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Nuntius Eterović: „Liebe Brüder und Schwestern, die Lehre Jesu geht uns alle an“

vor 5 Tagen in Spirituelles, keine Lesermeinung
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„Wir alle sind aufgefordert, unsere Feinde zu lieben, indem wir anfangen, für sie und für ihre Bekehrung zu beten. Die Feindesliebe ist anspruchsvoll, wie die Märtyrer zeigen, die aus Hass auf ihren Glauben an den Herrn Jesus ermordet worden sind…“


Berlin (kath.net/pl) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Nicola Eterović in der Apostolischen Nuntiatur Berlin 23. Februar 2025, dem 7. Sonntag im Jahreskreis , in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – 1 Sam 26,2.7-9.12-13.22-23; Ps 103; 1 Kor 15,45-49; Lk 6,27-49

„Liebt eure Feinde“ (Lk 6,27)

Liebe Brüder und Schwestern!

Im Zusammenhang mit den Seligpreisungen ist das Gebot des Herrn Jesus, die eigenen Feinde zu lieben, ein Höhepunkt. Es steht im Gegensatz zu unseren spontanen Reaktionen auf Aggression, einen Angriff oder eine feindliche Aktion. Gleichsam spontan sind wir in Versuchung, auf gleiche Weise zu handeln und nach der Maxime im Alten Testament zu verfahren: „Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme“ (Ex 21,24-25). Die Lehre Jesu ist davon radikal verschieden. Er selbst führt aus: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin! Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel“ (Mt 5,38-40). Auf gleicher Linie findet sich auch der Evangelist Lukas, wie wir im heutigen Evangelium gehört haben. Er wiederholt auch uns die wahre Lehre: „Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen“ (Lk 6,27-28). Wir müssen jedoch anerkennen, dass uns die Verwirklichung dieser Lehre des Herrn Jesus sehr schwerfällt. In gewisser Weise können wir uns rechtfertigen, dass die Seligpreisungen einen Gipfelpunkt des Christlichen darstellen, zu dem wir erst auf dem Weg sind, aber den wir noch nicht erreicht haben. Doch das Wort Jesu ist klar, anspruchsvoll und zugleich der Weg zur Befreiung von Hass, Groll und dem Drang nach Rache und Vergeltung. Es macht das Herz des Menschen frei für eine selbstlose Liebe zu Gott und dem Nächsten, den Feind eingeschlossen.

„Der Herr wird jedem seine Gerechtigkeit und Treue vergelten“ (1 Sam 26,23).


Wir haben den alttestamentlichen Spruch erinnert: „Auge für Auge, Zahn für Zahn“. Es gibt aber im Alten Testament auch eine Entwicklung in der Beziehung zu den Feinden. Das ergibt sich aus der ersten Lesung, wo die Haltung des David gegenüber seinem Feind Saul hervorgehoben wird, dem König von Israel, der ihn töten wollte. Der Grund war Neid, weil David größeren Erfolg als Saul im Kampf gegen die gemeinsamen Feinde hatte. Der König wollte verhindern, dass David beim Volk immer bekannter wurde und zu einem Rivalen würde, der den Thron beanspruchen könnte, der seinem Sohn Jonathan gebührte (vgl. 1 Sam 21,30-33). Da er wusste, dass der König ihn töten wollte, floh David aus dem königlichen Palast. Ganz im Gegensatz zu dem, was man vom menschlichen Gesichtspunkt aus erwarten würde, wollte David den Saul nicht töten, auch dann nicht, als er dazu die Gelegenheit bekam. Seinem Gefährten Abischai, der auf diesen Akt drängte, antwortete David: „Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine Hand gegen den Gesalbten des Herrn erhoben und ist ungestraft geblieben?“ (1 Sam 26,9). Über den Respekt hinaus, dass Saul von Samuel zum König von Israel gesalbt worden war, will David das Recht und die Gerechtigkeit nicht in seine Hände nehmen, sondern vertraut dem gerechten Urteil von JWHW: „Der Herr wird jedem seine Gerechtigkeit und Treue vergelten. Obwohl dich der Herr heute in meine Hand gegeben hatte, wollte ich meine Hand nicht an den Gesalbten des Herrn legen. Doch denk daran: Wie dein Leben heute in meinen Augen wertvoll war, so wird auch mein Leben in den Augen des Herrn wertvoll sein; er wird mich aus aller Bedrängnis erretten“ (1 Sam 26,23-24). Die edle Haltung des David bewegt König Saul, der ihm voller Dankbarkeit antwortet: „Gesegnet seist du, mein Sohn David. Du wirst es sicher vollbringen, dir wird es auch bestimmt gelingen“ (1 Sam 26,25).

„Liebt eure Feinde“ (Lk 6,27).

Der Herr Jesus bringt die Haltung von David zur Vollendung, der König Sau nicht töten wollte und damit Gewalt nicht mit Gewalt beantwortet hat. Doch Jesus verlangt von seinen Jüngern noch mehr, denn er will nicht nur den Verzicht darauf, die Feinde zu töten, sondern er verlangt, sie zu lieben: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen“ (Lk 6,27-28). Der Herr nennt zwei Gründe, ein solches Verhalten seiner Jünger einzufordern. Der erste bezieht sich auf die sogenannte Goldene Regel, welche die Beziehungen zwischen den Menschen leiten soll: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen“ (Lk 6,31). Das sollte für alle Menschen gelten, jenseits von Unterschieden der Nationalität, Religion, Kultur und sozialer Zugehörigkeit. Der zweite Grund ist eher theologischer Natur, denn sie bezieht sich auf die Haltung Gottes zu den Menschen: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36). Und der himmlische Vater ist gut und barmherzig zu allen Menschen, die nach seinem Bild geschaffen sind (vgl. Gen 1,27). „Denn Er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45). Der Christ muss mehr tun als andere Menschen, die nur jene lieben, die sie lieben, die denen Gutes tun, die ihnen gut sind, die jenen leihen, die das Geliehene auch zurückgeben werden (vgl. Lk 6,32-34). Der Christ ist gerufen, die menschliche Gerechtigkeit zu übertreffen. Und dies aufgrund seines Glaubens an Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist, der nicht allein dreimal heilig ist, sondern in sich die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,8). Wie der Sohn des himmlischen Vaters, so ist der Christ gerufen, sich folgerichtig und konsequent zu verhalten: „Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück“ (Lk 6,29-30). Das „materiell-äußere“ Verhalten muss inspiriert sein, beseelt von einer geistlichen Haltung: „Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen“ (Lk 6,28). Jesus ist sich bewusst, dass es sich hierbei um ein sehr anspruchsvolles Gebot handelt, und zeigt den Weg, den man verfolgen muss, um zur wahren Feindesliebe zu gelangen. Ein wichtiger Schritt ist, für die zu beten, die uns beschimpfen (vgl. Lk 6,28). Ein weiterer könnte darin bestehen, dem Feind Gutes zu tun und zu leihen, ohne es zurück erhoffen (vgl. Lk 6,35). Neben der Gabe der Liebe zu allen, einschließlich zu den Feinden, verheißt der Herr einen Lohn: „Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (Lk 6,35).

Liebe Brüder und Schwestern, die Lehre Jesu geht uns alle an: wir alle sind aufgefordert, unsere Feinde zu lieben, indem wir anfangen, für sie und für ihre Bekehrung zu beten. Die Liebe gegenüber den Feinden ist anspruchsvoll, wie die Märtyrer zeigen, die aus Hass auf ihren Glauben an den Herrn Jesus (in odium fidei) ermordet worden sind, aber sterbend für ihre Verfolger gebetet haben und dem Beispiel Jesu folgten, der als Gekreuzigter den Vater bat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Dieses Gebot wird jedoch noch schwieriger im Kriegsfall, wie er beispielsweise in Ukraine geschieht, dem Land, das seit drei Jahren unter der Aggression durch die Russische Föderation zu leiden hat. In Treue zur Lehre des Herrn Jesus erlaubt die Katholische Kirche nur einen Verteidigungskrieg unter strengen Bedingungen. Ohne tiefer in die Diskussion zu diesem komplexen Thema einzusteigen, sei an das erinnert, was der Heilige Vater Franziskus kürzlich gesagt hat. Mit Bezug auf die Pastoralkonstitution Gaudium et spes des Zweiten Vatikanischen Konzils hat der Papst wiederholt: „Dieser Waffendienst darf nur zur legitimen Verteidigung ausgeübt werden, niemals um anderen Nationen die Herrschaft aufzuzwingen. Die internationalen Konventionen im Hinblick auf Konflikte müssen stets beachtet werden und vor allem muss der heilige Respekt vor dem Leben und der Schöpfung gewahrt werden“ (Angelus, 09. Februar 2025).

Vertrauen wir unsere Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter Jesu und unsere Mutter, damit der allmächtige und barmherzige Gott uns allen die Gnade schenke, Gott und den Nächsten zu lieben, die Feinde eingeschlossen. Wir beten besonders darum, dass Er der Welt Frieden gewähre und sich alle Menschen als Brüder und Schwestern erkennen, Kinder des einen Vaters, damit wir alle in der Kraft des Heiligen Geistes das Gebot des Herrn Jesus verwirklichen: „Liebe eure Feinde“ (Lk 6,27). Amen.

Archivfoto Nuntius Eterović (c) Apostolische Nuntiatur Berlin


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