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Vom verurteilten Mörder zum Heiligen: Alessandro Serenelli (1882-1970), Mörder der hl. Maria Goretti

6. Juli 2024 in Chronik, 11 Lesermeinungen
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„Wie kann ein Mann, der ein elfjähriges Kind umgebracht hat, als ein Vorbild dargestellt werden? … doch dieser Verbrecher ist es tatsächlich wert, beachtet zu werden.“ Von Elmar Lübbers-Paal


Rom (kath.net) „Die Italiener sind wohl völlig übergeschnappt“, war mein erster Gedanke, als ich das Bild eines Kindmörders auf den Seiten eines italienischen Heftes über Selige und Heilige entdeckte. Wie kann ein Mann, der ein elfjähriges Kind umgebracht hat, als ein Vorbild dargestellt werden? Als ich mich darauf hin näher mit seiner Vita auseinandersetzte, reifte ich zu der überraschenden Erkenntnis, dass dieser Verbrecher es tatsächlich wert ist, beachtet zu werden: Alessandro Serenelli.

„30 Jahre Gefängnis“, lautete das Urteil vor gut 122 Jahren, im Oktober 1902, für den damals zwanzigjährigen Italiener Alessandro Serenelli. Dies war noch eine vergleichsweise milde Strafe, da im damaligen Königreich Italien, für eine solch brutale Tat lebenslange Haft vorgesehen war. Dem Täter kam zugute, dass er nach damaliger Rechtsauffassung, noch nicht volljährig war. Obwohl die gerichtlich angeordnete psychiatrische Untersuchung ergab, dass Alessandro geistig gesund und damit schuldfähig war, gaben die Ärzte jedoch zu bedenken, dass der junge Mann eine unglückliche Kindheit durch den Alkoholkonsum des Vaters und dem frühen Tod seiner stark psychisch gestörten Mutter durchlebt habe. Tatsächlich war es so, dass seine geistig kranke Mutter ihn nach seiner Geburt ertränken wollte, worauf sie in ein psychiatrisches Krankenhaus kam und sich wenige Monate später dort das Leben nahm. Auch ein Bruder Alessandros beging, während seiner Studienzeit im Priesterseminar, Selbstmord. Nach seiner Schulzeit begann der als schüchtern geltende Alessandro Geld als Hafenarbeiter zu verdienen, bis er zur Arbeitsunterstützung seines Vaters umzog. Die Familie Goretti zog später in das gleiche Bauernhaus um mit den Serenellis gemeinsam das Land zu bewirtschaften.


Es war der 5. Juli 1902, als Alessandro die elfjährige Maria Goretti bedrängte, damit sie sich ihm gefügig zeige. Er wollte sie vergewaltigen und war zur Gewaltanwendung bereit. Auslöser dieser Untat sollen, nach seinen späteren Angaben, die pornographischen Materialien gewesen sein, die ihm durch seinen Vater, seinem früheren Arbeitgeber und einem Vermieter zugänglich waren. Es war nicht das erste Mal, dass er sich Maria unsittlich nähern wollte. Auch dieses Mal wehrte das kleine Mädchen ab und schrie wiederholend: „Nein, das ist eine Sünde, eine Todsünde! Gott will das nicht! Dafür kommst du in die Hölle!“ Diesen Widerstand versuchte der junge Täter durch würgen abzuschwächen, doch Maria wehrte sich, wie sie nur konnte. Alessandro ergriff ein Stecheisen (Pfriem/Ahle, Schuhmacherwerkzeug um Löcher in Materialien zu stechen) und stach elfmal auf sie ein. Die Schwerverletzte glaubte durch das Öffnen der Tür Hilfe herbeirufen zu können. Doch während diesen Fluchtversuchs geriet der wollüstige Junge so in Rage, dass er weitere dreimal auf Maria einstach. Alessandro ließ das blutüberströmte Mädchen zurück und floh augenblicklich.

Maria, die liebevoll Marietta gerufen wurde, starb am Folgetag im Krankenhaus von Nettuno, nachdem sie ihrem Mörder verzieh und für ihn betete. Ihr Gebet schloss das heroische Kind mit dem Wunsch: „Ich möchte, dass er für immer bei mir im Himmel ist.“ Alessandro Serenelli wurde bald gefasst und es kam zur genannten Verurteilung. Von der Haftzeit saß er 27 Jahre ab. Ihm wurden drei Jahre erlassen. Eines durch die Amnestie, auf Grund des Sieges Italiens im Ersten Weltkrieg und zwei weitere Jahre, wegen seiner guten Führung. Zunächst war er aber kein sonderlich vorbildlicher Gefangener, was sich erst im Laufe seiner Inhaftierung änderte, nachdem ihm in einer Vision Maria Goretti erschienen sein soll. Maria soll Alessandro in diesem Traum vierzehn schneeweiße Lilien überreicht und ihre Vergebungsworte mehrfach wiederholt haben.

Weihnachten 1928 wurde Serenelli aus der Haft entlassen. In der Weihnachtsnacht 1934 kniete er vor der Mutter seines Opfers, Assunta Goretti, und bat sie flehentlich um Vergebung. Die großherzige Mutter folgte dem Beispiel ihrer ermordeten Tochter und verzieh dem Täter. Gemeinsam besuchten sie daraufhin den Weihnachtsgottesdienst. Alessandro, der sich nach seiner Haft zunächst als Bauer und Arbeiter Geld verdiente, merkte, dass dies nicht das Leben war, welches er nun führen sollte. Schließlich schloss er sich dem Orden der Minderen Brüder der Kapuziner an, wo er als Laienbruder die Aufgaben des Gärtners und Pförtners übernahm. Während seiner Klosterzeit, er starb dort am 6. Mai 1970, kurz vor seinem 88. Geburtstag, betete er oft den Rosenkranz vor dem Bild der inzwischen heiliggesprochenen Maria Goretti.

Marias Mutter war die erste Mutter der Weltgeschichte, die bei der Heiligsprechung ihres eigenen Kindes, samt ihrer vier weiterer Kinder, anwesend war.

Die Heiligsprechung war auch ein „politisches“ Zeichen des amtierenden Papstes Pius XII. Der Heilige Vater legte damit seine Finger in eine schmerzliche Wunde jener Zeit. Denn die zunehmende sittliche Verwahrlosung durch Bücher, Bilder, Mode und Vereine begünstigte die massiv ansteigenden Delikte der Bedrängungen und Vergewaltigungen junger Frauen, seit dem Kriegsende.

Inzwischen befinden sich an der Gedenkstätte der Heiligen Maria Goretti in Nettuno auch Gebetsbildchen ihres Mörders, Alessandro Serenelli, dessen Anrufung besonders jenen empfohlen wird, die von schlechten Gewohnheiten befreit werden wollen. Das am selben Ort sowohl dem Mordopfer, als auch dem Mörder ehrend gedacht und um deren beider Fürsprache gebetet wird, ist wohl auch nur in Italien möglich. Für Gläubige kann die Bekehrung Alessandros ein großes Zeugnis von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes sein, die den menschlichen Verstand übersteigt.

Archivfoto: Die Mutter der hl. Maria Goretti im vertrauten Gespräch mit dem Mörder ihrer Tochter


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