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Brückenbauer zwischen Kontinenten und Religionen11. Februar 2024 in Schweiz, keine Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Nigerianischer Professor Obiora Ike in der Schweiz. Von Stefan Treier/Kirche in Not
Lenzburg (kath.net/ KiN CH)
Der nigerianische Professor Obiora Ike gilt als Brückenbauer zwischen Kontinenten und Religionen. Wo er als Gast von “Kirche in Not (ACN)” in der Schweiz auftritt, findet er aufmerksame Zuhörer, so letztlich auch in Lenzburg, wo er die kath. Pfarrei besuchte und einen Gottesdienst abhielt. Er fand offene Kontakte und Anerkennung durch die Gläubigen.
Seit Jahren setzt der überzeugende Afrikaner seine Kräfte für die Menschenrechte in seiner Heimat und für den interkonfessionellen Dialog ein. In Lenzburg wurde er von Stadtpfarrer Ro-land Häfliger herzlich willkommen geheissen. Als Vertreter des Hilfswerks stellte Tobias Höppel den Hohen Gast aus Nigeria vor, welcher in Österreich studierte und auch in Deutschland tätig war. Nach Jahren der Seelsorgetätigkeit in Nigeria avancierte Obiora Ike zum Professor an verschiedenen Universitäten. Heute steht er dem Institut für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden vor. In der von ihm geführten Verwaltung arbeiten sieben Rechtsanwälte mit.
Über die Bedeutung des Glaubens
Professor Ike war sichtlich erfreut, wieder die Schweiz zu besuchen, mit welcher ihn viele freundschaftliche Kontakte verbinden. Dazu gehören Personen, welche durch grosszügige Spenden vielen nigerianischen Kindern in deren Heimatland Schulbesuche und eine Ausbildung er-möglichen. Er zeigte sich dankbar für Hilfen, welche von “Kirche in Not (ACN)”, sowie von Gönnern aus der Schweiz, für die vielfältigen Bedürfnisse in Nigeria erbracht werden. Das mit 240 Millionen Einwohnern grösste Land Afrikas leidet unter massiver Christenverfolgung. Die Christen leiden deswegen und benötigen Unterstützung, sind sie doch in einigen Bereichen benachteiligt.
Die afrikanischen Christen sind glaubensstark. “Sie sehen im Glauben den ersten Schritt auf dem Weg zu Gott” so der Menschenrechtsanwalt aus Nigeria. “Wer glaubt, muss als zweiten Schritt in seinem Leben Taten des Glaubens folgen lassen” legt Monsignore Ike den Gläubigen ans Herz. Es fehlt in Nigeria nicht am Glauben, sondern am Geld. Man kann ihn nicht kaufen, doch mit Gebet und auch mit Finanzen unterstützen. Ein starker Glaube ist ein Geschenk, was viele Afrikanerinnen und Afrikaner durch ihren Frohmut, auch während der sehr gut besuchten Gottesdienste, zum Ausdruck bringen.
Komplexe Menschenrechtssituation
Der Kampf der Christen, unterstützt durch die Kirche, um die Menschenrechte ist vielfältig, geht es grundsätzlich um Lebensrechte, Bürgerrechte, Frauenrechte usw. “Durch unsere Engagements haben wir schon Einiges erreicht, wie die politischen Rechte, welche uns Mitsprachen ermöglichen", so der afrikanische Gast. Die Menschenrechte werden durch islamistische Terrorgruppen, so Boko Haram, arg bedroht. Er berichtete von einem Gefängnis, welches für 500 Personen Plätze hat, wobei jedoch 2’900 Personen untergebracht sind. Von den Insassen sind rund 70 % Menschen, die nichts verbrochen haben. Sie sind inhaftiert wegen blosser Verdächtigungen oder weil sie Christen sind. Er feierte mit diesen Menschen Weihnachten und erlebte dort menschenunwürdige Zustände. Die Kirche engagiert sich mit starkem Einsatz für die Rechte dieser oft rechtlosen Menschen. Zum Glück gelingt es immer wieder, Freilassungen zu erkämpfen.
Durch islamistischen Terror werden gezielt christliche Gotteshäuser und Einrichtungen beschädigt, oft auch während religiöser Anlässe. Immer wieder kommen dabei unschuldige Menschen ums Leben, oder riskieren Folter und Verschleppung. Betroffene Opfer sind nicht selten auch Muslime, welche sich in der Regel mit den Christen gut verstehen. Ordensfrauen leisten Grosses für die Unterstützung der Bevölkerung, vor allem der zahlreichen Frauen, welchen Gewalt angetan wurde.
Selbst wenn die Menschenrechtssituation in einigen afrikanischen Staaten sehr schwierig ist, lassen sich die Gläubigen nicht von der Ausübung ihres Glaubens abhalten. In Afrika haben alle Menschen einen Glauben, sei es einen christlichen oder gehören einer afrikanischen Religion an. Atheisten gibt es praktisch keine. Sie pflegen eine lebendige Kultur. In Afrika kennt man zudem keine Suizide.
Radio Maria in Nigeria – interkonfessioneller Dialog
Mit europäischer Unterstützung wurde vor kurzem in Nigeria das in vielen europäischen Ländern bekannte “Radio Maria” begründet. Mit dessen Hilfe kann den Menschen Einiges an Glaubensgut vermittelt werden. Die Kirche erweist sich durch ihre mutigen Engagements stets als Stimme des Volkes, selbst im Kampf gegen die herrschende Korruption. – Es gibt rund 800 jährliche Priesterberufungen, und gegen 1000 Ordensfrauen, welche ihr Leben Jesus weihen. Das kann als Frucht starken Glaubens bezeichnet werden – und dies trotz dem Leiden unter Terror und Verfolgung. Nach afrikanischer Philosophie muss im Leben der Menschen “Alles nach dem Willen gehen”. Hier dürfte ein Unterschied liegen zur häufig gelebten Philosophie in anderen Kontinenten, wo oft dem Willen der Menschen Priorität zukommt.
Der Pflege des bestehenden, interreligiösen Dialoges misst Monsignore Ike einen hohen Stellenwert zu. Er fängt bereits in Familien mit unterschiedlichen Religionen an. In Enugu, der Heimat-stadt des Geistlichen, wirkt ein Komitee für den interreligiösen Dialog. Man sitzt zusammen und sucht nach Lösungen für Fragen des Zusammenlebens, wie auch für Infrastrukturaufgaben, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Dabei gibt es häufig gute Gespräche mit Muslimen, mit denen die Zusammenarbeit gut funktioniert. Obiora Ike betonte schliesslich die grosse Wichtigkeit des Gebetes, um welches er, nebst materieller Hilfe für die sozialen, caritativen und Menschenrechts-Aufgaben, ersucht und dankbar ist.
Durch die Begegnung mit Monsignore Obiora Ike konnten die Gläubigen ein authentisches Bild vom heldenhaften Leben vieler Christen auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in Nigeria, anstellen. Es hat sich auch gezeigt, dass die gezielten Hilfeleistungen aus westlichen Ländern, insbesondere durch Hilfswerke wie “Kirche in Not” (ACN), an kirchliche Einrichtungen und deren Vertreter auf fruchtbaren Boden stossen. - Eine grossartige Antwort auf die Unterstützung humanitärer Projekte in Nigeria besteht im segensreichen Wirken doch zahlreicher nigerianischer Priester in der Schweiz, welche sich hier der Beliebtheit bei vielen Gläubigen erfreuen.
Bild: Monsignore Ike und Stadtpfarrer Häfliger am Altar © Kirche in Not Schweiz
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