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Der ambivalente Jesuit

10. Oktober 2014 in Kommentar, 44 Lesermeinungen
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Klaus Mertes SJ verfügt über die Gabe, das rechte Wort zur rechten Zeit zu finden. Leider verlässt ihn diese Fähigkeit mitunter. Ein Kommentar von Johannes Graf


St. Blasien (kath.net/jg)
Der Jesuit Klaus Mertes, derzeit Direktor des Jesuitenkollegs St. Blasien, hat sich 2010 große Verdienste erworben, als er mit der Nachricht an die Öffentlichkeit ging, dass es am Canisius-Kolleg in Berlin, dem er damals vorstand, Fälle sexuellen Missbrauchs an ehemaligen Schülern gegeben habe. Mertes bat die Opfer öffentlich um Entschuldigung und brachte mit seiner Erklärung eine Debatte ins Rollen, die endlich Licht in eine dunkles Kapitel warf. In vielen Ländern wagten sich daraufhin Opfer sexuellen Missbrauchs an die Öffentlichkeit um erstmals über das ihnen zugefügte Unrecht und die vor allem psychischen Folgen zu sprechen, die viele von ihnen ein Leben lang begleiten.

Mertes’ Verhalten in dieser Situation war allerdings ambivalent. Im Kontext der Missbrauchsdebatte gab der Jesuit auch einige kritische Stellungnahmen zur Sexualmoral der Kirche ab. Er warf ihr vor, an „Homophobie“ zu leiden und Homosexualität zu verschweigen.

Ähnlich ist der Eindruck, der bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe des Ordensmagazins Jesuiten (September 2014) entsteht, für die Mertes als Chefredakteur verantwortlich zeichnet. Für den Artikel „Radikales Lagerdenken“ hat er selbst zur Feder gegriffen um sich mit Internetmedien der katholischen Szene auseinander zu setzen, die er im Dunstkreis des rechtsextremistischen Lagers verortet.

Mit einer geharnischten Kritik an der 2012 vom Netz genommenen Plattform kreuz.net steigt Mertes in das Thema ein. Was er zu den meist in herablassendem Ton gehaltenen Artikeln sagt, in denen anonym gegen die „Konzilskirche“, Modernisten und andere missliebige Entwicklungen und Personen gewettert wurde, ist absolut richtig. „Eigentlich passt braun und katholisch nicht zusammen“, schreibt er wörtlich, auf rechtsextreme Tendenzen bei kreuz.net anspielend. Dem kann man nur zustimmen.


Allerdings fragt man sich, warum Mertes so viel verbales Pulver gegen ein Medium verschießt, das seit mehr als eineinhalb Jahren nicht mehr zugänglich ist und nach dem heute zu Recht kein Hahn mehr kräht. Die eigentliche Zielrichtung wird deutlich, wenn man seinen Artikel weiter liest. „Es muss nicht immer so offensichtlich rechtsextremistisch zugehen, wie bei kreuz.net“, fährt der Jesuit fort. Offenbar geht es jetzt gegen Medien, die in die gleiche Richtung arbeiten, ihre Absichten aber geschickter verbergen. Zunächst folgt ein kurzer Hinweis auf katholische „Brückenmedien in die rechte Szene“, die „hetzenden Leserkommentaren“ breiten Raum geben, während sie andere Ansichten nicht zu Wort kommen lassen würden.

Dann nimmt Mertes kath.net aufs Korn, das er als „Brückenmedium zu einem Brückenmedium“ bezeichnet. Seine Belege für den Vorwurf sind allerdings schwach. Auf kath.net werde immer wieder für die „Junge Freiheit“ geworben, die „mit bürgerlich-intellektuellem Anstrich“ eine „Brücke aus dem bürgerlichen Milieu in die rechtspopulistische Parteienszene bildet“, lautet sein Vorwurf. Tatsache ist, dass die Junge Freiheit immer wieder bezahlte Werbeeinschaltungen auf kath.net hat. Tatsache ist aber auch, dass im redaktionellen Teil keineswegs für die Wochenzeitung geworben wird. Einige katholische Autoren publizieren sowohl auf kath.net als auch in der Jungen Freiheit. In beiden Medien vertreten sie denselben katholischen Standpunkt.

Der zweite Vorwurf ist ebenso wenig fundiert. Kath.net habe dem Gründer der Internetseite „Politically Incorrect“, Stefan Herre, „Platz“ gegeben. Dieser sei „jahrelang mit einem sympathischen Interview auf kath.net präsent“ gewesen, schreibt Mertes. Tatsache ist, dass Herre kath.net ein Interview gegeben hat, das wie alle Artikel einige Jahre lang über die Suchfunktion abrufbar war. Mertes’ Formulierung erweckt den falschen Eindruck, der Beitrag sei lange Zeit auf der Startseite von kath.net zu finden gewesen.

Ist kath.net mittlerweile nach der Logik Mertes’ ein Brückenmedium zum Linksradikalismus geworden, weil meine Kollegin Petra Lorleberg Gregor Gysi interviewt hat? Dieser Beitrag ist übrigens – im Gegensatz zum Gespräch mit Herre – noch immer auf kath.net abrufbar. Wenn ein einzelnes noch dazu nicht mehr verfügbares Interview als Beleg für eine bestimmte Geisteshaltung herhalten muss, dann entkräftet sich das Argument von selbst.

Im letzten Drittel des Artikel holt Mertes zum Rundumschlag aus. Er greift „solche ‚katholischen’ Medien“ kollektiv an, denen er eine „plumpe Freund-Feind-Unterscheidung“ und „Lagerdenken“ vorwirft. kreuz.net, die ungenannt bleibenden „Brückenmedien“ und kath.net werden hier völlig undifferenziert in einen Topf geworfen. Die gemeinsamen Feinde seien „Political Correctness“ und die „Gender Ideologie“. Vor letzterer haben unter anderem die Bischöfe Polens, der Slowakei, der Prager Erzbischof Kardinal Duka und Wiens Erzbischof Kardinal Schönborn gewarnt. Papst Franziskus hat sie gegenüber Weihbischof Laun als „dämonisch“ bezeichnet. Da ist kath.net in guter Gesellschaft.

Mertes’ Tirade geht weiter: Die „plumpe Freund-Feind-Unterscheidung“ werde „radikal durchgezogen“, es gehe um die Durchsetzung der „Lagerlogik“. Diskurs sei Machtkampf, der Dialog in der Kirche werde verachtet, Kritik als Verfolgung erlebt, Zurückweisung von Beleidigung als Bestreitung der Meinungsfreiheit. Papsttreu seien die angesprochenen Medien nur so lange man „in päpstlichen Äußerungen dieselbe Lagerlogik zu erkennen meint wie die eigene“. Alle außerhalb des eigenen Lagers würden mit der „Lagerbrille“ gesehen, welche die „Anderen“ stets als dem Feindbild entsprechend erscheinen lasse. Konkrete Belege für diese doch handfesten Vorwürfe bleibt Mertes schuldig. Leider drängt sich ein anderer Verdacht auf. Verfällt Mertes nicht genau dem Lagerdenken, das er kritisiert? Was tut er, wenn er kath.net in einem Atemzug mit Medien wie kreuz.net nennt? Wird Diskurs, wie er ihn in diesem Artikel führt, nicht auch zu Machtkampf gegen Andere? Wie steht es mit seiner Bereitschaft zum Dialog?

Mertes formuliert nebulos genug, um kath.net nicht direkt Rechtsextremismus zu unterstellen. Aber als „Brückenmedium für ein Brückenmedium“ ins rechtspopulistische Lager ist es – ja was nun? Das überlässt er dem Leser, den er zur gewünschten Schlussfolgerung hinführt, ohne sich selbst zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

Medien müssten im Dienst der Wahrheit, des Guten und des Schönen stehen, hat Papst Franziskus, der wie Mertes aus dem Jesuitenorden kommt, zu Beginn des Jahres verlangt. In Predigten und Ansprachen der letzten Monate hat er Desinformation, Verleumdung und Rufmord wiederholt verurteilt. Gegenüber Medienvertretern hat er sie als „die drei größten Sünden“ des Journalismus bezeichnet. Die Berichterstattung katholischer Medien müsse von einer Haltung getragen werden, die im anderen den Nächsten sehe, verlangt der Papst. Daran müssen wir uns alle orientieren.

Johannes Graf ist Chefkommentator der kath.net-Redaktion


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