Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. "Der Priester fungiert als Ikone Christi"
  2. Bisher unveröffentlichter Brief von Benedikt XVI.: „Ich habe auch auf das munus verzichtet“
  3. ALfA: Demokratische Wachsamkeit zeigt Wirkung: Menschenwürde bleibt unangetastet
  4. Die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils
  5. Humanität unter der Guillotine
  6. Die Welt braucht gläubige katholische Männer, Männer, die sich danach sehnen, Heilige zu werden!
  7. Beben in CDU/CSU nach Merz-Ankündigung von Aussetzung von Waffenlieferungen nach Israel
  8. Kurienkardinal Kurt Koch: „Papst Leo hat eine innere Beziehung zu den Kirchen des Ostens“
  9. Großbritannien: Muslime attackieren christlichen Prediger
  10. „Es war mit Abstand der trockenste Regen seit anno dunnemal“
  11. Brauchen wir zum Erkennen von Menschenwürde Juristen?
  12. Anonymer Beitrag auf X: „bin jetzt 58 und kinderlos. am ende ungewollt“
  13. Jede Sekunde beginnen fünf heilige Messen irgendwo auf der Welt
  14. Prof. Riccardo Wagner: „Hm? Wir Christen sind nicht die Folkloretruppe …“
  15. "Bin immer so ein bisschen dagegen, dass man die Kardinäle in zwei Gruppen einteilt"

Studie: Zwangsheirat gibt es auch in Österreich

24. Juni 2024 in Aktuelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Opfer erleben laut interdisziplinärem Forschungsprojekt massive psychische und physische Gewalt - Appell zur Anhebung des Ehe-Mindestalters auf 18 Jahre und mehr Hilfen


Wien (kaht.net/KAP) Das Phänomen der Zwangsheirat kommt auch in Österreich vor - bei Ehen, die bereits im Ausland geschlossen wurden, etliche jedoch auch im Inland. In welchem Ausmaß es diese schwere Menschenrechtsverletzung hierzulande gibt, versucht erstmals ein Lagebericht zu klären, der nach eineinhalb Jahren intensiver Arbeit eines interdisziplinären Teams am Monat in Wien präsentiert wurde und in vollständiger Form Anfang Juli vorliegen soll. Internationalen Studien zufolge sind zumindest 22 Millionen Menschen weltweit von Zwangsverheiratung betroffen, neun Millionen davon sind Kinder.

Um Datenmaterial für Österreich bemühte sich das Projekt FORMA ("Forced Marriage"). Beteiligt waren dabei Expertinnen und Experten des Ludwig Boltzmann Instituts für Grund- und Menschenrechte, der Universität Wien, des Vereins Orient Express sowie die Caritas der Erzdiözese Wien, deren Rechtsberaterin Maryam Alemi das Forschungsprojekt leitete. Finanziell unterstützt wurde das im Auftrag des Innenministeriums und der Frauen- und Gleichstellungssektion im Bundeskanzleramt durchgeführte Projekt von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).


Um nicht nur auf die Kriminalstatistik, Akten und Gerichtsentscheidungen angewiesen zu sein, wurden qualitative Interviews mit Fachleuten aus NGOs, Behörden und internationalen Organisationen geführt, jedoch auch mit Betroffenen. Das Projektteam analysierte 370 Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts und wertete 129 Akten der Frauenberatungsstelle "Orient Express" aus, die sich an Frauen bei familiären und partnerschaftlichen Problemen, Gewalt und Missbrauch sowie Verwandtschaftsgewalt wendet und mit dem Phänomen Zwangsheirat schon lange vertraut ist.

Das Ergebnis: In 70 Prozent der untersuchten Fälle von "Orient Express" waren Personen von Zwangsheirat bedroht oder betroffen, berichtete Projektleiterin Alemi. In allen Fällen hätten Betroffene psychische Gewalt erlebt, in 90 Prozent der Fälle auch physische Gewalt. Bei der Präsentation geschildert wurde etwa der Fall einer 17-jährigen Betroffenen, die von ihren Eltern zwangsverlobt wurde, als diese von einer heimlichen Beziehung erfuhren. Die junge Frau erfuhr massive physische und psychische Gewalt von ihrem Verlobten und der eigenen Familie. Mithilfe ihres Freundes und der Kinder- und Jugendhilfe gelang ihr schließlich die Flucht in eine Schutzeinrichtung, nur wenige Wochen vor der geplanten Hochzeit.

Neben den Studienergebnissen präsentierten die Forscher auch Empfehlungen. Präventiv sei mehr Aufklärung und Bewusstseinsarbeit vonnöten, insbesondere bei jungen Menschen, sowie genaues Monitoring und bessere Datenerhebung. Gendersensible Daten und Statistiken zu Verdachtsfällen von Zwangsheirat sollten systematisch erhoben und regelmäßige Berichterstellung sowie unabhängiges Monitoring für Fortschritte bei der Umsetzung von Gegenmaßnahmen eingeführt werden. Auch verstärkte Zusammenarbeit von Opferschutzeinrichtungen und Schulen sei zu empfehlen, weiters die Anhebung des Mindestalters für Eheschließungen auf 18 Jahre und mehr Beratung für Ehekandidatinnen und -kandidaten, sagte Helmut Sax vom Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte.

Die Identifikation und der Schutz von Betroffenen sei freilich schwierig, würden sie doch aufgrund von fehlendem Bewusstsein und Scham oft zögern, Hilfe zu suchen oder gar Anzeige zu erstatten, erklärte Projektleiterin Alemi von der Wiener Caritas-Rechtsberatung. Wichtig sei daher bereichsübergreifende Zusammenarbeit von Opferschutzeinrichtungen etwa mit der Jugend- und Sozialarbeit, Strafverfolgung und Justiz, mit Behörden und dem Gesundheitswesen. Niederschwellige Anlaufstellen für mehrsprachige psychosoziale Beratung sollten zudem ausgebaut werden.

Copyright 2024 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
 (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Sommerspende für kath.net - Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit!
  2. "Der Priester fungiert als Ikone Christi"
  3. Bisher unveröffentlichter Brief von Benedikt XVI.: „Ich habe auch auf das munus verzichtet“
  4. Kurienkardinal Kurt Koch: „Papst Leo hat eine innere Beziehung zu den Kirchen des Ostens“
  5. „Es war mit Abstand der trockenste Regen seit anno dunnemal“
  6. Anonymer Beitrag auf X: „bin jetzt 58 und kinderlos. am ende ungewollt“
  7. Castel Gandolfo: Shake-Hands mit Papst Leo, doch Papst Franziskus gab ihm einen Korb
  8. Die Welt braucht gläubige katholische Männer, Männer, die sich danach sehnen, Heilige zu werden!
  9. Die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils
  10. Beben in CDU/CSU nach Merz-Ankündigung von Aussetzung von Waffenlieferungen nach Israel
  11. Kampf der Fakultäten
  12. Großbritannien: Muslime attackieren christlichen Prediger
  13. Brauchen wir zum Erkennen von Menschenwürde Juristen?
  14. Papst schickt Kardinal Schönborn als Delegaten nach Köln
  15. Humanität unter der Guillotine

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz