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Eine ‚Weichspüler’- oder ‚Warmduschertheologie’ bringt niemandem etwas

25. November 2006 in Österreich, keine Lesermeinung
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Pater Ludwig Maria Gmoser OSB, ein Priester aus der Erzdiözese Wien, setzt auf Mission und möchte um jeden Preis Seelen retten – Ein Portrait von Alexa Gaspari / Vision 2000.


St. Pölten (www.kath.net/Vision2000)
„Ein Prophet mit Durchblick“, hat eine Freundin unlängst Pater Ludwig Maria Gmoser bezeichnet und mich damit neugierig gemacht. Also rufe ich ihn an, um ihn um ein Interview zu bitten. Schon am Telefon gefällt mir seine lockere, entspannte und fröhliche Art, und so bin ich vor ein paar Tagen nach Maria Roggendorf gepilgert, um ihn zu treffen. Der Pater lebt dort im jüngsten Benediktinerkloster Österreichs gemeinsam mit acht Mitbrüdern.

In gemütlicher Atmosphäre erzählt er über seinen Werdegang: Er ist in Fürstenfeld in der Oststeiermark am 22. Oktober 1958 als erstes von 5 Kindern geboren. Getauft wird er zu Allerheiligen auf den Namen Josef. Eines der fünf Geschwister, eine Frühgeburt, ist schon im Himmel, höre ich und freue mich, daß er dieses Geschwisterchen mitzählt. Auch ihn hätte seine Mutter fast verloren. Als Baby und Kleinkind war Josef oft krank. Ab dem dritten Lebensmonat leidet er unter Kehlkopfkrämpfen: „Ein Gefühl, als ob mir jemand den Hals zuschnüren würde“, erinnert er sich heute noch.

Der Vater ist Forstfacharbeiter, die Mutter Hausfrau, beide sehr gläubig. Täglich am Abend betet die ganze Familie den Rosenkranz. Das tägliche Beten hat den kleinen Josef nie gestört, wohl aber daß es zu Hause keinen Fernseher gab. Heute weiß er, wie sehr er und seine Geschwister durch diese Abstinenz geschützt waren. „Wir hatten eine sehr behütete Kindheit und Jugend. Sehr vom Glauben geprägt.“

Daß ihm Gott schon als Kind ein Anliegen war, beweist eine Geschichte: Mit elf alleine auf Skiern unterwegs, bricht er sich mehrere Knochen. Während er sich auf allen vieren dahinschleppt, finden ihn seine Schwestern. Die Folge: Liegegips. Diese Zeit nutzt er, um die ganze Bibel durchzulesen.

Nach Volks- und Hauptschule lernt Josef den Beruf des Forstfacharbeiters, in dem er sechs Jahre mit Freude arbeitet. Mit 16 lernt er die Legion Mariëns kennen und schätzen. Er ist ungefähr 19, als er zum ersten Mal den Ruf des Herrn vernimmt. „Ich habe ihn aber noch nicht verstanden“, meint er heute. Auch denkt er nicht im Traum daran, Priester zu werden. Sein Wunsch: eine Familie mit vielen Kindern.

„Ich habe sogar schon die Bäume ausgesucht, die ich für mein Blockhaus brauchen würde.“ Er tanzt und reitet gern, ist ein begeisterter Kajaksportler. Vor allem aber ist da das Jagen. In einige Länder Europas, sogar bis nach Afrika führt ihn das Jagdfieber. Nächtelang allein auf Ansitz: schauen, hören, riechen, fühlen. Josef ist gern in der Natur, liebt Wald und Tiere.

Andererseits engagiert er sich aber sehr in der Legion Mariëns. Dadurch ergibt sich ein Kontakt mit Maria Roggendorf und Pater Hermann Groer, dem späteren Kardinal. Dieser erkennt die Berufung des jungen Mannes und gibt ihm den Rat, Gott um ein Zeichen zu bitten. „Die Zeichen habe ich bekommen, doch mir das nicht zugetraut - vier Jahre lang“, erinnert sich der Pater. „Bei mir ist das immer so“, erklärt er lächelnd, „zuerst traue ich mir etwas nicht zu. Wenn ich aber dann sage, das mache ich, dann tu ich es auch.“

Wie war das also mit den Zeichen? „Ich habe gesagt: ,Schaffe ich das erste Jahr Gymnasium ohne Fünfer, mache ich weiter.’ Ich hatte dann nur einen Zweier, sonst lauter Einser, also bin ich wie versprochen geblieben.“

Mit 22 also zurück in die Schule, ins Gymnasium von Hollabrunn, wo er auch maturiert. Noviziat im Stift Göttweig bei den Benediktinern. Bei seinem Eintritt weiht er sich nach dem Vorbild des Heiligen Ludwig Maria von Montfort - dessen Namen er bei der Einkleidung erhält - der Gottesmutter. Ihr verdanke er alles, betont er. In Wien studiert er Theologie und Religionspädagogik. Im Mai 1994 wird er zum Diakon, am 19. November in Maria Roggendorf zum Priester geweiht.

Knapp vor der Diakonweihe wird es allerdings noch dramatisch: Er bekommt eine schwere Gelbsucht - die gleiche Art, die damals Bischof Florian Kuntner das Leben kostete. Dramatisch hohe Leberwerte. „Ich erkannte damals im Spital, daß es jetzt ans Eingemachte geht. Habe mir gedacht: Jetzt habe ich mühsam Matura und Studium gemacht und da soll ich knapp vor der Weihe sterben? Na gut, okay. Wenn Du das wünschst, lieber Gott, bin ich bereit“, erinnert sich mein Gegenüber. Doch Gott hat andere Pläne: Wider Erwarten erholt sich der Schwerkranke rasch und wird nach drei Wochen wieder entlassen.

Nach der Priesterweihe folgen fünf Jahre als Religionsprofessor an der HTL und am BG. Er wird einer Pfarre als Kaplan, dann als Moderator zugeteilt. Von Anfang an ist er beim Aufbau des Klosters in Maria Roggendorf mit dabei, wo er nun seit 26 Jahren lebt. Hier erlebt er auch die Angriffe auf Kardinal Groer mit.

Ohne Schnörksel erklärt er mir dazu folgendes: „Ich habe viele Jahre hier mit anderen jungen Klerikern und dem Kardinal gelebt. Was ich sagen kann ist, daß er wie ein Vater zu uns war und nie etwas getan hat, das Sünde oder nicht in Ordnung gewesen wäre. Er war gerecht, streng sowie ein guter, gütiger Lehrer, großzügig und barmherzig, wenn wir - viele waren spätberufen - nicht so waren wie wir sein sollten.“ Die Schule des Kardinals und vor allem die Führung der Gottesmutter sind die Säulen seines Glaubensweges.

Ich staune nicht schlecht, als mir der Pater nun folgendes erzählt: Von 1993 bis Ende 2004 habe er sich auch als Rutengänger betätigt, er sei auf diesem Gebiet sogar ein international anerkannter Spezialist gewesen. Was er da getan habe? Wasseradern und Störzonen, wo Schlafplätze durch Strahlungen belegt waren, habe er gesucht. Alles in guter Absicht. Doch langsam wird ihm klar: „Wenn man sich mental bei diesem geistigen Unternehmen öffnet, kann man nicht kontrollieren, welche geistigen Kräfte Zugang bekommen - und welchen Schmutz man da mitbekommt.“

Ich will das jetzt genau wissen. Und der Pater antwortet: „Besonders schlimm ist es, wenn man die Radiästhesie mit Schamanismus oder okkulten Praktiken verbindet: Dann bekommen die Dämonen Zutritt. Dämonen sind schlau. Sie nehmen sich nicht alles auf einmal, sind bedacht, sich zu verstecken und wollen immer mehr Macht über die Menschen gewinnen - zunächst über jene, die nach Wasser suchen.

Diese geraten dann in Versuchung, durch ihre Gabe Macht auszuüben, da sie ja etwas wahrnehmen, das andere nicht erkennen. Die Dämonen gewinnen aber Macht auch über jene, die meinen ohne die Dienste der Rutengänger nicht mehr auszukommen. So geraten immer mehr Menschen in Abhängigkeiten.“

Der Pater fährt fort: „Der größte Teil in der Radiästhesie läuft heute wohl über Esoterik. Da wird viel Geld verdient und viel Schaden angerichtet. Und alles was in Verbindung mit asiatischen Religionen und Denkweisen praktiziert wird, zerstört den personalen Gottesbegriff. Das ist klar abzulehnen. Das ist Götzendienst.“

Im Dezember 2004 nach Exerzitien bei Pater James Manjakal kommt für ihn die große Wende: Er erkennt, daß seine Aufgabe allein die Seelsorge ist. Seine Berufung sei es, viele Seelen zu gewinnen, sagt ihm Pater James. Und rückblickend stellt Pater Ludwig Maria fest, daß es vieler Gnaden und des Befreiungsgebets bedurft habe, um ganz frei von den Einflüssen der unreinen Kräfte und Mächte zu werden.

Wie problematisch die Sache war, wird daran deutlich, daß er monatelang eine hartnäckig offene Stelle am Hals hatte. Kein Arzt kann helfen. Erst nach einem Befreiungsgebet und dem endgültigen Abschied vom Rutengehen heilt die offene Stelle. Betroffen höre ich den Pater sagen: „In der Zeit, in der ich gependelt habe, hatte ich heftige Angriffe, war zweimal fast soweit, das Kloster zu verlassen. Im Nachhinein gesehen, muß ich sagen: Es war reine Gnade Gottes, daß ich da keine Dummheiten gemacht habe. Ich weiß, daß viele für mich gebetet und geopfert haben.“

Wie aber ist das mit den Charismen, die Pater Ludwig Maria jetzt ausübt? Das Charisma der Heilung und das der Unterscheidung der Geister hat er bei Exerzitien bekommen. Er hatte um sie schon von Anfang an gebetet. Übrigens, meint der Pater, sei er überzeugt, daß eigentlich jeder Priester von Gott die Gabe der Heilung bekommen habe. Nur übten die wenigsten sie aus. Um ganz frei für seine priesterlichen Aufgaben zu sein, gibt Pater Ludwig Maria im Lauf der Zeit den Sport und alle Hobbys auf. Keiner seiner Freunde hätte je gedacht, daß er auch seine leidenschaftliche Jägerei aufgeben könne. Wie kam es, daß er das doch getan hat?

Zu Weihnachten vor vier Jahren wird er von den Eltern der kleinen Teresa um ein Heilungsgebet gebeten. Das fünfjährige Mädchen - es wächst ihm gleich ans Herz - hat einen Kopftumor. „Ich wollte unbedingt, daß dieses Kind gesund wird. So habe ich mit Gott einen Kuhhandel versucht: Ich verzichte auf meine große Leidenschaft, das Jagen, dafür wird Teresa gesund.“

Noch heute merkt man, wie nah ihm das Schicksal des Mädchens gegangen ist. Doch ihr Zustand verbessert sich nicht: Anfangs kann sie noch gehen und sprechen. Dann aber zerstört der Tumor alle Gehirnzentren: die Motorik, das Sprechen, das Schlucken, die Sehkraft - alles geht verloren.

Der Pater hat wöchentlich Kontakt mit ihr, manchmal auch öfter. Er betet mit ihr, hält sie im Arm. Aber im Herbst stirbt sie. Warum hatte Gott seine Gebete und sein Opfer nicht angenommen?

Heute versteht er: „Man kann mit Gott keinen Kuhhandel machen. Man darf ihn bitten, aber Er hat in Seiner Weisheit alles geordnet. Ihr Tod war von Gott gefügt. Teresa war mit ihren nicht ganz sechs Jahren so erfüllt und reif wie es manche mit 80 nicht sind: Sie hat nie geklagt, nie Angst vor dem Sterben gehabt. Sie war eine große Seele, eine richtige Heilige. Mit ihr zu beten und sie auf ihrem Weg zu Gott zu begleiten, war eine wunderbar heilsame Sache für mich - und viele andere auch. Ich weiß, daß sie eine große Aufgabe in der Ewigkeit hat.“

Noch etwas Wichtiges fügt der Pater hinzu: „Ich habe dadurch auch begriffen, daß Krankheit und Gesundheit indifferent sind. Das heißt: Wenn es für jemanden segensreicher ist, krank zu sein als gesund, wenn also die Krankheit die größere Gnade oder Berufung ist, dann nimmt Gott die Krankheit nicht weg.“

Heute gehört es zu den Aufgaben von Pater Ludwig Maria zu erfühlen, was der Wille Gottes für einen Menschen ist, um ihn dahin zu führen. „Wenn der Mensch den Willen Gottes erfüllt, ist er geheilt, auch wenn er stirbt. Ich habe Menschen erlebt, die sind mit Freude gestorben. Die hatten ihre Schmerzen und ihr Leid angenommen und aufgeopfert. Das ist Heilung.“ Dann ist die Seele ganz bei Gott. Das ist das Entscheidende. „Meine Berufung ist: um jeden Preis Seelen gewinnen.“

Allerdings erlebt der Pater auch wunderbare körperliche Heilungen - wie sie in den Evangelien berichtet werden. Da war zum Beispiel ein Ehepaar, das keine Kinder bekommen konnte. Schwarz auf weiß hatten die Ärzte erklärt, die Samenqualität des Mannes sei nicht ausreichend. Pater Ludwig Maria legt der jungen Frau eine Reliquie der Seligen Mirjam von Jesus dem Gekreuzigten auf den Schoß, betet für beide und schickt sie zum Grab Kardinal Groers. Ein Monat später die Nachricht: Die junge Frau ist schwanger! Heuer im August kam das Kind zur Welt - eine kleine Mirjam.

Oder: Da war ein Baby aus der Sängerfamilie Kelly heuer im Sommer zu früh auf die Welt gekommen. Eine dramatische Situation, wie der Pater per Telefon erfährt: die Nieren versagen, die Lunge arbeitet fast nicht. Ob er für das Baby beten könne? Ja, er betet, segnet. Nur wenige Tage später erfährt er: das Baby erhole sich auffallend schnell. Mittlerweile geht es ihm blendend. Die Ärzte haben keine Erklärung dafür.

Noch ein Fall: Heuer im Juli rufen ihn Jugendliche an, die gerade eine Fußwallfahrt zum Grab von Kardinal Groer machen, weil ein Freund aus dem Ort einen schweren Unfall hatte: furchtbare Kopfverletzungen, innere Organe versagen, Entzündungen, hohes Fieber. Die Schädeldecke mußte auf Grund des hohen Gehirndrucks abgenommen werden. Er liegt auf der Intensivstation im Tiefschlaf.

Der Pater schließt sich der Gruppe an. Sie gehen zum Grab des Kardinals. Dort bekommt der Pater ein Zeichen und fährt ins Spital, um dem Verletzten die Hände aufzulegen. Dabei spürt er, daß dem jungen Mann viele Gnaden geschenkt werden. Von da an verbessert sich dessen Zustand erstaunlich schnell. Bald beginnt der junge Mann wieder zu sprechen, zu lesen. Man kann ihm viel früher als erwartet die Schädeldecke wieder einsetzen. Jetzt ist er auf Rehabilitation und die Mutter des jungen Mannes gibt Zeugnis davon, daß seine Genesung auf die Fürsprache der Seligen Mirjam von Abellin und des Pater Hermann erfolgt ist.

Von wunderbaren Heilungen auch beim Befreiungsgebet kann der Pater berichten. Warum sind solche Gebete heute so notwendig? frage ich. Die Antwort: New Age und Esoterik machen es notwendig. Da der Glaube vieler heute so schwach ist, nehmen sie alles, was sie kriegen. Sie sehen nicht, wie gefährlich das ist, wenn sie sich da öffnen. „Doch wenn du mit der Versuchung spielst, hast du schon verloren.“ Da heißt es etwa: „Du mußt nur deine Energieflüsse in Gang bringen, dann hast du keine Probleme in Partnerschaft und Beruf, dann kannst du deine Krankheit besiegen.“

Der Pater erläutert es an einem Beispiel: Wenn einer in seiner Burg ist und die Zugbrücke ist oben, kann kein Feind hinein. Sieht er den Feind heranreiten, wird er die Brücke nicht herunterlassen. Kommt aber jemand verkleidet daher - naht sich also durch Täuschung, die eigentlich zu durchschauen, aber aus Ungehorsam im Glauben, Eitelkeit oder Leichtsinn nicht erkannt wird - und man läßt ihn durch eine kleine Tür herein, dann wird nach und nach die ganze Burg mit besetzt. Ihr Eigentümer bemerkt das zunächst nicht. Sein Blick ist durch Lügen getrübt. Die Dämonen sähen Zweifel an allem und jedem und versetzen ihn so in Angst, bis ihn schließlich Depressionen überwältigen.

Der Pater erklärt ausführlich: „In der Esoterik wird versprochen, man könne die Kräfte, die Macht, Gesundheit, Erfolg versprechen, in den Griff bekommen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Das ist das Packpapier des Teufels, in das er alles wunderschön hüllt. Zunächst scheint es ja zu helfen. Dabei begibt man sich aber in eine Abhängigkeit, die immer schlimmer wird. Besonders gefährlich ist es wenn man keinen Glauben hat. In manchen Fällen kann das bis zur Besessenheit gehen.“ Jugendliche müßten besonders vorsichtig sein, womit sie ihre Zeit verbringen.

Pater Ludwig Maria erzählt mir die Geschichte einer 17jährigen, deren Mutter sie eines Tages zu ihm bringt. Drei Monaten im laufenden Schuljahr sei sie krank und nicht in der Schule gewesen: Zyste im Unterleib, Abszeß an der Brust, Kopfprobleme, unerklärliche Phantomschmerzen in der Leiste. Nach einem Blick auf die Kleidung und die ganze Erscheinung des Mädchens meint der Pater: „Wenn du willst, daß ich für dich bete, mußt du dich ändern. Welche Musik hörst du?“ Heavy und black metal bekommt er zur Antwort. „Was hast du für Posters hängen?“ Einschlägige. „Das alles mußt du wegwerfen.“

Das Mädchen ist offenbar verzweifelt genug und folgt der Aufforderung des Priesters. Beim ersten Gebet verschwinden die Phantomschmerzen. Bald verschwinden die Unterleibsprobleme und sie braucht den Operationstermin beim Gynäkologen nicht wahrzunehmen...

Seit einigen Jahren hilft Pater Ludwig Maria bei HLI (Human Life International) mit. Durch den deren Einsatz wurden allein in Wien mehr als 7.000 Kinder gerettet. „Ich erlebe das Geschehen dort als geistige Bewegung", erzählt er mir. “Bei der Abtreibung erkennt man deutlich, wo die Krise unserer Gesellschaft ihren wundesten Punkt hat, woran sie bis ins Knochenmark krankt: An der Feigheit! An ihr leiden auch viele Christen, bis hinauf in hohe Kirchenkreise... Hier stehen wir mitten in einem geistigen Kampf.“

Ich freue mich, als mir mein Gegenüber erzählt, daß ihm die Begleitung von Frauen, die abgetrieben haben, ein besonderes Anliegen sei. „Die Frauen haben so schreckliche Schuldgefühle, daß sie aus eigener Kraft nicht aus dem Loch herauskommen“, weiß er aus Erfahrung.

„Wie kommen denn solche Frauen zu Ihnen“, frage ich. „Über die HLI-Mitarbeiter vor der Klinik, die Frauen vor der Abtreibung oder auch nach der Abtreibung ansprechen. Wenn es ihnen dann schlecht geht - die seelischen und körperlichen Folgen einer Abtreibung können ja sehr unterschiedlich und sehr heftig sein - erinnern sie sich an die Hilfe, die ihnen angeboten worden war. Ich habe da wunderbare Heilungen im Sakrament der Beichte erlebt. Manchmal dürfen diese Mütter dann ihre getöteten Kinder sehen. Jesus bringt sie ihnen. Das Kind wird getauft und bekommt dann einen Namen. Da gibt es wunderbare Zeugnisse von Versöhnungen mit Gott, dem Kind und mit sich selbst. Die Frauen beginnen dann meist ein neues Leben.“

Der Pater setzt fort: „Abtreibung ist die größte Wunde unserer Zeit. Sie macht alles kaputt. Es ist ein regelrechter Krieg, der da geführt wird, aber nicht durch Polemik oder Machtausübung gewonnen werden kann, sondern nur durch Anbetung, Begleitung und Heilung der Seelen aller Betroffenen.“ Und ich frage mich unwillkürlich: Wer ist denn heute nicht in irgendeiner Art betroffen?

Heilung der Seelen, das sei die große Herausforderung heute, höre ich Pater Ludwig Maria sagen. Daher die große Bedeutung, die er der Beichte beimißt. Viele Jugendliche entdeckten diese Heilmittel heute. Auch bei den Monatswallfahrten kämen viele Leute zur Beichte - und bei dem Gebetskreis, der jeden Herz-Jesu-Freitag in Guntersdorf zusammenkommt. Dieser sei ein Geschenk des Himmels, erzählt der Pater begeistert.

„Mittlerweile kommen bis zu 150 Gläubige aus allen Himmelsrichtungen. Der Hunger nach Anbetung, nach Beichte, nach der Eucharistie und dem Lobpreis ist groß.“ Heute gehe es um die klare Verkündigung des Evangeliums. „Die Menschen lassen sich nicht vertrösten oder beruhigen. Eine ,Weichspüler’- oder ,Warmduschertheologie’ bringt niemandem etwas. Jesus hat den Seinen auch viel zugemutet.“ Wir müßten auch heute den Glauben so weitergegeben wie zur Zeit Jesu - unverkürzt, zeugnishaft.

Wie lebendig der Gebetskreis in Guntersdorf ist, merke ich, als der Pater während unseres Gesprächs den Anruf eines Mannes bekommt, der berichtet, er werde zum nächsten Treffen weitere 15 Personen mitbringen. Erstaunlich gelassen wirkt dieser Mann Gottes, der so viel zu erzählen hat auf mich. Sein Gottvertrauen dürfte wesentlich dazu beitragen - und sein Wissen, daß sich Gott immer die Kleinen aussucht, um zu zeigen, daß Er am Werk ist.

Lächelnd meint Pater Ludwig Maria: „Ich bin doch nur ein kleiner Holzfäller. Auch David hat Goliath nicht mit dem Stein besiegt. Er hat gesagt: Du, Goliath, kommst mit Schwert und Schild, aber ich komme zu Dir im Namen des Herrn. Goliath repräsentiert all die gottlosen Systeme, die es heute gibt.“ Eigentlich müßten wir nur ein bißchen Mut aufbringen, um uns dem System entgegenzustellen. Den Rest erledigt dann der Heilige Geist mit Seiner Heerschar.

Foto: © VISION 2000



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