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| Weint eine Ikone der Gottesmutter in der Kathedrale von Łódź?vor 6 Stunden in Spirituelles, 1 Lesermeinung Täuschung oder Wunder? Polens Katholiken diskutieren über die Tränen der Schwarzen Madonna von Łódź. Ein Gastbeitrag von Michael Hesemann Łódź (kath.net) Seit dem 13. Dezember dieses Jahres scheinen Tränen aus dem rechten Auge einer Ikone der Schwarzen Madonna von Jasna Gora zu fließen, die in der Erzkathedrale von Łódź verehrt wird. An diesem Tag jedenfalls entdeckten Beter das vermeintliche Wunder, nahmen den Tränenfluss mit ihrer Handykamera auf. Zumindest bis zum 18. Dezember dauerte der Tränenfluss an. Die Priester der Erzkathedrale beobachten das Geschehen, verifizierten, dass es sich nicht um eine optische Täuschung handelt und erlauben den Gläubigen, Fotos und Filme davon anzufertigen, von denen bereits einige im Internet veröffentlicht wurden. Radio Niepokalanow, der älteste, vom hl. Maximilian Maria Kolbe gegründete katholische Radiosender des Landes, und der lokale Fernsehsender Łódź-TVP berichteten. Die Gläubigen organisierten seitdem eine Gebetswache und regelmäßige Vigilien vor der Ikone. Viele von ihnen bezeugen, dass, statt zu trocknen, das rechte Auge der Gottesmutter in der Pupillenregion immer wieder feucht wird und wässrige Tränen nachfließen. Und das alles ereignet sich nicht etwa in einem obskuren Privatheiligtum, sondern in der Kathedrale des Erzbistum Łódź, einer der bedeutendsten Kirchen des Landes. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte Papst Benedikt XV. am 10. Dezember 1920 mit seiner Bulle „Christi Domini“ die Diözese Łódź gegründet und die gerade erst vollendete neugotische Kirche des Hl. Stanislaus Kostka in den Rang einer Kathedrale erhoben. Am 15. Oktober 1922 wurde sie von Bischof Wincenty Tymieniecki, der zuvor als ihr Pfarrer gewirkt hatte, eingeweiht. Fünf Jahre später wurde ihr Turm – mit 105 Metern der vierthöchste Kirchturm Polens - vollendet. Nur wenige wissen, dass in eben dieser Kathedrale die hl. Schwester Faustyna Kowalska 1924 ihre erste Erscheinung des Barmherzigen Jesus hatte, der sie aufforderte, nach Warschau zu gehen und dort in ein Kloster einzutreten. 1992 wurde Łódź durch den hl. Johannes Paul II. in den Rang eines Erzbistums erhoben. Bei der Ikone, die in Łódź Tränen vergoss, handelt es sich um eine Kopie des Gnadenbildes der Schwarzen Madonna von Jasna Gora, die im polnischen Nationalheiligtum Tschenstochau verehrt wird. Kopien von ihr hängen in den meisten polnischen Kirchen. Tschenstochau ist das spirituelle Herz Polens. Um 1370 rief Herzog Wladislaw II. von Oppeln als Statthalter des ungarischen Königs Ludwig von Anjou, der im selben Jahr zum König von Polen gekrönt worden war, ungarische Paulinermönche ins Land, die sich auf einem 293 Meter hohen Berg oberhalb von Czestochowa (Tschenstochau) in Schlesien niederließen und dort ein Kloster gründeten. Sie nannten es nach ihrem Stammkloster auf dem "hellen Berg" in Buda ebenfalls "heller Berg" - auf Polnisch: Jasna Gora. 1382 vertraute Prinz Ladislaus "der Weiße" ihnen das Gnadenbild der Schwarzen Gottesmutter an. Der Legende nach hatte der Evangelist Lukas es auf das Holz eines Zypressentisches aus dem Haus der Heiligen Familie gemalt, war es 326 von der hl. Helena nach Konstantinopel gebracht worden, soll es als Mitgift einer byzantinischen Prinzessin nach Osteuropa gekommen sein. So war es nach Belz in der heutigen Ukraine gelangt, bei einem Tartareneinfall am Hals beschädigt und von Ladislaus gerettet worden, der es nach Oberschlesien bringen wollte. Bei Tschenstochau weigerten sich die Pferde jedoch, weiterhin den Wagen zu ziehen, der die Ikone trug. Das sah der Prinz als Omen an, sie dem dortigen Kloster anzuvertrauen. 1430 wurde das Kloster von den Hussiten überfallen, die versuchten, das Gnadenbild aus dem Kloster zu stehlen. Wieder verweigerten die Pferde, die es jetzt wegbringen sollten, ihren Dienst. Ein hussitischer Soldat schlug daraufhin aus Wut zweimal mit dem Säbel auf die Ikone ein - und wurde, der Legende nach, vom Blitz getroffen. In Krakau, am königlichen Hof, versuchten die besten Künstler, die Hiebe zu übermalen, was nicht gelang, weil immer wieder die Farbe verlief. Der Grund dafür war, dass die Ikone enkaustisch gemalt worden war, also mit erhitzten Wachsfarben, ein antikes Verfahren, das schon im 1. Jahrhundert in Gebrauch, doch im 8. Jahrhundert in Vergessenheit geraten war. Schließlich wurden die Wachsfarben von der Platte entfernt und an ihrer Stelle eine möglichst genaue Kopie des zerstörten Originals mit Temperafarben geschaffen. Das führte zu jener Vermischung byzantinischer und europäischer Malstile, die so charakteristisch für dieses Gnadenbild ist. Die beiden Schwerthiebe wurden zur Erinnerung an ihre Schändung nachgeritzt. Seiner Verehrung tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil: jetzt zog es noch mehr Pilger an. Seitdem wird von zahlreichen Wundern und Gebetserhörungen durch die Schwarze Madonna berichtet. Der hl. Papst Johannes Paul II. verehrte sie so sehr, dass er nicht nur regelmäßig nach Tschenstochau pilgerte; er ließ ihr auch eine Kapelle in der Lateranbasilika errichten und hängte eine Kopie in seiner Privatkapelle auf. Was aber haben die Tränen der Gottesmutter zu bedeuten? Weinende Madonnen, Ikonen wie Statuen, hat es schon öfter gegeben. Von der Kirche anerkannt wurden die Tränenwunder von Re im Piemont/Norditalien (1494), Pocs/Pötsch in Ungarn (1697; das originale „Wunderbild“ hängt heute im Stephansdom zu Wien), Syrakus/Sizilien (1953) oder Akita/Japan (1973), über die ich in meinem Buch „Menetekel“ (Neuauflage 2024) berichte. 2014 vermeldeten ukrainische Medien, dass in vielen orthodoxen Kirchen und Klöstern in der Ukraine – aber auch in Russland – die Gläubigen Tränen auf Bildern der Jungfrau Maria entdeckten; in diesem Jahr begann mit der Annexion der Krim der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Erst am 8. Dezember 2024 soll die Statue der Gottesmutter von La Salette in Frankreich geweint haben. Warnt uns der Himmel also vor einem drohendem Unheil? Zunächst einmal ist Skepsis angebracht. Ein offizieller Kommentar des Erzbistums Łódź blieb bislang aus; man wartet wohl ab und wird gegebenenfalls eine Untersuchungskommission einberufen. So warnt auch Radio Niepokalanow vor voreiligen Schlüssen: "Was ist die Natur des Phänomens? Natürlich haben wir nicht die Absicht, über den übernatürlichen Ursprung dieses Phänomens zu spekulieren und damit die Entscheidung vorwegzunehmen, die erst von der Kirche gefällt und bekannt gegeben werden muss. Erinnern wir uns daran, dass Wunder ein wesentliches Element des katholischen Glaubens und der katholischen Tradition sind, und die Kirche lässt ihre Existenz in jeder Hinsicht zu. Ihre Authentizität muss jedoch ernsthaft geprüft werden. In Heiligsprechungsprozessen etwa muss der Verstorbene mindestens zwei Wunder gewirkt haben, bevor er offiziell als Heiliger anerkannt werden kann, und diese Wunder werden von kirchlichen und weltlichen Experten sehr sorgfältig geprüft " Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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