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Zsifkovics: Christen müssen Kopf für Jesus hinhalten

26. November 2013 in Österreich, keine Lesermeinung
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Eisenstädter Bischof bei Erhebung der Güssinger Klosterkirche zur Basilika: Gläubige sollen "lebendige Steine einer lebendigen Basilika" sein


Eisenstadt (kath.net/KAP/pde) Wer sich Christ nennen will, darf laut Bischof Ägidius J. Zsifkovics nicht unter seiner Würde leben und muss "gelegentlich auch den Kopf für Jesus hinhalten": Das hat Eisenstädter Diözesanbischof am Sonntag bei der Erhebung der Klosterkirche Güssing zur "Basilica minor" erklärt. Vergleichbar mit der vatikanischen Ehrung der Wallfahrtskirche, habe auch im Leben jedes Christen die Taufe "die armselige Hülle des menschlichen Körpers" zu einer "kostbaren Basilika mit einzigartiger Würde, in dem der Heilige Geist wohnt", erhoben.

Der Bischof appellierte an die Gläubigen, lebendige Steine einer lebendigen Basilika zu sein und dabei "das Antlitz Jesu" zeigen. Sie sollten den Armen und Notleidenden im Sinne Christi "völlig uneigennützig" helfen, die Würde des anderen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod achten und Jesus ein Gesicht in der heutigen Welt geben. "Jesus hat in dieser Welt nur das Gesicht, das wir ihm geben", so Zsifkovics.

Das Wort "Basilica", lateinisch für "Königshalle", erinnere laut dem Eisenstädter Bischof an Christus, der als König kein Gewaltherrscher oder Diktator sei, sondern seine Herrschaft sanft, friedlich und mit Menschenliebe statt durch äußerem Machtbeweis ausübe. Entsprechend sei auch das erst im 20. Jahrhundert eingesetzte Christkönigsfest ein Appell, sich "von der hemmungslosen Beanspruchung weltlicher Macht" zu distanzieren.

Die Erhebung der Güssinger Klosterkirche zur Basilika begründete Zsifkovics durch die besondere Bedeutung der Kirche für den Glauben und das Leben der Menscm hen, zudem sei sie über Jahrhunderte ein "spirituelles völkerverbindendes Ausstrahlungszentrum in dieser Region weit über ihre Grenzen hinaus" gewesen. Der Diözesanbischof erinnerte auch an den in der Kirche bestatteten Seligen Ladislaus Batthyany-Strattmann (1870-1931), der als Arzt selbst "zu einem einzigen großen Auge für die Nöte der Armen" geworden sei.

Copyright 2013 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich. Alle Rechte vorbehalten.

kath.net dokumentiert die Festpredigt Bischof Ägidius J. Zsifkovics zur Erhebung der Klosterkirche in Güssing zur Basilica minor Christkönigssonntag in voller Länge:

Zum festlichen Gottesdienst versammelte Schwestern und Brüder im Herrn!

In der aktuellen Ausgabe des Güssinger Pfarrblattes lese ich zum Thema "Basilikaerhebung" die folgende, mit leichter Ironie untersetzte Frage: "Lohnt sich die 'Schönheitsoperation' an der Kirche wegen eines bloßen Vatikanischen Formalaktes?" Die Frage wird zwar bereits im Pfarrblatt mit einem eindeutigen "Ja" beantwortet. Doch diese Frage gefällt mir sehr gut, weil sie uns zum Wesentlichen führt, so dass auch ich Ihnen darauf eine Antwort geben möchte.


Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass der "vatikanische Fomalakt", von dem die Rede ist, nicht die Ursache der besonderen Würdigung dieser Kirche am heutigen Tag ist. Das Erhebungsdekret des Heiligen Vaters ist vielmehr das Ergebnis der Prüfung einer besonderen Geschichte. Es ist die Geschichte einer Kirche und ihrer Bedeutung für die Menschen, für ihren Glauben und für Ihr Leben. Jahrhundertelang war diese Kirche ein spirituelles völkerverbindendes Ausstrahlungszentrum in dieser Region und weit über ihre Grenzen hinaus. Menschen haben an diesem Ort zu Gott und zu sich selbst gefunden. Lebenswege haben hier eine neue, eine gute Wendung genommen. Hoffnung wurde hier gefunden.

Und so ist die Erhebung dieses Gotteshauses etwas, das mit uns allen persönlich zu tun hat. Wir selbst, jeder einzelne von uns, ist in der Taufe erhoben worden zu einem Tempel, in dem der Heilige Geist wohnt. Der menschliche Körper, die armselige Hülle, die irgendwann einmal zu Staub zerfallen muss, ist in der Taufe zu einer kostbaren Basilika mit einzigartiger Würde erhoben worden. Leben wir als Christen daher nicht unter unserer Würde!

Wenn wir selbst also eine Basilika sind, dann wohnt Gott in uns. Dann ist er uns also ganz nah. So nah, dass wir mit ihm über unser Leben und über unsere Sorgen, Nöte und Ängste reden können. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat vom "Nachbar Gott" gesprochen, den er atmen hört und bei dem er in langen, einsamen Nächten immer wieder anklopft.

Wenn aber jeder von uns eine Basilika ist, dann ist Gott, der in uns wohnt, kein Untermieter, bei dem wir nur anklopfen, wenn wir wieder mal etwas erwarten, wie einen geschuldeten Mietzins. Gott ist in Wahrheit der Hausherr, er hat das Haus erbaut und verdient es, dass wir auch auf Ihn hören - damit unser Leben sinnvoll und gut wird.

"Basilica" bedeutet wörtlich "Königshalle", und in den alten Basiliken der ersten christlichen Jahrhunderte war Christus als thronender König der Welt dargestellt. Dieser König ist aber kein Gewaltherrscher und Diktator. Das Christkönigsfest, das wir heute feiern, ist ein noch sehr junges Fest der Kirchengeschichte. Gerade in den katastrophalen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts mit seinen irregeleiteten Ideologien und Mechanismen der Menschenvernichtung hat dieses Fest die friedliche, von Menschenliebe gezeichnete Königsherrschaft Gottes betont und an uns Menschen appelliert, von der hemmungslosen Beanspruchung weltlicher Macht Abstand zu nehmen.

Die Macht Christi, des Königs, ist eine sanfte. Sie verzichtet auf den äußeren Machtbeweis, sondern lässt sich sogar verhöhnen, wie uns das heutige Evangelium zeigt: „Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!“

Die Macht Christi erzwingt nichts, sondern lädt uns ein:

- Sie lädt uns ein, dem anderen im Sinne Christi zu helfen – besonders den Armen und Notleidenden -, seine Bedürfnisse zu erkennen – und dies nicht etwa, um Jesus einen Gefallen zu tun, sondern völlig uneigennützig.

- Sie lädt uns ein, im anderen den "König" zu sehen, ihm mit Respekt zu begegnen, seine Würde zu achten – von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.

- Und sie lädt uns ein, Jesus ein Gesicht in unserer heutigen Welt zu geben. Papst Franziskus sagte als Erzbischof von Buenos Aires einmal: "Wir müssen hinausgehen und mit den Menschen reden. Wir müssen unser Schneckenhaus verlassen und Ihnen sagen, dass Jesus lebt. Wir müssen es mit Freude verkünden, auch wenn es manchmal etwas verrückt erscheint." Jahre später, in seiner ersten Predigt als neugewählter Papst, sprach Franziskus in der Sixtinischen Kapelle zu den Kardinälen darüber, was es bedeutet, die Kirche aufzubauen - dass es dabei um lebendige Steine geht. Das Hinausgehen und das Aufbauen also muss die Bewegung unseres Lebens sein! Und dabei müssen wir die lebendigen Steine einer lebendigen Basilika sein! Steine, die das Antlitz Jesu zeigen!

Dieses Antlitz Jesu in der heutigen Welt ist immer unser eigenes Antlitz. Es sind unsere Augen, die das Leid unserer Geschwister sehen müssen, unsere Ohren, die das Wehklagen anderer hören müssen, unsere Lippen, die Trost und Zuwendung spenden müssen. Jesus hat in dieser Welt nur das Gesicht, das wir ihm geben. Sein Kopf ist unser Kopf, den wir auch gelegentlich hinhalten müssen, wenn wir uns Christen nennen wollen.

In dieser Basilika liegen die sterblichen Überreste eines Mannes, der tausenden Menschen das Augenlicht wiedergegeben hat und dabei selbst zu einem einzigen großen Auge für die Nöte der Armen wurde. Bereits zu Lebzeiten als „Arzt der Armen“ wie ein Heiliger verehrt, ist sein Wirken heute an diesem Ort noch immer spürbar. Der selige Ladislaus war eines der liebenden Augen Jesu.

Was kann ich euch als Bischof am heutigen Tage mit der neuen Basilika mitgeben auf Euren Lebens- und Glaubensweg?

Zunächst denke ich an die Seelsorger allgemein, besonders aber hier vor Ort: Euch lege ich die Bitte ans Herz, dem geistlichen Leben in unseren Kirchen, besonders an dieser Kirche, auch in Zukunft verstärkte Aufmerksamkeit zu schenken. Der hohen Würde entsprechend, die Papst Franziskus diesem Gotteshaus mit dem heutigen Tage verliehen hat, möge diese Kirche ein Ort sein, der sich durch eine vorbildliche Feier der Liturgie ebenso auszeichnet wie durch einen gewissenhaften Predigt- und Beichtdienst. Ihr entsprecht damit in besonderer Weise dem Auftrag unserer Kirche, der, wie Papst Franziskus so prägnant gesagt hat, vor allem darin liegt: die Wunden der Menschen zu heilen und ihre Herzen zu erwärmen!

Euch, die Gläubigen, lade ich ein: Kommt oft und gerne in die Kirche, besonders auch in diese Basilika, mit Euren Freuden und Nöten, und lasst Eure Wunden vom Wort Gottes und vom Sakrament heilen und Eure Herzen erwärmen!

Und was dürfen wir uns alle gemeinsam vom heutigen Fest mitnehmen? Die tröstliche Gewissheit, dass unser Leben im Hause Gottes geborgen und behütet ist, aber auch den Auftrag, Gott in uns selbst wohnen zu lassen und an andere weiter zu schenken. Diese Basilika ist ein Symbol dafür! Maria, die Mutter des Herrn, der diese Kirche geweiht ist, hat uns durch ihr Leben gezeigt, wie es uns gelingen kann, zu Christus, dem König zu gelangen. Blicken wir auf sie, die Christus zu Elisabeth getragen hat, um ihn den Menschen zu zeigen, und machen wir es ihr einfach nach!

In den Sprachen unseres Landes und der Kirche bitte ich auf die Fürsprache des seligen Ladislaus darum, dass uns allen dies gelingen möge:

Seliger Ladislaus Batthyány-Strattmann, bitte für uns!
Blazeni Ladislave, moli za nas!
Boldog Batthyány László, könyörögj érettünk!
Beatus Ladislaus, ora pro nobis!

Amen.

Copyright 2013 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich. Alle Rechte vorbehalten.
Foto Klosterkirche Güssing © Wikipedia/Bwag © Bwag/Commons
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