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Schönborn: Was ist der Stoff, aus dem Heilige bestehen?

30. Jänner 2012 in Österreich, 1 Lesermeinung
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Zur Seligsprechung von Hildegard Burjan predigte der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn über deren „im wirklichen Leben wurzelndes Handeln“ bei „tiefster Frömmigkeit“


Wien (kath.net/pew)
kath.net dokumentiert die Homilie von Christoph Kardinal Schönborn beim Gottesdienst zur Seligsprechung von Hildegard Burjan am 29. Jänner 2012 im Dom zu St. Stephan, Wien:

Gelobt sei Jesus Christus!
Liebe Brüder und Schwestern!

Heiligkeit ist mehr! Es gibt viele großartige Menschen. Sozial Engagierte. Vorbildliche Eheleute und Eltern. Beruflich Bewundernswerte. Politisch ehrlich und gerade Handelnde. Es gibt gute Christen, glaubwürdige Gläubige. Und es gibt von ihnen allen mehr als man vielleicht durch die mediale Öffentlichkeit den Eindruck hat. Es gibt in unserem Land viele beeindruckende, gerade, hochanständige Menschen. Und dafür dürfen wir dankbar sein.

Aber was ist dieses "Mehr", dieses besondere "Etwas", das einen Heiligen, eine Selige ausmacht? Eben durften wir die bewegende Feier der Seligsprechung von Hildegard Burjan erleben, ein großes Ereignis nicht nur für die Caritas Socialis, sondern auch für die Kirche, die Erzdiözese Wien und, ich wage das zu sagen, für unser Land.

Was macht "Heiligkeit" aus? Was ist der Stoff, aus dem Heilige bestehen? Im Blick auf die selige Hildegard Burjan komme ich zur Überzeugung: Da ist eine innere Quelle, da ist eine Kraft, da ist eine Dynamik, die aus einer innersten Mitte heraus ein Leben verändert, umgestaltet, im Guten radikalisiert, ein nicht mehr erlahmender Impuls, der allem im Leben der Seligen eine neue Marke gegeben hat. Wo ist bei Hildegard dieser Wendepunkt?


Ich glaube, nach all den Zeugnissen über sie, die ich lesen und hören konnte, gab es ein ganz bestimmtes Ereignis in ihrem Leben, das diese Mitte bedeutete. Am 2. Oktober 1908 wird die 25-jährige, jung verheiratete Hildegard in Berlin ins katholische St. Hedwigs-Krankenhaus eingeliefert. Nach sieben Monaten vergeblicher Operationen und Behandlungen ist sie am Karsamstag dem Tod nahe. Am nächsten Tag, am Ostermorgen, tritt die Heilung ein. Die Ärzte und sie selber sehen es als Wunder. Ihr langes Suchen nach Sinn, ihr Sehnen nach Gott, hat das Ziel erreicht: Sie kann glauben. Gott hat sie geführt. Und: Sie hat die geistlichen Schwerstern des Krankenhauses erlebt, die sie monatelang selbstlos gepflegt haben: "So etwas wie diese Schwestern kann der natürliche, sich selbst überlassene Mensch nicht vollbringen … Ich habe die Wirkung der Gnade erlebt, so kann mich auch nichts mehr zurückhalten." Und tatsächlich: Nichts kann mehr diese Frau zurückhalten, sie weiß, dass Gott ihr – zu Ostern! – das Leben neu geschenkt hat. Sie sieht von jetzt an ihr Leben, bis in die Todesstunde, 25 Jahre später, als sie am Dreifaltigkeitssonntag 1933 zu Gott heimging, als ein einziges Geschenk. ("Was für ein Tag zu sterben – ausruhen bei Gott" – sagte sie): "Mein Sterben ist ein einziges großes Deo Gratias! Vor 25 Jahren hat mich Gott aus dieser Krankheit herausgezogen und berufen, dann hat er mich 25 Jahre auf den Armen getragen wie ein Kind, und jetzt führt er mich aus dieser Krankheit heraus zu sich!"

Nichts konnte sie mehr zurückhalten. Es war nicht eine rein menschliche Energie, die sie von jetzt an bewegte, unermüdlich dort zu sein, wo die Not der Menschen ist, eine Ehe zu führen, und gleichzeitig eine Schwestergemeinschaft zu gründen. Da war die andere Kraft am Werk, die innere Kraft, die Paulus in der heutigen Lesung beschreibt: "Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet…, werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt. Er aber, der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können, er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus."

Diese Macht erfüllt sie. " Die Liebe Christi drängt uns", sagt Paulus. Hildegard wählt dieses Wort als Motto für die Caritas Socialis.

Was macht also "Heiligkeit" aus? Eben dieses "Mehr", dieses Drängen der Liebe Christi. Die selige Hildegard Burjan hat nicht viel über diese innere Welt gesprochen – sie hat aus diesem inneren Antrieb gelebt. Sie hat ihn durch ihr Leben sichtbar gemacht, ohne viele Worte. Die "Predigt der Tat" war ihr wichtiger: "Wir brauchen Menschen, die nicht zu anderen predigen gehen." Ihr Ideal war viel mehr: "bei tiefster Frömmigkeit im wirklichen Leben wurzelndes Handeln."

Nichts Frömmelndes, keine Schaustellung ihres Inneren, sondern das Sehen der Not, das Zupacken, das vernünftige soziale Handeln: das hat ihr über Parteigrenzen hinweg hohe Anerkennung eingebracht. "Gott gibt uns den Verstand, damit wir die Not einer Zeit, die Ursachen der Not, die Mittel, die zur Abhilfe führen, erkennen." Das war auch der Grund für ihr politisches Engagement: "Volles Interesse für die Politik gehört zum praktischen Christentum," sagt sie, und handelte danach!

Zwei Hinweise zum Schluss: Hildegard Burjan ist seliggesprochen. Die Kirche stellt sie uns damit als Vorbild vor Augen. Mit einem schlichten Wort sagt sie uns, wie wir ihrem Vorbild nacheifern sollen. Sie meint, wir sollten "in die Schule Jesu" gehen: "Es wäre doch so einfach, sich wirklich einmal von Jesus an der Hand nehmen zu lassen, auf ihn zu schauen, und sich ruhig und still von ihm führen zu lassen und abzuwarten, welche Absichten er hat."
Genau das ist das "Reformprogramm", das wir für die Kirche in unserem Land und in der Erzdiözese Wien sehen. Die selige Hildegard Burjan hat gezeigt, dass dieser Weg in der Lebensschule Jesus wirklich Kirche und Welt verändert.

Die Seligsprechung heißt aber nicht nur: Hier ist ein echtes Vorbild! Die Kirche sagt auch: ihr dürft sie um Hilfe bitten, sie anrufen, ihre Fürsprache suchen!

Hildegard Burjan hat in sozial schwerer Zeit Großes geleistet. Trotz ständiger Schmerzen hat sie ihre Sache sehr gut gemacht. Heute dürfen wir sie um ihre Fürsprache bitten, diese große Frau der sozialen Tat, der ohne viele Worte gelebten Caritas socialis!

Selige Hildegard Burjan!
Bitte für uns!


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Lesermeinungen

 Medugorje :-) 30. Jänner 2012 

Seligsprechung von Hildegard Burjan

Lieber Kardinal Schönborn Danke für diese klaren Worte.
Hervorragender Beitrag Danke kath.net

Selige Hildegard Burjan bitte für uns


1
 

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