Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  2. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  3. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  4. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter
  5. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  6. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  7. SPD definiert Familie ohne ‚Vater‘, ‚Mutter‘ und ‚Kinder‘
  8. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  9. Österreichischer Verfassungsgerichtshof (VfGH) kippt Kärntner Veranstaltungsverbot am Karfreitag
  10. Wie tief kann eine evangelische Kirche noch sinken? - Weihnachtsmarkt mit Hamas-Symbolen!
  11. Zerstörte Linzer "Marienstatue" - Zwei Verdächtige entlastet
  12. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  13. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  14. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  15. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden

„Wir müssen Tag und Nacht für die Jugendlichen da sein“

7. Dezember 2017 in Interview, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Interview mit Bruder Lothar Wagner SDB/Don Bosco Mission über seinen Einsatz in Liberia. Der 43jährige Streetworker kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die gesellschaftlich ausgegrenzt sind.


Bonn (kath.net/Don Bosco Mission) Bruder Lothar Wagner SDB ist seit rund einem Jahr in Liberia. Der 43jährige Streetworker kümmert sich in dem westafrikanischen Land um Kinder und Jugendliche, die gesellschaftlich ausgegrenzt sind. So wie die obdachlosen "Friedhofskinder" von Monrovia. Die Jugendlichen müssen in Grabmälern übernachten, weil sie keinen anderen Schlafplatz haben.

Don Bosco Mission: Wie geht es den Kindern und Jugendlichen in Monrovia?

Bruder Lothar Wagner SDB: Die jungen Menschen leiden am meisten unter den Folgen eines jahrzehntelangen Rebellenkrieges und der Ebolakatastrophe. Das Bildungssystem gilt als eines der schlechtesten weltweit. Polizei- und Justizwesen sind korrupt. Das Gesundheitssystem liegt am Boden. Nach einer neuen Studie sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung von akuter Hungersnot betroffen. Die Liste könnte ich fortführen.

Letztendlich fatal aber ist, dass die Krise des Staates die Familien und damit auch die Kinder erreicht hat. Trotz harter Arbeit reicht der Tageslohn nicht aus, um die Familie zu ernähren. Frust und daraus resultierende Aggressionen der Familienoberhäupter kriegen die Kinder ab. Familien zerbrechen, Kinder landen reihenweise auf der Straße. In den letzten Monaten sind mir zahlreiche Kinder begegnet, die Drogen konsumieren, um ihrem Alltag zu entkommen. Das ist einfach erschreckend.

Don Bosco Mission: Was brauchen die Jugendlichen am meisten?

Bruder Lothar: Die jungen Menschen brauchen Begegnungen mit Menschen, die ihre Probleme ernst nehmen, die ihnen helfen, konstruktiv den Konflikten zu begegnen, die ihnen hoffnungsfrohe Zukunftsperspektiven aufzeigen. Sie bedürfen Vorbilder. Sie brauchen Aufmerksamkeit! Die kriegen sie aber meist nicht und sinken weiter ab in einen Teufelskreis von Drogensucht, Prostitution, Beschaffungskriminalität und letztendlich Krankheit und Verzweiflung.


Die Kinder und auch die Salesianer an der Basis brauchen eine Lobby! Sie brauchen Menschen, die sie unterstützen! Jeder sollte sich dafür stark machen, dass Kindern in scheinbar aussichtslosen Lebenslagen qualifizierte und motivierte Menschen zur Seite gestellt bekommen. Wie oft brauchen die Kinder einen Arzt, einen Lehrer, einen Erzieher, mehr noch einen Freund als Begleiter. Diese müssen wir aber auch ausbilden.

Und neben dem Personal bedarf es auch der Räume, in denen sich die Kinder entwickeln und entfalten können. Eine Schule, eine Ausbildungsstelle und aber auch einen Spielplatz. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass viele Kinder in akuter Gefahr zeitweise auch eine Schlafstätte als Schutzraum brauchen.

Don Bosco Mission: Wie können die Salesianer ihnen helfen?

Bruder Lothar: Jetzt müssen wir da sein. Einfach da sein in den Brennpunkten. Oder um es mit Papst Franziskus zu sagen, Dasein in den Peripherien. Es braucht eine nachhaltige Partnerschaft zwischen den Kindern und den Salesianern.

Und das kann und darf nicht nur eine unverbindliche Absichtserklärung sein, so wie wir es oft aus der Politik kennen, sondern sie muss ganz konkret und unmissverständlich bedeuten, dass wir mit den Kindern durch dick und dünn gehen, Tag und Nacht: sie von den Straßen holen und zurück in ihre Familien bringen, sie aus den Gefängnissen zurück in die Schulen bringen, sie aus der Drogensucht in eine sinnhafte Lebenslage bringen. Sie brauchen intakte Familien, gute Schulbildung und eine zukunftsfähige Berufsausbildung.

Don Bosco Mission: Wie ist die aktuelle politische Situation in Liberia?

Bruder Lothar: Das ist derzeit schwierig einzuschätzen. Es scheint so, dass einige einflussreiche Menschen, die Lage ganz bewusst komplex gestalten. Man blickt derzeit nicht so richtig durch. Und so berichten auch die internationalen Medien mit ihren Kurztickern kaum über die Situation in Liberia, weil die politische Lage einfach zu diffus ist. Fakt aber ist: die Menschen wollen einen politischen Wechsel, aber die Regierungspartei will nicht von ihrer Macht lassen. Die Präsidentenwahl wurde nach der ersten Runde Anfang Oktober wegen dem Vorwurf der massiven Wahlfälschung unterbrochen. Meines Erachtens aber ein Vorwand, um der Regierung Zeit zu geben. Der Oppositionsführer lag nämlich mit 38% zehn Prozentpunkte vor dem amtierenden Vizepräsidenten. Die Präsidentin Sirleaf konnte nach zwei Wahlperioden nicht mehr antreten. Ob es zu einer Stichwahl zwischen den beiden kommen wird, entscheiden der Supreme Court und die National Election Commission. Die lassen sich aber mit einer Entscheidung außergewöhnlich lange Zeit. Welche Rollen die beiden Institutionen spielen ist unklar. Es bleibt zu hoffen, dass die Menschen einen langen Atem haben.

Don Bosco Mission: Welche Momente oder Begegnungen geben Ihnen Kraft?

Bruder Lothar: Es war bei strömenden Regen, als ich zum ersten Mal auf dem Zentralfriedhof in Monrovia unterwegs war. Dort entdeckte ich Kinder, die in Grabstätten leben, weil sie sonst kein Dach über dem Kopf haben. Auf einmal hatte ich einen längeren Blickkontakt zu einem Kind, das in einer Grabstätte zu mir herüber schaute. Nach einer Weile lächelte es mir zu. Ohne Worte. Eine kleine Geste als ein klares Zeichen. Eine Einladung, dass ich in seiner Lebenswelt willkommen bin. Das fand ich einfach überwältigend. Es erlaubte mir, näher zu treten, einzutreten in seine Welt.

Das hatte mich wirklich in meinem Lebensentschluss bestärkt, gerade für die vergessenen Kinder da zu sein.

Und welche Botschaft wurde mir durch das Kind geschenkt, wenn ich in dem Kind Ihn, Christus, selbst gesehen habe. Er ist mir durch das Kind selbst begegnet. Im Grab. Ein unbegreifliches Glücksgefühl. Ein Gnadengeschenk inmitten unvorstellbaren Leidens.

Das Interview führte Kirsten Prestin
www. donboscomission.de

Acht Jahre lang war Lothar Wagner Direktor von Don Bosco Fambul im benachbarten Sierra Leone. Auch dort setzte er sich für Straßenkinder, sexuell ausgebeutete Mädchen und Frauen sowie Jugendliche ein, die im Gefängnis sitzen. Er bekam die Ebola-Krise hautnah mit.

Liberia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ein langer Bürgerkrieg und die Ebola-Krise haben ihre Spuren hinterlassen. Die Salesianer sind seit 1979 in dem westafrikanischen Land aktiv.

Foto: Bruder Lothar mit Jugendlichen aus Liberia © Don Bosco Mission


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Orden

  1. ‚Unlösbare Konflikte’ – Klarissen geben Kloster in Bautzen auf
  2. Vatikan sichert sich weitere Befugnisse bei Ordensneugründung
  3. Demokratische Republik Kongo: Entführte Ordensschwester wieder frei
  4. Demokratische Republik Kongo: Ordensschwester entführt
  5. Sie diente der Kirche - Mutter Julia Verhaeghe
  6. Mosambik: Vermisste Ordensfrauen und Gläubige „gesund und sicher“ zurück
  7. Mosambik: Ordensfrauen und Gemeindemitglieder nach Angriff vermisst
  8. Heimatgefühle in einer fremden Großstadt
  9. Pakistan zeichnet an Covid-19 verstorbene Ordensfrau aus
  10. Der Hl. Bruno – ein fast vergessener Sohn des „hilligen Köln“?







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  2. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  3. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  4. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  5. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  6. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  7. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  8. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  9. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  10. O Adonai, et Dux domus Israel
  11. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  12. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  13. Weihnachtswunder‘: US-Pilger aus syrischem Gefängnis befreit
  14. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  15. O radix Jesse

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz