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Papst kritisiert Personenkult um Gründer geistlicher Bewegungen

5. Juli 2015 in Chronik, 5 Lesermeinungen
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Begegnung mit 40.000 Mitgliedern einer charismatischen Erneuerungsbewegung auf dem Petersplatz - Papst ruft zu "Ökumenismus des Gebetes" und zu "versöhnter Verschiedenheit" auf.


Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Papst Franziskus hat Personenkulte um die Gründer geistlicher Bewegungen in der katholischen Kirche kritisiert. Auch in der Kirche bestehe für führende Laien die "große Versuchung", sich für unersetzlich zu halten und "Schritt für Schritt in einen Autoritarismus und Personalismus abzugleiten", sagte der Papst am Freitagabend in Rom. Der einzige, der in der Kirche unersetzbar sei, so Franziskus, sei der Heilige Geist; der "einzige Herr" sei Jesus. Er sagte weiter: "Für alle Dienste, auch in der Kirche, ist es gut, wenn sie zeitlich begrenzt sind". Nur so lasse sich die Gefahr einer "Diktatur" vermeiden.

Anlass der Äußerungen war ein Treffen mit 40.000 Mitgliedern der charismatischen Bewegung "Erneuerung im Heiligen Geist" ("Rinnovamento nello Spirito"). Viele geistliche Laienbewegungen werden von ihren Gründern bis zu deren Tod im hohen Alter geleitet. Die Gründerin der Fokolar-Bewegung, die Italienerin Chiara Lubich etwa, stand dieser von 1943 bis zu ihrem Tod 2008 im Alter von 88 Jahren vor. Die drei Gründer des Neokatechumenalen Wegs, einer anderen geistlichen Bewegung, haben sich deren Leitung ebenfalls auf Lebenszeit vorbehalten. Der bekannteste der drei ist der spanische Künstler Kiko Argüello.


"Ökumenismus des Gebetes"

Bei dem Treffen mit den Vertretern und Mitgliedern charismatischer Bewegungen rief Franziskus weiters zu einem anhaltenden Bemühen um Einheit auf: "Die Geschichte hat uns getrennt - hilf uns, o Jesus, auf dem Weg der Einheit zu gehen oder auf dem der versöhnten Verschiedenheit", zitierte "Radio Vatikan" den Papst. Wie in einem Orchester solle sich die charismatische Bewegung gerade dadurch auszeichnen, dass sie verschiedene Spielarten des Glaubens in sich vereinige und die Vielfalt der Charismen zum Klingen bringe. Gemeinsames Band hier sei die Taufe, so Franziskus.

Im Ringen um eine Einheit in "versöhnter Verschiedenheit" könne es nicht darum gehen, bestehende Unterschiede zu verdecken, es brauche jedoch einen gemeinsamen "Ökumenismus des Gebetes". Und wörtlich fügte Franziskus in Form eines fiktiven Frage-Antwort-Spiels hinzu: "'Aber Vater, kann ich mit einem Protestanten, Orthodoxen, Lutheraner beten?' - 'Ja, du sollst sogar!' - Ihr habt dieselbe Taufe empfangen, wandelt alle auf dem Weg Jesu, wollt alle Jesus! Lass dich vom Heiligen Geist vorantragen, bete, arbeite, liebe - dann macht der Heilige Geist den Rest".

An der Begegnung auf dem Petersplatz nahmen u.a. der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, und der syrisch-orthodoxe Bischof Policarp Eugenio Aydin sowei zahlreiche weitere Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen teil.

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten


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Lesermeinungen

 Theodor69 6. Juli 2015 
 

Hoffe schon, dass

nicht jede Gemeinschaft nun sagt "Uns hat er damit nicht gemeint; sicher die anderen..." Wenn man die Worte des Papstes mit einer Abwehrreaktion begegnet, können sie nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Ich denke, dass jede Gemeinschaft die Aussagen des Papstes betrachten soll und selbstkritisch überlegen, wo fallen wir in das kritisierte Muster hinein.


4
 
 Theobald 6. Juli 2015 
 

Gründer

Oh, und wie Recht der Papst da leider hat!
Personen kult ist in allen Erneuerungsbewegungen, die ich kenne, ein Problem.
Allerdings keines, das die Führer-/ Gründerfiguren forcieren. Im Gegenteil!
Aber der Mensch ist halt doch irgendwo ein Schaf und will einem Hirten folgen und ihn bewundern dürfen.
Beten wir für solche Menschen, dass sie sich nie aus eigener Schuld und eigenem Antrieb an die Stelle des Hl. Geistes setzen oder stolz werden.


6
 
 J1943 6. Juli 2015 
 

Unterschied Gründer - Leader

Nachdem der Papst die in diesem Artikel genannte Kritik geäußert hat, fügte er hinzu:

"Etwas anderes sind die Gründer, die vom Hl. Geist das Charisma der Gründung bekommen haben. Weil sie es empfangen haben, haben sie die Pflicht, es in ihren Gemeinschaften und Vereinen reifen zu lassen. Die Gründer bleiben als solche lebenslänglich, d.h. sie sind diejenigen, die inspirieren, aber sie lassen, dass die Sache voran geht. In Buenos Aires habe ich einen guten Gründer kennengelernt, der in einem bestimmten Moment spontan zum "Assessor" wurde und erlaubt hat, dass andere die Leader wurden."


2
 
 AlbinoL 5. Juli 2015 

da ist vermutlich Kiko Arguello gemeint...wüsste nicht wer sonst..


3
 
 Stefan Fleischer 5. Juli 2015 

Dazu passt Mk 6,4

"Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie."
Wo der Prophet zu viel Ansehen in seinem eigenen Kreis geniesst, sollte er sich fragen, was er falsch macht.


6
 

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