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Dass mir die Tränen kamen und ich still neben ihm weinte...

8. August 2007 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Gedanken von Kardinal Joachim Meisner zum Tod des ehemaligen Erzbischofs von Paris, Kardinal Jean-Marie Lustiger, und über seinen letzten Gang mit Kardinal Lustiger über die Straßen dieser Welt.


Köln (www.kath.net)
Im 81. Lebensjahr ist am Sonntag, dem 5. August 2007, Jean-Marie Kardinal Lustiger, mein westlicher Kardinalsnachbar gestorben. Er war 24 Jahre Erzbischof von Paris und war mit mir in diesen Jahren eng verbunden. Es gab kein Jahr, wo wir uns nicht ein- oder zweimal begegnet sind. Zum ersten Mal besuchte Kardinal Lustiger mich in Berlin zu einem Bistumstag, bei dem er in der St.-Hedwigs-Kathedrale im damaligen Ostberlin die hl. Messe mitfeierte. Er sagte mir damals, dass dies seine Berliner Primizmesse sei, nachdem er nämlich einige Jahre als französischer Soldat in der Berliner französischen Garnison Dienst tat.

Durch unsere gemeinsame Nähe zu Papst Johannes Paul II. ergaben sich oft Begegnungen in Rom. Kardinal Lustiger war – wie ich selbst – fast bei allen Weltbischofssynoden als vom Papst berufener Bischof präsent. In den Pausen ergaben sich dann immer sehr herzliche und auch sehr theologisch tiefgehende Begegnungen. Darüber hinaus waren wir auch in verschiedenen Kongregationen und Päpstlichen Räten als Mitglieder tätig. Bei den Besuchen des Heiligen Vaters Johannes Paul II. in seiner polnischen Heimat trafen wir uns auch, da Kardinal Lustiger als Glied einer ehemals polnischen jüdischen Familie sich Polen immer verbunden fühlte.

Darüber hinaus führte mich der Weltjugendtag 1997 in Paris in eine besondere Nähe zu Kardinal Lustiger, da der nächstfolgende geplante Weltjugendtag 1999 in Köln stattfinden sollte. Wir standen von da an in einer sehr lebendigen Konsultation über Planung und Durchführung des Weltjugendtages, der dann in Köln erst 2005 stattfand und bei dem Kardinal Lustiger selbstverständlich präsent war.

Kardinal Lustiger war natürlich auch bei unserem Domjubiläum 1998 in Köln und hat dabei eine beachtliche Predigt gehalten. Im Laufe der Jahre war er immer wieder bei uns als gerngesehener Gast und als aufmerksam gehörter Verkünder des Evangeliums.

Meine letzte Begegnung mit ihm war wahrscheinlich auch die intensivste. Sie geschah in Auschwitz anlässlich des Besuches von Papst Benedikt XVI. im Mai 2006 in diesem schrecklichen Konzentrationslager. Der Papst ging mit seiner Delegation mit raschem Schritt seinem Ziel entgegen, und Kardinal Lustiger, der schon sehr von seiner Krankheit gezeichnet war, ging schleppenden Schrittes sehr weit hinter der Delegation her. Ich blieb aber stehen und wartete auf ihn und bot ihm an, dass ich ihn stützen und begleiten möchte, wenn er es wollte. Er nahm meine Begleitung sehr dankbar an, und so hakte er sich bei mir ein. Wir blieben weit hinter der päpstlichen Delegation zurück.

Während wir schweigend nebeneinander durch diese Stätte des Grauens gingen, erinnerte ich mich plötzlich, dass ja die Mutter von Kardinal Lustiger hier vor Ort ihr Leben lassen musste, und ich als Deutscher – also als Glied jenes Volkes, das dieses Unglück über das jüdische Volk gebracht hatte – wohl nicht der richtige Begleiter des jüdischen Kardinals war, sodass ich ihm die Frage stellte: „Ist dir das eigentlich lieb, dass ich dich als Deutscher begleite, oder möchtest du lieber allein deines Weges gehen?“.

Er schaute mich sehr lange an und sagte: „Ganz im Gegenteil! Ich bin dir dankbar, dass du zurückgeblieben bist, um auf mich zu warten, und dass ich mich jetzt auf dich stützen kann, um diesen für mich bitteren Weg durch das Konzentrationslager zu gehen“. Das hatte mich so tief beeindruckt, dass mir die Tränen kamen und ich still neben ihm weinte. Am Ziel dann angekommen, sagte er mir: „Seien wir beide getröstet, denn Gottes Herz ist größer als unser menschliches Tun und Denken“. Das war mein letzter Gang mit Kardinal Lustiger über die Straßen dieser Welt.

Wir werden ihn nun am Freitag zu Grabe tragen.

Foto: (c) kath.net



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