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Wenn Psychiater über die Beichte reden...

25. Oktober 2010 in Weltkirche, 6 Lesermeinungen
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Bei der Fachtagung „Psychotherapie und Beichte“ äußerten zwei Psychiater und Psychotherapeuten Erstaunliches über das Bußsakrament - KathTube: Alle Vorträge der Tagung abrufbar!


Wien (kath.net)
Bei der Fachtagung „Psychotherapie und Beichte“ außerten zwei Psychiater und Psychotherapeuten erstaunliches über das Bußsakrament. So meinte Michael Linden, an der Berliner Charitè tätiger Psychiater, Psychologie und Psychotherapeut, dass viele Menschen irrtümlich mit Schuld und Lebensproblemen zum Psychotherapeuten kämen, wie umgekehrt Menschen mit psychischen Problemen zum Pfarrer gingen. Dabei käme mancher Therapeut in die Versuchung, „weltanschaulich tätig zu werden“, und mancher Priester käme auf die Idee, „seine Theologie durch Therapie zu ersetzen“. Beides wäre eine Überschreitung der eigenen Kompetenz. Linden versuchte, Psychotherapie als medizinische Disziplin zu charakterisieren – also zu entideologisieren.

„Therapie setzt Krankheit voraus“, so Linden. Deshalb dürfe Psychotherapie auch nur bei Kranken angewendet werden, brauche die Approbation des Therapeuten, eine Definition der Krankheit und eine medizinische Prognose. Bei psychotherapeutischen Verfahren müsse vorhersagbar sein, dass nach bestimmten Erfahrungen ein therapeutischer Erfolg erreichbar ist. Psychotherapie setze weder auf ein höheres Wertesystem noch auf Vergebungsgewalt. Sie stelle auch nicht die „Grundannahmen“ (also den Glauben und die Weltanschauung) eines Menschen in Frage, sondern korrigiere lediglich den pathologisch entgleisten Umgang mit diesen Grundannahmen. Der Psychotherapeut wolle nicht über Inhalte reden, sondern mit seinem Patienten neue Freiheitsgrade erarbeiten. Es gehe ihm nicht um Werte, sondern um den Umgang mit ihnen. „Es gibt für den Psychotherapeuten keine richtigen oder falschen Grundannahmen, sondern nur funktionale und dysfunktionale.“


Linden präsentierte den Psychotherapeuten als „Handwerker“, der keine Seins-Aussagen mache: „Wir wollen die Welt nicht erklären, aber wir wollen, dass jemand, der nicht mehr isst und lacht wieder isst und lacht.“ Allerdings sollten Psychotherapeuten den Glauben beziehungsweise die Weltanschauung ihrer Patienten sehr gut kennen, um wirklich helfen zu können.

Auch der Psychiater, Neurologe und Psychotherapeut Raphael M. Bonelli von der Sigmund Freud Universität Wien, betonte die ganz unterschiedlichen Rollen von Beichtvater und Psychotherapeut. Die Psychotherapie kümmere sich um die Befindlichkeit, die Seelsorge um das Seelenheil. Das könne sich auch durchaus widersprechen: „Es gibt auch depressive Heilige und glückliche Verbrecher“. Gemeinsam sei der Therapie und der Beichte, dass es sich um ritualisierte Gespräche unter subjektivem Leidensdruck, in einer asymmetrischen Beziehung und mit einem klaren Auftrag handle. Größer aber seien die Unterschiede. Der Patient leide unter seinen Symptomen, der Beichtende unter seinen Taten. Im Gegensatz zum Beichtvater sei der Psychotherapeut weder guter Hirte noch barmherziger Samariter, weder Vater des verlorenen Sohnes noch gerechter Richter. Die Aufgabe des Beichtvaters sei es, immer da zu sein, die des Psychotherapeuten, so schnell wie möglich nicht mehr nötig zu sein.

Beim Psychotherapeuten sei die Persönlichkeit wichtig, doch dürfe seine eigene Weltanschauung keine Rolle spielen. Dagegen gehe es in der Beichte um die Wahrheit, nicht aber um die Persönlichkeit des Priesters. In der Beichte gehe es ausschließlich um bewusste und noch nicht gebeichtete Schuld, während sich die Psychotherapie für das Unbewusste interessiere. Die Rolle des Beichtvaters und die des Psychotherapeuten seinen verschieden und in einer Person nicht vereinbar. Bonelli weiter: „Die Psychotherapeuten platzen vor Selbstvertrauen, während viele Priester verstecken, was sie sind. Es gibt für Priester aber keinen Grund für Minderwertigkeitskomplexe.“ Die Psychotherapie müsse ihre Grenzen kennen, „was heute vielfach nicht der Fall ist“, denn sie könne keine Schuld vergeben, sondern nur „so tun als gebe es keine“. Der Mensch brauche klare sittliche Normen, um seinen blinden Fleck zu sehen. Je sensibler ein Mensch für das Moralische ist, desto eher sehe er seine eigenen Defekte. Regelmäßiges Beichten bringe ein hohes Maß an Selbsterkenntnis, so Bonelli.

Vortrag von Michael Linden auf kathTube:



Vortrag von Raphael Bonelli auf kathTube:



Vortrag von HANNA BARBARA GERL-FALKOVITZ:



Vortrag von P. Leo Maasburg:



Vortrag von P. Bernhard:




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