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| Die heiligen Slawenapostel, Mit-Patrone Europas14. Februar 2011 in Aktuelles, keine Lesermeinung Cyrill und Methodius als klassisches Beispiel für die Inkulturation: Jedes Volk muss die offenbarte Botschaft in die eigene Kultur einsenken und deren heilbringende Wahrheit in der Sprache zum Ausdruck bringen, die seine eigene ist' Rom (kath.net/as) Am 14. Februar begeht die Kirche das Fest der heiligen Slawenapostel Cyrill und Methodius, die Papst Johannes Paul II. mit seinem Apostolischen Schreiben Egregiae virtutis viri vom 31. Dezember 1980 zusammen mit dem heiligen Benedikt von Nursia zu Patronen Europas erklärt hat. Im Rahmen seiner Katechesen zur Generalaudienz hatte Papst Benedikt XVI. diesen beiden großen europäischen Heiligen seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Anlässlich des heutigen Festtages veröffentlicht kath.net die Ansprache des Papstes vom 17. Juni 2009 im Wortlaut: Liebe Brüder und Schwestern! Heute möchte ich über die Heiligen Cyrill und Methodius sprechen, Brüder im Blut und im Glauben, die Apostel der Slawen genannt werden. Cyrill wurde 826/827 in Thessalonike als Sohn des kaiserlichen Beamten Leo geboren: Er war der jüngste von sieben Söhnen. Als Kind lernte er die slawische Sprache. Im Alter von vierzehn Jahren wurde er nach Konstantinopel geschickt, um dort eine Erziehung zu erhalten, und er war ein Gefährte des jungen Kaisers Michael III. In jenen Jahren wurde er in die verschiedenen Universitätsfächer eingeführt, darunter in die Dialektik, die ihn Photius lehrte. Nachdem er eine glänzende Eheschließung abgelehnt hatte, beschloß er, die heiligen Weihen zu empfangen, und wurde »Bibliothekar« am Patriarchat. Da er sich nach Einsamkeit sehnte, zog er sich wenig später in ein Kloster zurück, wurde aber bald entdeckt, und es wurde ihm die Lehre der heiligen und profanen Wissenschaften anvertraut, eine Aufgabe, die er so gut erfüllte, daß er sich den Beinamen »Philosoph« verdiente. In der Zwischenzeit verließ sein Bruder Michael (geboren ca. 815) nach einer Karriere in der Verwaltung in Makedonien um das Jahr 850 die weltlichen Dinge, um sich in das Klosterleben auf dem Berg Olymp in Bithynien zurückzuziehen, wo er den Namen Methodius erhielt (der Name als Mönch mußte mit demselben Buchstaben beginnen wie der Taufname) und wurde Hegumen (d.h. Vorsteher) des Klosters Polychronion. Vom Vorbild des Bruders angezogen, beschloß auch Cyrill, die Lehre aufzugeben, um sich auf den Berg Olymp zu begeben, zu meditieren und zu beten. Einige Jahre später jedoch (ca. 861) beauftragte ihn die kaiserliche Regierung mit einer Mission bei den Chasaren am Asowschen Meer, die baten, daß ihnen ein Gelehrter geschickt werde, der mit den Juden und Sarazenen diskutieren konnte. Cyrill hielt sich in Begleitung seines Bruders Methodius lange auf der Krim auf, wo er Hebräisch lernte. Hier suchte er auch den Leib von Papst Clemens I., der dorthin verbannt worden war. Er fand dessen Grab und als er zusammen mit dem Bruder die Rückreise antrat, nahm er die kostbaren Reliquien mit sich. Nachdem sie in Konstantinopel angekommen waren, wurden die beiden Brüder von Kaiser Michael III., an den der mährische Fürst Ratislaw ein präzises Ersuchen gerichtet hatte, nach Mähren entsandt: »Seitdem unser Volk hatte der Fürst gesagt das Heidentum zurückgewiesen hat, beachtet es das christliche Gesetz; wir haben jedoch keinen Lehrer, der imstande wäre, uns den wahren Glauben in unserer Sprache zu erklären«. Die Mission hatte schon sehr bald einen ungewöhnlichen Erfolg. Durch ihre Übersetzung der Liturgie in die slawische Sprache erwarben sich die beiden Brüder beim Volk eine große Sympathie. Das erregte ihnen gegenüber jedoch die Feindseligkeit des fränkischen Klerus, der zuvor in Mähren eingetroffen war und das Gebiet als zur eigenen kirchlichen Jurisdiktion gehörend betrachtete. Um sich zu rechtfertigen, begaben sich die beiden Brüder 867 nach Rom. Während der Reise machten sie in Venedig Halt, wo eine angeregte Diskussion mit den Vertretern der sogenannten »Drei-Sprachen-Häresie« stattfand: Diese meinten, daß es nur drei Sprachen gäbe, in denen man Gott rechtmäßig preisen könne: das Hebräische, das Griechische und das Lateinische. Natürlich widersetzten sich dem die beiden Brüder nachdrücklich. In Rom wurden Cyrill und Methodius von Papst Hadrian II. empfangen, der ihnen in einer Prozession entgegenging, um die Reliquien des hl. Clemens würdig entgegenzunehmen. Der Papst hatte auch die große Bedeutung ihrer außerordentlichen Mission verstanden. Seit der Mitte des ersten Jahrtausends hatten sich nämlich die Slawen sehr zahlreich in jenen Gebieten niedergelassen, die zwischen den beiden Teilen des Römischen Reiches lagen, dem östlichen und dem westlichen, zwischen denen es bereits Spannungen gab. Der Papst begriff, daß die slawischen Völker eine Brückenrolle würden spielen können, indem sie auf diese Weise dazu beitragen, die Einheit unter den Christen der einen und der anderen Reichshälfte zu bewahren. Er zögerte daher nicht, die Mission der beiden Brüder in Großmähren zu genehmigen, und billigte gleichzeitig den Gebrauch der slawischen Sprache in der Liturgie. Die slawischen Bücher wurden auf den Altar der Kirche Santa Maria von Phatmé (Santa Maria Maggiore) gelegt, und die Liturgie in slawischer Sprache wurde in den Basiliken von Sankt Peter, Sankt Andreas und Sankt Paul gefeiert. Leider erkrankte Cyrill in Rom schwer. Als er den Tod näherkommen fühlte, wollte er sich als Mönch in einem der griechischen Klöster der Stadt (wahrscheinlich bei Santa Prassede) ganz Gott weihen und nahm den Ordensnamen Cyrill an (sein Taufname war Konstantin). Dann bat er eindringlich seinen Bruder Methodius, der inzwischen zum Bischof geweiht worden war, die Mission in Mähren nicht aufzugeben und zu jenen Völkern zurückzukehren. An Gott wandte er sich mit folgendem Gebet: »Herr, mein Gott , erhöre mein Gebet und erhalte die Herde, der du mich vorangestellt hast, in Treue zu dir befreie sie von der Irrlehre der drei Sprachen, sammle alle in der Einheit und mache das Volk, das du erwählt hast, einträchtig im wahren Glauben und im rechten Bekenntnis.« Er starb am 14. Februar 869. Getreu der Verpflichtung, die er gegenüber dem Bruder übernommen hatte, kehrte Methodius im folgenden Jahr, 870, nach Mähren und Pannonien (dem heutigen Ungarn) zurück, wo er erneut auf die gewaltsame Abneigung der fränkischen Missionare stieß, die ihn einkerkerten. Er verlor den Mut nicht, und als er 873 befreit wurde, arbeitete er aktiv in der Organisation der Kirche und kümmerte sich um die Ausbildung einer Gruppe von Schülern. Es war das Verdienst dieser Schüler, wenn die Krise, die nach dem Tod des Methodius (am 6. April 885) ausgebrochen war, überwunden werden konnte: Sie wurden verfolgt und ins Gefängnis geworfen, während einige dieser Schüler als Sklaven verkauft und nach Venedig gebracht wurden, wo sie von einem Beamten aus Konstantinopel freigekauft wurden, der ihnen gestattete, in die Länder der Balkanslawen zurückzukehren. Nachdem sie in Bulgarien aufgenommen worden waren, konnten sie die von Methodius begonnene Mission fortsetzen, indem sie im »Gebiet der Rus« das Evangelium verkündeten. Gott in seiner geheimnisvollen Vorsehung bediente sich so der Verfolgung, um das Werk der heiligen Brüder zu retten. Von diesem gibt es auch die literarische Dokumentation. Man denke nur an Werke wie das Evangeliarium (liturgische Perikopen aus dem Neuen Testament), das Psalterium und verschiedene liturgische Texte in slawischer Sprache, an denen beide Brüder gearbeitet haben. Nach dem Tod Cyrills sind dem Methodius und seinen Schülern unter anderem die Übersetzung der ganzen Heiligen Schrift, der »Nomokanon« und das »Buch der Väter« zu verdanken. Wenn man nun kurz das geistliche Profil der beiden Brüder nachzeichnen will, muß man vor allem die Leidenschaft feststellen, mit der sich Cyrill den Schriften des hl. Gregors von Nazianz näherte, wobei er von ihm den Wert der Sprache bei der Weitergabe der Offenbarung lernte. Der hl. Gregor hatte den Wunsch geäußert, daß Christus durch ihn spreche: »Ich bin Diener des Wortes, daher stelle ich mich in den Dienst des Wortes «. Da er Gregor in diesem Dienst nachahmen wollte, bat Cyrill Christus, durch ihn auf slawisch sprechen zu wollen. Er leitete sein Übersetzungswerk mit der feierlichen Anrufung ein: »Hört, ihr slawischen Völker, hört das Wort, das von Gott kam, das Wort, das die Seelen nährt, das Wort, das zur Erkenntnis Gottes führt«. In Wirklichkeit scheint es so zu sein, daß bereits einige Jahre, bevor der Fürst von Mähren Kaiser Michael III. um die Entsendung von Missionaren in sein Land bat, Cyrill und sein Bruder Methodius, umgeben von einer Gruppe von Schülern, an dem Vorhaben arbeiteten, die christlichen Dogmen in auf slawisch geschriebenen Büchern zu sammeln. Damals trat klar die Notwendigkeit neuer, für die gesprochene Sprache besser geeigneter Schriftzeichen zutage: So entstand das glagolitische Alphabet, das in der Folge abgeändert und dann zu Ehren seines Initiators mit dem Namen »kyrillisch« bezeichnet wurde. Das war ein entscheidendes Ereignis für die Entwicklung der slawischen Kultur im allgemeinen. Cyrill und Methodius waren überzeugt, daß die einzelnen Völker nicht erkennen könnten, daß sie die Offenbarung ganz empfangen haben, solange sie sie nicht in der eigenen Sprache gehört und in den eigenen Buchstaben ihrer Schrift gelesen hätten.
Die von ihnen entfaltete historische Rolle wurde dann von Papst Johannes Paul II. offiziell verkündet, der sie in seinem Apostolischen Schreiben Egregiae virtutis viri zusammen mit dem hl. Benedikt zu Patronen Europas erklärt hat (AAS 73 [1981] 258262). Tatsächlich stellen Cyrill und Methodius ein klassisches Beispiel für das dar, was man heute mit dem Begriff »Inkulturation« bezeichnet: Jedes Volk muß die offenbarte Botschaft in die eigene Kultur einsenken und deren heilbringende Wahrheit in der Sprache zum Ausdruck bringen, die seine eigene ist. Das setzt eine sehr anspruchsvolle Arbeit der »Übersetzung« voraus, da sie das Finden angemessener Begriffe erfordert, um den Reichtum des offenbarten Wortes wieder vorzulegen, ohne es zu verraten. Davon haben die beiden heiligen Brüder ein mehr denn je bedeutsames Zeugnis hinterlassen, auf das die Kirche auch heute blickt, um aus ihm Inspiration und Orientierung zu gewinnen. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuBenedikt XVI.
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