Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  2. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  5. Der alte und künftige römische Ritus
  6. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  7. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  8. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  9. Studie: Antibabypille führt zu Schrumpfung des Gehirns
  10. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  11. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  12. ‚Markus Krall ist kein Antisemit’ – Portal der Schweizer Bischöfe muss Widerruf veröffentlichen
  13. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  14. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  15. Nicaragua: Bischofskonferenz-Vorsitzender wurde ins Exil geschickt

Die Wirklichkeit jenseits der Ideen

12. August 2014 in Aktuelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


El Jesuita. Den heiligen Ignatius in Papst Franziskus verstehen. Die ignatianische Methode des Predigens. Von Armin Schwibach (VATICAN magazin)


Rom (kath.net/as/VATICAN magazin) „Es gibt eine bipolare Spannung zwischen der Idee und der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist etwas, das einfach existiert, die Idee wird erarbeitet. Zwischen den beiden muss ein ständiger Dialog hergestellt und so vermieden werden, dass die Idee sich schließlich von der Wirklichkeit löst. Es ist gefährlich, im Reich allein des Wortes, des Bildes, des Sophismus zu leben. Daraus folgt, dass ein drittes Prinzip postuliert werden muss: Die Wirklichkeit steht über der Idee. Das schließt ein, verschiedene Formen der Verschleierung der Wirklichkeit zu vermeiden: die engelhaften Purismen, die Totalitarismen des Relativen, die in Erklärungen ausgedrückten Nominalismen, die mehr formalen als realen Projekte, die geschichtswidrigen Fundamentalismen, die Ethizismen ohne Güte, die Intellektualismen ohne Weisheit“ (Evangelii gaudium, 231).

Die „Idee“ dient für Papst Franziskus zur Erfassung, zum Verstehen und zum Lenken der Wirklichkeit, darf aber nie von dieser losgelöst sein und ein Eigenleben annehmen, da die Wirklichkeit über der Idee steht. Eine reine Ideenwelt verfängt sich im Namentlichen, wird auf Logik oder Kalkül beschränkt. Die Lebenswelt verliert sich in einer formalen Sterilität, der Mensch als Subjekt wird zum Getriebenen, dem die Wirklichkeit und letztlich die Wirklichkeit des Wortes Gottes als der feste Ankerpunkt abhanden kommt. Diese Wirklichkeit muss aber erobert werden.


Für den heiligen Ignatius von Loyola ist dazu der Königsweg die Vorstellungskraft, die denjenigen, der die Wirklichkeit der Heilsgeschichte und deren Ereignisse betrachtet, zu einer „composición“, zu einem Zusammenstellen und Aufbauen des Zeit-Raumes führt, in dem sich etwas zuträgt. So besteht für den Heiligen dieser Aufbau darin, „mit der Schau der Vorstellungskraft (imaginación) den körperlichen Ort zu sehen, an dem sich der zu betrachtende Gegenstand findet“. Aber auch Unsichtbares wie bei den Sünden wird so zusammengestellt, um „mit der Schau der Vorstellungskraft zu sehen und zu betrachten, wie meine Seele in diesem verweslichen Leib eingekerkert ist“ (EB 47).

Lebhaft muss alles vorgestellt werden (ymaginar), damit das Sinnliche mit dem Gedanken vermittelt wird. So treten die Wirklichkeiten wie auf einer Theaterbühne hervor, nicht nur als Szene, sondern als belebtes und lebhaftes Bild, das die Ereignisse vergegenwärtigt. Die Aktivität des Betrachtenden, der schöpferisch hervorbringt, steht im Vordergrund. Die Ordnung der Welt und das Geschenk des Wortes Gottes sind nicht einfach gegeben, sondern für das Bewusstsein und in ihm gesetzt. Der Mensch hat Anteil am Weltgeschehen und an der Offenbarung, er hört nicht nur zu, sondern setzt das Gehörte mitwirkend um, erweitert so seinen Blick auf die Wirklichkeit und erkennt die Rückständigkeit einer reinen Ideenwelt.

Gerade in seinen freigehaltenen Predigten bei den Morgenmessen in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ praktiziert Papst Franziskus – gleichsam als Exerzitienmeister – diese ignatianische Methode fast jeden Tag. Bilder sollen helfen, die Botschaft, die man überbringen will, als etwas zu empfinden, das vertraut, nahe, möglich ist und mit dem eigenen Leben in Verbindung gebracht werden kann. Der Papst übt sich in der „composición“ des Zeit-Raumes, an den er den Zuhörer mit dem Text der jeweiligen Lesungen heranführen möchte.

Dies bringt es mit sich, dass die Santa-Marta-Predigten eigentlich „gehört“ werden müssten, da bei einem einfachen Lesen die Gefahr besteht, an einzelnen Wortbruchstücken hängenzubleiben, so dass das Verständnis der Zusammenstellung abhanden kommen kann. Dabei geht der Prediger ein Risiko ein, das bewusste Risiko, dass ein späterer Leser eine vermeintliche Spontaneität festzustellen glaubt. Dem aber ist nicht so. Wie Ignatius führt der Papst in eine Vorstellungswelt hinein, um der wahren Wirklichkeit gerecht zu werden, so dass diese tief in die Seele eindringen, sich dort verankern und dann etwas ändern kann.

Für Franziskus ist die Sorge um die Art und Weise des Predigens eine zutiefst geistliche Haltung. Daher ist eine der nötigsten Anstrengungen zu lernen, „in der Predigt Bilder zu verwenden, das heißt, in Bildern zu sprechen“. Beispiele allein reichen für den Papst nicht, da diese oft allein auf die Vernunft zielen. Die Bilder dagegen „helfen, die Botschaft, die man überbringen will, zu schätzen und anzunehmen. Ein anziehendes Bild lässt die Botschaft als etwas empfinden, das vertraut, nahe, möglich ist und mit dem eigenen Leben in Verbindung gebracht wird. Ein gelungenes Bild kann dazu führen, dass die Botschaft, die man vermitteln will, ausgekostet wird; es weckt einen Wunsch und motiviert den Willen im Sinne des Evangeliums“ (Evangelii gaudium, 157).

Empfinden, auskosten, mitfühlen, leiblich dabei sein, Vorstellung, Bild, Gefühl: Dies ermöglicht die geleitete Vorstellungskraft, die zur Liebe der Wirklichkeit führt, dem Ziel der geistlichen Übungen: sie bereiten die Seele vor und „setzen sie in Bereitstellung“, damit von ihr alles Oberflächliche abfällt und im Leben der Wille Gottes gesucht und gefunden werden kann.


Dem Autor auf Twitter folgen!

Bestellen Sie noch heute das lesenswerte VATICAN magazin:
- Ermäßigung für kath.net-Clubmitglieder -


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

El jesuita

  1. Was es heißt, als Jesuit zu denken
  2. Die Trostlosen trösten
  3. Das Leben des Christen: ein beständiger Kampf
  4. Wofür die Gregoriana einmal stand
  5. Der Jünger ist immer unterwegs
  6. Worum es im Grunde geht
  7. Mama Kirche
  8. El Jesuita und ‚Wir Jesuiten’
  9. Das Vorbild: Peter Faber, der Pilger, der Heilige
  10. Warum Maria wichtiger ist als die Apostel







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN!
  2. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  5. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  6. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  7. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  8. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  9. Die ersten Personalentscheidungen von Trump werden den Autokraten dieser Welt nicht gefallen
  10. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  11. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  12. Paris: Weitere Details zur Wiedereröffnung von Notre-Dame bekannt
  13. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  14. „Demokratie, in der nur noch linke Positionen zulässig sind, ist keine Demokratie“
  15. Bischof Barron will Synode für „überwältigende Mehrheit der Laien“

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz