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Ostern 2020 in der Zeit der Pandemie, ein Drama

21. April 2020 in Aktuelles, 5 Lesermeinungen
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‚Unglück selber taugt nicht viel, aber’s hat drei brave Kinder: Kraft, Geduld und Mitgefühl’. Geschlossene Kirchen und schmerzhaftes Fehlen der Sakramente. Von Walter Kardinal Brandmüller


Rom (kath.net/wb/as) Die Jünger Jesu im Saal versammelt, die Türen „aus Furcht vor den Juden“ verschlossen, da tritt der Auferstandene in ihre Mitte... So am Abend des Ostertages im April des Jahres 30 p. C. zu Jerusalem. Am 12. April 2020, nicht „aus Furcht vor den Juden“, sondern vor dem Corona-Virus, vor verschlossenen Kirchentüren stehend, erlebten die Christen in diesem Jahr das Fest der Auferstehung des Herrn – und dennoch trat Er auch in ihre Mitte. Es sind die in der Tat ambivalenten Massenmedien, die Seine Präsenz in jedem Wohnzimmer – und sei es nur virtuell – möglich machten.

Die vom österreichischen ORF mitgeteilten Einschaltquoten für die gesendeten Gottesdienste mögen als Beispiel dienen. Da zählte man am Palmsonntag nur für Österreich 370.000 eingeschaltete Geräte, aus dem deutschen Sprachraum waren es 1.8 Millionen. An den fünf Gottesdiensten aus dem Wiener Stephansdom mit Kardinal Christoph Schönborn nahmen nach offiziellen Angaben insgesamt 1,47 Millionen teil. Zum Papstsegen „Urbi et Orbi“ am Ostersonntag waren es in Österreich 470.000. Aus dem ORF war zu erfahren, dass diese Zahlen eine Verdoppelung des Üblichen bedeuteten. Insgesamt hätten die religiösen TV-Angebote der Karwoche 4,128 Millionen Österreicherinnen und Österreicher erreicht, das sind 55 Prozent der TV-Bevölkerung, hieß es in einer Aussendung. Auch im Privat-Fernsehen erreichten Gottesdienstübertragungen Spitzenwerte: Wie viele Personen waren da auch um jeweils einen TV-Apparat versammelt?

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, hatte Er selbst versprochen. Es wäre zu fragen, ob nicht die Zahl derer, die trotz allem auf diese Weise Ostern feiern wollten, jene der üblichen Gottesdienstbesucher übertroffen habe. Dennoch: Fernseh-Messe bleibt nur Notbehelf, keinesfalls Ersatz.

Denn, ist es damit nicht ähnlich wie beim Fernseh-Koch? Ein zauberhaftes Menü wird vor unseren Augen zubereitet, die Sinne schwelgen – doch der Magen bleibt leer. Allein – es bleibt auch der Appetit, der nach dem wirklichem Genuss, nach Sättigung verlangt. So mag es sich wohl auch mit dem Sakrament verhalten. In der Tat hat die Kirche längst darüber nachgedacht: Man spricht da von einem „sacramentum in voto“, einem Verlangen nach dem Sakrament, das im Augenblick nicht erreichbar ist, ein Verlangen aber, das dennoch auf besondere Weise erfüllt wird: „Geistliche Kommunion“ ist das.

Nun, da seit Wochen die Kirchentüren verschlossen sind, sollte auch ein Dichterwort bedacht werden: „Herr, lass mich hungern dann und wann, Sattsein macht stumpf und träge...“ (Gustav Falk, †1916). Eine Erfahrung, die den allzu selbstverständlichen, wohl auch oberflächlichen Kommunionempfang der Allzuvielen doch in Frage zu stellen vermag. Denken da so viele noch an das Paulus-Wort an die Korinther, das jenem, der unwürdig „von dem Brot isst und aus dem Kelch trinkt“, Gottes Gericht androht, da er sich am Leib des Herrn vergreift?

Da mag der Wegfall des Gewohnten zu heilsamer Besinnung führen. Da fällt auch Werner Bergengruens „Himmlische Rechenkunst“ ein, wo er meint: „... allenthalben das Entbehrte wird dir mystisch zugelegt“, und dann sagt: „... der Mangel wird Gewinn...“. So auch in Zeiten, da Corona Entbehrung auferlegt und Mangel spüren lässt.

Spinnen wir die Gedanken der Dichter weiter, dann mag gerade die Entbehrung zu tieferem Erfahren des eucharistischen Mysteriums und zu größerem Verlangen danach führen. Geistlicher Gewinn, geistliches Wachstum könnte so Folge der gegenwärtigen Not werden. Wenn heute die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier daran scheitert, dass diese nicht in der eigenen Pfarrkirche stattfindet, sondern in einer Nachbargemeinde, dann erhebt sich doch die Frage, ob den so Denkenden Wesen und Bedeutung des eucharistischen Opfermahles je bewusst geworden sind.

Wer dächte da nicht an jene 46 Christen aus dem nordafrikanischen Abitene, die in der Verfolgung unter Kaiser Diokletian im Jahr 304 das Martyrium erlitten, weil sie weder die Heiligen Schriften vernichten noch auf die Eucharistie am Sonntag verzichten wollten: „Sine dominico non possumus“ – ohne das Herrenmahl können wir nicht leben, antwortete einer von ihnen, Emeritus hieß er.
Wer dächte da nicht auch an die Christen in Missionsländern, die stundenlange Fußmärsche in Kauf nehmen, um zur Feier der Hl. Messe zu kommen. Beispiele, Namen, die den „satt und träge“ gewordenen Mitteleuropäer beschämen sollten.

Doch schlagen wir ein neues Kapitel auf: Der Christ – schon immer und auch heute – ist nicht „Wanderer zwischen zwei Welten“, sondern er lebt in zwei Welten: er ist Staatsbürger durch Geburt und ist Glied der Kirche Jesu Christi durch die Taufe. Das eine Reich ist von dieser Welt, das andere nicht „von“, wohl aber „in“ dieser Welt. Und nun sage einer, dass das keine spannungsgeladene Existenz bedeute! Von Anfang an waren da Konflikte auszuhalten, gab es Märtyrer, die sich geweigert hatten, dem Kaiser zu geben, was Gottes ist. Nun hat das Corona-Virus eine neue Konfliktsituation geschaffen: Der „Kaiser“-Staat will seine Bürger – um sie zu schützen – hindern, Gott zu geben, was Gottes ist! Schlimme Szenarien tauchen aus den Tiefen der Vergangenheit wieder auf, die dunklen Schatten von Nero, Robespierre, Garibaldi, Stalin und Hitler... Ihnen allen haben Christen widerstanden bis aufs Blut, um Gott zu geben, was Gottes ist.

Und heute? Da ist es der Polizeistaat, der hart zuschlägt und die Schließung der Kirchen am hohen Osterfest erzwingt. Konnte mit einem Appell an Vernunft und Disziplin freier, mündiger Bürger nicht mehr erreicht werden als durch Zwang und Gewalt? Da hätte man die Liberalen an der Front sehen wollen, wie sie „der Freiheit eine Gasse“ geschaffen hätten... Nun, wir wissen auch damit zu leben.

Doch da drängt sich eine Frage auf: Kann es nach dieser Seuche, die mittlerweile in aller Welt wütet, einfach so weitergehen wie vorher? Haben wir nicht jetzt schon die Brüchigkeit, Verletzlichkeit aller Verhältnisse zu sehr erfahren? Hat nicht die wirtschaftliche Globalisierung zu einem unentwirrbaren interkontinentalen Geflecht von Rohstoffressourcen, Energiequellen, Nahrungsmittelproduktion zu einer Abhängigkeit aller von allen geführt? Fällt nun, wie bei einem Kartenhaus, nicht das Ganze zusammen, wenn ein Teil stürzt? Gilt nicht auch von der globalisierten Welt, was der Apostel Paulus mit dem Blick auf die Kirche schreibt: „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit...“ (1 Kor 12,26)?

In der Tat: Wird das Virus gezähmt sein, seine Folgen werden bleiben – und auch heilsame Wirkung entfalten. Die erste könnte in einer Anfrage an den gewohnten Lebensstil bestehen, der von einem nur durch die vorhandenen Mittel begrenzten Konsum, unbehinderter interkontinentaler Mobilität und den beeindruckenden Fortschritten von Technik und Medizin gekennzeichnet ist. Konnte dieses „immer weiter, immer größer, immer mehr“ einfach so weiter gehen, ohne an Grenzen zu stoßen? Aus all dem könnte, sollte ein neues Bewusstsein der Begrenztheit menschlicher Möglichkeiten erwachsen, eine Verschlankung unseres Lebensstils, ein neues Bewusstsein der Endlichkeit des Lebens und seiner ewigen Bestimmung.

„Mensch, werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen das besteht“. So Angelus Silesius (†1677) („Zufall“ ist hier die missverständliche Übersetzung des philosophischen Begriffs Akzidens im Gegensatz zu Wesen = Substanz).

Nun, hoffentlich bald, werden wir zurückschauen auf all das, was Corona uns, der Welt, gebracht hat. Da kommen Verschwörungsszenarien ins Spiel, natürlich sehen andere fatales Fehlverhalten von Behörden, in frommen Augen erschien Corona als Strafe Gottes, Folge der Sünden – und was sonst noch immer: lassen wir das Fragen, halten wir uns an die Fakten – und suchen wir sie zu deuten. Dabei mag die Goethe-Enkelin Amalie von Imhoff uns ihre Worte leihen, denen wir – hoffentlich bald auf die Pandemie zurückblickend – zustimmen können: „Unglück selber taugt nicht viel, aber’s hat drei brave Kinder: Kraft, Geduld und Mitgefühl“.

Und hoffen wir, dass „Gott“ auch auf den wahrlich „krummen Zeilen“ der Pandemie „gerade schreibt“.




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