
Neue Publikationsreihe über katholischen Denker und Priester Romano Guardini21. September 2025 in Chronik, keine Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Katholische Hochschule ITI in Trumau startet mit "Guardini-Studien" akademisches Großprojekt
Wien (kath.net/KAP) Einer der bedeutendsten Gelehrten des 20. Jahrhunderts, Romano Guardini, soll dem "Halbvergessen" im deutschsprachigen Raum entrissen und sein Werk für Gegenwart und Zukunft wieder fruchtbar gemacht werden. - Das ist zumindest das Anliegen der beiden Herausgeber der neuen Publikationsreihe "Guardini-Studien", Prof. Michael Wladika, Dekan der Katholischen Hochschule ITI in Trumau, und der Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.
Der erste Band "Der Mensch - ein Entwurf auf etwas Ungeheures hin" ist bereits erschienen und versammelt Beträge verschiedener Guardini-Expertinnen und -Experten zu dessen christlicher Anthropologie. Die Beiträge veranschaulichen demnach die Auseinandersetzungen von Romano Guardini mit großen Vordenkern. Im Nachdenken über den Menschen steht Guardini laut den Herausgebern in Zusammenhang mit Nietzsche, Heidegger, Rilke, Jaspers und anderen Zeitgenossen bis hin zu Kafka und Freud. Maßgebend dabei aber seien ihm Platon, das Johannes-Evangelium, Paulus, Augustinus, Dante, Pascal, Hölderlin, Kierkegaard und Dostojewski gewesen. Deutlich werde, so die Herausgeber, "wie in Guardinis Lehre vom Menschen die große abendländische Tradition präsent ist und sein Denken bei der Analyse und Lösung unserer Gegenwartsprobleme hilfreich sein kann". 
Ein zweiter Guardini-Band soll noch dieses Jahr erscheinen: "Romano Guardini - Konturen des Lebens und Spuren des Denkens". Dabei handelt es sich um eine von Prof. Gerl-Falkovitz verfasste Biografie des Gelehrten.
Guardini sei seit vielen Jahren am ITI institutionell verankert, "insofern wir über einen Guardini-Lehrstuhl verfügen", so Dekan Wladika im Kathpress-Interview. Mehrere Mitglieder der Fakultät beschäftigten sich in ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit mit ihm. Der Lehrstuhl konnte aus verschiedenen Gründen bisher aber nicht besetzt werden. Er hoffe, so Wladika, dass die neue Guardini-"Offensive" nun vielleicht in dieser Richtung etwas positiv bewirken könnte. Die "Guardini-Studien" erscheinen im Herder-Verlag. Jährlich sind ein bis zwei Bände vorgesehen. Zur "Offensive" gehören demnach neben den Büchern aber auch die eine oder andere Fachtagung.
Romano Guardini (1885-1968) gilt als einer der einflussreichsten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts. Der aus Verona stammende Mainzer Diözesanpriester lehrte in Berlin, Tübingen und München Religionsphilosophie. Guardini nahm gestaltend Einfluss auf die katholische Jugend- und Liturgiebewegung und wurde so zu einem geistigen Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965). In München zählte er zu den Mitbegründern der Katholischen Akademie in Bayern.
Der gebürtige Norditaliener wurde 1910 in Mainz zum Priester geweiht und nahm ein Jahr später die deutsche Staatsbürgerschaft an. Nach Studien in Freiburg und Tübingen habilitierte er sich 1922 in Bonn mit einer Arbeit über den mittelalterlichen Franziskanertheologen Bonaventura. Kurz darauf wurde er auf den neu errichteten Lehrstuhl für "Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung" an der Universität Berlin berufen. 1939 verfügten die Nationalsozialisten seine Zwangspensionierung.
Gleich nach dem Krieg richtete der Württembergische Kultusminister Carlo Schmid einen Lehrstuhl für Guardini in Tübingen ein. 1948 folgte der Ruf nach München, wo er bis zu seiner Emeritierung 1962 lehrte und Universitätsprediger war. 1952 erhielt der Religionsphilosoph den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, gefolgt von vielen weiteren hohen Auszeichnungen. Zu einer Mitarbeit beim Zweiten Vatikanischen Konzil kam es nicht mehr, da Guardini in seinen letzten Lebensjahren vermehrt unter Depressionen litt. In der Erzdiözese München-Freising ist ein Seligsprechungsprozess für Romano Guardini im Laufen. Das Verfahren wurde 2017 eröffnet.
(Infos: https://iti.ac.at/news-events/press-and-publications/guardini-studien)
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Archivfoto Romano Guardini (c) gemeinfrei
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