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| Kardinal Müller: „Wir beten, dass Sie ein guter Mönch und Priester werden nach dem Herzen Jesu“14. Juli 2021 in Spirituelles, 7 Lesermeinungen „Als Sohn des hl. Benedikt treten Sie in einer Zeit an Weihealtar, die vergleichbar ist mit Untergang der Antike in ihrer eigenen Dekadenz und die uns Christen doch hoffen lässt auf...“ - VIDEO Messe im außerordentlichen Ritus Vatikan – Le Barroux (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Gerhard Card. Müller zur Priesterweihe von Fr. Jean de Franclieu OSB in der Benediktinerabtei Sainte-Madelaine von Le Barroux (Département Vaucluse/Frankreich) in voller Länge: Hochwürdigster Herr Abt, Am Tag des hl. Benedikt sind in dieser Abteikirche die Gläubigen in großer Zahl versammelt zu einer heiligen Handlung, die für die ganze Kirche ein Anlass zu großer Freude und Dankbarkeit ist. Frère Jean wird heute durch die Auflegung der Hände des Bischofs die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und damit zum Priester Jesu Christi, bestellt. Die Berufung zum Leben nach den evangelischen Räten der Armut, des Gehorsams und der keusche Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen ist verschieden von der sakramentalen Weihe zum Priester, der in Seinem Namen das Volk Gottes heiligt in der Gnade der Sakramente, leitet als der gute Hirte und lehrt mit dem Wort Gottes. Das monastische Charisma und die priesterliche Vollmacht sind verschieden, aber sie können in einer Person auch in einer spezifischen Weise verbunden werden, die den Aufbau der ganzen Kirche fördert. Denn die priesterliche Vollmacht dient nur dann dem Heil der Menschen, wenn die Diener Christi bereit sind, sich innerlich nach dem Bild Christi, des Hohen Priesters des Neuen Bundes, umformen zu lassen vom Geist der Wahrheit und Liebe Gottes. Dazu bietet die Spiritualität des hl. Benedikt eine gute Schule mit der besten Aussicht, das Examen des christlichen Lebens zu bestehen und das Ziel der Nachfolge Christi zu erreichen. Die Charismen sind verschieden und jedem in eigener Weise zugeteilt. Wenn Papst, Bischöfe, Priester, Ordensleute und alle Gläubigen "nach dem Maß, das Gott jedem zugeteilt hat" (Röm 12, 3) selbstlos und uneigennützig am Aufbau des Leibes Christi mitwirken, dann kann der apostolische Dienst der "Hirten und Lehrer" neidlos anerkannt werden. Einen Gegensatz des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen und des sakramentalen Priestertums nach der Maßgabe von Macht und Prestige zu konstruieren, ist der krasseste Ausdruck einer antikatholischen Denkens. Denn Gott selbst hat die Nachfolger der "Apostel, Propheten und Evangelisten" eingesetzt, "um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben gelangen, zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht." (Eph 4, 12f). Sie, lieber Mitbruder Jean, sind ein Sohn des hl. Benedikt. Zweifellos kennen Sie die Lebensbeschreibung, die uns Gregor der Große im Zweiten Buch seiner Dialoge hinterlassen hat. Sie wissen auch, dass es dem heiligen Papst nicht um biographische Details ging, die unsere biographische Neugier befriedigen und rationalistische Kritik reizen, sondern das wunderbare und machtvolle Wirken Gottes im Leben seiner Heiligen. Einleitend wird Benedikt charakterisiert als der fromme junge Mann, der das dekadente Treiben in Rom nicht deshalb flieht, weil er demonstrativ das alternative Leben eines Aussteigers führen will oder wie Diogenes aus seiner Tonne heraus, die Mitbürger mit frechen Sprüchen ihrer Mediokrität überführt. Es war die Nachfolge des armen und von der Welt verschmähten Christus, die den jungen Benedikt ganz anders ansetzen ließ. "Er verschmähte das Studium, verließ Vaterhaus und Vermögen. Er nahm das Ordenskleid mit dem einzigen Verlangen, "Gott allein zu gefallen" (Gregor Magnus, Dialogi II, Proemium). Und darin ist er zum großen Reformer der Kirche und Patron des christlichen Europas geworden. Verehrter, lieber Frère Jean, Ich bewundere – menschlich gesagt – Ihren Mut und – geistlich gesprochen – Ihr Gottvertrauen. Als ein Sohn des hl. Benedikt treten Sie in einer Zeit an den Weihealtar, die an vergleichbar ist mit Untergang der Antike in ihrer eigenen Dekadenz und die uns Christen doch hoffen lässt auf einen neues Zeitalter des christlichen Humanismus. Mit Ihrem Adsum sprechen Sie die Bereitschaft aus, Ihr ganzes Sein und Leben Gott zum Opfer darzubringen. Das ist die entscheidende Weichenstellung auf Ihrem irdischen Pilgerweg und darum auch eine Stunde der Gnade für das ganze Volk Gottes. Die heilige, katholische und apostolische Kirche ist von Gott gestiftet, weshalb sie die Pforten der Hölle nicht überwältigen werden. Aber sie besteht aus schwachen und sündigen Menschen. Sie befindet sich – nach ihrer menschlichen Seite hin – in einer von uns verschuldeten Krise ihrer Glaubwürdigkeit. In diesem dramatischen Augenblick ahnen und fürchten wir die möglichen negativen Konsequenzen aus Skandalen. Jesus sagte zu seinen Jüngern wohl: "Es ist unvermeidlich, dass Ärgernisse kommen." Aber er fügte auch hinzu: "Aber wehe dem, durch den sie kommen" (Lk 17, 1), damit wir uns unserer individuellen Verantwortung bewusst sind und sie nicht auf systemische Gründe abschieben oder uns hinter den Gewohnheiten der Zeit und den Zwängen der Institution verschanzen. Unwillkürlich denken wir an die Ursachen der Spaltung der abendländischen Christenheit im 16. Jahrhundert oder an die Säkularisierung des geistigen Lebens im Gefolge des Rationalismus und Materialismus der Aufklärungsphilosophie und der französischen Revolution, des liberalen Antiklerikalismus im 19. Jahrhundert und den politischen Religionen des 20. Jahrhunderts. Nicht der Klerikalismus, was immer das sein mag, sondern die Abkehr von der Wahrheit und die moralische Zügellosigkeit sind die Wurzeln des Übels. Die Korruption der Lehre zieht immer die Korruption der Moral nach sich und manifestiert sich in ihr. Die schwere Versündigung an der Heiligkeit der Kirche ohne Gewissensbisse ist die Folge der Relativierung des dogmatischen Fundaments der Kirche. Das ist der wirkliche Grund der Erschütterung und der Enttäuschung von Millionen gläubiger Katholiken. In der Analyse der Ursachen der Abspaltungen von der einen Kirche Christi im 16. Jahrhundert stellte der Kirchenhistoriker Hubert Jedin (1900-1980) im ersten Band seiner "Geschichte des Konzils von Trient" fest: "Das Wort Reform verdeckte die Häresie und die entstehende Kirchenspaltung." (I, 151). Damals wie auch heute ist viel von Reform die Rede. Nicht die Verweltlichung der Kirche, sondern die Heiligung der Menschen für Gott ist die wahre Reform. Die Erlösung von der Sünde gründet in der Wahrheit, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Ohne die geschichtliche Tatsache der Inkarnation würde die Kirche auf eine innerweltliche Weltverbesserungsagentur zusammenschrumpfen. Für unsere Sehnsucht nach Gott und das Verlangen nach dem ewigen Leben hätte sie keine Bedeutung mehr. Der Priester wäre nur der Funktionär einer sozialreligiösen Bewegung romantischer oder revolutionärer Prägung. Die Kirche gewinnt nicht an Relevanz und Akzeptanz, wenn sie der Welt die Schleppen des Zeitgeistes nachträgt, sondern nur wenn sie ihr mit der Wahrheit Christi die Fackel voranträgt. Wir sollen uns nicht mit sekundären Themen wichtig machen und die Agenda anderer bearbeiten, die nicht glauben wollen, dass Gott allein der Ursprung und das einzige Ziel des Menschen und der ganzen Schöpfung ist. Denn die wirkliche Gefahr für die Menschheit von heute besteht in den Treibhausgasen der Sünde und im global warming des Unglaubens und des posthumanistischen Zerfalls der Moral, wenn niemand mehr den Unterschied zwischen Gut und Böse kennt und lehrt. Der beste Umweltschützer und Naturfreund ist der Verkünder des Evangeliums und seiner ewigen Wahrheit, dass es nur mit Gott ein Überleben gibt und zwar nicht nur limitiert und für demnächst, sondern für immer und ewig. In der Meinung, das christliche Dogma sei nicht mehr Grund und Kriterium von Moral und Pastoral, kommt eine christologische Häresie zum Vorschein. Diese besteht darin, dass man Christus, den Lehrer der göttlichen Wahrheit und Christus den guten Hirten in Gegensatz bringt. Es ist ein- und derselbe Christus, der von sich sagt "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6), der auch als der bonus pastor die Pastoral der Kirche in Person ist, wenn er das Geheimnis seiner Person und Sendung offenbart: "Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe." (Joh 10,11). Das einzige Hohepriestertum "des erhabenen Hirten seiner Schafe" (Hebr 13,20) schließt jeden anderen Weg zu Gott außer durch Jesus Christus aus. Darin wurzelt auch die sakramentale und kirchliche Vergegenwärtigung der ein für allemal von Christus erwirkten Erlösung. Denn Christus selbst hat den Dienst und die Mission der Apostel gestiftet. In den Heiligen Weihen geht die Vollmacht und Sendung Christi von den Aposteln auf die Bischöfe und Priester über. Dem historischen Prozess der Ausprägung des dreigliedrigen apostolischen Amtes in Bischof, Presbyter, Diakon, der sich im Übergang von der apostolischen zur nachapostolischen Zeit vollzog, liegt als inneres Prinzip zugrunde. Das ist die Anteilhabe an der Vollmacht und Mission Jesu vom Vater, die er den Aposteln und ihren Nachfolgern für immer vermittelte. Der auferstandene Herr hauchte den Geist seines Vaters in die Apostel ein, indem er sagte: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.... Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen, denen ihr sie behaltet, sind sie behalten." ( Joh 20,21). So gilt Ihnen, lieber Mitbruder, in dieser Stunde das Wort des hl. Paulus an seinen Mit-Apostel und Nachfolger Timotheus: "Fliehe vor der falschen Lehre, sei Diener des Wortes, Verkünder des wahren Glaubens und Kämpfer für die Wahrheit Christi. So ergreifst du das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast." (1 Tim 6,12). Diese vielen Zeugen sind heute alle, die hier versammelt sind: Ihre Mutter und Ihr Vater, die Ihnen als erste Zeugen den Glauben an Christus, den "Retter der Welt" (Joh 4,42), vermittelt haben, mit den Großeltern, Geschwistern und allen Verwandten und Freunden, den Mitbrüdern Ihrer Gemeinschaft, den vielen Priestern und Diakonen und zuletzt auch mir, der sich vor Gott als ein unwürdiger Diener bekennen muss. Als Bischof kommt mir aber die Vollmacht Christi zu, Ihnen durch die Auflegung meiner Hände und das Weihegebet, Anteil zu geben an der Vollmacht und Sendung des Messias. Das hat aber den nicht geringen Vorteil, dass die Gültigkeit Ihrer Weihe nicht vor meiner menschlichen Fragilität abhängt, sondern auf der unfehlbaren Macht der Gnade Gottes beruht. Wie Paulus zu seinem Mit-Apostel Timotheus, stehe ich zu Ihnen, lieber Frère Jean in einem Verhältnis, dass ich von nun an das Recht habe zu sagen: "Darum rufe auch ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist." (2 Tim 1, 6). Denn die Bischöfe und Priester nicht von Menschen berufen, sondern "sind von Heiligen Geist bestellt, damit sie als Hirten für die Kirche des Herrn sorgen, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat." (Apg 20, 28). So vermögen Sie in der Person Christi, des Hauptes der Kirche, mit der Kraft des Heiligen Geistes, die Gläubigen zu lehren, leiten und heiligen (Presbyterorum ordinis 2), damit die Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, Gott lieben über alles und den Nächsten wie sich selbst. Der ist ein wahrer Seelsorger, der mit der Liebe Gottes auf die ihm anvertrauten Menschen schaut und sich in seinem geistlichem Wirken und christusförmigen Lebenswandel nach dem Hohenpriester, dem er dient, ausrichtet. Der gute Hirt unterscheidet sich vom Mietling, weil er mit dem Herzen Jesu die Menschen liebt und weil er sein Leben für die Herde des Herrn einsetzt. Der Apostel ist "Mitarbeiter Gottes, Diener Christi, Verwalter und Ausspender göttlicher Geheimnisse" (1 Kor 4,1; 2 Kor 6,1). Ihm geht es nur um eines, "in voller Ehrfurcht vor dem Herrn, Menschen für Christus zu gewinnen." (2 Kor 5,11). Ihm ist der Dienst an der Versöhnung zur Verkündigung und sakramentalen Vermittlung übertragen worden. Und darum sind die geweihten Priester wie die Apostel "Gesandte an Christi Statt und Gott ist es, der durch sie mahnt: Lasst euch mit Gott versöhnen." (2 Kor 5,20). Gewiss steht er auch in den Reihen der Gläubigen und bedarf auf dem Weg der irdischen Pilgerschaft – wie wir alle – der Gnade für sein geistliches Wirken und der Vergebung Gottes für seine Sünden und Versäumnisse. Die Wahrheit des Glaubens, die er verkündet und das Heil, das er in den Sakramenten vermittelt, hängt aber – Gott sei Dank – nicht von der Tiefe seiner Spiritualität oder der hohen Moralität seines Lebenswandels ab, sondern von der objektiven Heilswirkung der Sakramente. Denn Christus bedient sich der Menschen, aber er macht sich in seinem Heilshandeln nicht von ihnen abhängig. Denn er ist allein der "Urheber des ewigen Heils" (Hebr 5,9).Während Christus ohne Sünde war, bedürfen jedoch alle Gläubigen und ihre Hirten der Vergebung ihrer Sünden. So möchte die Mahnung des Apostels Petrus an seine Mit-Priester in Erinnerung rufen: "Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde- forma facti gregis ex animo. Wenn dann der oberste Hirte erscheint, werdet ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen." ( 1 Petr 4,2-4). Alle Gläubigen aber sollen sich für ihre Seelsorger als ihren Mitchristen verantwortlich fühlen, wenn sie im Hebräer-Brief lesen: "Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens und ahmt ihren Glauben nach... Gehorcht ihnen, und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen über euch und müssen Rechenschaft darüber ablegen; sie sollen das mit Freude tun können und nicht mit Seufzen. Betet für uns." (Hebr 13,7.17f). Lieber Mitbruder, wir beten mit der Mutter Jesu und allen Heiligen für Sie um die Gnade, dass Sie ein guter Mönch und Priester werden nach dem Herzen Jesu. "Wer um seines Namens willen alles verlassen hat, und ihm nachfolgt ist, wird das Hundertfache erhalten und das ewige Leben erben." (Mt 19, 29). Mehr dazu auf kathtube:Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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