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| Zeitgeist oder Geist der Zeit - Leseprobe 221. Jänner 2023 in Buchtipp, 1 Lesermeinung Der Autor legt anhand biblischer und historischer Untersuchungen dar, dass die Anpassung an den Zeitgeist die christliche Botschaft verfälscht und die Menschen in die Irre führt. Leseprobe 2 aus dem neuen Buch von Pfarrer Dr. Richard Kocher Linz (kath.net) Leseprobe 2 Die katholische Theologie tat sich mit der Herausforderung durch den klassischen Determinismus des 19. Jahrhunderts, der keinen Raum mehr für das Wirken einer höheren Macht ließ, schwer. Sie war wie ihre Gegner davon überzeugt, dass die Naturgesetze streng und eindeutig determiniert verlaufen. Es ist dann aber nicht leicht einzusehen, wie etwa ein Wunder noch möglich sein sollte. Der sich anbietende verlockende Ausweg eines Deismus, wonach Gott die Welt wie ein Uhrwerk eingerichtet, diese aber dann sich selbst überlassen hätte, blieb einer verantwortbaren Theologie versperrt. Er wird in den Lehrbüchern dieser Zeit deshalb auch kaum diskutiert. Wie in der Theologie der alten Kirche und der Scholastik ging man davon aus, dass ein in seinem Sein abhängiges und endliches Wesen niemals ohne seine schöpferische Ursache existieren kann. Die Erhaltung aller Dinge im Dasein, die sich auf das fundamentalste und innerste Sein der Dinge erstreckt, wurde aber durch den Deismus letztlich geleugnet. Wenn außerdem der Sinn der Schöpfung im Bund Gottes mit dem Menschen und der endzeitlichen Vollendung von Welt und Geschichte liegt, dann kann der Schöpfer ihr nicht im deistischen Sinn teilnahmslos gegenüberstehen. Die Behauptung, wonach Gott am Weltenlauf kein Interesse habe, läuft auf eine Leugnung der Erschaffung der Welt hinaus. Die Vorstellung eines dem Weltgeschehen nur mehr zuschauenden Gottes bedrohte deshalb das richtige Denken des Gottseins Gottes und wurde zurückgewiesen. Das Festhalten der Theologie an der Freiheit und Souveränität Gottes führte zu einer Spannung mit der Naturwissenschaft. Bis tief ins 19. Jahrhundert wurde so das Verhältnis von Naturwissenschaft und Theologie belastet. Das Ergebnis war eine Pattsituation: „So gelang den Kräften des Rationalismus, des Deismus und des Materialismus zwar kein wesentlicher Einbruch in das Gefüge des dogmatischen Schöpfungsdenkens, aber die Theologie brachte es ihrerseits genauso wenig zuwege, in die Front des Unglaubens und des Irrtums einzudringen.“ Genau zu einem solchen Einbruch ist es aber beim Programm der Entmythologisierung der Bibel gekommen, denn unkritisch, manchmal geradezu naiv, wurde die rationalistische Sicht der Naturwissenschaften in das Glaubensverständnis übertragen. Ich werde hierbei auf die beiden bedeutendsten theologischen Werke des 19. und 20. Jahrhunderts eingehen – bedeutend in dem Sinn, dass sie wie keine anderen ein Echo hervorgerufen haben. Es geht um das „Leben Jesu“ von David Friedrich Strauß (1808–1874) und „Neues Testament und Mythologie“ von Rudolf Bultmann (1884–1976). Zuvor lege ich dar, welche Auswirkungen die Entmythologisierung der Heiligen Schrift hatte, um dann detailliert zu erörtern, wie es dazu kam und was die Voraussetzungen hierfür waren. Vorab kann schon mit den Worten der österreichischen Bischofskonferenz in ihrem Pastoralschreiben vom 16. Januar 1967 gesagt werden, dass es „hierbei nicht mehr um die Verfeinerung der Methode [ging], sondern um die Auflösung der Substanz“. Dies hatte dramatische Folgen für die Glaubenspraxis vieler Menschen der damaligen Zeit. kath.net Buchtipp Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:
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