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Warnung vor falscher Mystik

14. Mai 2023 in Aktuelles, 40 Lesermeinungen
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Weltuntergangsprognosen haben Hochkonjunktur - Nicht jede Erscheinung kommt von oben - Gedanken von Urs Keusch / VISION2000


Wien (kath.net/http://vision2000.at)

Immer wieder geistern Meldungen über Erscheinungen und deren wichtige Botschaften durchs Internet. Vielen gutgläubigen Menschen ist nicht be­wusst, dass heute, da jeder ver­öffentichen kann, was er will, darunter auch viel Irreführendes zu finden ist, das dem Glauben schadet. Überlegungen eines Priesters.

Nicht wenige Menschen geraten in tiefe innere Krisen, wenn sie erleben müssen, wie alles anders kommt, als  prophezeit wurde, oder sich herausstellt, dass die Dinge, an die sie einmal so geglaubt und auf die sie gehofft haben, nicht „von oben“ kamen. Immer wieder begegne ich Menschen, die mir gestehen, dass ihr unkirchlicher Glaube an Prophezeiungen und Offenbarungen ihnen seelisch schwer geschadet habe, manche haben sich von der Kirche ganz abgewandt.

Das für mich erschütterndste Beispiel ist ein alter frommer Mann, der sehr viel gebetet hat und dem ich über mehrere Jahre die heilige Kommunion nach Hause brachte. Er sagte mir noch kurz vor seinem Sterben: „Ich habe fast alles an Privatoffenbarungen und Botschaften gelesen und daran geglaubt, weil ich die Muttergottes nicht zurückweisen wollte. Ja, ich habe mich deswegen sogar mit unserem Pfarrer überworfen, weil ich meinte, er glaube gar nicht wirklich. Nun bin ich bald  90, und alles ist anders gekommen, als immer gesagt wurde. Wie habe ich doch gehofft, Gott greife ein und vernichte das Böse in der Welt und es komme ein Sieg und ein Friede, statt dessen ist in den letzten Jahren alles nur noch viel schlimmer gekommen... Glauben Sie mir, manchmal habe ich Zweifel, ob nicht alles, was ich sonst glaube, [er meinte damit seinen christlichen Glauben] auch eine Täuschung ist?“...


Es erzählen mir Menschen – und man liest davon überall in religiösen Zeitschriften und Büchern –, was sie an „Gnadenorten“ alles an Wunderbarem erlebt hätten: ein untrüglicher Beweis für die Echtheit eines „Gnadenortes“. Seher und Seherinnen hätten Voraussagen gemacht, die wirklich eingetroffen seien, sie hätten diese erlebt bei Ekstasen, beim Schweben über dem Boden, sie hätten ihre Wundmale fotografieren können, Zeichen von Blut seien sichtbar auf Taschentüchern erschienen, ihr Rosenkranz habe sich in Gold verwandelt, auf einer Fotografie sei Jesus erkennbar, die Sonne habe am Himmel getanzt …

Wenn das subjektiv auch alles so erlebt wurde und Ergriffenheit ausgelöst hat, so sollte man doch wissen, dass das alles keine Beweise für die Echtheit, die Göttlichkeit einer Erscheinung sein müssen. Die Kirche hat das immer gewusst, darum hat sie seit den apostolischen Anfängen bis heute immer zu größter Vorsicht solchen „mystischen Phänomenen“ gegenüber gewarnt, weil in diesem Bereich schon die unglaublichsten Verirrungen in der Kirche geschehen sind, die Menschen in große Glaubensnot gebracht haben.

Was wir heute weltweit erleben – das Überborden des Pseudomystischen – ist der Kirche nicht fremd. So schreibt August Poulain in seinem Handbuch der Mys­tik: „Im 12. Jahrhundert beklagt sich der hl. Bernhard, dass man bis zum Überdruss von Weissagungen über das Unglück der Kirche und das Ende der Welt höre... Gerson, der am Konzil von Konstanz teilnahm (1414-1418), wo das Schisma beigelegt wurde, sagt, dass die Zahl heiliger und abgetöteter Personen, die falsche Offenbarungen hätten, unglaublich groß sei... Am Anfang des 16. Jahrhunderts waren die politisch-religiösen Propheten in Italien zu einer wahren Plage geworden... Religiosen und Einsiedler erklärten die Apokalypse, weissagten von der Kanzel und auf öffentlichen Plätzen Aufruhr, Revolutionen und dann das Ende der Welt. Auf dem Laterankonzil 1516 musste Leo X. durch eine Bulle das öffentliche Prophezeien der Prediger verbieten.“

Wenn wir der Hl. Schrift und vielen Heiligen glauben wollen, wird die Verführung der Gläubigen in den Zeiten des Antichrists unvorstellbare Dimensionen annehmen. Wir erleben heute so etwas wie ihre Ouvertüre.

„Denn in der letzten Zeit vor dem Ende wird es zahlreiche falsche Propheten geben und Leute, die den Glauben zerstören. Schafe werden sich in Wölfe verwandeln und Liebe in Hass. Wenn die Haltlosigkeit zunimmt, werden die Menschen einander hassen, verfolgen und ausliefern. Dann wird der Weltverführer erscheinen und sich als Sohn Gottes ausgeben. Er wird Zeichen und Wunder tun, er wird die Erde beherrschen und Schandtaten anrichten, wie es dies seit Bestehen der Welt nicht gegeben hat. Dann kommen die Menschen in die Feuerprobe der Bewährung. Viele werden vom Glauben abfallen und verlorengehen. Die, die geduldig in Treue aushalten, werden gerettet und nicht verflucht“ (Zwölfapostellehre).

Es ist die Liebe und Klugheit einer Mutter, die auf 2000 Jahre Erfahrung zurückschaut, wenn die Kirche all diesen Dingen (auch Marienerscheinungen) gegenüber zurückhaltend ist und sein muss und die Gläubigen zu Zurückhaltung und Gehorsam ermahnt. Leider findet die Kirche oft nur wenig Verständnis und Gehorsam – und so werden dem Bösen, der Verwirrung und der Respektlosigkeit Tür und Tor aufgestoßen.

Und doch geht es der Kirche immer nur um dieses eine: Dass das prophetische Charisma in der Kirche rein bewahrt bleibe und sich zum Segen für die Kirche auswirke, denn nur so können echte, vom Himmel gewirkte Gnadenorte (wie z.B. Lourdes und Fatima und der ganze Reichtum wahrer Mys­tik vieler Heiliger in der Kirche) vor dem Zweifel und der Herabsetzung geschützt werden.

Es ist kein Wunder, dass im Zuge vieler falscher Erscheinungen der letzten Jahre auch echte Gnadenorte in Frage gestellt wurden und Priester und Gläubige sich innerlich abgekehrt haben, vor allem dort, wo der Ungehorsam in Pfarreien und Gebetsgruppen Spaltpilze sprießen ließ. Dazu sagt schließlich der Hl. Franz von Sales:

„Alles ist gesichert im Gehorsam, alles ist verdächtig, was außerhalb des Gehorsams geschieht... Wer sagt, er habe Eingebungen, und sich weigert, den Vorgesetzten zu gehorchen und Ratschläge zu befolgen, der ist ein Betrüger. Alle Propheten und Prediger, die von Gott erleuchtet waren, haben immer die Kirche geliebt, immer ihrer Lehre angehangen... Daher sind die außergewöhnlichen Sendungen teuflische Illusionen und nicht himmlische Einsprechungen, wenn sie nicht von den Hirten, die die kirchliche Sendung haben, anerkannt und gutgeheißen sind, denn damit stimmen Moses und die Propheten überein“ (Abhandlung über die Gottesliebe, II. Teil).

Der Autor, ein Schweizer Priester, war viele Jahre hindurch regelmäßiger Mitarbeiter von Vision2000, sein Text ist ein Auszug aus einem Beitrag in Vision 1/11.


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