Loginoder neu registrieren? |
||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||
SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: Top-15meist-diskutiert
| „Das Geheimnis unseres Glaubens – offenbart im Fleisch“ (1 Tim 3,16)vor 3 Tagen in Kommentar, 3 Lesermeinungen Warum die Inkarnation das Fundament des Christentums ist und bleibt. Exklusiver kath.net-Weihnachtbeitrag. Von Gerhard Card. Müller, Rom Rom (kath.net) Das Weihnachts-Evangelium ist kein erbauliches oder revolutionäres Narrativ, sondern das Zeugnis von dem geschichtlichen Ereignis der Menschwerdung des Sohnes Gottes. In der Geburt Christi aus der Jungfrau Maria ist aller Welt offenbart worden: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren: er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2, 11). Jesus Christus ist auch kein Religionsstifter und Moralprediger in einem gewöhnlichen Sinn, sondern „der wirkliche Retter der Welt“ (Joh 4, 42) und kraft seiner angenommenen menschlichen Natur der eine und einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (1 Tim 2, 4f; Apg 4, 12). Warum aber -um alles in der Welt- umgehen sogar berufene Verkünder des Glaubens und Zeugen des Evangeliums verlegen und unwirsch die Wahrheitsfrage? Die Frage lautet, ob nämlich Gott selbst sich uns in Christus zu erkennen gegeben hat und frei in der Geschichte gehandelt hat zu unsrem Heil oder ob das Glaubensbekenntnis nur eine fromme Fiktion ist oder eine leere Projektion unserer Hoffnungen, die sich nie in der Realität erfüllen, sondern die nur unsere Phantasie befriedigen könnten. Meint man den Abgrund zwischen der realen Wahrheit vom „Evangelium Jesu Christi, dem Sohne Gottes (Mk 1, 1; Röm 1, 3f) einerseits und dem hypothetischen Relativismus, d.h. so zu sprechen und zu tun „als ob“ die Artikel des Credo wahr wären, überbrücken zu können durch die Zuflucht zu der postmodernen Denkfigur von einem Jesus-Narrativ. Dieses Narrativ soll eine sinnstiftende Erzählung sein, die unabhängig von ihrem objektiven Wahrheitsgehalt die kognitiven Gehalte des christlichen Glaubens, die Imperative seiner Moral und die eingeübten Lebensweisen der Nachfolge Jesu plausibel macht für den praktischen Gebrauch. Es ist also nicht die Tatsache der Geburt des Christ-Kindes, die die Herzen mit Freude und Hoffnung erfüllt, sondern der ästhetische Genuss der Weihnachtsliturgie, der den metaphysischen Nihilismus dämpft und den lebensweltlichen Pessimismus mit einer Festtagsmusik betäubt. Die höhere kritische Vernunft ergötzt sich an der Einsicht, dass sie die biblischen Geschichten und die kirchlichen Glaubenslehren (die Dogmen) als nur zeitbedingte Einkleidungen allgemeiner Vernunftwahrheiten oder sittlicher Prinzipien sowohl durchschaut als auch für den Gebrauch der praktischen Vernunft gerettet hat. Vielen „modernen“ Christen also, denen zuerst unter dem Eindruck des deistischen (Voltaire) und pantheistischen Gottesbildes der rationalistischen Aufklärung (Spinoza, Brief 73 „Dass Gott menschliche Natur angenommen habe, scheint mir so unsinnig, als wenn jemand sagen wolle, der Kreis habe die Natur des Quadrates angenommen.“) und der Religionskritik (Comte, Feuerbach, Marx, Nietzsche, Freud), und dann der metaphysikkritischen und offenbarungsskeptischen Philosophie (Lessing, Kant, Fichte) und des evolutionären Weltbilds der modernen Natur- und Geschichtswissenschaften der Glaube an die Wirklichkeit und Wahrheit der heilsgeschichtlichen und eschatologischen Präsenz Gottes in Jesus Christus entglitten ist, versuchten seither „ihr“ Christentum zu retten, indem sie die christologische Wahrheit uminterpretierten zu einem christlichen Narrativ ihrer je eigenen subjektiven Wahrheit. Sie glauben nicht mehr an die Einheit und Dreifaltigkeit Gottes, die Menschwerdung des Sohnes, die Sündenvergebung durch den Opfertod Christi, die leibliche Auferstehung Christi von den Toten, die objektive Wirksamkeit der Sakramente und die Kirche als Sakrament des Heils der Welt. Sie deuten in höherer Hermeneutik diese Mysterien des Heils um zu individuellen oder kollektiven Gedanken-Konstrukten. Und sie verstehen sie nur als vorläufige vorstellungsmäßige Einkleidungen. Ihr eigentlicher Gehalt seien allgemeine Ideen der Vernunft und formale moralischer Maximen, die jedem Menschen in der Selbstanalyse seines Bewusstseins offenbar werden ohne auf die übernatürliche und heilsgeschichtliche Offenbarung Gottes angewiesen zu sein (so Immanuel Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft). Wie die alten Gnostiker halten sich ihren modernen Jünger für die aufgeklärten und erwachsenen Christen, die nicht wie die unmündigen Katholiken der Autorität Gottes in der Vermittlung der Heiligen Schrift, der Apostolischen Tradition oder gar im Urteil des kirchlichen Lehramtes bedürfen, um mit ihrer kritischen autonomen Vernunft als „fortschrittliche Christen“ die höhere und höchste Stufe der menschlichen Geistes- und Freiheitsgeschichte und der fortschrittlichsten Kulturentwicklung der Menschheit zu repräsentieren. Ohne eine eindeutige Reaktion seitens der zuständigen Bischöfe kann ein südwestdeutscher Theologieprofessor formell die Inkarnation leugnen und die Heilsbedeutsamkeit des Kreuzestodes Christi in Frage stellen. In der Fixierung auf sekundäre Rechtfertigungen ihrer Existenz (Erderwärmung, Migrationspolitik, ideologische Parteinahmen im Wahlkampf) ist ihnen kaum klar geworden, dass hier der zentrale Inhalt des christlichen Glaubens radikal zur Disposition gestellt wird. Sie hören und sehen nicht die Säge am Ast der sie tragenden kirchlichen Bürokratie. Und es überseigt ihre Vorstellungskraft, dass mit dem Umsturz des ganzen Baumes der Sprung von dem einen zu dem andern abgesägten Ast sinnlos geworden, weil das Christsein ohne den Glauben an Gott und Jesus Christus (Joh 17, 3), jede Bedeutung verloren hat. „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wider salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (Mt 5, 13) Die Behauptung, dass die Inkarnation nicht stattgefunden haben könne, weil es von einem – von unseren endlichen Vernunft produzierten – philosophischen Gottesbegriff her betrachtet geradezu widersinnig und skandalös sei, dass die Gottheit das Menschliche und Materielle berühre (so im 2. Jahrhundert n.Chr. der Mittelplatoniker Apuleius, De Deo Socratis 3; dazu Augustinus, De civitate Die 8, 14) ist keineswegs erst mit der kritischen Philosophie Kants auf den Plan der Geistes- und Religionsgeschichte getreten. Dieser erachtet bekanntlich apriori eine reale Offenbarung Gottes oder ihre Erkenntnis durch unsere endliche Vernunft apriori, vor aller geschichtlichen Tatsachenfeststellung, für ausgeschlossen. Die neuplatonischen Philosophen (Kelsos, Porphyrios, Kaiser Julian Apostata), die dem frühen Christentum mit dem Anspruch eines höheren Intellekts kritisch und feindselig gegenübergetreten waren, hielten es für ausgeschlossen, dass Gott als reine Idee sich in die untere Welt der Materie, des Leidens und des Endlichen begebe. Dieser Horror vor der realen Welt der Schmerzen und Schreie, von Blut und Ekel, von Größe und Bosheit, in die der Mensch in seiner Leiblichkeit voll und ganz eingefügt ist, hat aus christlicher keinen Grund. Denn in einer guten Schöpfung bedeutet die Materie (gerade in der leib-geistigen Einheit der menschlichen Person) keine Distanz zu Gott. Er erlöst uns nicht vom Leibe, sondern von seiner Sterblichkeit und nicht von der Welt, sondern von ihrer Bosheit. Gerade in der Inkarnation, der leiblichen Auferstehung und der sinnenhaften Gnadenvermittlung in den Sakramenten wird die materielle geschichtliche und soziale Welt zum Medium seiner Selbstmitteilung an uns Menschen „voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1, 14).Die dualistische Entgegensetzung von Geist und Materie (seit Descartes) war auch der tiefste Grund, warum im neuzeitlichen Idealismus die materielle Welt, die kontingente Geschichte und die gesellschaftliche Entwicklung aus der rein intellektuellen, innerlichen, moralischen Gottesbeziehung ausgeschaltet wurden bzw. warum der entgegengesetzte Materialismus positivistisch die Gott-Verwiesenheit des Menschen als (gefährliche oder nützliche) Fiktion, Illusion, Projektion ausschalteten bzw. therapeutisch benutzen. Vom höheren Standpunkt des Idealismus wurde das Christentum als eine geschichtliche Variante des religiösen Gefühls oder der heteronomen Begründung der Moral interpretiert und relativiert. Der Katholizismus mit seinem Heilsrealismus, seiner sakramentalen Struktur und seinem Autoritätsprinzip galt der aufgeklärten Vernunft des subjektiven oder absoluten Idealismus als vorkritische, mittelalterliche, ja infantil-regressive Form des Christentums, das den „Anschluss an die Moderne“ verpasst habe oder nachholen müsse. Wenn aber selbst nach den erkenntniskritischen Voraussetzungen Kants, die selbst noch einmal auf ihre historischen Bedingungen und Schranken hin zu diskutieren wären, die Existenz Gottes zwar nicht wie ein erfahrungsjenseitiges Objekt bewiesen aber auch nicht als unmöglich der hörenden Vernunft sich darbietendes Geheimnis abgewiesen werden kann, dann ist auch Gott nicht die reale Möglichkeit abzusprechen, dass er sich uns frei zu erkennen gibt. Er ist Ursprung und Ziel des Menschen in seiner Suche nach der Wahrheit und dem gerechtfertigten Verlangen nach Glück und ewiger Seligkeit. Gewiss kann man die Existenz Gottes und seine freie Zuwendung zu uns nicht aus der subjektiven Vernunft-Idee von ihm deduzieren oder demonstrieren. Aber gerade weil Gott frei ist in sich selbst, kann er auch der Welt Anteil geben an der Erkenntnis seiner selbst in seinem ewigen Wort durch die Inkarnation und dem liebenden Willen zu sich selbst im Heiligen Geist, den er „über alles Fleisch“ (Apg 2, 17) und „in unsere Herzen ausgegossen hat“ Röm 5, 5). Die Wirklichkeit der geschichtlichen Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus kann gewiss nicht nach den Kriterien des Positivismus dinglich festgemacht werden und uns als Resultat einer mathematischen Gleichung logisch aufgezwungen werden. Damit der Mensch sich Gott gegenüber seiner Würde als Person gemäß frei entscheiden (oder in Selbstnegation) sich ihm verweigern kann, ist die Wahrheit und Wirklichkeit der Offenbarung in der Welt gegenwärtig in den vermittelnden Formen des Zeugnisses der „Augenzeugen und Diener des Wortes von Anfang an“ (Lk 1, 2) wie auch in der Verkündigung des Evangeliums und im Bekenntnis des Glaubens der Kirche. Der Glaube kann weder durch bloße Vernunftbeweise rationalistisch deduziert werden, noch durch die kritische Vernunft erkenntnistheoretisch als unerkennbar und ontologisch als real unmöglich bewiesen werden. „Aber weil die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. (1 Kor 1,21). In dieser Torheit der Verkündigung und ihrem Mangel an tot-schlagenden Argumenten, ist es begründet, dass der Mensch angesichts der Macht und Weisheit Gottes nicht niedergewalzt wird. Denn der Glaube ist nicht servile Unterwerfung, sondern die Befreiung zur „Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (Röm 8, 21). Die „Welt“, (d.h. die Menschen in ihrem Widerwillen gegen Gott) kann ihrem Herrn und Schöpfer die Tür verschließen, obwohl der der in der Inkarnation in sie (und in unsere Herzen) eintritt, sein Eigentum ist. Der Mensch, der Gott in Christus annimmt, wird nicht fremdbestimmt, sondern kommt durch und in Gott zu seinem wahren Selbst vermittels der liebenden Einheit mit dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Denn trotz allen Unglaubens bleibt Wahrheit bestehen, dass sie durch das Wort, (Logos), den Sohn Gottes, geworden ist, das jeden Menschen erleuchtet. Und allen, die ihn demütig und bereitwillig aufnahmen, „gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh 1, 12). Es bleibt das Wort des hl. Irenäus von Lyon, des „Lehrers der Einheit“ (Papst Franziskus) gegen die Gnostiker seiner Zeit und aller Zeiten gültig: „ Dazu wurde der Logos Mensch, damit der Mensch den Logos in sich fasse und, die Sohnschaft empfangend, ein Sohn/eine Tochter Gottes werde. Denn anders konnten wir Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit nicht bekommen, als dass wir mit der Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit vereinigt wurden.“ (Gegen die Häresien III, 19, 1). Und noch ein Argument spricht für die Wahrheit der Inkarnation als historisches Ereignis im Gegensatz zu seiner Deutung als mythisches und archetypisches Symbol überzeitlicher Vernunft- oder seelendramatischer Existentialwahrheiten. Es ist das desaströse Scheitern aller postchristlichen Weltanschauungen und politischen Ideologien der Selbsterlösung vom Sozialdarwinismus bis zum Transhumanismus Nie konnten sie ihren nihilistischen Abgrund verdecken, aus dem sie aufstiegen und in die sie Millionen Unschuldiger in ihr Verderben gestürzt haben. Diese Welt des Todes und der Lüge kann nur der Gott des Lebens und der Wahrheit überwinden. Der Glaube an Jesus den Christus, das Fleisch gewordene Wort, war, ist und bleibt für immer Grund und Kriterium des Christseins. Kein anderer ist unseres unbedingten Vertrauens würdig. Auf ihn allein hoffen im Leben und im Sterben. „Denn wir wissen: Der Sohn Gottes ist gekommen. Und er hat uns Einsicht geschenkt, damit wir den wahren Gott erkennen. Und wir sind in diesem Wahren, in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist der wahre Gott und das ewige Leben.“ (1 Joh 20). Archivfoto: Kardinal Müller bei der Vatikanischen Bischofskonferenz 2024 Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuMüller
Glaube
Kardinäle | Top-15meist-gelesen
| |||||||||||||||||||||||||||
© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz |