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Den Glauben im Internet bezeugen: ‚Ich sehe mehr Chancen als Gefahren'

12. Juni 2012 in Deutschland, 3 Lesermeinungen
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Norbert Kebekus, Leiter des Freiburger Referates Medienpastoral, im KATH.NET-Interview über Internet, Glauben und Kirche: In Facebook, Twitter oder Blogs können sich „Zeugen des Evangeliums“ zu Wort melden und Gehör finden. Von Petra Lorleberg


Freiburg (kath.net/pl) Es brauche „Menschen, die das Evangelium aufgrund ihrer persönlichen Lebenserfahrung bezeugen. Und die anderen Menschen die Möglichkeit bieten, mit ihrer Lebensgeschichte, mit ihren Fragen und Zweifeln gewissermaßen ‚andocken‘ zu können. Gerade da öffnet das Internet, insbesondere Social Media wie Facebook, Twitter oder eben Blogs die Chance, dass sich Zeugen des Evangeliums in ihren jeweiligen Netzwerken zu Wort melden und gehört werden.“ Dies sagt Norbert Kebekus, Leiter des Referates Medienpastoral des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes Freiburg im kath.net-Interview über das Bloggertreffen „Blogoezese 2012“, das am vergangen Wochenende in Freiburg stattgefunden hatte.


kath.net: Herr Dr. Kebekus, in Freiburg fand eine Tagung eigens für katholische Blogger statt, was war Thema und Intention dieses Treffens? Möchten Sie uns einige Leitgedanken und -impulse der Veranstaltung mitteilen?

Norbert Kebekus: Spätestens seit dem Bloggertreffen im Vatikan im Jahr 2010 gab es in der katholischen Bloggerszene, der sog. "Blogözese", die Idee, ein solches Treffen auch in Deutschland zu organisieren. Ziel war zum einen, die Bloggerszene noch besser untereinander zu vernetzen. Das ist uns m.E. auch gut gelungen. Wir waren 30 Bloggerinnen und Blogger. Einige kannten sich schon persönlich, andere waren bisher nur durch die Blogs oder über Facebook miteinander vernetzt, wieder andere sind ganz neu in die Blogözese hineingekommen. Wir haben bei dem Treffen interessante und wertvolle Kontakte neu knüpfen oder vertiefen können.

Zum anderen stand das Thema "Neuevangelisierung" und konkret das von Papst Benedikt ausgerufene "Jahr des Glaubens" im Mittelpunkt. Hier können Bloggerinnen und Blogger durch das persönliche Glaubenszeugnis einen wichtigen Akzent setzen. Außerdem ging es darum, einen Anfang zu setzen, um die Bloggerszene und offizielle kirchliche Stellen miteinander ins Gespräch zu bringen. Deshalb haben wir vom Freiburger Referat Medienpastoral das Treffen in Kooperation mit der Katholischen Arbeitsstelle für Missionarische Pastoral (KAMP) in Erfurt organisiert. Deren Leiter, Dr. Hubertus Schönemann, hat mit uns zum Thema Neuevangelisierung gearbeitet.


Und schließlich sollte es ein geistliches Wochenende sein, bei dem wir nicht nur vor unseren Notebooks sitzen und miteinander diskutieren. Die gemeinsame Tagzeitenliturgie und die Eucharistiefeier waren mir besonders wichtig.

kath.net: Hat die katholische Kirche im jungen Medium Internet schon zu einer ersten Sprachfähigkeit gefunden?

Kebekus: Mit dem Stichwort "Sprachfähigkeit" sprechen Sie eine der großen Herausforderungen an. Die Sprache kirchlicher Verlautbarungen und allgemein unsere kirchliche "Insidersprache" wird von vielen Menschen, insbesondere denen, die der Kirche fern stehen, heute nicht mehr verstanden.

Hinzu kommt, dass sich die Gesellschaften in Mitteleuropa in viele unterschiedliche Milieus aufteilen, die von ihrer Ästhetik, aber auch von ihren Kommunikationsweisen und Sprachspielen her ganz unterschiedlich "ticken".

Die Botschaft des Glaubens muss also immer neu in die jeweilige Situation und in das jeweilige Milieu hinein kommuniziert werden - und zwar ohne die Botschaft zu banalisieren.

Ich erlebe manchmal, dass die Verkündigung im Bemühen, einfach und verständlich zu sein, banal wird. Das Evangelium ist aber nicht banal. Es geht - im wörtlichen Sinne - um Leben und Tod. Es geht um Liebe und Barmherzigkeit, um Schuld und Scheitern, um Gericht und Vergebung, um Erlösung. Also um existenzielle menschliche Erfahrungen.

Deshalb braucht es Menschen, die das Evangelium aufgrund ihrer persönlichen Lebenserfahrung bezeugen. Und die anderen Menschen die Möglichkeit bieten, mit ihrer Lebensgeschichte, mit ihren Fragen und Zweifeln gewissermaßen "andocken" zu können. Gerade da öffnet das Internet, insbesondere Social Media wie Facebook, Twitter oder eben Blogs die Chance, dass sich Zeugen des Evangeliums in ihren jeweiligen Netzwerken zu Wort melden und gehört werden.

kath.net: Können sich nun durch das Internet Menschen über ihren Glauben äußern, die bisher oft keine Plattform für dieses Reflektieren und Bezeugen des Glaubens gefunden haben?

Kebekus: Generell gilt für Social Media, dass plötzlich Menschen publizieren können, die vorher diese Chance nicht hatten. Das ist die eigentliche digitale Revolution. Und diese Chance motiviert auch nicht wenige Bloggerinnen und Blogger.

Durch das eigene Blog ist es möglich, über Themen zu publizieren, die von den großen Medien nicht genügend wahrgenommen werden oder auch in der Gemeinde vor Ort kein Gehör finden. Das können z.B. Themen wie Lebensschutz und Lebensrecht sein. Oder spirituelle Themen, die für viele große Medien nicht so interessant sind wie innerkirchliche Skandale. Außerdem haben Blogger immer auch die Möglichkeit, vom Mainstream abweichende Sichtweisen ins Spiel zu bringen.

kath.net: Haben Sie den Eindruck, dass sich die Präsenz katholischer Laien (häufig auch Nichttheologen) im Internet aktuell zu einem eigenständigen Apostolat entwickelt oder ist das nur ein etwas außergewöhnliches "Hobby"? Wo stecken da Chancen, wo sind Probleme zu erwarten?

Kebekus: Ich denke, durch Social Media bekommt das "Laienapostolat" einen neuen Schwung. Schon 1975 hat Papst Paul VI. in der Enzyklika Evangelii nuntiandi geschrieben: "Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind.“ Das gilt heute noch in viel stärkerem Maße. Und statt "Gelehrte" kann man ruhig auch "Profis" oder "Amtsträger" einsetzen.

Freilich bietet das Internet auch jenen eine Plattform, die den eigenen Vogel für den Heiligen Geist halten. Und wenn ich manche erbitterten Diskussionen lese, in denen die jeweils andere Meinung abgewertet und verurteilt wird, dann habe ich Zweifel, ob alle mit der Publikationsfreiheit angemessen umgehen können.

Aber ich sehe ganz entschieden mehr Chancen als Gefahren.

kath.net: Ist ein gemeinsames Projekt von Bloggern geplant?

Kebekus: Zusammen mit Andrea Imbsweiler von KAMP habe ich beim Bloggertreffen einen Vorschlag zum Jahr des Glaubens eingebracht, der auf positive Resonanz gestoßen ist. Es soll ein Gemeinschaftsblog zum Apostolischen Glaubensbekenntnis geben. Und zwar in der Form, dass das Credo monatsweise in Abschnitte aufgeteilt wird. Alle katholischen Bloggerinnen und Blogger im deutschen Sprachraum sind dann herzlich eingeladen, Beiträge zu diesem Abschnitt des Glaubensbekenntnisses zu schreiben. Ergänzt werden die Blogbeiträge mit Links z.B. zu den entsprechenden Abschnitten des Katechismus.

Dabei möchte ich betonen, dass es nicht ein "amtliches" Projekt unter Mitwirkung der Blogger ist, sondern ein Projekt in der Eigenverantwortung der Blogözese. Das ist das Grundkonzept; in den nächsten Wochen müssen wir noch organisatorische Details klären. Es wird sicher ein spannendes Projekt; ich freue mich schon sehr darauf.

kath.net: Herzlichen Dank, Herr Dr. Kebekus!

Blog der Medienpastoral im Erzdiözese Freiburg: “Sende-Zeit“

Foto Dr. theol. Norbert Kebekus: © Erzbischöfliches Seelsorgereferat Freiburg


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Lesermeinungen

  13. Juni 2012 
 

Den Glauben im Internet bezeugen: ‚Ich sehe mehr Chancen als Gefahren\'

Einfach super:-)
Gottes und Mariens Segen


0
 
  12. Juni 2012 
 

Ein ausgezeichnetes Interview!


1
 
  12. Juni 2012 
 

Interessantes Interview

Die Aussagen von Dr. Kebekus scheinen mit Hand und Fuß zu haben.

Ich freue mich, dass er die Chancen und Möglichkeiten betont, die sich heute ganz neu eröffnen. Da ist kath.net ja auch vorne mit dabei.

Schön ist auch die Einbettung der Fachtagung in ein geistliches Wochenende.


3
 

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