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| ![]() Ein katholischer Finsterling16. November 2012 in Kommentar, 18 Lesermeinungen Wie ernst nehmen Schweizer Medien wie NZZ, Tages-Anzeiger oder das öffentlich-rechtliche Fernsehen Religionsfreiheit, wenn über gewisse Gruppen berichtet wird? Ein Gastkommentar von Giuseppe Gracia Schweiz (kath.net) Aber wie sieht es eigentlich aus mit der Religionsfreiheit in der Praxis? Wie viele orientieren sich wirklich am liberalen Ideal, zum Beispiel in aktuellen Debatten rund um Kirche und Glaube? Wie ernst nehmen Schweizer Medien wie NZZ, Tages-Anzeiger oder das öffentlich-rechtliche Fernsehen Religionsfreiheit, wenn über gewisse Gruppen berichtet wird? Wie geht man etwa mit dem Papst um, mit einem romtreuen Katholizismus? Der Umgang mit Bischof Huonder aus Chur bietet ideales Anschauungsmaterial. Dieser Bischof wird regelmässig als katholischer Finsterling dargestellt. Einer, der stur erinnert an die Lehre der katholischen Kirche. Einer, der kürzlich etwa verhindern wollte, dass seine Kirche in Verbindung gebracht wird mit einer Organisation in Graubünden, die Abtreibungspillen propagiert. In der NZZ vom 13.11. steht zu lesen, Huonder habe sich gar angemasst, die Kirchensteuer als freiwillig hinzustellen, nur weil das Kirchenrecht keine Steuerpflicht kennt. Oder er habe sich in seinem Hirtenbrief über die Ehe (letzten Frühling) sowie im neusten Wort zur Heiligen Messe vom November darauf beschränkt, an die immer gleiche katholische Lehre zu erinnern, sonst nichts. Damit sei er nicht volkskirchlich eingestellt, wenn auch unklar bleibe, ob er bewusst auf eine radikal geschrumpfte reine Kirche hinarbeite. Nach dem Massstab einer offenen und gesellschaftlich relevanten Kirche habe dieser Huonder jedenfalls etwas Selbstzerestörerisches. Ähnlich tönt es in anderen Medien, wenn von sklavischem Gehorsam gegenüber dem Papst berichtet wird oder man anmahnt, dass auch die Katholiken als Teil der demokratischen Schweiz Mehrheitsentscheide zu respektieren hätten. Was heisst das für unsere Religionsfreiheit? Handelt es sich hier um einen guten, nötigen Aufstand gegen eine sakramental überhöhte Papst-Monarchie? Was bedeutet es, wenn inzwischen erklärte liberale Häuser wie die NZZ einen Bischof als Eiferer hinstellen, nur weil er ausspricht, was jeder in der offiziellen Glaubenszusammenfassung der katholischen Kirche nachlesen kann, im Katechismus? Was bedeutet es, wenn auch in der Kirche selbst viele ins gleiche Horn stossen, um nur ja nicht als vormodern oder antiliberal zu gelten? Was sagt es aus, wenn man sich derart an einem Bischof festbeisst, der schlicht den Glauben seiner Kirche vertritt? Einige haben immerhin das Format, auf die irreführende Negativ-Personalisierung des Problems zu verzichten und stellen sachlich fest: die katholische Kirche als solche, also die Kirche, wie sie sich von der Tradition her selber versteht (ohne Demokratie oder Frauenpriesterin, dafür mit Papst und Zölibat) ist eigentlich nicht mehr tragbar. Akzeptabel erscheint heute nur noch, was die Gesellschaft per Abstimmung verändern und sich verfügbar machen kann. Irgendwann werden die Wortführer dieser Marschrichtung aufs Ganze gehen und sagen: Jetzt müsst ihr euch entscheiden. Entweder ihr seid papsttreu und verliert eure Legitimation, oder ihr werdet gute reformierte Demokratie-Katholiken. Dann wird die Luft klarer werden, dann wird sich zeigen: hier geht es ans Nervensystem der Religionsfreiheit. Denn wenn man, wie im erwähnten NZZ-Artikel, in die Sphäre des Glaubens plötzlich den Massstab einer offenen, gesellschaftlich relevanten Kirche einführt, dann will das wohl heissen, dass man nun unterscheiden muss zwischen offenen, relevanten Religion und verschlossenen, irrelevanten. Offen und relevant sind dann die Gruppen, die im Grunde nicht mehr glauben, was sie (gemäss ihrer Religion) glauben. Und der nächste Schritt ist dann der, dass man sagt: nur noch jene Glaubens-Gemeinschaften, die sich ans Programm der Selbstrelativierung halten, haben weiterhin das Recht, sich so zu organsieren und zu leben, wie sie wünschen. Die Verschlossenen, Irrelevanten können das vergessen. Dann muss man auch von orthodoxen Juden verlangen, offener und gesellschaftlich relevanter zu werden, ebenso von Muslimen, Buddhisten, Freikirchlern usw. Damit aber wird der Liberalismus unterlaufen, zu dem die Religionsfreiheit unabdingbar gehört. So entpuppen sich die Kritiker eines romtreuen Katholizismus am Ende als Gegner des weltanschaulichen Pluralisms, als Weichlinge im Aushalten das fundamental Widersprechenden, das nur noch als Fundamentalismus wahrgenommen wird. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass man mit Juden, Muslimen oder Freikirchlern anders verkehren wird. Das Selbstbestimmungsrecht dieser und anderer Gruppen steht auf dem Spiel, sofern sie sich weigern, die Standards des Mainstreams in ihre Weltanschauung zu intergrieren. Noch ist das alles nicht deutlich. Liest man aber zwischen den Zeilen, ist es im Ansatz schon da: das Zeitalter der besorgten Feuilleton-Absolutisten, die uns ihre Weltanschauung als einzig zeitgemässes Lehramt verkaufen. Zu erkennen ist es auch, wenn man fragt, wie oft denn gewisse Kritiker bei sich selber die Grundregeln des Liberalismus anwenden. Wie sie selber Toleranz üben. Das heisst: ob in Forumsmedien wie NZZ oder beim Schweizer Fernsehen der unüberwindliche, disharmonische Weltanschauungs-Pluralismus der Moderne tatsächlich ausgehalten wird, ohne dass man ihn abschaffen will. Giuseppe Gracia ist Schriftsteller und in einem Teilzeitpensum Medienbeauftragter von Bischof Vitus Huonder in Chur. Der Beitrag erschien heute auch in der Tageszeitung BAZ Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. 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