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Hugh O’Flaherty, irischer Priester im Campo Santo Teutonico, rettete tausende von jüdischen Menschen

18. Juli 2023 in Chronik, 6 Lesermeinungen
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„Man kann sagen, dass er in der Tragödie des Nationalsozialismus für das deutsche Kolleg ein wahrer Segen und unverdienter Wohltäter war.“ Gastbeitrag von Stefan Heid


Vatikan (kath.net) Als irischer Priester im deutschen Priesterkolleg im Vatikan war Hugh O’Flaherty – der schöne Name Hugo ist den meisten nur noch als Cocktail ein Begriff – keineswegs ein bunter Vogel, denn das „deutsche“ Kolleg war entgegen der allgemeinen Meinung immer schon deutsch-international. Es gab eine lange irische Tradition am Kolleg. Allerdings gehörte O’Flaherty zu jener Sorte von Iren, die das Deutsche nie richtig lernten. Und trotzdem sollte dieser Mann, der absolut kein Selbstdarsteller und Karrierist war, zur bedeutendsten Figur des Campo Santo Teutonico avancieren. Man kann sagen, dass er in der Tragödie des Nationalsozialismus für das deutsche Kolleg ein wahrer Segen und unverdienter Wohltäter war.

Doch der Reihe nach! O’Flaherty, geboren 1898 im irischen Lisrobin, trat als junger Priester in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Man muss bedenken, dass mit den Lateranverträgen von 1929 der heutige Vatikanstaat geschaffen wurde, was dann zur Folge hatte, dass der neue Staat endlich seine diplomatischen Beziehungen neu ordnen konnte und zu vielen Staaten Beziehungen aufbauen musste. Es bestand also großer Bedarf an diplomatischem Personal. O’Flaherty wurde durch die halbe Welt geschickt, was für die missionsfreudigen Iren kein Problem ist: Er fand sich in Ägypten, auf Haiti, in Santo Domingo und in der Tschechoslowakei wieder. 1934 wurde er zum Monsignore ernannt. Schließlich kam er nach Rom zurück und arbeitete seit Ende 1937 im Heiligen Offizium, das später in die Glaubenskongregation umbenannt und jetzt zu einem Dikasterium umfunktioniert wurde. Der Palast steht links neben dem Petersdom, in direkter Nachbarschaft zum Campo Santo Teutonico.

Der junge Historiker Nicola Gadaleta, Stipendiat am Römischen Institut der Görres-Gesellschaft, hat Akten entdeckt, aus denen hervorgeht, dass O’Flaherty im Dezember 1937 zunächst provisorisch als „Skriptor“ des Heiligen Offizium angestellt wurde, weil man meinte, er könne nützlich sein „für die Spezialaktion, die man wird durchführen müssen in Hinsicht auf die Angelegenheiten Deutschlands (…) und (…) um die Nazibewegung zu verfolgen“. Damit ist klar, dass das Heilige Offizium in Sachen Nationalsozialismus hellwach war und sich von Hitler nicht blenden ließ, der bekanntlich im Mai 1938 seinen spektakulären Rombesuch machte und seine Freundschaft mit Mussolini besiegelte. In diesem Zusammenhang ist es nicht unwesentlich zu erwähnen, dass O’Flaherty den irischen Nationalsport Golf pflegte und in Rom im heute noch bestehenden Club Aquasanta mit dem Schwiegersohn Mussolinis golfte.


Aber man täusche sich nicht: O’Flaherty war ein glühender Gegner des Faschismus und Nationalsozialismus, aber um Wehrlose vor brutalen Monstern zu retten, war ihm jedes Mittel recht, auch seine Kontakte beim Golfspiel. O’Flaherty war eine Helfernatur, den weder Parteibuch noch Hautfarbe noch Religion noch das Geschlecht interessierte. Das führt zur eigentlichen Seele dieses Mannes, der seit Anfang 1938 im deutschen Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico wohnte. Aus einer provisorischen Anstellung wurde eine dauerhafte, so dass O’Flaherty am Kolleg blieb, weil es für ihn ja auch so bequem war.

Seine eigentlichen Fähigkeiten zeigte er, als die Deutschen mit dem „Fall Achse“ am 10. September 1943 Rom besetzten. Mit der Wehrmacht kamen die Schergen der SA und SS. Namentlich Herbert Kappler etablierte ein Schreckensregime in der Via Tasso nahe bei der Lateranbasilika, im Verein mit den nicht minder fanatischen Faschisten der Banda Koch. Tausende von Juden, die aus Deutschland nach Italien und Rom geflüchtet waren, sahen sich nun in der Falle. Sie hatten sich unter dem Schutz des Papstes sicher geglaubt. Aber auch politische und militärische Flüchtlinge tummelten sich in Rom und waren nun ihres Lebens nicht mehr sicher.

O’Flaherty baute nun in Windeseile die „Organisation“ auf: mit wenigen Helfern – Militärs und Zivilisten – spannte er ein Hilfsnetz über ganz Rom mit zahlreichen konspirativen Wohnungen, in denen er in den Monaten der deutschen Besatzung über 6000 Gefährdete für einige Tage versteckte, bevor sie verschwinden und untertauchen konnten. Das „Hauptquartier“ dieser Organisation war sein kleines Zimmer im obersten Stock des „Damenstifts“ des deutschen Priesterkollegs, das seit den Lateranverträgen auf exterritorialem Gebiet des Vatikans liegt. Die Ironie der Schicksals wollte es, dass ein Ire von einem deutschen Kolleg aus Tausende gefährdeter Menschen vor den Deutschen rettete! Die „reichsdeutschen“ Priester im Kolleg, einschließlich des Rektors Hermann M. Stoeckle, wussten um die Umtriebe O’Flahertys und ließen ihn stillschweigend gewähren: Sie mischten sich nicht ein, halfen ihm durch Wegschauen. O’Flaherty wiederum erhielt sich ihr Wohlwollen dadurch, dass er in den Monaten bitterster Not für alle – im Kolleg waren bis zur Befreiung am 4. Juni 1944 etwa 50 gefährdete Zivilisten versteckt – Nahrungsmittel beschaffte.

In Erinnerung an diesen hoch dekorierten Helden der Menschlichkeit hat die irische Botschafterin beim Heiligen Stuhl Emma Madigan am 8. Mai 2016 eine Gedenktafel am Campo Santo Teutonico enthüllt. Die Tafel enthält leider ein falsches Datum, da inzwischen Nicola Gadaleta klären konnte, dass O’Flaherty schon 1947, also nach neun Jahren und nicht erst 1960, das Kolleg verlassen und eine freigewordene Wohnung nebenan im Palast des Heiligen Offizium bezogen hat. Offenbar unterhielt er fortan nur geringen Kontakt zum deutschen Kolleg, da sich im Archiv kaum mehr Spuren von ihm finden. 1960 kehrte er krankheitsbedingt in seine Heimat zurück, wo er bereits 1963 verstarb.

Bleibt zu erwähnen, dass 1983 ein Hollywood-Streifen mit Gregory Peck in der Hauptrolle des Monsignore gedreht wurde (deutsch „Im Wendekreis des Kreuzes“), der sehr nahe an den historischen Fakten bleibt, aber seltsamerweise mit keiner Szene und keiner Silbe den Campo Santo Teutonico erwähnt, der doch das Zentrum aller Aktivitäten O’Flahertys war. Man kann über die Gründe dieser auffallenden Auslassung nur spekulieren: Hat der Vatikan keine Dreherlaubnis erteilt? Fiel der Campo Santo Teutonico der Schwarz-Weiß-Malerei Hollywoods zum Opfer, weil einem amerikanischen Publikum nicht klarzumachen war, dass unter den Nazis von einer deutschen Einrichtung – dem deutschen Kolleg – etwas Positives ausgehen konnte?

Das neue Heft von Thomas Kieslinger und Stefan Heid über „Monsignore Hugh O’Flaherty – der Held des Campo Santo Teutonico“ (Verlag Schnell & Steiner 2023) will jedenfalls die zentrale, bislang verschwiegene Rolle des Campo Santo Teutonico für die „Organisation“ herausarbeiten und rekonstruieren. Es bietet dazu Fotomaterial und Erläuterungen, um zu verstehen, warum ausgerechnet das deutsche Kolleg der perfekte Ort war, um diese größte private Hilfsorganisation Roms im Zweiten Weltkrieg durchführen zu können.

Msgr. Prof. Dr. Stefan Heid (Erzbistum Köln) ist Priester, Professor für Liturgiegeschichte und Hagiographie am Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana in Rom, dessen Rektor er inzwischen ist, und Direktor des Römischen Instituts der Görres Gesellschaft.

VIDEO: Der berühmte Film "Im Wendekreis des Kreuzes" mit Gregory Peck in voller Länge:


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Lesermeinungen

 modernchrist 21. Juli 2023 
 

Unbedingt diesen grandiosen Film

hier auf kath.net im Artikel gleich anklicken! Mit dem weltberühmten Gregory Peck, einem der angenehmsten Schauspieler aller Zeiten, in der Hauptrolle als Monsignore O'Flaherty. Das allein sollte schon ein Grund sein, mindestens die Kinokarten als Sommerspende an kath.net zu überweisen! Wirklich sehenswert und erschütternd, wunderbar amerikanisch gemacht! Das Drehbuch zeigt den tiefen Glauben und das Gottvertrauen dieses einsatzfreudigen Iren im Kampf gegen die Maßnahmen des fanatischen Standartenführers Kappler.


1
 
 Zeitzeuge 19. Juli 2023 
 

Berichtigung: Es waren ca. 3.000 Tote und Verletzte, im Link mehr dazu

von domradio.de!

www.domradio.de/artikel/vor-75-jahren-fielen-bomben-auf-die-ewige-stadt


1
 
 Zeitzeuge 19. Juli 2023 
 

Exkurs: "Schaut auf diese Stadt", Rom 19.07.1943:

An diesem Tag, im Jahr 1943, wurde das berühmteFoto von Pius XII aufgenommen. Am Morgen des 19. Juli griffen amerikanische Bomber das Arbeiterviertel San Lorenzo in Rom an und töteten 3.000 Zivilisten. Als die Bombardierungen aufhörten, besuchte Pius XII. das Viertel, um mit der verängstigten Bevölkerung zu beten.


1
 
 Johannes14,6 19. Juli 2023 
 

Vielen Dank für diesen Beitrag

und das Einstellen des Filmes.

Angesichts solcher Zeugnisse frage ich mich, was befähigt Menschen zum Widerstand ?

Es fällt auf, daß unter denen, die den Mut zum Widerstand hatten (haben), so viele Christen sind.

Andererseits die traurige Rolle von Kirchenführern und Christen, die mit dem Zeitgeist, mit dem Strom der Menge mit geschwommen sind, den UNGEIST NICHT ERKANNT haben
oder "mitgemacht" haben, um nicht ihre Existenz aufs Spiel zu setzen.

Der Beitrag von Gabriele Kuby beim Symposion von Demofueralle.de zur manipulierten Gesellsch hat mich angesprochen, wenn sie sagt, ob gelegen oder ungelegen, wir sollen AUTHENTISCH WAHR SPRECHEN, in allen unseren sozialen Gruppen, bis hin zur Familie.

C hat uns SPALTUNG gebracht, aber es ist nicht vorbei, weiterhin sind wir dem Druck ausgesetzt, den Narrativen - zur Zeit menschengem. Klimawandel/LGBTQ/Abtreibung Selbstbestimmung zuzustimmen. Und leider wieder allein angewiesen, nach der WAHRHEIT zu suchen, " wie Schafe ohne Hirten."


4
 
 SCHLEGL 18. Juli 2023 
 

Ein berührender, wichtiger Film!

Unten ist der Zugang zu dem berühmten Film "Im Wendekreis des Kreuzes" auf youtube angegeben. Er zeigt auf erschreckende Weise den Terror der Nazis in Rom. Der Heldenmut des Monsignore ist beispielgebend. Ich habe mir dieses Video innerhalb vieler Jahre mehrmals angesehen.

www.youtube.com/watch?v=4gLKtoFjPgI


3
 
 girsberg74 18. Juli 2023 
 

Nicht eigentlich zu kommentieren,

doch zu danken für das Einstellen dieser Geschichte auf kath.net.


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