Loginoder neu registrieren? |
||||||||||||||
| ||||||||||||||
SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: Top-15meist-diskutiert
| Jesus ist alles - Benjamin Brittens Raub der Lucretia26. April 2018 in Kommentar, 1 Lesermeinung "In seiner Passion ist er unsere Hoffnung, Jesus Christus, unser Retter. Er ist Alles. Er ist Alles" Die neue monatliche kath.net-Kulturkolumne DIO von Anna Diouf Linz (kath.net) Es ist eine besondere Oper, zuerst, weil sie einen Bogen schlägt von der Moderne (die Oper wurde 1946 uraufgeführt) zu den Ursprüngen der Oper: Um 1600 erfanden neapolitanische Komponisten die Oper, während sie eigentlich das antike Drama wiederbeleben wollten. Und ein antikes Sujet wählt Britten, indem er die römische Legende vom Raub der Lucretia vertont. Ebenso lässt er, entsprechend der griechischen Dramentradition, zwei Chöre, einen Mann und eine Frau, auftreten, die die Handlung kommentierend bzw. erklärend umrahmen. Was aber ist das spezifisch Christliche an einer Oper, die eine Vergewaltigung und einen anschließenden Selbstmord thematisiert? Da die Gestalt der Lucretia eine vorchristliche ist, kann man in ihr eine Art Protomärtyrerin für die Keuschheit erblicken in einer Zeit, in der Tugend keinesfalls selbstverständlich ist, steht sie für eine Wahrheit, die dem Menschen unabhängig von seinem Bekenntnis ins Herz gelegt ist. Als Angehörige der Heiden fehlt ihr aber nicht nur die Erfüllung der Verheißung, sondern auch die Verheißung des Heils, weshalb sich ihr der Selbstmord als einzig adäquate Antwort auf das Unrecht, das ihr zugefügt wird, darstellt. Weit hergeholt, könnte man sagen wenn der antike Chor nicht wäre, der uns diese christliche Perspektive des Stückes unmissverständlich deutlich macht. Der weibliche Chor verkündet schon zu Beginn Christus als den Ewigen, in dem auch das Leiden Lucretias seinen Sinn erhält: How slowly time here moves towards the date... Wie langsam doch strebt die Zeit dem Tage zu... Ist es nicht beeindruckend, hier am Beginn einer Oper eine Aussage zu finden, die für Christen eigentlich von höchster Bedeutung ist, oft aber nicht recht erfasst wird? Dass Christus in der Mitte, der Fülle der Zeit gekommen ist, und dass das, was sein Kommen vorwegnimmt, auch auf sein Kommen hin gedeutet werden muss für so manchen Christen keine Selbstverständlichkeit, da, wo Gott nicht mehr als Herr der Geschichte erkannt wird, wo seine Offenbarung nicht mehr als historisches Geschehen, sondern eher als mythische Erzählung wahrgenommen wird. Und schließlich, nach Lucretias Selbstmord, tritt wiederum der Chor auf. Der weibliche Chor fragt: Is it all?, Ist das alles?, klagt über das Leid und den Schmerz, den das Leben bringt und fragt immer wieder insistierend: Ist das alles? Der männliche Chor antwortet tröstend: Es ist nicht alles. Er skizziert kurz die Schwäche und den Fall des Menschen und schließt die Oper mit einem berührenden und wunderschönen Bekenntnis das umso beeindruckender ist, wenn man Brittens Persönlichkeit bedenkt. Hier spricht kein Heiliger: Britten war nicht nur in seiner Beziehung zum christlichen Glauben und zur Kirche ambivalent seine schwache körperliche Konstitution, seine Homosexualität, die Rücksichtslosigkeit, die er gegenüber Freunden und Mitarbeitern walten lassen konnte, nicht zuletzt die eher zaghaft und nur unwillig von der Rezeption zur Kenntnis genommenen, in ihrer Natur nicht gänzlich geklärten Beziehungen zu heranwachsenden Jungen (Wenn man auch annimmt, dass sie platonisch waren). Hat man dies vor Augen, wird erst ersichtlich, welche Bedeutung es hat, dass ausgerechnet er eine Oper verfasst, deren Thema ein Loblied auf die keusche Tugend ist. Der Schöpfer dieses Werkes ist geradezu der Inbegriff des gebeutelten, ringenden, angefochtenen Menschen, den er beschreibt, und kann doch am Ende vertrauensvoll singen lassen: For us did He live with such humility. Für uns hat er gelebt in solcher Demut, für uns ist er gestorben, auf dass wir leben, und er vergibt die Wunden, die wir schlagen, Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuDio | Top-15meist-gelesen
| |||||||||||
© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz |