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Priester können nur durch Priester ersetzt werden

27. September 2007 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Georg Kardinal Sterzinsky bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz: Wir dürfen vertrauen, dass Gott Charismatiker beruft und erweckt, die neue Wege entdecken und vorangehen


Fulda (www.kath.net)
KATH.NET dokumentiert die Predigt des Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (Mt 9,35-38) vom Donnerstag: "Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter"

I.

Der heilige Vinzenz von Paul: wie jeder Heilige ein Geschenk Gottes an die Kirche seiner Zeit! Wo ist der heilige Vinzenz für unsere Tage, der Heilige, der die Nöte der Kirche erkennt, analysiert und nicht nur anderen sagt, was sie tun sollen, sondern beherzt anfängt zu tun, was die Not wendet?

Vinzenz sah die Not unter den verlassenen Kranken und Armen, erkannte als eine Ursache den krassen Mangel an der Bildung des einfachen Volkes und war erschrocken über die mangelhafte Ausbildung und über die geistliche Verwahrlosung des Klerus. Dementsprechend galt sein Werk dem Dienst für die Armen und der Pflege der Kranken, der Volksmission und der Heranbildung eines guten Klerus.

Wo ist der heilige Vinzenz für unsere Tage?Zahllos sind die empirischen Erhebungen, die uns über die soziale und auch die religiöse Lage informieren und sie analysieren. In der Diagnose sind wir alle stark. Gottlob gibt es auch so manchen, der die Wurzel vieler Übel nicht nur erkennt, sondern auch auf Abhilfe sinnt, Konzepte entwirft und auch gleich nach Kräften tut, was zu tun ist.

Gerade das Letzte ist wichtig, denn Konzepte überzeugen erst, wenn ihnen die Praxis folgt. Unter diesen „Nothelfern“ sind weltweit bekannte Namen, aber auch viele noch Unbekannte, Einzelkämpfer mit kleinen Gruppen und Persönlichkeiten, die Bewegungen auslösen. Mögen die Diagnosen und Therapien auch unterschiedlich akzentuiert sein, in der Zusammenarbeit sind sie ein großer Segen und ein Grund zur Hoffnung.

Freilich werden die Nöte und Mängel nicht alle behoben. Sie werden es nie sein. „Arme habt ihr allezeit bei euch“, sagt Jesus. Wir wissen, wie Recht er hatte. Das ist aber kein Grund, die Bemühungen aufzustecken, und es gibt uns nicht das Recht zur Resignation.

Wir dürfen vertrauen, dass Gott Charismatiker beruft und erweckt, die neue Wege entdecken und vorangehen. Natürlich dürfen wir nicht warten, bis der Eine und Große sein Werk vollbringt, sondern müssen tun, was in unseren Kräften steht.

II.

Liebe Mitbrüder, ein Anliegen möchte ich hervorheben und bedenken: die Sorge um den Priesternachwuchs.

1. Dieses Anliegen liegt uns allen sehr am Herzen. Wir sinnen auf Abhilfe und lösen Initiativen aus, damit die Berufungen entdeckt und gefördert werden. Doch frage ich zuweilen auch, ob wir die Tragweite des Rückgangs wirklich erfasst haben. Oder ergeht es uns nicht zuweilen, wie es Menschen ergeht: Sie befürchten das Bevorstehende; aber weil sie es nicht wahrhaben wollen oder hilflos sind, verschließen sie die Augen vor der Wirklichkeit? Immerhin bemühen wir uns, die Realität zu erfassen: den jahrelangen Rückgang an geistlichen Berufungen.

Jahr um Jahr nehmen wir ihn zur Kenntnis. Weil wir aber Berufungen nicht anordnen oder produzieren können, bleiben wir zwar oft ratlos ..., suchen aber doch nach neuen Wegen.

Wie soll es weitergehen? Wenn Seminare immer mehr Leerstand haben ... über Jahre ... wenn unsere Hoffnungen auf eine Trendwende schon lange enttäuscht werden? Es fehlen uns inzwischen doch längst Priester aus den Weihejahrgängen, die jetzt dran wären, größere Verantwortung zu übernehmen.

Bisher haben die meisten Diözesen sich damit helfen müssen, dass sie einzelnen Priestern immer mehr priesterliche Dienste übertrugen und, wo es möglich ist, Laienkräfte mit neuen Aufgaben betrauen. Die notwendigen Dienste, die nur von Priestern erbracht werden können, werden abgesichert, auch durch den Einsatz älterer Priester. Das Netz der Priesterstellen wurde aber inzwischen beängstigend weitmaschig. Weitmaschigkeit oder Dehnung und Streckung (um im Bild zu sprechen) kommt aber an eine Grenze. So dankbar wir für neue pastorale Berufe sind, bleibt doch festzuhalten: Priester sind unentbehrlich und können nur durch Priester ersetzt werden.

Auch die Übernahme von Priestern aus anderen Regionen und Kulturkreisen ist keine Dauerlösung.

Wie wird es in ein, zwei Generationen in unseren Bistümern aussehen?

2. Was ist zu tun?

Wüssten wir es, wir würden es tun! Bisher aber hat noch keiner den Stein der Weisen gefunden.Auf zwei Aufgaben möchte ich hinweisen. Das sind längst nicht alle, die zu erfüllen sind, aber zwei, die dringend sind und doch vernachlässigt werden. Sie zu erfüllen, wird nicht unmittelbar und kurzfristig die erwünschten Früchte bringen, aber auf lange Sicht doch.

Ich denke an das unablässige Gebet um geistliche Berufungen. Ist das nicht selbstverständlich und schon oft dringend empfohlen? Gewiss, aber nach meinen Beobachtungen in der Praxis längst nicht selbstverständlich, sondern recht selten. Es gehört nicht zur täglichen Fürbitte in den Gemeinden, und zu den Gebetsstunden in diesem Anliegen kommen immer nur wenige (und mancherorts immer weniger).

Manche Gemeinde sorgt sich, wenn ihr Seelsorger einen immer größeren Aufgabenbereich zu bewältigen hat. Sie fragt: Wird er der Aufgabenstellung gerecht werden können? Oft höre ich aber auch beschwichtigend: Es gehe auch mit weniger Priestern; die Erfahrung beweise es. Mich ängstigt solche Verharmlosung. Wenn die Gemeinden sich mit immer weniger priesterlichen Diensten abfinden und unter dem Mangel nicht leiden, fürchte ich, wird auch das Gebet um geistliche Berufungen halbherzig und schwindet es. Dazu kommt vielleicht Schwäche in Glaube und Hoffnung: Haben unsere Gebete bisher Früchte getragen? Manchmal scheinen auch Priester dem Gebet für die geistlichen Berufe nicht die hohe Bedeutung zuzumessen, die es hat.

Wir Bischöfe sollten nicht müde werden, zum Gebet zu mahnen und einzuladen.

Eine zweite Aufgabe für uns Bischöfe ist unser Beitrag zu einem tragfähigen und theologisch gut begründeten Priesterbild, das dem Volk verständlich vermittelt wird und den Berufenen zur Bereitschaft und zur Entscheidung hilft.

Es gibt eine unübersehbare Fülle von Studien zum Wandel des Priesterbildes im Laufe der Geschichte, speziell auch in unserem Zeitalter. Die Kenntnis der Wandlungen und Entwicklungen genügt nicht. Wir brauchen ein Leitbild. Das kann nicht der einzelne Theologe und auch nicht der einzelne Bischof finden. Es gehört aber zu den Aufgaben des kirchlichen Lehramtes, ein zuverlässiges Bild vom Weihepriestertum zu verkünden. In der Gemeinschaft des Bischofskollegiums in treuer Einheit mit dem Papst ist es zu finden und wirksam vorzustellen.

Wir können und dürfen nicht einfach eines der gängigen Priesterbilder übernehmen. Es muss aus der Mitte des Glaubens erwachsen.

Weit verbreitet ist ein zu funktionalistisch bestimmtes Priesterbild. Wird alles von den Diensten her gesehen, geraten allzuleicht Surrogate in den Blick und werden unzureichende Ersatzlösungen hingenommen. Das motiviert das Volk nicht zum Gebet um Priester und für die Priester. Und die Berufenen erkennen nicht, wofür sie sich entscheiden sollen, und wissen nicht, wie die priesterliche Lebensform, die für den Priester nach kirchlichem Verständnis angemessen ist und die die Kirche erwarten muss, lebbar und erfüllend ist.

Zwei grundlegende Aufgaben habe ich benannt. Viele andere stehen an. Was wir Bischöfe den Gemeinden, Dekanaten und Ordinariaten zur Erneuerung der Pastoral zumuten – an Neustrukturierungen und Neuorganisationen, an Kooperationen und Prioritätensetzungen –, müssen wir wohl ernsthaft für die Seminare in den Blick nehmen. Mit weiteren Verkleinerungen ist es nicht getan. Aber all dies kann ich nicht mehr entfalten.

Wo ist der heilige Vinzenz für unsere Tage: der Heilige, der uns sagt, was dran ist, und mit guten Beispiel vorangeht? Vielleicht ist er mitten unter uns. Vielleicht müssen wir in Gemeinsamkeit die Aufgabe erfüllen.Amen.

Foto: (c) kath.net



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