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Tschechische Republik: Mutige Pioniere

5. Juni 2013 in Weltkirche, 1 Lesermeinung
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Am 8. Juni feiern die Karmeliten den 20. Jahrestag ihrer Rückkehr nach Prag. Sie mussten nach der Zeit des Kommunismus ganz von vorne beginnen. Pater Anastasio Roggero vom Heiligtum des Prager Jesuskindes erinnert sich. Von Eva-Maria Kolmann


München (kath.net/KIN)
Der Mann in der Straßenbahn 22 reißt die Augen auf, als habe er eine Erscheinung. So eine Prozession sieht man in Prag nicht alle Tage! Das Prager Jesuskind wird unter Glockengeläut durch die Straßen getragen, vorbei an Kirchen, Schaufenstern und Thai-Massagestudios, an Cafés, fotografierenden Touristen und überraschten Passanten. Eine unübersehbare Menschenmenge folgt singend dem "Jezulátko", wie das Jesuskind liebevoll auf Tschechisch genannt wird. Stolz schwebt der "Kleine König" auf einer mit Blumen geschmückten Trage durch die Straßen und segnet mit seiner Rechten die Stadt und den Erdkreis.

Dass dieses öffentliche Glaubensbekenntnis möglich ist, ist nicht selbstverständlich. Denn die Tschechoslowakei gehörte zu den Ländern Ost- und Mitteleuropas, in denen die Kirche zu kommunistischer Zeit am brutalsten verfolgt wurde. Die Gläubigen erlitten Repressalien, zahlreiche Priester und Ordensleute wurden zu Gefängnisstrafen oder Zwangsarbeit verurteilt, die Klöster aufgelöst. Das Gnadenbild des Prager Jesuskindes stand mehrere Jahrzehnte lang einsam und vergessen auf seinem Seitenaltar. Die Holzwürmer zogen in den Bänken und Altären der Kirche ein. Die Glocken schwiegen. Gott war offiziell tot.

Doch die Geschichte nahm 1989 eine andere Wendung. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus gab es für die Kirche endlich wieder Hoffnung. Auch das "Jezulátko" sollte nicht mehr lange allein bleiben. Denn 1993 lud der damalige Prager Erzbischof Miroslav Kardinal Vlk Karmelitenpatres aus Italien ein, in seine Erzdiözese zu kommen. Pater Anastasio Roggero aus Genua, der heute 74 Jahre alt ist und in diesem Jahr das Goldene Jubiläum seiner Priesterweihe gefeiert hat, war einer der Pioniere. Ihm vertraute der Kardinal die Wallfahrtskirche an.


Leicht war der Anfang nicht. Pater Anastasio erinnert sich: "Die Kirche war in einem unvorstellbaren Zustand. Es gab keine Gottesdienste. In der Sakristei hängte die Familie, die den Schlüssel zur Kirche hatte, ihre Wäsche zum Trocknen auf. Es stand ein ausgedientes Piano herum, von dem der Organist nicht gewusst hatte, wie er sich seiner entledigen sollte. Der Fußboden und die Schränke waren in einem schlimmen Zustand. Die Krypta und die anderen Räume der Kirche waren ein Trümmerhaufen. In zwei kleinen Kammern neben der Orgel waren Pater Viktor und ich untergebracht. In einem der Zimmer stand der Motor der Orgel. Die Küche war auf ein Minimum reduziert. Das Esszimmer diente zugleich als Büro und Besucherzimmer."

Auch das ehemalige Franziskanerkloster in Slány, etwa 20 Kilometer von Prag entfernt, das den Karmeliten für ihr Noviziat überlassen wurde, weil es in Prag keinen Platz für den Ordensnachwuchs gab, war in einem beklagenswerten Zustand. Nach der Vertreibung der Ordensleute 1950 wurde das Kloster als Gefängnis und Werkstatt und der Klostergarten als Schießübungs- und Schuttabladeplatz und sogar als Tiergarten missbraucht. Prior Petr Glogar und die anderen Karmeliten standen vor einer Ruine, als ihnen das Kloster übergeben wurde. Aber sie krempelten die Ärmel hoch und machten sich ans Werk. Das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" unterstützte damals die Renovierung und half den Patres ebenfalls beim Erwerb eines Autos für die Seelsorge. Inzwischen ist das Kloster dank der harten Arbeit der Karmeliten eine kleine Perle der Ruhe und der Schönheit. Rund um das Kloster hat sich eine lebendige Gemeinde mit vielen jungen Familien gebildet. Außerdem dient es als Exerzitienhaus und ist somit neben dem Heiligtum des Jesuskindes ein wichtiges Zentrum der Katholischen Kirche in der Erzdiözese Prag.

Die vier Karmelitenpatres in der Wallfahrtskirche in Prag haben ebenfalls alle Hände voll zu tun: Mehr als eine Million Menschen aus aller Herren Ländern besuchen inzwischen Jahr für Jahr das Gnadenbild des Jesuskindes. Der berühmteste Pilger war Papst Benedikt XVI., der im September 2009 als erste Station seiner Reise nach Tschechien das Prager Jesulein besuchte. Dieser Besuch war für die Karmeliten eine "große Ermutigung", wie Pater Anastasio sagt. Der polyglotte Ordensmann, der die heilige Messe in mindestens zehn Sprachen feiern kann und der alle Pilger in ihrer Muttersprache begrüßt, wartet aber nicht nur darauf, dass die Pilger nach Prag kommen, sondern kümmert sich auch darum, dass sich die Verehrung des Jesuskindes über die ganze Welt verbreitet. Er hat bereits unzählige Figuren des Prager Jesuskindes in viele Länder Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Europas sowie in die USA geschickt, damit auf allen Kontinenten neue Pilgerstätten entstehen. Die Mongolei, Mauritius, La Reunion, die Zentralafrikanische Republik, China, Japan, Myanmar, Singapur sind nur einige wenige Beispiele. Sogar in Pakistan entsteht inzwischen ein Heiligtum des Prager Jesuskindes. Im Nachbarland Indien gibt es bereits die weltweit größten Heiligtümer des Prager Jesuskindes. So sind nun auch zwei indische Karmelitenpatres in Prag tätig, um die vielen Pilger zu betreuen.

Von Prag strömen Segen und Gnaden in die ganze Welt. Seit zwanzig Jahren sind die Karmelitenpatres nun wieder in der Hauptstadt der Tschechischen Republik. Noch immer gibt es viel zu tun. Die Schönheit der Kirche „Unserer Lieben Frau vom Sieg“ darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen auch fast ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kommunismus noch immer immens sind. Aber die Arbeit, die die Patres seit ihrer Ankunft geleistet haben, ist nahezu übermenschlich. "Seit zwanzig Jahren sehen wir, wie die Zahl der Gläubigen steigt, die von allen Kontinenten kommen, um zum Jesuskind zu beten und die auf Sein Lächeln warten, Gnaden erbitten und von Gebetserhörungen berichten", freut sich Pater Anastasio.

Die Glocken läuten. Das Jesuskind zieht durch die Straßen von Prag. Stalin ist tot. Die jüngere Geschichte bestätigt erneut, was die heilige Karmelitin und Philosophin Edith Stein noch kurz vor ihrem Tod im Konzentrationslager Auschwitz über das Prager Jesuskind schrieb: "ER hat ja doch die Zügel in der Hand, wenn auch die Menschen zu regieren meinen.”"

Foto: (c) Kirche in Not


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