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| Die Dinge der Welt besser der Welt überlassen4. Dezember 2023 in Kommentar, 6 Lesermeinungen Über vorletzte Dinge kann man weidlich streiten, denn da gibt es keine endgültigen Wahrheiten. Und man sollte auch als Bischof nicht so tun als ob. Der Montagskick von Peter Winnemöller München (kath.net) Die bayrischen Bischöfe haben erklärt, „dass es für Christen nicht akzeptabel sei, Parteien zu wählen, die nationalistische, rassistische oder antisemitische Meinungen verbreiten oder in ihren Reihen dulden“. Keine Ahnung, warum Bischöfe meinen, solche Selbstverständlichkeiten erklären zu müssen. Noch weniger leuchtet ein, warum katholische Bischöfe nicht vor Parteien warnen, die die christliche Anthropologie untergraben, indem sie die natürlichen Geschlechter dekonstruieren und die natürliche Familie diskriminieren. Warum wird eigentlich nicht vor Parteien gewarnt, die keine Probleme damit haben, das menschliche Leben am Anfang und am Ende zur Disposition zu stellen? Ferner zeigten sich die bayrischen Bischöfe besorgt um die Demokratie. Allein dieser Umstand befremdet, angesichts der Tatsache, dass noch vor hundert Jahren (kirchlich gesprochen: gestern) der Erzbischof von München auf einem Katholikentag die demokratische Verfassung der Weimarer Republik als gottlos brandmarkte. Mal ganz abgesehen vom Kuscheln zahlreicher katholischer Bischöfe mit dem aufkommenden Nationalsozialismus. Nicht einmal als es katholischen Priestern an den Kragen ging, wachten alle katholischen Bischöfe auf. So wie man vor 90 Jahren auf dem rechten Auge blind war, ist man heute auf dem linken Auge blind. „Die Beobachtung der Partei (AfD Anm. PW) durch das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz mache deutlich, dass es begründeten Anlass gebe zu der Annahme, dass die AfD verfassungsfeindlich sei.“ Die Erwähnung des Münchener Erzbischofs in mindestens einem Missbrauchsgutachten gibt begründeten Anlass zu der Annahme, dass der Bischof Missbrauchstäter gedeckt haben könnte. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Abgesehen davon ist die Liebe der Kirche zur Demokratie recht jung. Lange Zeit, als schon längst die meisten europäischen Länder demokratische Regierungen hatten, verteidigten Bischöfe immer noch das Recht des Kaisers, das Revolutionäre gestohlen hatten. Päpste waren da etwas hellsichtiger. Papst Leo XIII. schrieb in seiner Enzyklika „Libertas praestantissimum“ vom 20. Juni 1888: „Die Kirche verwirft keine jener verschiedenen Staatsformen, solange sie aus sich geeignet sind, das Gemeinwohl zu besorgen“. Ausdrücklich verwarf der Papst allerdings den Liberalismus als eine Lehre, die die Oberherrlichkeit Gottes verwirft und einer falschen Toleranz anhängt. Noch in den dreißiger Jahren warnte ein weit verbreitetes Gebetbuch für Männer, „Vom Traualtar durchs Leben“ von P. Johannes Dröder, den katholischen Mann ganz entschieden vor der Sozialdemokratie, weil sie den Kaiser seiner Rechte berauben wolle. Man kann schon heute ahnen, wie groß die Halbwertzeit der Warnung katholischer Bischöfe vor der AfD ist, sollte diese im kommenden Jahr eine Landesregierung stellen oder an einer beteiligt sein. Tatsächlich gehen bischöfliche Weisungen zu politischen Themen mehr und mehr in die Hose, je mehr sich die Bischöfe einem weltzugewandten Populismus hingeben. Es ist keine Frage, der Bischof ist der Lehrer und Hirte seines Volkes und als solcher hat er eine Lehrbefugnis auch in vorletzten Fragen. Während aber der Lehrer und Hirte in Letzten Fragen, solange er in diesen in Einheit mit dem Papst und allen Bischöfen lehrt, eine unbedingte und nicht hinterfragbare Weisungsbefugnis hat, gibt es in vorletzten Dingen immer eine sehr große Bandbreite. Da darf man einem Bischof entschieden widersprechen. Wenn aber schon in letzten Fragen die Lehre mindestens problematisch ist, wie soll man in vorletzten Fragen überhaupt noch Vertrauen aufbauen? So sollte man sich gerade als Bischof in politischen Fragen hüten, dogmatisch zu reden. In Fragen des Lebensrechts sind Teile der AfD der Kirche näher als jede andere politische Kraft in Deutschland. In anderen Fragen bewegt man sich nicht nur in verschiedenen Welten, sondern da trennen einen Universen. Die Demokratie, um die sich die bayrischen Bischöfe sorgen funktioniert aber gerade so, dass man mit allen spricht und dabei Gemeinsamkeiten und Differenzen herausarbeitet, hervorhebt und ehrlich benennt. Diffuse Bannflüche in einzelne Richtungen, die mit Verdächtigung und Kontaktschuld kontaminiert sind, machen doch am Ende die Verfemten besonders für die Enttäuschten erst recht interessant. Schon ein oberflächlicher Blick zeigt katholische Bischöfe in ungesunder Kuscheloptik mit weltlichen Machthabern. Egal ob es Corona war, Klima oder Migration ist, die Bischöfe gehen Seit‘ an Seit‘ im Gleichschritt mit den Mächtigen. Es wird erst gar nicht versucht eine eigene, differenzierte Position zu finden. Kirchen wurden fraglos abgeschlossen. Einseitige Klimanarrative werden fraglos geteilt und umstrittene mutmaßliche Helfershelfer von Schleppern aus Kirchenmitteln finanziert. Nicht die jeweils einzelnen Maßnahmen sind zu kritisieren. Für jede einzelne kann es gute Gründe geben. Fraglich wird es in der Gesamtschau, weil einfach völlig unkritisch zeitgeistige Narrative übernommen und mit durchgedrücktem Rücken wie heilsbedeutsame letzte Fragen verkauft werden. Man höre mal aufmerksam zu, wie afrikanische Bischöfe die Migration aus den Ländern südlich der Sahara einschätzen. Da entsteht ein ganz anderes Bild. Es geht hier jedoch definitiv nicht darum einzelne Entscheidungen zu kritisieren. Das würde den Umfang einer Kolumne sprengen. Es geht um das Grundsätzliche. Diese Grundsätzliche Frage lautet auf eine sehr einfach Formel gebracht: Wieweit darf sich die Kirche in vorletzte Dinge einmischen? Die Antwort auf die Frage hat in Gestalt einer Best practice Papst Benedikt XVI. mit seiner Rede im Deutschen Bundestag gegeben. Niemand kann dem Papst hier vorwerfen, vorletzten Fragen aus dem Weg gegangen zu sein. Doch er hat sich verhalten, wie sich ein Bischof und erst recht der Papst zu verhalten hat. Er hat Leitlinien aufgezeigt. Entscheidungswege und -grundlagen angeboten. Und er hat sehr deutlich klargemacht, dass der Papst nicht das Tagesgeschäft der Politik zu erledigen hat. Dazu gibt es Politiker. Deren Job ist genau das. Aber die Basis darf ein Papst legen. Eine Hermeneutik der Politik kann er entwickeln. Papst Benedikt nannte es eine „Ökologie des Menschen“. Einer Predigt eines deutschen Bischofs, der ohne Ansehen der Buchstaben eines Parteinamens und ohne Angst vor Kontaktschuld mutig und klar benennen würde, was an den Programmen der einzelnen Parteien gut und wahr ist, der aber ebenso entschieden brandmarkt und verurteilt, was wider die Ökologie des Menschen steht, würde ich gerne zuhören. Und mindestens ebenso gerne würde ich dazu einen wohlwollend-kritischen Essay schreiben. Das Episkopalgepöbel im Chor mit dem Mainstream der Clique der gerade Mächtigen ist einfach nur noch nervig. Man fragt sich, was die Wahlstrategen den AfD solchen Bischöfen für die freundliche Wahlwerbung zahlen. Schaut man nämlich mal auf die Vertrauenswerte, die die Kirche in der Gesellschaft noch genießt, wie sie gerade erst die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung herausgearbeitet hat, dann muss jemand wie die AfD, vor denen ein katholischer Bischof warnt, ganz toll sein. Für eine echte Fundamentalkritik, die aus meiner Sicht durchaus notwendig wäre, müsste man Wahlprogramme, Reden und Interviews analysieren. Ist halt ein bisschen Arbeit, die lästig ist und Geld kostet. Mit dem Mainstream pöbeln ist halt billiger und gibt eine gute Presse. Der Heilige Paulus benutzte dafür den Begriff „ὀφθαλμοδουλεία“ (wörtl. Übersetzt: Augendienerei), gemeint ist damit, sich bei den Menschen mit seinen Handlungen beliebt zu machen (vgl. Eph 6,6). In unserem Land gärt eine Gemengelage aus Wut, Enttäuschung und Zukunftsangst. Die Dauerkrisennarrative des politischen Mainstream, der alle Parteien des sozialliberalen Spektrums von CDU über FDP, Grüne bis hin zu SPD vereint, treiben die Menschen in die Hände von Extremisten. Politik ist dazu da, Narrative zu entwickeln, wie man den aktuellen und den kommenden Fragen und Herausforderungen begegnen will. Wenn sich Bischöfe mit den diesseitigen Dauerkrisennarrativen gemein machen, statt Offensiven einzufordern, stellt das sogar einen Verrat am Evangelium dar, das gerade die Bedrängnisse der Zeit nicht verschweigt, aber auf die ewige Herrlichkeit verweist, der Menschen entgegen gehen und ihnen Mut macht, die Herausforderungen der Zeit anzunehmen. Menschen hingegen mit perspektivlosen Dauerkrisennarrativen zu ersticken ist geradezu abgrundtief böse, weil so mit der diesseitigen Hoffnung auch die Hoffnung auf die ewige Herrlichkeit förmlich erstickt wird. Vielleicht sollten sich gerade die Bischöfe darauf besinnen, nicht die AfD zu fürchten, sondern das zu fürchten, was nach der AfD kommt. Und damit ist noch nicht das Endgericht gemeint. Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn sich Bischöfe mal eine Zeit lang ein politisches Schweigen auferlegten und die so gewonnene Zeit für eigene geistliche Studien über den Auftrag und die Sendung des Bischofs nutzen würden. Wir Laien könnten die Zeit mal nutzen, um Demokratie neu einzuüben. Ist ja nicht so, als hätten immer nur die Anderen die Defizite. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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