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Von der Schechina bis zur Heiligen Eucharistie13. Juli 2024 in Spirituelles, 8 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Was unterscheidet eine Kirche von einer Synagoge? - Der Theologe Joseph Ratzinger hat in seinem Buch "Vom Geist der Liturgie" dies aufgearbeitet - Von Roland Noé
Rom (kath.net/rn)
Was unterscheidet eine Kirche von einer Synagoge? MIt dieser Frage hat sich vor vielen Jahren der Theologe Joseph Kardinal Ratzinger in seinem Buch "Der Geist der Liturgie" beschäftigt. Bemerkenswert ist, dass die christlichen Gotteshäuser in der Urkirche ganz in der Kontinuität mit der Synagoge entstanden seien. Dies hat der bekannte Theologe Louis Bouyer nachgewiesen. So war laut Ratzinger die Bundeslade bis zum Exil der "einzige Gegenstand", der im Allerheiligsten Platz finden durfte. Die Lade wurde als "leerer Thron" verstanden, auf dem sich die Schechina, die Wolke der Gegenwart Gottes, niederlassen konnte. Im Exil ging diese Lade verloren, das Allerheiligste war leer. Ratzinger schreibt dazu: "Das leere Allerheiligste war nun auch ein Akt der Erwartung, der Hoffnung geworden, dass Gott selbst seinen Thron wiederherstellen werde."
Doch was waren die drei relevanten Unterschiede zwischen einer Synagoge und einer Kirche?
Der erste Punkt ist für Ratzinger, dass man in einer Kirche nicht mehr nach Jerusalem blicke. Der zerstörte Tempel werde nicht mehr als der "Ort der irdischen Gegenwart" angesehen. Der Theologe schreibt dazu: "Der steinerne Tempel drückt nicht mehr die Hoffnung der Christen aus; sein Vorhang ist für immer zerrissen. Man blickt nur nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen. Das ist kein Sonnenkult, sondern der Kosmos spricht von Christus." - Der Osten löse als Symbol den Tempel in Jerusalem ab. Dieser werde laut Ratzinger zum "Ort der Schechina", der "wahre Thron des lebendigen Gottes". "Die Sonne symbolisiert den wiederkehrenden Herrn, den endgültigen Sonnenaufgang der Geschichte. Nach Osten beten bedeutet: dem kommenden Christus entgegengehen. Liturgie, die nach Osten gerichtet ist, vollzieht gleichsam das Eintreten in die Prozession der Geschichte auf ihre Zukunft hin, auf den neuen Himmel und die neue Erde zu, die in Christus uns entgegengehen. Sie ist Gebet der Hoffnung, Beten unterwegs in der Richtung, in die das Leben Christi, seine Passion und seine Auferstehung uns weisen."
Der zweite Unterschied bestehe darin, dass in einer Kirche nun ein völlig neues Element hinzugekommen ist: Der Altar. Diesen konnte es in der Synagoge nicht geben. "An der Ostwand bzw. an der Apsis steht nun der Altar, auf dem das eucharistische Opfer gefeiert wird. Eucharistie ist – wir sahen es – Eintreten in die himmlische Liturgie, Gleichzeitig werden mit dem Anbetungsakt Jesu Christi, in den er durch seinen Leib die Zeit der Welt hineinnimmt und zugleich immerfort über sich hinausführt, aus sich herausreißt in die Gemeinschaft der ewigen Liebe hinein", schreibt Ratzinger. Der Altar sei der Ort des "aufgerissenen Himmels". Dieser schließe den Kirchenraum nicht ab, sondern auf, "in die ewige Liturgie hinein."
Der dritte Unterschied bestehe darin, dass in einer Kirche zur Thora die Evangelien hinzutreten und diese laut Ratzinger erst der Sinne der Thora aufschließen. "Der Schrein des Wortes, die ‚Bundeslade‘, wird nun zum Thron des Evangeliums, das freilich die ‚Schriften‘ nicht aufhebt, nicht beiseiteschiebt, sondern sie deutet, so dass sie immerfort auch die ‚Schriften‘ der Christen bilden und ohne sie das Evangelium ohne Fundament wäre." Für den Theologen ergebe sich von selbst, dass der neue, zweite heilige Ort, der Altar, mit einem Vorhang umgeben werden. Daraus habe sich dann in der Kirche des Ostens die Ikonostase entwickelt. "Die Liturgie hat also im frühen Kirchenbau zwei Orte. Da ist erstens der Wortgottesdienst in der Mitte des Raumes… ". „Die eigentliche Eucharistiefeier hat ihren Ort in der Apsis, beim Altar, den die Gläubigen ‚umstehen‘ , die alle gemeinsam mit dem Zelebranten nach Osten, zum kommenden Herrn, hingewendet sind."
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Lesermeinungen | Fink 15. Juli 2024 | | | Ah, jetzt, @ Uwe Lay, habe ich Ihr (umständlich formuliertes) Anliegen verstanden ! Die Juden, damals wie heute, bestreiten, dass Jesus der "Sohn Gottes" ist. Das ist eine Tatsache.
Aus "politischer Korrektheit" oder "theologischer Korrektheit" wird diese Tatsache aber nicht angesprochen! (es gibt gute Gründe dafür, aber ich möchte dieses Fass nicht aufmachen...). | 0
| | | girsberg74 15. Juli 2024 | | | Auch ich bin spitzfindig (ad @Fink) Sehr geehrter Uwe Lay,
mir ist Ihre Rede, Zitat: „...nur so politisch inkorrekt, daß diese Aussage nicht mehr zitiert wird: ….“ nun vollkommen klar.
Es könnte neben dem Hauptpunkt, des christlich-jüdischen Dialoges wegen, zugleich auch die Autorität von Benedikt XVI. betroffen sein, der der dezidierten Mission unter Juden eine Absage erteilt hat(te).
Danke! | 0
| | | Fink 14. Juli 2024 | | | @ Uwe Lay - Sie sind mal wieder spitzfindig (pedantisch?) unterwegs... Haben wir keine anderen Sorgen? | 0
| | | Uwe Lay 14. Juli 2024 | | | zu Joh 5,23 zu Joh 5,23: Jesus lehrt hier, daß es der Wille Gottes ist, daß Er, der Sohn so geehrt werden soll wie es dem Vater, Gott zukommt. Wenn Jesus Christus weniger wäre als Gott,wäre das theologisch illegitim. Jesus muß also wie Gott Gott sein.Nun könnte das so verstanden werden: Die Juden verehren nur Gott als den Vater, wir Christen Gott,den Vater und Gottes Sohn als Gott. Dann verehrten die Juden einen und wir zwei Götter.Dann wäre der Synagogengottesdienst gegenüber dem christlichen ein defiziterer, aber in ihm würde Gott als Vater geehrt.Jesus urteilt nun aber, daß wo Er nicht wie der Vater geehrt wird, der Vater überhaupt nicht geehrt wird. Das bedeutet, daß der Vater und der Sohn so sehr eins sind-wir glauben an einen Gott in drei Personen-, daß wo der Sohn nicht gehrt wird, der Vater nicht geehrt wird.Ob des christlich-jüdischen Dialoges darf das aber nicht mehr gesagt werden.
Uwe Lay Pro Theol Blogspot | 1
| | | Stefan Fleischer 14. Juli 2024 | | | «Wo der Sohn nicht verehrt wird, da wird auch Gott, der Vater nicht verehrt.» So wie ich die Situation heute beobachte, ist das Bewusstsein dafür, dass Jesus Christus wahrer Mensch UND wahrer Gott ist, vielerorts massiv geschwunden. Damit aber schwindet auch das Bewusstsein, dass Gott wahrhaft Gott ist, nicht einfach irgendeine höhere Macht oder was auch immer, vom Glauben an den Dreifaltig Einen Gott ganz zu schweigen. Das ist die Folge des Paradigmenwechsel von gottzentriert zu menschzentriert in der heutigen Theologie und Verkündigung. Hier muss die Neuevangelisation ansetzen. Wir müssen uns wieder des Unterschieds von Gott und Mensch bewusst machen. Wir müssen wieder lernen, Gott in seiner ganzen unendlichen und unbegreiflichen Grösse und Herrlichkeit zu sehen, und uns selbst als seine Geschöpfe. Dann werden wir auch Gottes unendliche Liebe und Barmherzigkeit wieder richtig begreifen, die Tatsache, dass dies alles keine Selbstverständlichkeit ist, sondern reine, ungeschuldete Gnade. Dann wird auch die Verehrung, ja Anbetung Gottes, wieder aufleben. | 2
| | | SalvatoreMio 13. Juli 2024 | | | Liturgie, sehr wichtiges Thema! "Wenn Du betest, geh' in Dein Kämmerlein..." Mit diesem Wort Jesu rechtfertigen viele ihr Desinteresse am Lob Gottes in der Gemeinschaft. Es ist vielen Getauften nicht klar, dass bei den Juden seit jeher der Gottesdienst am Sabbat eine Pflicht ist und Jesu Wort deshalb keine Dispens vom gemeinschaftlichen Gottesdienst. | 1
| | | girsberg74 13. Juli 2024 | | | Sehr geeherter @Uwe Lay, Möglicherweiser habe ich verstanden, bin mir aber nicht sicher, es liegt für mich in der ersten Hälfte Ihres Beitrags.
Lässt sich das noch anders, gegebenenfalls etwas ausührlicher fassen; bin in der Theologie nicht zuhause. | 0
| | | Uwe Lay 13. Juli 2024 | | | Das Urteil Jesu Christi Jesus Christus selbst beantwortet die Frage nach der Differenz zwischen der Synagoge und der Kirche völlig anders, nur so politisch inkorrekt, daß diese Aussage nicht mehr zitiert wird: Wo der Sohn nicht verehrt wird, da wird auch Gott, der Vater nicht verehrt. Vgl: Joh, 5,23! | 0
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