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Dürfen die Bischöfe sich in den Wahlkampf einmischen?

9. August 2013 in Kommentar, 17 Lesermeinungen
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Ein Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer / Forum Deutscher Katholiken zu Aussagen von Erzbischof Robert Zollitsch über die “Alternative für Deutschland” (AfD)


Baden (kath.net)
Wie am Donnerstag gemeldet wird
(www.kath.net/news/42362) hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dem Badischen Tagblatt gegenüber den “Wunsch” geäußert, dass die Alternative für Deutschland (AfD) nicht in den Bundestag einzieht. “Unserer Zukunft liegt in Europa und nicht in der Rückkehr in die Nationalstaaten”, habe Erzbischof Zollitsch der Zeitung gesagt.

Ob er die AfD hier wohl richtig verstanden hat, wollen wir nicht beurteilen. Wir wollen für sie auch nicht Partei ergreifen. Erzbischof Zollitsch sehe keine Alternative zum Euro; “denn er zwingt uns weiter zusammenzukommen.” Zugleich habe er sich für den Beitritt Serbiens zur EU ausgesprochen. Für das Land gebe es keine Alternative zur Europäischen Union.

Es stellt sich nun die Frage, wie weit beeinflusst der “Wunsch” des Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz nach dessen Äußerung das Wahlverhalten der Katholiken? Wir meinen, dass hier die Beeinflussung zumindest aber die Verunsicherung katholischer Wähler nicht zu unterschätzen ist.
Die politische Betätigung kirchlicher Amtsträger und Würdenträger wurde nach der Weimarer Republik, in der auch Priester für die Zentrumspartei im Reichstag saßen, im Reichskonkordat von 1933 verboten. Dabei hatte die Kirche natürlich auch eine politische Betätigung im Sinne der Nationalsozialisten im Auge.


Dieses Verbot macht bis heute Sinn; denn parteipolitische Äußerungen von hohen Würdenträgern der Kirche bis hin zum Pfarr- und Ordensklerus tragen Spaltung unter die Gläubigen. Der heilige Jose´ Maria Escriva, der Gründer des Opus Dei, ließ seinen Mitgliedern in Fragen der politischen Parteilichkeit freie Hand und stellte sie in die Eigenverantwortung

So gab es Mitglieder des Opus Dei, die als Republikaner unter Franco im Gefängnis saßen, während andere Opus Dei Mitglieder in der Regierung Francos saßen.
Der heilige Jose´ Maria verlangte, dass die Mitglieder des Opus Dei da, wo immer sie auch stehen, die Botschaft des Evangeliums, wie sie die Kirche verkündet, aktiv zu leben und einzubringen hätten.
Auch bei uns wählen heute Katholiken aus Überzeugung verschiedene Parteien. Die bis in die 90ziger Jahre andauernde unterschwellige Bevorzugung der C-Parteien durch die Bischöfe bei ihren Wahlaufrufen wird heute durch die katholische Sozialethik durchaus kritisch gesehen.

Die Bischöfe haben dann von diesem Vorgehen Abstand genommen. Der Aufruf, zur Wahl zu gehen ist durchaus Recht und Pflicht der Bischöfe. Sie dürfen und sollen auch die Gläubigen ermahnen, sich bei ihrer persönlichen Wahlentscheidung nach den Werten des durch die Kirche vermittelten Evangeliums Christi zu richten.

Dazu gehört keine Bevorzugung oder Benachteiligung einer politischen Partei, es sei denn, diese wende sich direkt gegen die Menschenrechte. Dazu hat sich der Sozialethiker der katholischen Fakultät der Ruhr-Universität in Bochum, der der Deutschen Bischofskonferenz bestens bekannt ist als einer ihrer Autoren, Prof. Dr. rer. pol. Lic. theol. Joachim Wiemeyer im Wintersemester 2011/12 in seiner Vorlesung “Politische Ethik” sehr dezidiert geäußert
(http://www.ruhr-uni-bochum.de/cgl/downloads/PolitischeEthik1112end.pdf) In dem Kapitel IV/11 “Das parteipolitische Engagement kirchlicher Amtsträger” erinnert er an das Reichskonkordat von 1933 und sagt, dass dieses Verbot auch im CIC von 1983 in Can 285 enthalten sei.

Can 285 beginnt mit § 1: “Die Kleriker haben sich gemäß den Vorschriften des Partikularrechts von allem, was sich für ihren Stand nicht geziemt, völlig fernzuhalten.

§ 2 “Was dem klerikalen Stand fremd ist, haben die Kleriker zu meiden, auch wenn es nicht ungeziemend ist.” etc. Die Zurückhaltung im parteipolitischen Engagement ließe sich wie folgt begründen, sagt Prof. Wiemeyer: “Das II. Vatikanum (Gaudium et Spes, 43) kennt einen legitimen Pluralismus politischer Auffassungen innerhalb der Katholiken an, soweit es sich nicht um fundamentale ethische Fragen (z.B. Menschenrechte) handelt.”

Das ist genau das, was vor über 80 Jahren der heilige Jose´Maria Escriva seinen Jüngern im Opus Dei, verordnet hat.Die parteipolitische Zurückhaltung gelte natürlich auch für die Kirchenleitungen (Bischöfe und Bischofskonferenzen), sagt Prof. Wiemeyer.

In Gaudium und Spes wird auch ausdrücklich die Zuständigkeit der (nicht kirchlich angestellten) Laien in diesen Fragen der Politik festgestellt. Die Päpste haben immer wieder die Laien aufgerufen, sich in der Gesellschaft und in der Politik einzubringen und das Feld nicht anderen Religionen und Ideologien zu überlassen.

Die Frage, ob die AfD in den Bundestag gehört oder nicht, ist keine fundamentale, den Glauben betreffende Frage, zu der der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Stellung nehmen sollte, sondern eine parteipolitische Frage, die jeder mündige Katholik in der Wahlkabine selbst entscheiden muss. Auch in der AfD lassen sich die Werte des Evangeliums einbringen. Erzbischof Zollitsch wäre gut beraten, seine Äußerungen klar zu stellen, wenn sie denn so dem Badischen Tagblatt gegenüber gefallen sein sollten. In jedem Fall erscheint uns eine Erklärung nötig.

Foto: (c) Erzbistum Freiburg


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Lesermeinungen

 Konrad Georg 25. September 2013 
 

Wo isn das Hirn?

Warum fällt es niemandem auf, daß wir es mit allen linken Parteien um extreme Parteien zu tun haben?
Alle sind für Abtreibung, für die Zerstörung von Ehe und Familie, Kinderentfremdung und Kinderdeformierung mittels Kita und letztlich auch für das Eigentum.

Das sind alles Ziele des Sozialismus, und der ist eine Häresie zur Vernunft.

Wer diese Behauptungen einfach nachprüft, wird sehen, daß Sozialismus einfach menschenfeindlich ist. Alle anderen Ideologien sind es ebenfalls.


0
 
  9. August 2013 
 

@servus Domini

Die Jugend 2000 hat das meines Wissens organisiert.
Ursprünglich nur für Deutschland geplant, hat sich diese Aktion weltweit verbreitet und wurde zu einem großen Erfolg.
Übrigens: Mir wurde seinerzeit Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires zugeteilt.
Zunächst war ich sogar darüber enttäuscht, weil ich zuvor noch nie von ihm gehört hatte und er zudem Jesuit war.
Sie sehen, ich stecke auch voller Vorurteile.
Wie wir alle wissen, wurde aus Jorge Franziskus.
Als Mitglied des OFS hat mich dies besonders gefreut.
Ob sich eine neuerliche Gebets- und Patenaktion initiieren ließe, müsste geprüft werden.
Aber von wem?


1
 
 servus Domini 9. August 2013 
 

Nur so eine Idee

@Alle
Wäre es nicht eine Möglichkeit bei der nächsten Wahl des DBK-Vorsitzenden eine ähnliche Aktion zu starten wie beim Konklave? Das man dann einen Bischof "adoptieren" kann? Vielleicht könnten es ja die gleichen Organisatoren machen. Die hätten schon die Erfahrung. Was halten Sie davon?
Und verzeihen Sie, wenn es nicht ganz zum Thema passt.


2
 
  9. August 2013 
 

Guter Artikel

Trotzdem ein kleiner Lapsus:
"...was vor über 80 Jahren der heilige Jose´Maria Escriva seinen Jüngern im Opus Dei, verordnet hat..". Auch wenn sich so mancher Eiferer im Werk als Jünger Escriva´s empfinden mag, wäre der José Maria sicher nicht sehr entzückt über dieses Wording. Jünger sind Jesus und Jesus (ganz Gott und ganz Mensch) alleine gefolgt, keinem einfachen Menschen.


1
 
 Pilgrim_Pilger 9. August 2013 
 

Zollitsch was soll man da noch sagen?

Wie weit ist der Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen? Genau ein Zollitsch

Herr Zollitsch tritt treffsicher und selbstbewusst in jeden ja in jeden Fettnapf.
Ich bin müde das zu kommentieren, diese eitle Nabelschau ermüdet mich, die einen gründen eine Priesterinitiative die anderen fordern die Klerikalisierung der Laien – auch ein Zollitsch – usw…etc…etc…etc….
Klar die Kirchenbänke leeren sich immer rasanter das Wort Gottes wird meistens nur noch nach eigenen Gusto verkündet vor allem seine Liebe und Barmherzigkeit die nach Meinung bestimmter unendlich sind, aber das ist nicht das Wort Gottes das ist der Wunsch der Menschen der Welt, wie fast alles was wir hören und lesen … und so nimmt das Verhängnis eben seinen lauf…leider…der Untergang scheint unausweichlich…, die Kirchenbänke leeren sich immer rasanter…. Aber wem interessiert dass… fast keinen solange man sich Eitel in den Scheinwerfern der Medien der Welt sonnen kann….. wem interessieren da die Worte des Mann am Kreuz???


2
 
 kath_theol 9. August 2013 
 

Msgr. Zollitschs Äußerungen sind in Ordnung

Obwohl ich allgemein kein großer Freund von Msgr. Zollitsch bin und auch zur AfD eine andere Meinung habe, steht es doch der Kirche und insbesondere den Bischöfen frei, sich zu politischen Themen und Parteien eindeutig zu positionieren. Dies äußert sich auch in den Wahlempfehlungen, die die Kirche bis vor wenigen Jahren für eine bestimmte Partei ausgesprochen hat. Forderungen,die Kirche habe sich aus der Politik herauszuhalten, sind absurd und liefen auf einen Laizismus hinaus, den die Kirche immer verurteilt hat. Die Gebote Gottes und die daraus abgeleiteten Normen, die wiederum in individuelle und politische Handlungen münden, haben selbstverständlich über den Binnenraum der Kirche hinaus Geltung, weswegen die Kirche sehr wohl das Recht hat,sich zur Politik zu äußern. Falsch würde es allerdings dann werden, wenn Glaube, Kirche und Religion de facto nur noch auf politische Programme reduziert würden, wie dies bei Befreiungstheologen, vielen Protestanten und anderen Gruppen d Fall ist.


1
 
  9. August 2013 
 

Eine passende Antwort an Zollitsch:

http://www.freiewelt.net/nachricht/beatrix-von-storch-erwidert-zollitschs-ausfall-gegen-die-afd-10006804/


1
 
 @mathi 9. August 2013 
 

Ehrentag

Von Herzen alles gute und Gesundheit wünsche ich ihen, zu ihren Ehrentag Erzbischof Zollitsch.
Man kann ja anderer Meinung sein, aber was hier über Erzbischof Zollitsch geschrieben wird geht eindeutig zu weit. Zur Sache kann sich ja jeder äußern aber zur Person bitte nein. Dasselbe gilt für gilt auch für Kardinal Lehmann.


Franziskus-Perle des Tages: Wenn jemand nicht dazu fähig ist, seine Zunge zu beherrschen, dann geht er verloren. Der schwache Punkt aller Menschen
In einer zweiten Weise präsentiere sich das Geschwätz in der Form der Diffamierung: „Wenn ein Mensch wirklich einen Mangel hat, etwas Schlimmes angestellt hat, dann wird das erzählt, und man ‚macht den Journalisten’.... Und der gute Ruf dieser Person ist ruiniert. Und die dritte Art des Geschwätzes besteht in der Verleumdung: Dinge sagen, die nicht wahr sind. Das bedeutet im wahrsten Sinn des Wortes, den Bruder umzubringen! Alle drei – Fehlinformation, Diffamierung und Verleumdung – sind Sünde! Das ist Sünde!


5
 
  9. August 2013 
 

Drum prüfe, wer das Kreuzlein macht.

Titel des Beitrags:
"Dürfen die Bischöfe sich in den Wahlkampf einmischen?"
Dürfen schon - aber nicht unbedingt müssen.
Wenn ein Bischof die Gläubigen jedoch dazu einlädt, sich die richtigen Fragen zu stellen und die einzelnen Parteien einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen, inwieweit sie sich mit den christlichen Ansprüchen decken, ist kaum etwas daran auszusetzen.
Aber entscheiden und das Kreuzlein machen hinter die uns einigermaßen richtig erscheinende Partei müssen wir schon selbst.


3
 
 LiebeundWahrheit 9. August 2013 
 

Das Gegenteil

Der hl.Philipp Neri wurde einmal gefragt, was er tut, wenn er vor einer schwierigen Aufgabe/Gewissensentscheidung steht. Seine Antwort war: "Ich überlege, was der hl. Ignatius v.L. getan hätte, und dann mache ich genau das Gegenteil".

Einem guten, verantwortungsvollen Katholiken in Deutschland, geht es ähnlich wie diesem humoristischen Heiligen. Ich schaue was die Bischöfe von A (lgermissen) bis Z (ollitsch) sagen und tun und dann mache ich genau das Gegenteil und stehe somit in der Wahrheit und in der Liebe Gottes.


2
 
 Diasporakatholik 9. August 2013 
 

Auch Erzbischof Zollitsch hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung

Wo kämen wir denn wohl hin, wenn ausgerechnet ein Bischof sich nicht öffentlich zu politischen Parteien äußern dürfte?
EB Zollitsch hat hier in kathnet viele Gegner, aber das Recht auf freie Meinungsäußerung sollten auch diese ihm zugestehen.
Niemand ist gezwungen, seinen diesbezüglichen Aussagen zu folgen, obwohl auch nach meiner Meinung die Wahl der AfD bei der Bundestagswahl nicht sinnvoll ist.


2
 
 ususantiquior 9. August 2013 
 

Schon wieder

eines dieser Interviews, die zu nichts taugen als dass sich der große Vorsitzende im Licht der Öffentlichkeit sonnen kann. Hier wie bei allen anderen Wortmeldungen dieser Art gilt: Si tacuisses ...


1
 
 QuintusNSachs 9. August 2013 
 

Monsignore Z

Er hat mehr Sakramente als ich, gehört jedoch zu den Leuten, die mir sofort ein ungutes Gefühl geben, wenn ich den Namen oder ein Foto sehe. Warum haben sowohl Marx als Woelki ihn "überholt"? Mgr. Z. ist noch immer "nur" EB, die anderen beiden sind schon Kardinal kreiert worden. Und ja - ich würde auch AfD wählen!


5
 
 girsberg74 9. August 2013 
 

Da macht ihm keiner etwas vor!

@ bellis „Erzbischof Zollitsch solte darlegen, weshalb er meint das Finanzsystem kompetent beurteilen zu könne.“

Er braucht das nicht extra darzulegen; er beweist es ständig, indem er am Zwang zur Entrichtung der Kirchensteuer festhält.


2
 
  9. August 2013 
 

Vom Priester erwartet man Belehrung

"Denn die Lippen des Priesters bewahren die Erkenntnis / und aus seinem Mund erwartet man Belehrung; / denn er ist der Bote des Herrn der Heere."

so sagt uns Gott duch den Propheten Maleachi.

Wehe, wenn die Priester das Volk nicht warnen, und die Menschen so zu den Wahlurnen gehen lassen. Wenn die Menschen dann Parteien wählen, die ein Recht auf Abtreibung fordern, wird der Herr sie zur Verantwortung ziehen.


3
 
  9. August 2013 
 

AfD und Erzbischof Zollitsch

Wenn ich zwischen beiden zu wählen hätte, würde ich AfD wählen. Erzbischof Zollitsch solte darlegen, weshalb er meint das Finanzsystem kompetent beurteilen zu könne.Ich wüsste eine Aufgabe für ihn - Neuevangelisierung und Entweltlichung


6
 
 rolf-j.klein 9. August 2013 
 

Der Klerus und die Politik

Peter Hahne, seines Zeichens Evangelikaler, hat in seinem Buch "Schluss mit Lustig" gefordert, dass (evangelische) Pfarrer auf der Kanzel nicht ihre private politische Meinung äussern sollen, sondern das Wort Gottes zu verkündigen haben. Diese Aussage kann man getrost auch auf den katholischen Klerus - also auch auf Bischöfe übertragen. Zollitsch soll sich auf seine Kernaufgabe besinnen. Eben,das Wort Gottes verkünden. Damit hat er genug zu tun.Ich selbst bin gläubiger katholischer Christ und nicht gerade glücklich über diesen Vorsitzenden der DBK.


5
 

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