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"Der Blick in die Kristallkugel des Bischofs"

vor 8 Stunden in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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"Führungspersönlichkeiten sollen immer die Zukunft ihrer Organisation kennen müssen. Das scheint auch für Bischöfe zu gelten. In Wirklichkeit liegt die Zeit und damit auch die Zukunft der Kirche in Gottes Hand." Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Man werde künftig, so Udo Markus Bentz, Erzbischof von Paderborn, in einem Interview mit seiner Bistumszeitung, „nicht in gleicher, flächendeckender Weise Eucharistie“ feiern können. Für diese Aussage muss man kein Wahrsager sein, dazu reicht es über Land zu fahren. Leicht kann man in so manchem Dorf im Sauerland feststellen, dass hier noch eine Messe gefeiert wird, weil man noch einen rüstigen Pensionär oder zwei im Team des Pastoralen Raumes hat. Wenn der weg ist, ist auch die Messe weg. In vielen kleinen Orten ist man schon bei einer Messe alle vier Wochen angekommen. Der Aufschlag wird krachend sein, wenn die große Zahl der jetzt über siebzigjährigen Priester nicht mehr helfen kann. OK, dazu muss man kein Wahrsager sein. In anderer Hinsicht ist der neue Oberhirte von Paderborn so ehrlich, den Blick in die Glaskugel zu verweigern. Wörtlich sagt er: „Wie wir künftig unsere seelsorgliche Arbeit gestalten und strukturieren, ist im Umbruch und noch offen. Es gibt noch nicht das klare Bild, wohin wir uns entwickeln.“ Zugleich drängt er aber auch auf Entscheidungen, da keiner gerne in Ungewissheit lebe. Beeindruckend ist zudem, dass der Erzbischof trotz aller Beratungsleistungen von Gremien und Fachleuten, die er angibt, gerne anzunehmen, klarstellt, dass es am Ende er ist, der entscheidet. Er bleibt dennoch in vielen Fragen sehr vage.

Auch der Bischof von Mainz äußerte sich in einer Predigt an Erscheinung des Herrn unter anderem zur Zukunft der Kirche. Neben einer ausgesprochen verzichtbaren Angstmetaphorik, die all jenen, die bei kirchlichen Reformen andere Wege suchen wollen als den verkorksten Synodalen Weg, spricht er davon, die abnehmenden Zahlen der Gläubigen hätten Auswirkungen auf die äußere Form der Kirche. Der Bischof von Mainz möchte die Kirche offensichtlich lehrmäßig entkernen oder verschlanken, wenn er sagt: „Christinnen und Christen verstehen sich als Weggefährten ihrer Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, sie treten nicht als die auf, die schon alles wissen, auch wenn genau diese Haltung manchmal noch lautstark hervortritt“. Man muss sich bewusst machen, dass man es hier mit einer Nullaussage zu tun hat, die in verschiedenen Kontexten wahr oder falsch sein kann. Selbstverständlich weiß ein Katholik, der den Katechismus studiert hat, was in Fragen des Glaubens und der Sitten richtig oder falsch ist und kann darüber Zeugnis ablegen. Was Christen definitiv nicht wissen: Wie morgen das Wetter wird. Wie die Wahl ausgehen wird. Ob die Bahn pünktlich kommt. Welche unternehmerische Entscheidung definitiv die richtige ist. In all diesen Fragen kann man mehr oder weniger Kompetenz haben und mit Glück oder Pech falsch oder richtig liegen. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Der Bischof stellt den Kontext seiner Aussage gleich selbst her: „Bis sich eine neue Kultur des Miteinanders in einer Weltkirche etabliert, werden wahrscheinlich Generationen vergehen, denn Kultur verändert sich nicht auf Knopfdruck.“ Wer hier liest, dass am deutschen synodalen Wegwesen die Weltkirche genesen solle, liegt garantiert nicht völlig falsch.


Beide Stellungnahmen, sowohl das Interview als auch die Predigt, sind deutlich länger und können hier nur angedeutet werden. Es geht um einen bestimmten Punkt im Rahmen bischöflicher Stellungnahmen zur Zukunft der Kirche. Im Fokus stehen immer wieder Struktur, Dialog, Miteinander, Beratung, Entscheidung und vieles mehr. Jeder beliebige Verein, jede NGO könnte so argumentieren. Für die Kirche ist das zu wenig. Im Interview des Erzbischofs von Paderborn taucht Jesus Christus nicht einziges Mal namentlich auf. In der Predigt des Bischofs von Mainz geht es natürlich um den Weg der Weisen zum Kind. Aber wo es um die Zukunft der Kirche geht, kommt auch der Mainzer Oberhirte mit weltlichen Werkzeugen aus. Nun geht es nicht darum, hier willkürlich zwei Bischöfe vorzuführen. Beide Texte enthalten bedenkenswerte Hinweise und natürlich müssen wir in Fragen der Leitung und Entscheidungsfindung auch innerhalb der Kirche mit den Mitteln und Werkzeugen der Welt arbeiten. Das war auch in der Geschichte der Kirche immer so.

Was irritiert, ist die sehr grundsätzliche Tendenz von Bischöfen – die beiden stehen hier pars pro toto - in öffentlichen Äußerungen die Zukunft der Kirche oder auch die Wege der Kirche in ihre Zukunft allzu säkular zu beschreiben. Dazu noch ein Beispiel aus dem Interview mit Erzbischof Bentz: „Wir müssen noch mehr als bisher lernen, mit der Pluralität gut umzugehen, sich gegenseitig als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu erleben. In aller Vielheit sich auch immer wieder des Gemeinsamen versichern. Kirche ist pluraler denn je, dahinter kommen wir nicht zurück. […] Die Frage ist: Gelingt es uns, die Dialogprozesse und das gemeinsame Entwickeln gut zu begleiten und zu unterstützen?“ Als erstes drängt sich da die Frage auf, ob zu der genannten Pluralität auch diejenigen gehören, die lieber in die Alte Messe gehen, ob die dazu gehören, die gerne an ihrem Wohnort Anbetung und Rosenkranzgebet etablieren würden (geht übrigens beides ohne Priester). Natürlich sind Dialogprozesse wichtig, doch mit wem wird denn gesprochen? Die riesigen pastoralen Räume wählen (mit einer Wahlbeteiligung von unter 10 Prozent) kleine Pastoralräte, die Delegierte in Dekanatsräte entsenden, die Delegierte in den Diözesanrat entsenden. Selbst auf den untersten Ebenen sind die Räte oft genug von sehr partikularen Interessen geleitet. Diese werden einfach nach oben durchgereicht.

Im Jubiläumsjahr des Konzils von Nicäa könnte das Credo ein Aspekt sein, unter dem man die Dialogprozesse führt. Wie groß ist eigentlich der Anteil unter den haupt- und ehrenamtlichen Laien in der Kirche, die das Credo ohne Vorbehalte beten können? Glaubt denn allen Ernstes jemand, dass in den kirchlichen Gremien die Verhältnisse nicht so sind, wie in der gesamten Kirche in Deutschland? Nur sechs Prozent der Katholiken gehen am Sonntag in die Heilige Messe. Es dürfte an ein Wunder grenzen, wäre die Quote in den Räten deutlich anders. Nur jeder dritte Katholik glaubt an Jesus Christus. Ob das in den Räten mehr sind? Gerne nehmen deutsche Bischöfe Papst Franzskus und seine Synodalität in ihre Reden auf. Ebenso gerne ignorieren sie den dringenden Wunsch des Papstes zur Neuevangelisierung. Es gibt zahlreiche Gruppierungen in Deutschland, die sich genau dies auf die Fahnen geschrieben haben. Bezieht man diese in die Dialoge ein? Wohl kaum. Sind diese Gruppierungen bei Überlegungen zur Zukunft der Kirche ein Aspekt in den bischöflichen Gedanken dazu? Eher nicht.

Und damit sind dem Grunde nach schon genügend Fakten zusammengetragen, warum diese ganzen Kristallkugeln einfach nicht funktionieren werden. Die Kirche der Zukunft ist eine Kirche von überzeugten Gläubigen, die den Glauben der Kirche verinnerlichen, sich offen und frei zu Jesus Christus bekennen und für die die Moral kein Spielfeld der Beliebigkeit ist. Die Zukunft der Kirche wird bestimmt von denen, die das Evangelium und den Katechismus lesen. Es sind jene, die auskunftsfähig sind, was wir Christen glauben. Noch lange, sehr lange können – vor allem in den reichen westlichen Bistümern – die Strukturen mit viel Geld aufrecht erhalten werden. Aber auch hier nötigen die Sparzwänge dazu, sich aus einzelnen Orten ganz zurückzuziehen. Es ist an der Zeit, sich ehrlich zu machen. Auch in katholischen Gebieten kreisen die Abrissbirnen über Kirchengebäuden. Das ist kein Drama, leben vor Ort wieder genügend Christen, werden sie eine neue Kirche bauen. Das war auch früher schon so. An manchen Orten könnte man das Gebäude erhalten, wenn es die Bürger wollen und bezahlen. Aber eines sollte man immer wissen: Nicht Geld baut die Kirche, die Kirche baut allein der Glaube auf.

Wenn es der Kirche, ganz konkret den einzelnen Bistümern und in deren Gliederungen den Gemeinden vor Ort nicht gelingt, Jesus Christus in die Mitte zu stellen, ihn anzubeten, mit ihm und aus dem Evangelium den Alltag zu gestalten, kurz gesagt, eine kreative Minderheit in einer säkularen Umwelt zu sein, dann hat die Kirche an solch einem Ort keine Zukunft. Und im Grunde ist es nur das, was ich von meinem Bischof in seinem nächsten Interview gerne lesen möchte: Wie kann es im Erzbistum Paderborn gelingen, an ganz konkreten Orten und in ganz konkreten Gemeinschaften Jesus Christus in die Mitte zu stellen? Wie kann Neuevangelisierung im Erzbistum Paderborn aussehen? Was die im viel zu großen Generalvikariat und in den unzähligen Gremien treiben oder wie der Bischof zu seinen Entscheidungen kommt, interessiert mich nicht die Bohne. Das dürfte übrigens den meisten Katholiken so gehen.

 

Bild oben: Den Blick in die Zukunft der Kirche zeigt sich auf für Bischöfe eher nicht in der Kristallkugel. Vielleicht sollten wir besser auf Jesus Christus setzen als auf säkulare Methoden. Foto: Peter Winnemöller - Mit AI generiert.


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Lesermeinungen

 SalvatoreMio vor 1 Stunden 
 

Die Situation - einfach skizziert!

Als ich mich einst durchrang, beim Eintritt ins Gotteshaus vor Christus die Knie zu beugen, war ich wohl die einzige, die es zuvor nicht kannte und nicht tat. - Mache ich es heute selbstverständlich auch, so bin ich eine der wenigen, und gelegentlich taucht der Gedanke auf: "Hält man mich jetzt vielleicht für einen frömmlerischen Pharisäer?"


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 Mariat vor 2 Stunden 

Papst Joh.. Paul II. sagte: " reißt die Tore weit auf für Christus!" "Habt keine Angst!"

Jesus sagte:"Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen."Joh 1,42)
Wenn wir selbst treu bleiben - in der Kirche bleiben - kommen weitere Menschen dazu.
Das ganze wie, oder was, oder wenn - ist nur Gerede und bringt nichts - sondern führt in die Irre. 


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 Jörgen vor 5 Stunden 
 

Es ist schlimm, das dies alles stimmt.

Bei uns sind KGR/PGR im Sonntagsgottesdienst kaum zu sehen und weitgehend auf (deutsch-) synodaler Linie.
Oft ist die Anzahl der Kandidaten identisch mit der Anzahl zu vergebender Sitze. Wie es mit dem Credo aussieht, kann ich nicht sagen, aber die Annahme des Autors hat sicher Berechtigung.

Die angesprochenen Dialogprozesse sind somit eher ein Rotieren in der eigenen Blase - wie soll sich hier für ein Fortschritt ergeben können?

Und diejenigen, die andere Vorstellungen haben, sind doch eh schon als die Bösen, die Unwilligen, die Rechtsaußen abgestempelt, Dialog unerwünscht.


3
 

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