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Über das Herz des älteren Bruders

14. Juli 2023 in Kommentar, 10 Lesermeinungen
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Was wäre passiert, wenn der verlorene Sohn zum Haus des Vaters zurückgekehrt wäre, und statt des Vaters den älteren Bruder angetroffen hätte? - BeneDicta am Freitag von Linda Noé


Linz (kath.net)
„Das ist so ungerecht! Er kann machen was er will- und du schimpfst nicht! In seinem Alter hätte ich das niiieeeemals dürfen!!“ In welcher Familie mit mehreren Kindern hat man einen solchen oder sehr ähnlichen Satz aus dem Mund des älteren Geschwisterkindes noch nicht gehört? Über die Stellung eines Menschen in der Geschwisterreihenfolge und die Auswirkungen derselben macht man sich sowohl in der Wissenschaft als auch im praktischen Familienleben schon lange Gedanken. Man sagt, dass sie Ältesten sich vieles noch erkämpfen müssen, was bei den Jüngeren bereits selbstverständlich geworden ist, aber auch, dass die Älteren meist viel früher Verantwortung übernehmen können oder müssen, und die Kleineren lange verwöhnt werden. Viele Leser werden hier ihre persönlichen Ansichten und Erfahrungen dazu haben, aus Sicht des Kindes und eines Elternteils.

Auch Jesus spricht uns an zu diesem Thema- in einem der bekanntesten Gleichnisse überhaupt, dem des verlorenen Sohnes in Lukas 15. Meist betrachten wir in diesem Gleichnis allerdings die Beziehung zwischen dem barmherzigen Vater und dem verlorenen Sohn, wir identifizieren uns mit ihm, bekommen zum Beispiel Mut für unsere persönlichen Schritte der Umkehr. Es ist aber doch immer wieder neu erschütternd, wie tief und auf wie viele verschiedene Weisen die Gleichnisse Jesu zu uns
sprechen können. Vor einigen Woche habe ich über dieses Gleichnis eine andere Betrachtungsweise gelesen, die mich seitdem nicht mehr loslässt. Ich denke, sie ist aus vielen Gründen extrem wichtig für uns in dieser Zeit. Sie stellt dabei die Frage:


Was wäre passiert, wenn der verlorene Sohn zum Haus des Vaters zurückgekehrt wäre, und statt des Vaters den älteren Bruder angetroffen hätte? Hätte er es jemals zurück nach Hause zum Vater geschafft? Eine Frage, die erschrecken kann. Was bedeutet sie für uns selbst? Wenn wir denn einmal soweit gekommen sind, dass wir uns zur Abwechslung auch einmal mit dem älteren Bruder identifizieren können- und sollen?

Vielleicht geht es Ihnen wie mir, und Sie haben sich bisher immer als den verlorenen, und (immer wieder...?) heimgekehrten Sohn gesehen. Das ist gut, denn es bedeutet sicherlich, dass wir niemals den Moment vergessen haben, in dem der barmherzige Vater uns heimgeholt hat- und heimholt. Und doch, vielleicht ist es auch an der Zeit, sich einzugestehen, dass unsere Liebe und Dankbarkeit über die Begegnung mit dem Vater mit der Zeit erkaltet ist. Dass wir mehr und mehr unbemerkt auch wie der ältere Bruder geworden sind, der nach außen hin gut aussieht, aber wohl so manche richtigen Dinge aus der falschen Motivation tut.


Welche sind die Sünden im Herzen des älteren Bruders?

1) Gesetzlichkeit und Selbstgerechtigkeit

Diese beiden sind sich sehr ähnlich. Es geht um uns und unsere persönliche Anstrengung, uns anzupassen an eine Reihe von Regeln, Praktiken oder Lehren. So denkt der ältere Bruder, etwas zu verdienen, weil er „so viele Jahre schon gedient hat“ (Lk 15,29) und ist eifersüchtig oder will stur nicht anerkennen, wenn der jüngere Bruder vom Vater beschenkt wird.

2) Stolz

Der ältere Bruder denkt, bei ihm würde Schwäche nicht akzeptiert werden und prahlt womöglich sogar mit Stärke. Er möchte selbst die Kontrolle behalten, anstatt in Abhängigkeit vom Vater zu bleiben.

3) Verurteilungen

Der ältere Bruder steht in der Position des Richtens über andere. Dabei geht es nicht um die wichtige Unterscheidung der Geister, sondern darum, andere in eine Schublade zu stecken und sich letztlich selbst dadurch schützen zu wollen.

4) Angst

Der ältere Bruder sitzt der Lüge auf, dass die Liebe des Vaters von seinen eigenen Taten abhängig ist und sucht daher ständig Kontrolle.

5) Selbstmitleid

Oft wüscht sich der ältere Bruder das Mitgefühl und die Sympathie anderer mehr als seine eigene Freiheit und flieht vor dem Gedanken, selbst für sein eigenes Leben verantwortlich zu sein.

6) Bitterkeit und Unversöhnlichkeit

Dazu kommt es, wenn wir auf die Schmerzen des Lebens ohne die Liebe Gottes antworten. Diese Mauern werden zur eigenen Verteidigung aufgerichtet, halten uns aber davon ab, in die Freiheit zu kommen, die der Vater sich für uns wünscht.
Gott verwendet die Umstände unseres Lebens und der Gesellschaft, um den Zustand unseres Herzens aufzudecken, wie wir wissen. In der (oft unbemerkt eingenommenen) Rolle des älteren Bruders fällt es uns schwer, uns einzugestehen, wie arm, bedürftig und verzweifelt wir selbst in Wirklichkeit sind. Jesus betet in Johannes 17,21: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“

Es scheint einfach zu groß und unerreichbar für uns zu sein, und doch zeigt uns Jesus hier den Weg, den wir aufgerufen sind zu gehen, nämlich über die Brüder hinaus dem VATER selbst ähnlich zu werden: durch ihn, mit ihm, in ihm selbst, Jesus Christus. Das alleine wird demnach zufolge haben, dass die Welt, der verlorene Sohn, glauben kann.

Nein, ich denke, der jüngere Sohn hätte wohl nicht heimgefunden, hätte er den älteren Bruder anstatt des Vaters angetroffen. Wie oft passiert das heute, und wir beklagen es noch, ohne unseren eigenen Anteil daran wahrzunehmen. Ich denke dabei auch an unsere im größeren Rahmen betrachtete Rolle als der ältere Bruder: indem wir katholische Christen sind.

„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, / prüfe mich und erkenne mein Denken! Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, / und leite mich auf dem altbewährten Weg!“ (Ps 139,23- 24) Herr Jesus, hilf uns, immer mehr in Dir und dem Vater zu sein, so wie es Deine größte Sehnsucht war, für die Du Dein Leben gegeben hast. Und deshalb will ich nicht aufhören, mich danach auszustrecken und daran zu glauben, dass das möglich ist.

 

Foto: (c) kath.net


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