Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. „In Milde, aber auch in Klarheit möchte ich dieses Thema der Verbrennungen der Leichname ansprechen“
  2. Eine "glorreiche Idee" des Bischofs von Fulda?
  3. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  4. Sensation in Deutschland - Christliche Band O'Bros erreicht Platz 1 der Album-Charts!
  5. Julia Klöckner: ‚Nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein‘
  6. USA: Ex-Kardinal McCarrick ist gestorben – Mutmaßlich vielfacher Missbrauchstäter
  7. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  8. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  9. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  10. Wenn „Menschen nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen“
  11. Immer mehr Hass-Übergriffe auf Priester in Polen
  12. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  13. Gesetzesentwurf in Belgien: Sterbehilfe soll für Demenzkranke legalisiert werden
  14. Die Krise ist nicht mehr aufzuhalten
  15. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren

Die Erklärung „Dignitas infinita“ gibt wichtige Impulse

15. April 2024 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Es sollte in der Hand der katholischen Laien liegen, hieraus Diskussions- und Handlungsoptionen für die Politik zu entwickeln. Es gilt die Impulse der Erklärung zu vertiefen. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz-München (kath.net)

Zuerst einmal vorweg: Der Vatikan hat alles richtig gemacht mit seiner Erklärung zur Menschenwürde. Eine Einschränkung ist natürlich zu machen, denn eine Erklärung ist keine Enzyklika. Man kann in einem solchen Text nicht eine tiefe philosophisch-theologische Untermalung der Themen erwarten. Das würde dem Text nicht gerecht. Auch Vollständigkeit ist kein Anspruch den die Erklärung erheben könnte. Der Vatikan hat in „Dignitas infinita“ die großen Linien aufgezeigt und die Themen markiert, bei denen es zur Zeit brennt. Man könnte sagen, es sind jetzt ein paar Pflöcke eingeschlagen und es ist an uns, Fleisch ans Bein zu bekommen. Wie wäre es denn, wenn katholische Theologen, Philosophen und Staatsrechtler sich ans Werk begeben und Aufsätze zu den Themen von „Dignitas infinita“ veröffentlichen. Der Episkopat ist sicher herzlich willkommen dabei mitzuwirken. Das wäre eine Synodalität, die Früchte tragen könnte. Wir brauchen das jetzt dringender denn je, da uns markante Einschnitte in bioethischen und lebensrechtlichen aber auch in andere Fragen mit menschenrechtlicher bevorstehen. Die Würde des Menschen mag noch immer von der Verfassung geschützt sein. Die Aushöhlung dieses Verfassungsgutes hat jedoch längst begonnen.

Ein deutlicher Marker, dass das Dokument so schlecht nicht sein kann, ist die sofort einsetzende Kritik aus den deutschen Leitmedien. Der Papst ist gegen Abtreibung, gegen Leihmutterschaft und gegen Geschlechtsumwandlungen. Klar, bei den Ampelmännchen (m/w/d) der deutschen Buntenregierung – habe ich mich jetzt schon der Verächtlichmachung des Staates schuldig gemacht? Ja? Egal, dann mache ich jetzt auf Rowling, zeigt mich an! – also bei den Protagonist*glucks*innen von Gleichstellungsgesetzgebung und Recht auf Abtreibung und Zweiväterfamilien gehen natürlich die rotgrünen Alarmleuchten an. Auch das politische Europa sollte sich fragen, ob die Aufnahme eines frei erfundenen „Rechts auf Abtreibung“ in die Grundrechtecharta so eine gute Idee ist. Der Papst jedenfalls hat in dieser Frage mehrfach deutlich Stellung bezogen und pflegt in dem Zusammenhang eine Wortwahl, die sich kein deutscher Lebensschützer zutrauen würde.

Bezeichnend war die Reaktion des Nachrichtenportals katholisch.de welches zu „Dignitas infinita“ einen Verriss nach dem anderen veröffentlichte. Da das Portal im Auftrag der Bischöfe betrieben wird, wirkt das Lob des DBK-Vorsitzenden Georg Bätzing für das Dokument eher putzig inmitten all der wortreich vorgetragenen vernichtenden Urteile. Das Schreiben des Papstes machte in den deutschen Medien eine solche Welle, dass man am selben Tag offensichtlich noch schnell ein von der Bundesregierung beauftragtes Kommissionspapier zu Neuregelung der Abtreibung leakte, um dem neuen vatikanischen Flaggschiff „Dignitas infinita“ den medialen Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Kommissionspapier wird übrigens heute offiziell veröffentlicht und wir dürfen uns auf so manche lebensrechtliche und bioethische Grausamkeit einstellen. Es bleibt abzuwarten, ob man wirklich gegen die ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland faktisch eine Fristenregelung etablieren wird oder die vorgeburtliche Tötung menschlichen Lebens gleich ganz aus dem Strafrecht streichen wird. Es wird spannend.


Ganz gleich in welche Richtung es geht, darf man auch sehr viel grundsätzlicher sagen, dass der deutsche Staat ganz offensichtlich seinen Kompass verliert. Ein Land, in dem ein Mensch einmal pro Jahr per Sprechakt sein Geschlecht ändern darf und das seinen Bürger verbietet auszusprechen, was sie sehen, geht das Risiko ein, seine Akzeptanz ganz grundsätzlich zu verlieren. Wer einen Mann erkennt, der eine Frau sein will, den Mann aber einen Mann nennt, ist mit einer hohen Geldstrafe bedroht. Es sei denn es ist Krieg, dann sind die Transfrauen schneller Männer mit Waffe in der Hand als sie „weiblicher Penis“ sagen können. Immerhin etwas. Wer wie die deutsche Regierung das Leben seiner Bürger weder vor Straftätern noch vor selbsternannten Sterbehelfern zu schützen mag, wer Müttern in Not bevorzugt die Tötung ihrer Kinder anbietet, wer Menschenhandel in Gestalt von Leihmutterschaft die Tür öffnet, spielt sehr ernsthaft mit seiner hoheitlichen Legitimität. Um diese dann zu schützen, werden Gesetze wie das „Demokratiefördergesetz“ erfunden, die dem Bürger die Kritik an der Regierung stark erschweren und alles Nichtlinke aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen drohen. Die Etablierung eines Netzwerkes von Denunziationsstellen macht dann auch die freie Meinungsäußerung im privaten Rahmen unmöglich. Eine starke Stimme der Kirche, die freie Rede zu schützen, wird nicht zu erwarten sein. Man hat zu viel damit zu tun, sich dem „Kampf gegen Rechts“ anzuschließen, der sich am Ende allerdings auch gegen die Kirche selbst wenden wird. Die Naivität der kirchlichen Protagonisten ist unerträglich. Zu kämpfen ist gegen jeglichen freiheitsfeindlichen Extremismus. Dazu gilt es alle freiheitlichen Kräfte zu sammeln. Leider zeigt sich die Kirche in Deutschland auch hier als Totalausfall.

Die hier willkürlich gewählten Beispiele zeigen, wie gut und wertvoll die Erklärung aus dem Vatikan ist. Katholiken haben nicht nur die Möglichkeit, sich öffentlich darauf zu berufen und klarzustellen, dass sie sich Maßnahmen gegen die Würde des Menschen niemals beugen werden und damit den Papst im Rücken haben. Für die Kirche in Deutschland bedeutet dies viel Arbeit an der Einheit, denn die Spaltungen reichen tief. Nun wird es sich scheiden zwischen papsttreuen Katholiken und den Franzsikusgroupies. Viele haben einen Franziskus bejubelt, den sie sich selber erfunden haben. Viele Katholiken haben in den vergangenen Jahren immer wieder den Papst für einzelne Aktionen kritisiert, manches zu Recht, einiges vielleicht zu schnell oder zu leichtfertig. Auch ein Leiden am Papst kann ein Aspekt von Treue zum Papst sein. Viele Impulse hat Franziskus der Kirche gegeben, die sich entwickeln müssen. Einige werden Bestand haben, andere nicht. Und es gibt wirklich ärgerliche Dinge. Das war auch bei früheren Päpsten so. Die Zeit von Pius IX. bis Benedikt XVI. zählt vielleicht zur außergewöhnlichsten in der Papstgeschichte. Das waren jeder für sich schon besondere Persönlichkeiten, die dem Petrusamt einen bestimmten Stempel aufgedrückt haben. Das Pontifikat des Mannes vom anderen Ende der Welt ist anders. „Dignitas infinita“ ist kein Solitär im Pontifikat von Franziskus, es ist ein Kompendium der Verkündigung des amtierenden Papstes und seiner Vorgänger in Fragen der Menschenwürde. Es ist ein über viele Jahre gereiftes Werk, um das im Vatikan hart gerungen wurde. Wie sich zeigt, hat es dem Dokument nicht geschadet.

Auch die Teilnehmer am Münchener Marsch für das Leben durften sich im Einklang mit dem Papst sehen, wenn sie für den Schutz des Lebens auf die Straße gehen. Dankbar konnten sie die Teilnahme von drei Bischöfen melden. Das ist gut. Aber Politik ist Weltdienst der Laien. Es wäre schön, wenn mehr Bischöfe teilnähmen oder sich klar äußerten, nötig ist das jedoch nicht. Mehr Selbstbewusstsein täte dem Lebensschutz gut, denn es gilt klarzustellen, dass eine Mehrheit der Menschen im Land grundsätzlich für den Schutz des menschlichen Lebens ist. Intuitiv erfasst jeder Mensch, dass die Tötung eines anderen Menschen niemals moralisch gut sein kann. Ebenso intuitiv erfasst jeder Mensch, dass im Körper einer schwangeren Frau ein zweiter Mensch lebt. Es ist einer jahrzehntelangen Propaganda zuzuschreiben, den logisch zwingenden Schritt, dass eine Abtreibung = die Tötung eines Menschen niemals moralisch gut sein kann, zu verweigern. Was ist das für ein Staat, der Menschen in Not nur den Tod anzubieten hat? Diese Frage gilt es, gemeinsam mit dem Papst, laut und vernehmlich zu stellen. Dass sich ein nominell katholischer Laienfunktionärsclub hier selbst diskreditiert, wenn seine Vorsitzende flächendeckende Möglichkeiten zur Kindstötung fordert, dürfte klar sein. Ebenso klar ist es, dass die sogenannte „Woche für das Leben“ inzwischen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Sie ist übrigens am vergangenen Samstag eröffnet worden und läuft gerade. Bemerkt hat das vermutlich niemand. Nach Ausstieg der EKD im kommenden Jahr könnte die DBK die Woche eigentlich an den Bundesverband Lebensrecht abgeben und sich auf die Finanzierung beschränken, doch das dürfte Wunschdenken bleiben. Eher wird man sie einschlummern lassen.

Die Kirche in Deutschland teilt in vielerlei Hinsicht die Schwäche des deutschen Staates. Sie hat ebenfalls ihren Kompass verloren und sie verliert sich weiterhin in ihrer synodalen Eigenrotation. Wir werden in den kommenden bundesweiten lebensrechtlichen und bioethischen Debatten – falls es sie überhaupt geben wird und nicht einfach alles debattenfrei durchs Parlament gepeitscht wird – nicht auf eine starke Stimme der Kirche hoffen. Bleibt zu hoffen, dass die von Laien ökumenisch getragenen Lebensrechtsverbände genügend Mobilisierungspotential haben, dann, wenn es ernst wird, eine hinreichend starke Stimme für das Leben zu sein. Der Bundesverband Lebensrecht wird am kommenden Samstag in Köln eine Fachtagung unter dem Thema „Grenzbereiche des Lebens – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ veranstalten. Das ist der richtige Weg. Der Dachverband der deutschen Lebensrechtsorganisationen könnte auf dem Weg zu einem „Thinktank des Lebens“ sein und gerne mehr Veranstaltungen machen und mehr publizieren. Es wäre eine große Hilfe für alle Menschen guten Willens.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Montagskick

  1. Die Krise ist nicht mehr aufzuhalten
  2. Breite Rezeption für eine vermeintlich gescheiterte Theologie
  3. Mal wieder subtil gegen die Familie
  4. Hier ist kein Glaube mehr zu finden
  5. Marienfest statt Frauentag
  6. 80 Jahre Frieden sind genug – oder wie die Weltpolitik gerade an der Zündschnur rumfummelt
  7. Klimafasten ist peinlich
  8. Mit diesem Wahlaufruf ist die Kirche endgültig kommunikativ als NGO im „Deep state“ gelandet
  9. Aufbrüche mitten im Niedergang
  10. Eine völlig logische Positionierung des Berliner Büros






Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Eine wichtige BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  3. „In Milde, aber auch in Klarheit möchte ich dieses Thema der Verbrennungen der Leichname ansprechen“
  4. In eigener Sache: Newsletter auf X, Telegram & WhatsApp
  5. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  6. Isak Ailu Pulk Eira (24) könnte der erste samische Kartäusermönch der Welt werden
  7. Die Krise ist nicht mehr aufzuhalten
  8. Eine "glorreiche Idee" des Bischofs von Fulda?
  9. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  10. Sensation in Deutschland - Christliche Band O'Bros erreicht Platz 1 der Album-Charts!
  11. Überraschung auf dem Petersplatz: ‚Buona Domenica a tutti!‘
  12. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  13. Vienna City Marathon: Sieger Abadi dankt Jungfrau Maria
  14. USA: Ex-Kardinal McCarrick ist gestorben – Mutmaßlich vielfacher Missbrauchstäter
  15. Wenn „Menschen nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz