Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  5. Gott behüte uns davor! Die Deutsche Bischofskonferenz will (wieder einmal) die 'Demokratie' retten.
  6. Gender-Verbot in Bayern - "Linkskatholiken"-Verbände attackieren Söder und 'Freie Wähler'
  7. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  11. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  14. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  15. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes

Krieg der Spione

19. Oktober 2020 in Aktuelles, 5 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der Vatikan, eine mysteriöse ‚Lady’ und vieles, was über das Sichtbare hinausgeht (allerdings ohne Transzendenz). Eine gefährliche Telenovela. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Eine finstere Geschichte, ein Kampf der Spione, eine geheimnisumwitterte „Lady“ und zwei Kardinäle: die Grundbestandteile eines vatikanischen Romans, dessen Handlung sich, so man weiter liest, in immer dichteren Nebeln verliert.

Der ehemalige Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse Angelo Becciu, den Papst Franziskus am 24. September seines Amtes enthoben hat und dem seine Rechte als Kardinal genommen wurden, wehrt sich gegen den Vorwurf, an einer Intrige gegen George Pell beteiligt zu sein. In italienischen Medien wurde in den letzten Wochen immer wieder der Verdacht geäußert, den Prozess gegen Kardinal Pell wegen angeblichen Missbrauchs von Minderjährigen mit Zuwendungen von rund 700.000 Euro beeinflusst zu haben. Über eine Stellungnahme seines Anwaltes ließ Becciu mitteilen, dass er in keiner Weise in eine derartige Angelegenheit verwickelt sei, und er drohte, legale Wege zu beschreiten, sollten diese verleumdenden Vermutungen weiter vorgebracht werden.

Zweierlei ist interessant: eine Überweisung von 700.000 Euro nach Australien wird nicht bestritten. Entsprechend den internationalen Gesetzen gegen Geldwäsche muss es eine Spur dieser beträchtlichen Summen geben (man denke an eine einfache IBAN-Überweisung zwischen Vater und Tochter für die Monatsmiete der Studentenbude: sowohl der Überweiser als auch der Empfänger sind in jeder Instanz rückverfolgbar). Es würde also genügen, wenn diese Dokumentation (die es geben muss, wenn es sich um eine „Überweisung“ und nicht um einen Koffer voller Geld im Diplomatengepäck handelt) vorgelegt werden würde.

Gleichzeitig ist eine weitere Besonderheit festzustellen. Immer wieder scheint es zu „Leaks“ im Bereich der vatikanischen Staatsanwaltschaft hinsichtlich des hinlänglich bekannten Falls der Luxusimmobilie in London und dem, was dazu gehört, zu kommen. Mit dieser hatte sich ja das Staatssekretariat (Becciu als Substitut und dann sein Nachfolger) erhofft, eine Rendite zu erwirtschaften. Diese Hoffnung hat sich nicht verwirklicht, der London-Deal wurde zu einem weiteren Finanzfiasko im Budget des Vatikans. Zu viele Geschäftemacher scheinen sich selbst bedient zu haben, was im Zentrum der Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft steht. Und genau bei diesen Ermittlungen scheint es immer wieder zu Leaks zu kommen, ein Vorgang, der eigentlich Gegenstand einer polizeilichen Untersuchung sein müsste: wer hat Interesse daran, laufende Ermittlungen zu behindern? Wer oder was ist der „whistle blower“ und aus welchem Grund?


Dann wäre da noch die frühere Geschäftspartnerin Beccius und des Staatssekretariats, die 39-jährige, wie Becciu aus Sardinien stammende, Cecilia Marogna, „Lady Becciu“, wie sie die italienischen Medien natürlich genüsslich nennen mussten. Marogna soll im Lauf der vergangenen fünf Jahre Gelder veruntreut bzw. nicht für ihren eigentlichen Verwendungszweck genutzt haben, Gelder, die an und für sich für diplomatische Dienste und humanitäre Projekte gedacht waren. Die Rede ist von mehreren hunderttausend Euro, von denen die „Lady“ nicht wenig für private Luxusgüter verwandt haben soll. Auf Antrag des Vatikans wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen. Marogna sitzt derzeit im Mailänder Gefängnis „San Vittore“ ein. Das Mailänder Gericht lehnte es laut Medienberichten ab, „Lady Becciu“ freizulassen oder unter Hausarrest zu stellen: Fluchtgefahr.

Es bleibt zu warten, ob und wie die Dame in den Vatikan überstellt wird (worüber die italienischen Gerichte entscheiden werden). Dort gibt es nur drei Zellen, von denen eine belegt ist. Der ehemalige Funktionär der Apostolischen Nuntiatur in Washington, Monsignore Carlo Alberto Capella, verbringt dort in Einzelhaft seine fünfjährige Haftstrafe (plus 5.000 Euro Geldstrafe), zu der er 2018 wegen der Verbreitung und dem Besitz großer Mengen von Kinderpornographie verurteilt wurde. Begnadigung oder Strafnachlass: nicht vorgesehen.

Nun aber: wie erklärt sich die Präsenz von „Lady Becciu“, die – als sie ihre Tätigkeit für den Vatikan begann – gerade mal 34 Jahre alt war? Wer ist die Lady wirklich?

Medien zufolge ist Marogna Teil eines internationalen Geflechts von Geheimdiensten, Geld und Dingen, die verborgen bleiben müssen. Unterstrichen wurde auch die Rolle, die sie bei verschiedenen Aktionen in Afrika und Arabien spielte, zuletzt die Befreiung von italienischen Geiseln in Afrika, unter diesen Pater Pier Luigi Maccalli, dessen der Papst nach dem Angelus am 18. Oktober 2020 gedachte.

Doch: wie es scheint, stehen hinter den Beziehungen Marognas zum heutigen Kardinal Becciu andere Elemente, die nicht wenige eben als eine Art „Krieg der Spione“ erkennen, in denen geheimdienstliche Strukturen und Realitäten, verbunden mit Freimaurern und einer (dann plötzlich verschwundenen) Schweizer Privatdetektei verwickelt sind, dies alles im Horizont des vergifteten Klimas im Vatikan. Wie immer deutlicher (und von verschiedener Seite bestätigt) wird, kommt Marogna aus den Tiefen der italienschen Geheimdienstszene. Ihre Kontakte in Afrika hätten es ihr ermöglicht, zusammen mit dem Geld aktiv für diese Befreiungen beizutragen. So sei es ihr auch gelungen, ein Video vorzulegen, durch den bewiesen worden sei, dass Pater Maccalli noch lebt.

Marogna war damals ihrer Version zufolge dem Abschluss des Deals mit den Entführern einen Schritt näher gekommen. Und sie fügt nun noch ein Detail hinzu: die Freilassung von Gloria Cecilia Narvaez, der 2017 in Mali entführten kolumbianischen Schwester, würde ebenfalls zu dem Abkommen gehören. Was besonders den italienischen Staat hinsichtlich der Möglichkeit einer Ausübung von Druck gegenüber Kolumbien interessiert.

Ein komplexes, undurchsichtiges und undurchdringliches Szenarium, innerhalb dessen sich die Frage stellt, wie es einer Person wie Marogna (ohne eigentliche Ausbildung) in so jungen Jahren gelungen ist, „nach ganz oben“ vorzudringen, in die Höhen der italienischen Geheimdienste und in die Höhen des Vatikans. Und wie es in Italien, in Argentinien und in Bezug auf den Vatikan gern der Fall ist: zwielichtige Beziehungen zu den Freimaurern werden ins Feld geführt (Geheimdienste, Justiz und Freimaurer bilden oft strukturell eine sich kreuzende Realität).

Fazit: seit der Entlassung Beccius wurden viele Nebelkerzen gezündet und es ist nicht erkennbar von wem. Noch weniger erkennbar ist im Vatikan des Hofstaats von Santa Marta, worin die großen Zusammenhänge bestehen (und ob es diese überhaupt gibt). Klar ist nur: wenn es um hundert Tausende von Euros, Dollars, wenn es um Millionen von Pfund Sterling geht, die auf einem Privatkonto des Papstes gebunkert sind, von dem gestohlen wurde... dann stellt sich eine Erinnerung ein. Wie erklang es doch am 16. März 2013 in der Aula Paolo VI? Und die Medien stürzten sich darauf und kreierten ihren Mythos der „Armut“ und „Bescheidenheit“: „Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!“.

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Hadrianus Antonius 20. Oktober 2020 
 

Durch die Blume

@Armin Schwibach formuliert es sehr brav und kultiviert.
Realistisch: daß diese hübsche"Geheimagentin" alias Mata Hari, erst seit 2013 in Becciu's Umgebung (32 Jahre alt), von 2002 bis 2013 unbekannt und anonym durch den Orient mit finanzkräftigen Männern geisterte, ist äusserst unwahrscheinlich :-)
Insoweit hat @Bankster sehr bald ein Problem, und wohl daß das glühende Licht sehr bald allen "Nebelkerzen und Verdächtigungen" ein Ende setzen wird.
Die autoritative kraft des Faktischen.
Und "Ipse harmonia est" ist natürlich die Excuse für den Diabolos.
Die Heiligmäßigkeit eines schlagenden Türstehers will ich nicht beurteilen- man sollte es jedoch nicht extra vor holländischen Nonnen erzählen ;-)
Corotti tutti


3
 
 nazareth 19. Oktober 2020 
 

@Bankster Ein sehr sehr guter Post finde ich. Schwierig zu verstehen für viele,aber Sie treffen es punktgenau! Ein katholischer,menschlicher und weitsichtiger Post. Kompliment, ganz und gar Ihrer Meinung!


3
 
 Diadochus 19. Oktober 2020 
 

Armut

Etwas ist faul im Staate Dänemark, äh, im Vatikan. Die Armut ist nur etwas für doofe Gläubige. Hinter den Kulissen rollen die Millionen.


4
 
 Bankster 19. Oktober 2020 

Vorsicht

bei all diesem Nebel, den Verdächtigungen und der damit geschürten Zwietracht, kann durchaus auch einfach der Diabolos die Hand im Spiel haben, um den Stuhl Petri immer weiter anzusägen und ihn morsch zu machen. Egal wie fähig oder chaotisch der derzeitige Inhaber sein mag, er ist der Vicarius Christi (egal ob er das selber so sieht oder nicht) ud wir müssen ihn lieben - vielleicht nicht in allem auf ihn hören und es wird auch ein anderer kommen aber ihn lieben und die Kirche lieben, der er nunmal vorsteht. Persönlich halte ich ihn für einen heiligmäßigen Menschen, der nur leider sehr unfähig versucht, das Gute zu finden und zu tun. Er scheitert an sich selber und an falschen Mitarbeitern. Dennoch müssen wir ihn lieben, denn sonst tun wir das Werk des Diabolos!


6
 
 Lilia 19. Oktober 2020 
 

"Arme Kirche für die Armen" -

klingt inzwischen wie ein Hohn!!

Was der Papst sagt und was er tut, divergiert mehr als gewaltig. Genau aus diesem Grund nannte Jesus die Pharisäer "Heuchler".


10
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Vatikan

  1. Synode über Synodalität verwendet Bilder von Marko Rupnik
  2. Missbrauchsexperte Zollner: ‚Keine Kultur der Rechenschaftspflicht’ in der Kirche
  3. Papst ernennt Bischof Elbs zum Übergangsleiter der Erzdiözese Vaduz
  4. Katholische Laien der Schweiz bitten Vatikan um Klarstellung
  5. Vatikan bereitet Dokument über Geschiedene in neuen Partnerschaften vor
  6. Erzbischof Paglia klagt katholische Internetseite wegen Korruptionsvorwürfen
  7. Wichtige Informationen nicht zugänglich – Untersuchung gegen Kardinal Maradiaga unterbrochen
  8. Der Heilige Stuhl tritt dem Pariser Klimaabkommen bei
  9. Medien: Streit um geplantes Luxushotel in Nähe des Vatikan
  10. Vatikan-Prozess: Befragung von Kardinal Becciu abgeschlossen






Top-15

meist-gelesen

  1. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  2. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  3. Roma locuta - causa (non) finita?
  4. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  5. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  6. Gott behüte uns davor! Die Deutsche Bischofskonferenz will (wieder einmal) die 'Demokratie' retten.
  7. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  8. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  9. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  10. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  11. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  12. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  13. Gender-Verbot in Bayern - "Linkskatholiken"-Verbände attackieren Söder und 'Freie Wähler'
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz