Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Werden Sie auch an einem Sonntag mit einem Wortgottesdienst beglückt? Dann fliehen Sie!
  2. Vance: 'Das ist orwellianisch und jeder in Europa und den USA muss diesen Wahnsinn zurückweisen'
  3. Klinikgruppe Elisabethenstift Darmstadt: ‚Wer sich für die AfD einsetzt, muss gehen‘
  4. Unsere Kirchen tragen Mitverantwortung für die Islamisten-Anschläge!
  5. Münsteraner Diözesanverband verlangt Rücktritt von kfd-Bundeschefin Mechthild Heil
  6. Franziskus zeigt Beginn einer beidseitigen Lungenentzündung
  7. Mit diesem Wahlaufruf ist die Kirche endgültig kommunikativ als NGO im „Deep state“ gelandet
  8. Kommt Papst-Rücktritt?
  9. Erzbischof Magri entschuldigte sich für „unbeabsichtigte Verletzung der liturgischen Normen“
  10. Nächster Islamisten-Anschlag - diesmal in Villach - 14-jähriger Bub ist tot
  11. US-Bischofskonferenz verklagt die Regierung Trump
  12. Terrordrohung gegen Österreich und Deutschland: Der IS fordert zu Autoattentaten auf
  13. Ahmad Mansour: ‚Islamismus ist eine ernstzunehmende Bedrohung, die Menschenleben kostet‘
  14. Lebensschützer kritisieren Förderung der künstlichen Befruchtung (IVF) durch Präsident Trump
  15. Zeitung: Zustand des Papstes war sehr ernst

Studie: Zwangsheirat gibt es auch in Österreich

24. Juni 2024 in Aktuelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Opfer erleben laut interdisziplinärem Forschungsprojekt massive psychische und physische Gewalt - Appell zur Anhebung des Ehe-Mindestalters auf 18 Jahre und mehr Hilfen


Wien (kaht.net/KAP) Das Phänomen der Zwangsheirat kommt auch in Österreich vor - bei Ehen, die bereits im Ausland geschlossen wurden, etliche jedoch auch im Inland. In welchem Ausmaß es diese schwere Menschenrechtsverletzung hierzulande gibt, versucht erstmals ein Lagebericht zu klären, der nach eineinhalb Jahren intensiver Arbeit eines interdisziplinären Teams am Monat in Wien präsentiert wurde und in vollständiger Form Anfang Juli vorliegen soll. Internationalen Studien zufolge sind zumindest 22 Millionen Menschen weltweit von Zwangsverheiratung betroffen, neun Millionen davon sind Kinder.

Um Datenmaterial für Österreich bemühte sich das Projekt FORMA ("Forced Marriage"). Beteiligt waren dabei Expertinnen und Experten des Ludwig Boltzmann Instituts für Grund- und Menschenrechte, der Universität Wien, des Vereins Orient Express sowie die Caritas der Erzdiözese Wien, deren Rechtsberaterin Maryam Alemi das Forschungsprojekt leitete. Finanziell unterstützt wurde das im Auftrag des Innenministeriums und der Frauen- und Gleichstellungssektion im Bundeskanzleramt durchgeführte Projekt von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).


Um nicht nur auf die Kriminalstatistik, Akten und Gerichtsentscheidungen angewiesen zu sein, wurden qualitative Interviews mit Fachleuten aus NGOs, Behörden und internationalen Organisationen geführt, jedoch auch mit Betroffenen. Das Projektteam analysierte 370 Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts und wertete 129 Akten der Frauenberatungsstelle "Orient Express" aus, die sich an Frauen bei familiären und partnerschaftlichen Problemen, Gewalt und Missbrauch sowie Verwandtschaftsgewalt wendet und mit dem Phänomen Zwangsheirat schon lange vertraut ist.

Das Ergebnis: In 70 Prozent der untersuchten Fälle von "Orient Express" waren Personen von Zwangsheirat bedroht oder betroffen, berichtete Projektleiterin Alemi. In allen Fällen hätten Betroffene psychische Gewalt erlebt, in 90 Prozent der Fälle auch physische Gewalt. Bei der Präsentation geschildert wurde etwa der Fall einer 17-jährigen Betroffenen, die von ihren Eltern zwangsverlobt wurde, als diese von einer heimlichen Beziehung erfuhren. Die junge Frau erfuhr massive physische und psychische Gewalt von ihrem Verlobten und der eigenen Familie. Mithilfe ihres Freundes und der Kinder- und Jugendhilfe gelang ihr schließlich die Flucht in eine Schutzeinrichtung, nur wenige Wochen vor der geplanten Hochzeit.

Neben den Studienergebnissen präsentierten die Forscher auch Empfehlungen. Präventiv sei mehr Aufklärung und Bewusstseinsarbeit vonnöten, insbesondere bei jungen Menschen, sowie genaues Monitoring und bessere Datenerhebung. Gendersensible Daten und Statistiken zu Verdachtsfällen von Zwangsheirat sollten systematisch erhoben und regelmäßige Berichterstellung sowie unabhängiges Monitoring für Fortschritte bei der Umsetzung von Gegenmaßnahmen eingeführt werden. Auch verstärkte Zusammenarbeit von Opferschutzeinrichtungen und Schulen sei zu empfehlen, weiters die Anhebung des Mindestalters für Eheschließungen auf 18 Jahre und mehr Beratung für Ehekandidatinnen und -kandidaten, sagte Helmut Sax vom Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte.

Die Identifikation und der Schutz von Betroffenen sei freilich schwierig, würden sie doch aufgrund von fehlendem Bewusstsein und Scham oft zögern, Hilfe zu suchen oder gar Anzeige zu erstatten, erklärte Projektleiterin Alemi von der Wiener Caritas-Rechtsberatung. Wichtig sei daher bereichsübergreifende Zusammenarbeit von Opferschutzeinrichtungen etwa mit der Jugend- und Sozialarbeit, Strafverfolgung und Justiz, mit Behörden und dem Gesundheitswesen. Niederschwellige Anlaufstellen für mehrsprachige psychosoziale Beratung sollten zudem ausgebaut werden.

Copyright 2024 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
 (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Werden Sie auch an einem Sonntag mit einem Wortgottesdienst beglückt? Dann fliehen Sie!
  3. Vance: 'Das ist orwellianisch und jeder in Europa und den USA muss diesen Wahnsinn zurückweisen'
  4. Franziskus zeigt Beginn einer beidseitigen Lungenentzündung
  5. Mit diesem Wahlaufruf ist die Kirche endgültig kommunikativ als NGO im „Deep state“ gelandet
  6. Kommt Papst-Rücktritt?
  7. Klinikgruppe Elisabethenstift Darmstadt: ‚Wer sich für die AfD einsetzt, muss gehen‘
  8. Dikasterium für die Heiligsprechungen: „Lasst uns für unseren Papst Franziskus beten“
  9. Wie schwer ist der Papst wirklich erkrankt? - Krankheit ist "komplex": Therapie erneut angepasst
  10. Papst weiter im Spital: Kaum Kommunikation über Zustand - Ist sein Zustand ernst?
  11. Unsere Kirchen tragen Mitverantwortung für die Islamisten-Anschläge!
  12. Zustand des Papstes kritisch - Atemnot und Bluttransfusion
  13. Terrordrohung gegen Österreich und Deutschland: Der IS fordert zu Autoattentaten auf
  14. Zeitung: Zustand des Papstes war sehr ernst
  15. Die Selbststrangulation der Kirche in den deutschsprachigen Ländern

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz