Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der alte und künftige römische Ritus
  2. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  3. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  4. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  5. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  6. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  7. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  8. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  9. Christbaum für Petersplatz: Proteste gegen Fällung uralter Tanne - "Anachronistisches Massaker"
  10. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  11. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  12. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  13. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben
  14. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  15. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'

Für 2012 Gottes Beistand erbitten

1. Jänner 2012 in Österreich, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Predigt von Diözesanbischof Klaus Küng zur Jahresschlussandacht im Dom zu St. Pölten.


St. Pölten (www.kath.net/)
Liebe Brüder und Schwestern!

Die Zeit ist für uns etwas so Selbstverständliches, dass wir sie nur selten hinterfragen, und doch betrifft ihre Flüchtigkeit unser Leben im Kern. Der Wechsel der Jahreszahl am Ende eines Jahres und am Beginn eines neuen macht uns darauf aufmerksam, dass die Zeit unseres Lebens vorrückt. Deshalb ist der Rat, den der hl. Paulus den Ephesern erteilt, auch für uns wichtig. Er schreibt ihnen, sie sollen sorgfältig darauf achten, wie sie ihr Leben führen, nicht töricht, sondern klug (vgl. Eph 5,15). Ebenso wichtig ist das Wort, das Jesus im Zusammenhang mit der Heilung eines Blindgeborenen gesagt hat, nämlich, dass man die Werke wirken muss, solange es Tag ist. Denn „es kommt die Nacht, da niemand wirken kann“(Joh 9,4). Jeder Jahreswechsel ist – ähnlich wie der eigene Geburtstag – eine Einladung innezuhalten und nachzudenken, wie es uns geht und ob wir die Zeit nützen, denn „tempus breve est“, die Zeit ist kurz.

Der Jahreswechsel ist aber auch ein Anlass, für Gesellschaft und Kirche zu beten, denn wir sind Teil dieser Gesellschaft und der Kirche. Wir benützen ihre Güter und Rechte, tragen je nach eigener Stellung Verantwortung für sie, freuen und leiden mit, je nachdem, was vorkommt. Es ist richtig, wenn wir am Jahresende für alle Gaben, die wir von Gott empfangen haben, danken, aber auch, wenn es angebracht und nötig ist, Gott um Vergebung bitten und um Hilfe, vor allem auch in Hinblick auf die Zukunft.

Der Weg der Kirche wird im II. Vatikanischen Konzil als Pilgerschaft beschrieben. Diese Pilgerschaft ist – wie Augustinus sagt – gekennzeichnet „durch Verfolgungen der Welt und Tröstungen Gottes“, wobei die Verfolgungen der Welt durchaus unsere eigenen Schwächen und Gebrechen miteinschließen. Diese Charakterisierung kirchlicher Pilgerschaft trifft auch für das zu Ende gehende Jahr zu.

Zunächst aber ein paar Worte zu den Entwicklungen der Gesellschaft. Insgesamt dürfen/müssen wir ohne Zweifel Gott danken für den Frieden und die anderen äußeren Gegebenheiten, in denen wir leben. Auch wirtschaftlich war das vergangene Jahr trotz der Wolken am europäischen Himmel und trotz manch anderer Wolken ein gutes Jahr. Es gibt im Land aber doch auch manche Symptome, die zu Besorgnis Anlass geben: z.B. die zunehmende Instabilität der Familien, die größere Häufigkeit von Verhaltensstörungen bei Kindern, die eindeutig zu geringe Kinderzahl, die hohe Prokopfverschuldung und vor allem der immer größere Bevölkerungskreise betreffende Werteverlust. Vielleicht könnte man einwenden, das zuletzt Genannte sei eine Angelegenheit der Kirche, was ja auch wahr ist; es betrifft aber doch auch den Staat, das Land und die Gesellschaft. Denn ohne Wertebewusstsein wird es für die Menschen gefährlich!


Wenn wir in Bezug auf die Gesellschaft, in der wir leben, Rückschau halten, haben wir also guten Grund zu danken, aber es ist auch angebracht, Gottes Beistand zu erbitten, damit wir die Kultur unseres Landes nicht aufs Spiel setzen und nicht verlieren, was unsere Vorfahren mit viel Mühe erarbeitet und verteidigt haben.

In Bezug auf die Kirche stand das vergangene Jahr im Zeichen der Fortsetzung der Bemühungen, den veränderten Verhältnissen in Gesellschaft und Kirche entgegenzuwirken. Erwähnen möchte diesbezüglich z.B. die Begegnungstage im Dekanat Lilienfeld, im Bereich der Ministranten- und Kinderarbeit Tingl-Tangl im und um das Stift Seitenstetten, oder in vielen Kirchen die „Lange Nacht der Kirchen“; aber auch die „7 Schritte“ mit Abenden der Barmherzigkeit in der Fastenzeit oder die Aktion „Zeit zum Beten“ im Oktober. Weit sind wir noch nicht gekommen. Das zeigen auch die internen Diskussionen, die bisweilen schmerzhaft und noch lange nicht zu Ende sind. Zu schnell sind die Veränderungen der Lebensweisen vor sich gegangen, zu stark sind ihre Auswirkungen auf die Glaubenseinstellung und die Glaubenspraxis vieler.

Aber auch bei einem realistischen und nüchternem Blick auf die gegenwärtige kirchliche Situation lassen sich viele Gründe erkennen, warum wir Gott danken sollen: Weiterhin ist die Zahl derer, die Sonntag für Sonntag die Kirche besucht, groß, auch wenn sich die Reihen stark gelichtet haben. Und noch viel größer ist die Zahl derer, die sich mit der Kirche innerlich verbunden wissen, obwohl ihre religiöse Praxis nicht mehr so pünktlich genau ist wie bei ihren Vorfahren. Diese Verbundenheit zeigt sich u. a. an der Großzügigkeit ihrer Hilfe bei Kirchenrenovierungen und an der Teilnahme bei bestimmten kirchlichen Festen. Auch das Spendenaufkommen ist beachtlich, z.B. bei der Dreikönigs- oder bei der Fastenaktion. Ebenso leistet die Caritas weiterhin Großes.

Im vergangenen Jahr gab es auch Tröstungen Gottes: Zwei wurden zum Priester geweiht, es gab auch einige Neueintritte im Propädeutikum und im Priesterseminar. Es sind zu wenige, aber immerhin sind es Hoffnungszeichen. Hoffnung gibt auch die Beobachtung, dass in letzter Zeit sich vermehrt Jugendliche in Gebetskreisen treffen. Etwas ganz Besonderes war das Weltjugendtreffen in Madrid mit 2 Millionen Jugendlichen aus der ganzen Welt, aus Österreich immerhin 6.000. Und dass sie sich sehr ernsthaft beteiligt haben, kann ich bezeugen. Es gab viele Gespräche und Beichten. Die Sehnsucht nach einem echten religiösen Leben ist bei vielen da.

Als Tröstungen Gottes können auch das Freiwilligentreffen im Stift Melk und die 6 Begegnungen mit Pfarrgemeinderäten und anderen ehrenamtlich Tätigen als Ausdruck des Dankes im Herbst: Es sind viele, die mit ganzem Herzen dabei sind und für die Gestaltung des kirchlichen Lebens viel Zeit und Kraft aufwenden. Das ist ein Schatz, den die Kirche hat. Schön waren auch die Feierlichkeiten im Zusammenhang mit den 50-jährigen Jubiläen des Bildungshauses St. Hippolyt und der Pfarre Marisa Lourdes in St. Pölten. Viel Gutes ist entstanden und trotz zum Teil widriger Umstände nicht nur irgendwie bewahrt, sondern entfaltet worden.

Und noch etwas: Auch bezüglich des Kirchenbeitrags darf ich sagen: Obwohl die Zahl der Kirchaustritte, die 2011 um 35 % niedriger ist als im Vorjahr, noch immer viel zu hoch ist, darf dennoch nicht übersehen werden, dass der weitaus größte Teil der Gläubigen der Kirche die Treue hält, trotz aller vorhandenen Probleme und trotz aller Unkenrufe.

In wenigen Wochen, am 18. März, finden die nächsten Pfarrgemeinderatswahlen statt. Sie sind wichtig. Ich hoffe, dass sich auch für die Zukunft genügend engagierte Gläubige finden, die gerade in Zeiten des Priestermangels das kirchliche Leben hochhalten und mithelfen, die Menschen für Gott zu gewinnen. Der Hl. Vater hat als Erinnerung an die Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren ein Jahr des Glaubens angekündigt. Das kommt uns sehr gelegen. Die Priester haben die Anregung bereits aufgegriffen: Von neuem werden wir uns in der Priesterfortbildung mit den Texten des II. Vatikanums befassen. Für die Diözese insgesamt sind Überlegungen im Gange. Die dogmatische Konstitution über das Wesen der Kirche (Lumen gentium) und das postkonziliare Dokument über die Aufgabe der Laien (Christi fideles laici) können uns sicher wichtige Impulse vermitteln, um auf der Grundlage von Taufe und Firmung uns selbst und die Sendung der Kirche in unserem Land zu erneuern und zu verlebendigen.

Danken und Bitten, das wollen wir in dieser Schlussandacht des Jahres. Christus ist unter uns. Ihn wollen wir anbeten und ihm wollen wir nachfolgen. Er ist unsere Stärke und Er gibt uns Zuversicht. Maria, mit deren Fest wir das Neue Jahr beginnen, möge uns mit ihrer Fürsprache beistehen.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Küng

  1. Möge uns die Gottesmutter Maria in allem beistehen.
  2. Küng: Ohne Ehe und Familie verliert Gesellschaft Zusammenhalt
  3. Bischof Küng: Interreligiöser Dialog braucht Respekt und Klarheit
  4. 'Kasper hat hier etwas dünnhäutig reagiert'
  5. Das Konzil des Hans Küng
  6. 'Es besteht die Gefahr eines Kampfes'
  7. Gefahr eines großen Schadens
  8. 'Die wollen das hören, was die Kirche eigentlich lehrt'
  9. Signal in die völlig falsche Richtung
  10. Bischof Küng möchte Kurskorrektur bei 'Aktion Leben'-Österreich







Top-15

meist-gelesen

  1. Heiliges Jahr - Große ROMREISE zu OSTERN 2025 - 9 Tage - Mit Assisi, Loretto, Manoppello und Padua
  2. JETZT ANMELDEN - Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Der alte und künftige römische Ritus
  5. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  6. „Das Wunder der Welle“
  7. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  8. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  9. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  10. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  11. Unmittelbar vor der Todesspritze: Niederländerin (22) sagt NEIN zur Euthanasie
  12. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  13. Covid-Impfung verweigert – Katholikin erhält 12,7 Millionen Dollar nach ungerechtfertigter Kündigung
  14. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  15. Wird mich das Tattoo heiliger machen?

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz