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Jeder Dammbruch beginnt mit einem Haarriss

9. April 2012 in Kommentar, 48 Lesermeinungen
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Alle Protestbewegungen „wollen aus der ‚Kirche Jesu‘ eine ‚unsere Kirche‘ machen und sie ihren Vorstellungen und denen des Zeitgeistes gemäß umbauen.“ Ein kath.net-KLARTEXT von Weihbischof Andreas Laun.


Salzburg (www.kath.net)
Unmöglich kann ein Papst zu jeder Krise, zu jedem Glaubensirrtum oder liturgischem Ungehorsam in der Kirche öffentlich Stellung beziehen. Dass Papst Benedikt XVI. aber jetzt genau dies gegenüber dem Aufruf von Monsignore Schüller getan hat, zeigt wie besorgt der Papst ist und wie wichtig es ihm ist, den Österreichischen Bischöfen bei der Lösung der Krise beizustehen. Nun, was sagt der Papst? Er beginnt mit dem für jedes Gespräch so wichtigen Bemühen, das Herz seines Gegenübers zu öffnen. So will er die Schüller-Gruppe motivieren, die Argumente wirklich an sich heranzulassen.

Schade, dass Schüller dies im Fernsehen als eine Art „Bestätigung“ für die Berechtigung seiner Initiative missdeutet hat! Denn die Worte des Papstes sind alles andere als Anerkennung! Vielmehr widerspricht der Papst, aus Höflichkeit in Form einer Frage, aber dennoch in aller Entschiedenheit: Ob es bei dieser Initiative nicht doch gehe um den „verzweifelten Drang, etwas zu machen, um die Kirche nach unseren Wünschen und Vorstellungen umzuwandeln?“

Damit hat der Papst die Kernfrage, die an Schüller zu richten ist, gestellt, sie zugleich beantwortet und den „gemeinsamen Nenner“ aller Protestbewegungen benannt, vom „Kirchenvolksbegehren“ bis zur Initiative von Schüller. Ihnen gemeinsam ist: Sie alle wollen aus der „Kirche Jesu“ eine „unsere Kirche“ machen und sie ihren Vorstellungen und denen des Zeitgeistes gemäß umbauen.


Dem Eigenwillen der Reformer stellt der Papst den „wirklichen Willen Gottes“ entgegen, auf den sich auch Jesus berief, um den religiös verbrämten Eigenwillen der Menschen zu korrigieren. Wo soll denn dieser „wirkliche Willen Gottes“ heute zu finden sein, werden Schüller und seine Anhänger entgegenhalten? An Hand der Frage der Priesterweihe von Frauen gibt der Papst die Antwort, die natürlich auch für die anderen „heißen Eisen“ gilt: Der Wille Gottes findet sich in den endgültigen Entscheidungen des Lehramtes der Kirche, denen die Katholiken nach dem Vorbild Jesu gehorchen sollten – dankbar, weil sie geben im Ideenchaos des Zeitgeistes sichere Orientierung!

Wie recht der Papst hat, zeigen auch folgende Merkmale der „Pfarrer-Initiative: Erstens redet Schüller immer so, als ob er der Sprecher „des Kirchenvolkes“, also aller Katholiken wäre! Wahr ist aber vielmehr: Er vertritt eine zwar lautstarke, aber eben doch nur eine Minderheit! Er und seine Anhänger fühlen sich nur als Mehrheit, weil die wirkliche Mehrheit sich einerseits nicht genug wehrt und andererseits medial nicht gestützt wird! Aber die Mehrzahl der Menschen sehnt sich nach Gott und leidet an ihrer mehr oder weniger gestörten Beziehung zu Ihm! Die Strukturen der Kirche sind ihr wenig bekannt und ohne große Bedeutung! Und wenn Schüller, wie neulich im Fernsehen, immer wieder davon spricht, er und seine Anhänger würden „Druck machen“ bis sie ihre Ziele erreicht hätten, klingt und schmeckt das nach Politik, nicht nach Kirche!

Aber die Kirche ist keine Partei, sie ist nicht Menschenwerk! Napoleon und viele andere Mächtige haben gemeint, sie wären Zeitzeugen des „letzten Papstes“ und des „Endes der Kirche“, aber es kam, wie Chesterton es gesagt hat: Schon viele meinten, die Kirche ginge „vor die Hunde“, aber verendet sind immer nur die Hunde, nicht die Kirche! Schüller sollte das Wort von H. Broder bedenken: „Jeder Dammbruch beginnt mit einem Haarriss!“

Kardinal Schönborn hat Msgr. Schüller öffentlich gebeten zurückzukommen! Ja wirklich, ihm und allen seinen Sympathisanten möchte man zurufen: Wir wollen euch nicht verlieren, wir brauchen euch, bitte kehrt um! Das wäre ein wunderbares Signal, das die Kirche in ihrer Geschichte kaum einmal erlebt hat und das unzählige Menschen in die Kirche zurückführen würde! Nicht nur im Himmel, auch bei uns wäre „mehr Freude über euren Mut als über viele Andere, die glauben, keiner Umkehr zu bedürfen (vgl. Lk 15,7).

Und in diesem Fall dürfen wir das angedeutete Wort Jesu sozusagen „korrigieren“: Nicht nur Ihr, alle bedürfen der Umkehr! Andere merken es vielleicht weniger leicht als Ihr und In vielen Fällen wäre ihr „Zurück-Weg“ länger und vielleicht noch nötiger als für Euch! Liebe Brüder und Schwestern, vereinen wir uns wieder in der Kirche Jesu, wie sie weder von uns noch von euch, sondern von Ihm gewollt und gebaut wurde! Setzen wir uns wieder zusammen am Tisch des „Vaters“ und wir, Eure „Kritiker, versprechen, uns nicht zu verhalten wie der verhärtete „ältere Bruder“ im Evangelium! Wir wollen euch mit oder hinter dem „Vater“ her entgegenlaufen!


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