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Nuntius Eterović: „Denen eine Stimme zu geben, die der Macht anderer ausgeliefert sind“

15. September 2021 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
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Apostolischer Nuntius: „Wenn in diesem Jahr wiederum der Marsch für das Leben durch die Straßen Berlins gehen wird, so zeigen Christen und Menschen guten Willens, dass wir für eine Kultur des Lebens eintreten.“


Nuntius Eterović kritisiert verharmlosende Formulierung in internationalen oder europäischen Texten

Apostolischer Nuntius: „Wenn in diesem Jahr wiederum der Marsch für das Leben durch die Straßen Berlins gehen wird, so zeigen Christen und Menschen guten Willens, dass wir für eine Kultur des Lebens eintreten.“

Berlin (kath.net) kath.net dokumentiert das Grußwort Seiner Exzellenz, Erzbischof Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius, an die Teilnehmer „Marsch für das Leben“ am Samstag, 18. September 2021 in Berlin in voller Länge und dankt für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung.

„Wandle vor mir und sei untadelig“ (Gen 17,1).

Verehrte Teilnehmer am „Marsch für das Leben“!

    Das erste Buch der Bibel beschreibt einen bedeutsamen Moment in der Geschichte der Menschheit, die mit dem Bund zwischen JHWH und Abraham als Heilsgeschichte gekennzeichnet ist. Generation um Generation hat das mahnende Wort des Psalmisten vernommen: „Selig, deren Weg ohne Tadel ist, die gehen nach der Weisung des HERRN“ (Ps 119,1). Untadelig oder vollkommen (vgl. Zürcher Bibel) wird der Mensch nicht aus eigener Kraft, sondern indem er sich der Weisung Gottes unterwirft. Die Weisung Gottes wird im Neuen Bund in Jesus Christus zur Person und zur Stimme des dreieinen Gottes, der in der Bergpredigt, der Magna Charta des Christentums, dazu aufruft: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Mt 5,48). Der neue Bund ist einer, der aus Gnade gestiftet und mit der Gnade gelebt wird.


    Wenn in diesem Jahr wiederum der Marsch für das Leben durch die Straßen Berlins gehen wird, so zeigen Christen und Menschen guten Willens, dass wir für eine Kultur des Lebens eintreten und jede noch so verharmlosende Formulierung in internationalen oder europäischen Texten und Berichten, die jedoch letztlich zum Tod führt, konsequent ablehnen. Das Leben ist ein Geschenk, eine Gnade, eine Weisung Gottes, die wir untadelig zu bewahren und zu schützen suchen.

    Hierzu gehört, denen eine Stimme zu geben, die der Macht anderer ausgeliefert sind, ohne dass sie gehört werden können. Ohne Zweifel treten wir auch für jene Frauen ein, die in materielle und seelische Not geraten, weil sie schwanger geworden sind. Die christlichen Einrichtungen hierzu sind vielfältig und verdienen Unterstützung. An dieser Stelle danke ich als Vertreter von Papst Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland allen von Herzen, die den Menschen in der medizinischen Forschung, als Ärztinnen und Ärzte oder als Frauen und Männer in der Pflege und Beratung helfen und beistehen. Auch denen, die in den Familien unter oftmals großen Mühen ihre Angehörigen umsorgen, seien hervorgehoben. Die Kostbarkeit des Lebens vom ersten Augenblick des Daseins bis zum letzten Atemzug zum Beispiel in den Hospizen wird weniger durch große Reden behütet, sondern in der liebevollen Tat. Und sie wird nicht selten durch ein strahlendes Kinderlachen oder durch das letzte Lächeln eines Sterbenden entlohnt.

    Wir wissen, wie mühselig und schmerzhaft das Leben sein kann. Dennoch muss Leben vor jedem Design, vor den noch so anspruchsvollen Wünschen und scheinbar menschenfreundlichen Dimensionen von Gesundheit als das für den Menschen letztlich unverfügbare Gut begriffen werden. Gott fragt den Abraham nicht, ob er gut funktioniert oder leistungsbereit ist. ER umfängt ihn mit seiner Liebe, mit der ER alles umfängt, schafft und ordnet. Und so weist er an, das Leben unter Seiner Weisung anzunehmen, weil er kein Leben einfach preisgibt und aussortiert, sondern jedes bewahrt sehen will für die Ewigkeit.

    Unter diesem Anspruch stehen wir. Und zuweilen scheitern wir und sind unvollkommen. Darum ist es wichtig, auch beim Marsch für das Leben uns und anderen eine der wichtigsten Botschaften der Bibel vorzulegen, die mit den beiden Begriffen der Umkehr und der Versöhnung überschrieben sind. So wollen wir immer wieder umkehren und vor Ihm untadelig wandeln (vgl. Gen 17,1). Der Gott des Lebens segne Sie dazu alle mit der Fülle seines Segens und seiner Gnade.
    
Berlin, 26. Juli 2021 – Heilige Joachim und Anna
Erzbischof Dr. Nikola Eterović
Apostolischer Nuntius

Archivfoto Nuntius Eterović © Apostolische Nuntiatur


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