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| Nuntius Eterović: „Wir wollen als Christen der Kultur des Lebens dienen“5. Juli 2024 in Spirituelles, 1 Lesermeinung Erich Klausner (ermordet 1934 von einem SS-Mann) hatte „erkannt, dass mit dem Nationalsozialismus eine Kultur des Todes in Deutschland Einzug gehalten hatte, dem er mit seinem Zeugnis als gläubiger Katholik entgegenhalten hatte…“ Berlin (kath.net/pl) kath.net dokumentiert die Predigt S.E. Apostolischer Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović am 90. Todestag von Dr. Erich Klausener in Berlin in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, am 30. Juni 2024 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Weish 1,13-15; 2,23-24; Ps 30; 2 Kor 8,7.9.13-15; Mk 5,21-43 „Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“ (Weish 2,23). Liebe Schwestern und Brüder! An diesem dreizehnten Sonntag im Jahreskreis stellt das Wort Gottes die göttliche Sorge um das Leben des Menschen in den Mittelpunkt. Der Mensch, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde (vgl. Weish 2,23 und Gen 1,26-27), ist im irdischen Leben dem Tod ausgeliefert. Doch Gott „hat keine Freude am Untergang der Lebenden“ und Er „hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“ (Weish 1,13; 2,23). In diesem Zusammenhang können wir die Wunder des Herrn Jesus bei der Erweckung der Tochter des Jairus und die Heilung der an Blutungen leidenden Frau besser verstehen. Denn der Gott, der alles zum Dasein geschaffen hat (Weish 1,14) will durch seinen Eingeborenen Sohn zeigen, dass der Schöpfungsplan einschließt, dass „die Geschöpfe der Welt heilbringend sind“ (Weish 1,14), das heißt einander helfen und sich füreinander einsetzen, wie es der heilige Apostel Paulus in der zweiten Lesung von der Gemeinde in Korinth für die Gemeinde in Jerusalem erbittet. Bevor wir kurz auf die Erzählung im Markusevangeliums zur Erweckung der Tochter des Jairus zurückkommen, möchte ich daran erinnern, dass wir hier in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum zur Feier der heiligen Eucharistie zusammengekommen sind, um des neunzigsten Todestages von Dr. Erich Klausener zu gedenken. Er wurde am 30. Juni 1934 in seinem Dienstzimmer im Reichsverkehrsministerium von einem SS-Mann erschossen. Das Regime wollte sich eines Mannes entledigen, der erkannt hatte, dass mit dem Nationalsozialismus eine Kultur des Todes in Deutschland Einzug gehalten hatte, dem er mit seinem Zeugnis als gläubiger Katholik entgegenhalten hatte, diese Kultur dürfe „keine Macht auf der Erde“ haben, „denn die Gerechtigkeit ist unsterblich“ (Weish 1,14.15) und ist somit Teil der Kultur des Lebens. Seiner letzten kraftvollen Rede beim zweiunddreißigsten Märkischen Katholikentag in Hoppegarten haben wir am vergangenen Montag, dem 24. Juni gedacht. An diesem Sonntag beten wir, dass das Lebens- und Glaubenszeugnis von Erich Klausener, dass sein Blutzeugnis zum geistlichen Reichtum dieser verehrten Teilkirche von Berlin gehöre, so dass dieser Überfluss dem vielfachen Mangel an Glaube abhelfen möge. Die Urne mit seiner Asche wird seit dem 4. Mai 1963 in dieser Kirche bewahrt. Gemeinsam mit den Gebeinen des seligen Bernhard Lichtenberg ist hier ein sprechendes Zeugnis für die Zuversicht des Psalmisten, der betet: „Herr, du hast meine Seele heraufsteigen lassen aus der Totenwelt, hast mich am Leben erhalten, sodass ich nicht in die Grube hinabstieg“ (Ps 30,4). Die Klausener-Gedenkveranstaltungen werden vor allem vom Freundeskreis Dr. Erich Klausener organisiert und gestaltet, wofür ich herzlich danke. Im festen Glauben, dass im Ostergeheimnis des Herrn Jesus der Sieg über Sünde und Tod errungen worden ist, sagen wir mit den Worten des Weisheitsbuches: „Das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde“ (Weish 1,14). Als Apostolischer Nuntius in Deutschland übermittle ich Euch allen, liebe Schwestern und Brüder, die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Franziskus, des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche. Zum Zeichen Eurer Einheit mit dem Papst erteile ich am Ende dieser Heiligen Messe den Apostolischen Segen, Euch, die Ihr hier anwesend seid, und Euren Lieben, sowie den Mitgliedern des Freundeskreises Dr. Erich Klausener. „Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht alleine zu leben Es sind Worte als Vermächtnis, die Pater Alfred Delp SJ als Gefangener ganz in der Nähe in Berlin-Plötzensee kurz vor seinem gewaltsamen Tod am 02. Februar 1945 geschrieben hat. Als Programm galt dieser Satz vielen aufrechten Christen in jener dunklen Zeit von Krieg und Ideologie. Dem Geiste nach galt er auch für Erich Klausener und sein Zeugnis. Die tiefe Zuversicht erwächst nicht zuletzt aus der Heiligen Schrift und dem Zeugnis für Jesus Christus, der uns heute als Heiland begegnet. Denn es kommt jemand zu ihm, der im Abschnitt des Markusevangeliums mit Name und Funktion benannt wird: „einer der Synagogenvorsteher namens Jairus“ (Mk, 5,21). Auch er setzt sein Vertrauen auf den Herrn Jesus und glaubt, dass seine Tochter, die sterbenskrank ist, durch die heilenden Hände Jesu gesund wird (vgl. Mk 5,23). Die Reaktion Jesu ist bezeichnend, denn er macht sich, als wäre er alleine mit diesem Jairus und nicht umgeben von einer großen Menschenmenge, ohne jedes weitere Wort auf den Weg: „Da ging Jesus mit ihm“ (Mk 5,24). Die drängende Not des Vaters berührt den Herrn. Das ist eine Haltung, die das ganze Christentum durchdringen muss. Die Not des anderen, der an Seele und Leib Hilfsbedürftigen darf uns um Jesu willen nicht ungerührt lassen. Das verbindet Pater Delp mit Erich Klausener, dessen soziale Leistungen als Landrat in Adenau und vor allem in Recklinghausen bis heute im Bewusstsein der Menschen sind. In seiner Verantwortung hat er als Politiker getan, was der Jesuit und Seelsorger Delp ins Wort bringt: „Man wird uns (Christen) die Botschaft vom Heile nicht glauben, wenn wir nicht alles tun für die Heilung des gegenwärtigen Lebens!“ Das erschließt sich aus der Botschaft des Evangeliums, worauf der Völkerapostel hinweist: „Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ (2 Kor 8,9). Dabei kümmert es den Herrn nicht, wenn die Leute ihn auslachen (vgl. Mk 5,40). Alles, was er tut, vollbringt er im Gehorsam gegenüber seinem himmlischen Vater. Was den Leuten gefällt, interessiert ihn nicht. Ihn treibt die Sorge um den Menschen an. Hierfür braucht er keine Öffentlichkeit. Der Herr Jesus scheut die Sensation. Die Erweckung des Mädchens ist daher etwas, was nur wenige miterleben und wovon die große Menschenmenge ausgeschlossen bleibt: es sind nur die Eltern und die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, die auch bei der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor dabei sein dürfen. In diesem kleinen Kreis weckt er das Mädchen auf. Und als wäre diese Wundertat nicht genug, um seine Sorge um die „Heilung des gegenwärtigen Lebens“ zu beweisen, von er nicht will, dass sie herumerzählt wird (vgl. Mk 5,43), gibt der Herr Jesus die Anweisung, „man solle dem Mädchen etwas zu essen geben“ (Mk 5,43). Vor diesem Hintergrund versteht man die soziale Gesinnung eines Erich Klausener besser, der sich vor allem um die Gesundheitsfürsorge von Müttern und Kinder im Landkreis Recklinghausen gekümmert hat. Auch in Berlin, das von der Weltwirtschaftskrise seit Ende des Jahres 1929 und in der Folge von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelt wurde, setzte er sich als Vorsitzender der Katholischen Aktion für die Werke der Caritas und vor allem für die Jugendlichen ein. Das Ziel wurde in einem Satz zusammengefasst: Wir „müssen unseren erwerbslosen Jugendlichen … nicht nur materiell helfen, sondern vor allem an der Seele gesund erhalten“. Bis heute ist die christliche Solidarität mit den an Leib und Seele Bedürftigen unverzichtbar. Und die geistliche Klugheit des Apostels Paulus möge uns immer ermuntern, darin nie nachzulassen: „Im Augenblick soll euer Überfluss ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluss einmal eurem Mangel abhilft“ (2 Kor 8,14). Denn schon morgen können wir die sein, die Hilfe benötigen. Der Überfluss ist nicht nur materiell zu verstehen, sondern auch spirituell. Wir wollen als Christen der Kultur des Lebens dienen und im festen Vertrauen auf den dreieinen Gott auch denen widerstehen, die uns Böses oder gar den Tod bringen wollen. Heute vor neunzig Jahren wurde Erich Klausener umgebracht. Dem allwissenden Gott sind die Namen der Täter bekannt. Unser Herr Jesus gibt uns in der Bergpredigt den Auftrag: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44). Ob Erich Klausener noch die Möglichkeit hatte, seinem Mörder zu vergeben, wissen wir nicht. Aber wir kennen die Haltung, mit der er lebte und wirkte: „Sei wahrhaftig in deinem Handeln“ war einer seiner Leitsätze, die auch heute noch Geltung haben, denn nur so können wir dem nachfolgen, der als einziger von sich sagen kann: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Jesus Christus ging nicht nur mit dem Synagogenvorsteher Jairus, er machte sich auch auf den Weg, um den ersten Berliner Blutzeugen zu stärken, der heute vor neunzig Jahren starb. Er war auch bei denen, die zehn Jahre später ab dem 20. Juli 1944 als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime inhaftiert und umgebracht wurden. Darunter auch Pater Alfred Delp SJ. Das heldenmutige Zeugnis dieser Menschen möge uns dazu ermuntern, mit Vernunft und festem Glauben, geistig und geistlich gegen alle Ideologien anzugehen, die in unseren Tagen gegen die Würde des Menschen kämpfen, das heißt gegen seine Freiheit in einem demokratischen Rechtsstaat. Des Menschen Würde gründet in Gott, der ihn nach seinem Abbild geschaffen hat (vgl. Gen 1,27). Vertrauen wir uns der geliebten Gottesmutter an, der Königin der Märtyrer, dem seligen Bernhard Lichtenberg und allen Blutzeugen. Sie mögen uns vom dreieinen Gott erflehen, dass Er die geliebte Erzdiözese Berlin vor dem Bösen bewahre und alle Menschen behüte, damit sie erfahren, was es bedeutet: „Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“ (Weish 2,23). Amen. Archivfoto Nuntius Eterović (c) Apostolische Nuntiatur Berlin Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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