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| Zum Angelus-Gebet in der Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption. Der Vorrang der göttlichen Gnadevor 10 Stunden in Aktuelles, keine Lesermeinung Franziskus: Vergessen wir das nicht: Im Mittelpunkt steht der Herr. Nicht ich stehe im Mittelpunkt, sondern Gott. Das ist etwas, was jeder Seelsorger, jeder Geweihte vielleicht jeden Morgen bei Sonnenaufgang im Gebet wiederholen sollte Ajaccio (kath.net) Zur Mittagszeit begab sich Papst Franziskus in die Kathedrale „Notre-Dame-de-l’Assomption“ in Ajaccio, um mit den Bischöfen, Priestern, Diakonen, geweihten Männern und Frauen und Seminaristen den Angelus zu beten. Bei seiner Ankunft wurde der Papst am Haupteingang der Kathedrale durch den Bischof von Ajaccio, Seine Eminenz Kard. François-Xavier Bustillo, O.F.M. Conv., vom Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, S.E. Msgr. Éric de Moulins-Beaufort, Erzbischof von Reims, und vom Pfarrer der Gemeinde empfangen. Zwei Kinder überreichten ihm einen Blumenstrauß, während ein Chor auf dem Platz vor der Kathedrale ein Lied sang. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz und vor dem Angelus hielt der Papst seine Ansprache. Nach dem Segen, der Übergabe des Geschenks an den Papst und dem Schlussgesang und nachdem er einige Personen begrüßt hatte, bevor er sich verabschiedete, fuhr Papst Franziskus mit dem Auto in den Bischofssitz von Ajaccio, wo er bei seiner Ankunft von den Mitarbeitern des Bischofssitzes empfangen wurde. *** Ansprache von Papst Franziskus zum Angelus-Gebet mit den Bischöfen, Priestern, Diakonen, den gottgeweihten Männern und Frauen und den Seminaristen, Kathedrale „Notre-Dame-de-l’Assomption“ Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, liebe Priester und Diakone, gottgeweihte Männer und Frauen, liebe Seminaristen! Ich bin nur für einen Tag in eurer schönen Heimat, aber ich wollte euch wenigstens kurz begegnen und euch begrüßen. Dies gibt mir die Gelegenheit, zunächst einmal Danke zu sagen: Danke, dass es euch gibt mit eurem Leben, das ihr verschenkt; danke für eure Arbeit, für euren täglichen Einsatz; danke, dass ihr ein Zeichen der barmherzigen Liebe Gottes und Zeugen des Evangeliums seid. (…) Und vom „Danke“ komme ich sofort auf die Gnade Gottes zu sprechen, die das Fundament des christlichen Glaubens und jeder Form der Weihe in der Kirche ist. In unserem europäischen Kontext mangelt es nicht an Problemen und Herausforderungen in Bezug auf die Weitergabe des Glaubens, und jeden Tag müsst ihr euch dem stellen und entdeckt dabei, dass ihr klein und schwach seid: Ihr seid nicht sehr zahlreich, ihr verfügt nicht über mächtige Mittel, die Milieus, in denen ihr tätig seid, sind für die Verkündigung des Evangeliums nicht immer aufgeschlossen. (…) Doch diese Armut ist ein Segen! Sie befreit uns von dem Anspruch, alles allein schaffen zu wollen und lehrt uns, die christliche Mission als etwas zu betrachten, das nicht von menschlicher Kraft abhängt, sondern vor allem vom Wirken des Herrn, der mit dem Wenigen, das wir ihm bieten können, immer etwas bewirkt und schafft. Vergessen wir das nicht: Im Mittelpunkt steht der Herr. Nicht ich stehe im Mittelpunkt, sondern Gott. (…) Das ist etwas, was jeder Seelsorger, jeder Geweihte vielleicht jeden Morgen bei Sonnenaufgang im Gebet wiederholen sollte: auch heute, in meinem Dienst, stehe nicht ich im Mittelpunkt, sondern Gott. (…) Der Vorrang der göttlichen Gnade bedeutet jedoch nicht, dass wir ruhig schlafen können, ohne Verantwortung zu übernehmen. Im Gegenteil, wir müssen uns immer als „Mitarbeiter der Gnade Gottes“ verstehen (vgl. 1 Kor 3,9). Und so werden wir auf unserem Weg mit dem Herrn jeden Tag auf eine wesentliche Frage zurückgeführt: Wie lebe ich mein Priestertum, meine Weihe, meine Jüngerschaft? (…) Diese Frage ist wichtig. Ich bitte euch, sie in euren Herzen zu tragen und die Notwendigkeit dieser Unterscheidung, diesen Blick ins eigene Innere, nicht zu unterschätzen, damit wir nicht in den Rhythmen und äußeren Aktivitäten „zermahlen“ werden und unsere innere Festigkeit verlieren. Von meiner Seite möchte ich euch eine zweifache Einladung mit auf den Weg geben: Tragt Sorge für euch selbst und tragt Sorge für die anderen. Tragt Sorge für euch. Denn das Priester- oder Ordensleben ist kein „Ja“, das wir ein für alle Mal gesprochen haben. Man lebt mit dem Herrn nicht von Rendite! Im Gegenteil, jeden Tag muss die Freude an der Begegnung mit ihm erneuert werden, jeden Augenblick müssen wir neu auf seine Stimme hören und uns entscheiden, ihm zu folgen. (…) Denken wir daran: Unser Leben drückt sich in der Hingabe unser selbst aus, aber je mehr ein Priester, eine Ordensschwester, ein Ordensmann sich hingibt, sich verschenkt, für das Reich Gottes arbeitet, desto notwendiger wird es, dass sie sich auch um sich selbst kümmern. Ein Priester, eine Schwester, ein Diakon, der sich selbst vernachlässigt, wird am Ende auch die ihm Anvertrauten vernachlässigen. Dafür brauchen wir eine kleine „Lebensregel“ – die Ordensleute haben bereits eine –, die täglich eine bestimmte Zeit mit dem Gebet und der Eucharistie, einem Zwiegespräch mit dem Herrn beinhaltet, je nach der eigenen Spiritualität und dem eigenen Stil. Und ich möchte noch hinzufügen: sich einige Momente des Alleinseins zu bewahren; einen Bruder oder eine Schwester zu haben, mit dem oder der man frei das teilen kann, was man im Herzen trägt; etwas zu pflegen, das uns am Herzen liegt, nicht um die Zeit zu vertreiben, sondern um sich auf gesunde Weise von der Anstrengung des Dienstes zu erholen. Man sollte sich vor den Menschen fürchten, die immer aktiv sind, immer im Mittelpunkt stehen, die sich vielleicht aus Übereifer nie ausruhen, sich selbst nie eine Pause nehmen. Das ist nicht gut, es braucht Räume und Augenblicke, in denen jeder Priester und jede gottgeweihte Person für sich selbst Sorge trägt. (…) Und zu dieser Achtsamkeit gehört noch etwas anderes: die Brüderlichkeit untereinander. Lernen wir, nicht nur die Mühen und Herausforderungen zu teilen, sondern auch die Freude und die Freundschaft zwischen uns. Euer Bischof sagt etwas, das mir sehr gut gefällt, nämlich dass es wichtig ist, vom „Buch der Klagelieder“ zum „Buch des Hoheliedes“ überzugehen. (…) Das ist wichtig, das sagt auch ein Psalm: »Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt« (Ps 30,12). Freuen wir uns gemeinsam darüber, Apostel und Jünger des Herrn zu sein! (…) Zweitens: Tragt Sorge für die anderen. Der Auftrag, den ein jeder von euch erhalten hat, hat immer nur ein Ziel: Jesus zu den anderen zu bringen, den Herzen den Trost des Evangeliums zu spenden. Ich denke gern an den Augenblick, als der Apostel Paulus im Begriff steht, nach Korinth zurückzukehren, und an die Gemeinde schreibt: »Ich aber will sehr gern alles aufwenden und mich für euch aufreiben« (2 Kor 12,15). Sich für die Seelen aufreiben, sich in der Hingabe für die uns Anvertrauten aufreiben. (…) Im Mittelpunkt eures Dienstes stehen also eure Brüder und Schwestern: ihr geistliches Wohl, ihr Hunger nach Hoffnung, ihr Bedürfnis Gehör zu finden und Nähe zu erfahren. Dies ist auch eine Einladung, nach den unter den heutigen Bedingungen wirksamsten pastoralen Wegen der Evangelisierung zu suchen. Habt keine Angst vor Veränderung, davor, alte Muster zu überdenken, die Ausdrucksformen des Glaubens zu erneuern und zugleich zu lernen, dass unsere Sendung nicht eine Frage menschlicher Strategien ist. Sie ist in erster Linie eine Frage des Glaubens, eine Frage der Leidenschaft für das Evangelium und für das Reich Gottes. Für die Anderen Sorge tragen: für diejenigen, die auf das Wort Jesu warten, für diejenigen, die sich von ihm entfernt haben, für diejenigen, die Orientierung oder Trost in ihrem Leid brauchen. Fürsorge für alle, in der Ausbildung und vor allem in der Begegnung. Den Menschen dort begegnen, wo sie leben und arbeiten, in allen Lebenslagen. (…) Liebe Brüder und Schwestern, ich danke euch von Herzen und wünsche euch einen Dienst voller Hoffnung und Freude. Lasst euch auch in Momenten der Müdigkeit oder Entmutigung nicht gehen. Wendet eure Herzen wieder dem Herrn zu. Er zeigt sich und lässt sich finden, wenn ihr für euch selbst und für die Anderen Sorge tragt. Auf diese Weise schenkt er denen Trost, die er berufen und gesandt hat. Macht mutig weiter, er wird euch mit Freude erfüllen. Wenden wir uns nun im Gebet an die Jungfrau Maria. In dieser Kathedrale, die den Titel ihrer Aufnahme in den Himmel trägt, verehrt das gläubige Volk sie als Patronin und Mutter der Barmherzigkeit, als die „Madunnuccia“. Von dieser Mittelmeerinsel aus erheben wir zu ihr die Bitte um Frieden: Frieden für alle Länder, die an dieses Meer grenzen, insbesondere für das Heilige Land, wo Maria Jesus zur Welt gebracht hat. Frieden für Palästina, für Israel, für den Libanon, für Syrien, für den gesamten Nahen Osten! Und möge die heilige Mutter Gottes den ersehnten Frieden für das ukrainische und das russische Volk erwirken. (…) Der Krieg ist immer eine Niederlage. Friede für die ganze Welt! (…) Angelus Domini...
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