten.


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 FranzX 21. Juni 2023 

Gott ist die Liebe...

... und wahre Liebe kann nur zwischen Personen sein, das macht Liebe aus. Die Bereitschaft sich um des anderen zurückzunehmen, ihn höher zu setzen, als sich selbst... Wie kann Gott in sich die Liebe sein wenn er nicht aus mehreren Personen besteht, die einander lieben. Die an diesem Tanz der Liebe teilhaben. Der Vater liebt den Sohn und der Sohn liebt den Vater. Ohne diese Liebe in sich selbst wäre Gott nur vollkommen, wenn er ein geschaffenes Gegenüber lieben könnte.


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 Schillerlocke 21. Juni 2023 
 

Es geht nur

über die Anbetung, um sich dem dreifaltigen Gott zu nähern. Das hat der Herr Kardinal schön gesagt. Poetische Bilder, Gemälde können dabei helfen wie Schilder, die die Richtung anzeigen. Auch die Musik kann das. Wenn ich die Orgelsonaten Johann Sebastian Bachs höre, sind sie mir dazu ein akustischer Leitfaden. Eine Stimme liegt in den Pedalen, die beiden anderen in zwei Manualen. Wie Baßstimme und die beiden Oberstimmen ineinandergehen, sich unterscheiden und unterstützen und im Trialog sind, das mag ein schönes Gleichnis für die göttliche Trinität in Tönen sein.


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 J. Rückert 21. Juni 2023 
 

Hinter dem Horizont

Recht hat der Kardinal: Wir wissen soviel wie fast wenig. Kein Mensch hat Gott gewogen, gezählt oder vermessen. Alle Expeditionen in den Himmel brachten Gerüchte, und danach kam es zum Streit, wie unter jenen Blinden, die vor dem Tor einen Elefanten abgetastet hatten; zumindest Geräuschpegel wie in einem Restaurant.
Anhänger hat letztlich aber nur, wer so tut, als ob er mehr wüsste (großes Latinum wäre schon mal ein Anfang …). Druck von unten, eine Versuchung für Kleriker: „Mein Sohn, höre ...“.
Ich kann gut mit Nichtwissen leben. Ich bin gespannt auf den Horizont hinter dem Horizont hinter dem Horizont.


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 SalvatoreMio 21. Juni 2023 
 

Darstellung "Gott-Vater" oder "Gnadenstuhl"

@Fink: ich habe noch nie darüber nachgedacht, meine aber spontan: zumindest für Kinder sind Bilder wertvoll, man sollte jedoch Erklärungen suchen, die nachzuvollziehen, die begreiflich sind.
Z. B. der "Gnadenstuhl": in der Antike gab es öffentliche Richterstühle, aus Stein gemeißelt, draußen im Freien. Darauf saß der Richter, um Recht zu sprechen und zu verurteilen. Auf den Bildern "Gnadenstuhl" sitzt der rechtsprechende "Gottvater", und auf seinem Schoß sein Sohn voller Striemen. Gottvater hat nun nicht mehr unsere bösen Taten im Blick, sondern er sieht Christus mit der Dornenkrone, der für uns sühnt. - So etwas kann jeder begreifen, selbst oder gerade auch ein Kind.


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 Fink 21. Juni 2023 
 

Das "Bilderverbot" - das Verbot im Alten Testament, Gott im Bild darzustellen.

Vorab: eine gute Katechese von Kardinal Brandmüller!
Eine Diskussion anregen möchte ich zu dem mittleren der Bilder oberhalb des Artikels. Dargestellt wird Gott Vater ("alter Mann mit Bart")- Gott Sohn- Heiliger Geist ("Taube"). Im Judentum ist- und im frühen Christentum war die Darstellung von "Gott-Vater" streng tabuisiert. Es muss im späten Mittelalter, so um 1400, gewesen sein, wo Maler begonnen haben, dieses Tabu zu brechen. Dann gab es oft die Darstellung der Dreifaltigkeit vom Bildtyp "Gnadenstuhl". Wie sollten wir Christen uns heute dazu stellen? Sollen Bilder von Gott-Vater einfach akzeptiert werden? Oder sollen sie vermieden werden ? (einen "Bildersturm" sollte es aber in keinem Fall geben).


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