Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. Maria - Causa Salutis
  3. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  4. Laienseelsorger der Diözese Innsbruck führen ‚tröstende Salbung‘ durch
  5. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  8. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  9. „Welt“-Kolumnist Gideon Böse: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  10. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  11. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  12. Traurige Änderung beim Gelöbnis der neuen Rekruten der Bundeswehr
  13. Scharfes Hirtenwort der Bischöfe in Sudan und Südsudan
  14. Auch Erzbistum Köln geht auf Distanz zum umstrittenen DBK-Papier über sexuelle Orientierung
  15. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"

Kann Leid eine Strafe Gottes sein?

23. September 2015 in Spirituelles, 5 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Es gibt keine Lösung von Leid und Schuld, von Sünde und Strafe, außer der Erlösung durch Jesus Christus.“ Gedanken des verstorbenen Erzbischofs Georg Eder, geschrieben an einen kath.net-Leser


Salzburg (kath.net) Angesichts der beispiellosen Katastrophe in Indonesien, der Unzahl von Opfern wird wieder einmal die Frage nach dem barmherzigen Gott gestellt: Der liebe Gott – das Leiden der Unschuldigen – und die (denkbare) Möglichkeit der Strafe. Von vielen christlichen Lehrern wird nun Gott verteidigt: „Nein, Leiden ist keine Strafe Gottes.“ Nun braucht aber Gott unsere Verteidigung wirklich nicht. Was er von seinen Gläubigen verlangt, ist nur das Zeugnis. Paulus will den Korinthern keine Gottesbeweise liefern, sondern nur Christus zeigen – und zwar als den Gekreuzigten. Der Gekreuzigte (und Auferstandene) ist die einzige Antwort auf die Frage nach dem unmenschlichen Leid.

1.) „Leiden ist keine Strafe Gottes.“ Der Satz ist eine pure Behauptung und steht im Widerspruch der Bibel von A bis Z. Schon das erste Leiden, das die ersten Menschen trifft, ist eindeutig eine Strafe Gottes. Da gibt es ein Gebot, eine Sanktion und die Strafe. Und das ist sogar die Todesstrafe! Und am Ende steht auch eine Strafe – die ewige. „Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten“ (Mt 25, 46) und die besteht in ewigem Feuer (vgl. Jud 7). Jesus selbst lässt keinen Zweifel daran, dass der Untergang Jerusalems eine Strafe ist: „... weil du die Zeit der Gnade nicht erkannt hast“ (Lc 19, 44). Wollen wir angesichts dieser so klaren Worte Gott selber ins Wort fallen und gegen ihn behaupten: „Aber das Leiden ist keine Strafe!“?

Und natürlich muss sofort auf das Leiden der Unschuldigen hingewiesen werden. Sie sind sicher weitaus in der Überzahl gegenüber den Schuldigen. Auch die ungeborenen Kinder leiden. Niemand wird da an eine Strafe denken.

2.) „Gutes und Böses, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen vom Herrn“ (Sir 11,14). Jesus, der Sohn des Sirach, verbreitet hier keinen Fatalismus, sondern er bezeugt die „ewige Macht und Gottheit“ (Rö 1, 20). Wir müssen Gott Gott sein lassen und ihn auch dann preisen, wenn wir ihn nicht verstehen. Wer von uns Menschen kann denn Gottes Weisheit ergründen und seine unergründlichen Pläne erfassen? Job hat versucht, sich dem schlagenden Gott zu rechtfertigen und muss am Ende eingestehen: „So hab ich denn im Unverstand geredet über Dinge, die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind... Darum widerrufe ich“ (Job 42, 3.6).


Wie kommen wir damit zurecht? Ist ein solches Gottesbild nicht furchtbar? Ja, und wir sollten auch Gott wieder fürchten lernen. In der größten Not und Gefahr seines Volkes ruft der Prophet Hosea zur Umkehr auf. „Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat uns (Wunden) geschlagen, er wird sie auch heilen, er hat verwundet, er wird auch verbinden“ (Hos 6,1). Welch ein Glaube an den guten Gott! Derselbe ist es, der Wunden schlägt und heilt; seine Hand schlägt zu – aber dieselbe Hand verbindet auch. Wir müssen viel größer von Gott denken.

3.) Es ist auch ein Denkfehler, wenn wir Strafe, Leiden und Schmerzen nur negativ sehen. Natürlich ist die Strafe zunächst schmerzlich und Leiden tut weh. Wenn man nur immer an die/seine Schmerzen denkt, kann man verzweifeln. Man muss „dahinter“ kommen. „Der Schmerz ist ein heiliger Engel und durch ihn sind die Menschen größer geworden als durch alle Freuden der Welt“, sagt A. Stifter. Nach C. G. Jung ist die Selbstwerdung oder Ganzwerdung des Menschen eine Kreuztragung. „Das Leiden muss überwunden werden, und überwunden wird es nur, indem man es trägt.“ Es geht also darum, im Leiden einen Sinn zu erkennen. Und den gibt es. Wenn man so oft vom „sinnlosen Leiden“ spricht, so liegt gerade hier der Drehpunkt. Christus hat aber gerade das sinnlose Leiden auf sich genommen und dadurch zu einem „heilbringendem Leiden“ gemacht. Er hat das Leiden überwunden, indem er für andere, „für uns“ gelitten hat. Paulus hat das bald erkannt. „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an dem Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1, 24). Und jetzt freut er sich in dem Leiden, die er für die Kolosser trägt! (ebd.)

Auch die Strafe an sich darf nicht nur negativ gedacht werden. Es gibt eine poena medicinalis, eine heilsame Strafe, schon im rein menschlichen Bereich. Verheerend wirkt sich vielmehr die Straflosigkeit in der menschlichen Entwicklung aus. Im Jahre 1998 kam die ruandische Regierung zur Auffassung, die bisherige Kultur der Straflosigkeit habe zu der Welle ungesühnter Straftaten in den vergangenen 40 Jahren zwischen Hutu und Tutsi in dem übervölkerten Kleinstaat beigetragen. Wo nicht (mehr) gestraft wird, lässt man eben die anderen leiden.

4.) Es gibt keine Lösung von Leid und Schuld, von Sünde und Strafe, außer der Erlösung durch Jesus Christus. Sein Leiden ist heilbringend (beata passio), seine Strafe ist erlösend, sein Tod bedeutet Leben. Da ist die Strafe, die ungeschuldete, die maßlose. „Der Herr legte auf ihn die Schuld von uns allen... zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm... durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 53, 4. Lied vom Gottesknecht). Dieses Leiden ist also von Gott! Es ist im buchstäblichen Sinn eine Strafe Gottes. Warum aber darf dann ein Leiden eine Strafe Gottes sein..? Wir dürfen ja in der strafenden Hand Gottes auch die heilende sehen. Es ist die gleiche Hand.

5.) Den tiefsten Sinn erreicht also das Leiden in der Sühne. Sie ist das freiwillige stellvertretende Leiden des Unschuldigen. So kam Mahatma Gandhi zur Überlegung: „Ob die Überlieferung von Jesus geschichtlich erwiesen ist oder nicht: für mich ist sie wahrer als die Geschichte... weil sie ein ewiges Gesetz darstellt – das Gesetz vom stellvertretenden Leiden des Unschuldigen.“ Und wir Christen bräuchten wirklich nicht mehr darüber zu philosophieren. Den Gekreuzigten vor Augen schreibt der Apostel: „Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern für die der ganzen Welt“ (1 Jo 2,2).

Es ist Johannes Paul II, der es wagt, das „Evangelium vom Leiden“ zu verkünden. „Die Zeugen des Kreuzes und der Auferstehung Christi haben der Kirche und der Menschheit ein besonderes Evangelium vom Leiden überliefert. Der Erlöser selbst hat dieses Evangelium zuerst mit seinem eigenem Leiden geschrieben...“ (Salvifici doloris, Nr. 25).

Nein, nie wird ein Mensch je die Frage nach dem Leiden beantworten können. Sie bleibt ungelöst bis ans Ende der Menschheit. Und doch gibt es einen Satz, der diese Frage zum Schweigen bringen kann. Denn:

„So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt,
nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Jo 3, 17)

+ Dr. Georg Eder,
Erzbischof

Foto Erzbischof Eder (c) Erzdiözese Salzburg


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Leid

  1. Kann Gott grausam sein?
  2. Krankheit und Kreuz
  3. Das Vermächtnis Johannes Pauls II.: Nur das Leiden rettet die Welt
  4. Mein Leben hing am seidenen Faden






Top-15

meist-gelesen

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  3. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  4. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  5. Eine strahlende Braut Christi im isländischen Karmel - Sr. Bianca hat ihre Lebensberufung gefunden
  6. Ein brasilianisches Modell wird Nonne und erobert die sozialen Netzwerke
  7. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  8. Liturgie – ein „katholischer Queer-Gottesdienst“ – oder kirchliche „Identitätspolitik“
  9. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  10. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  11. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  12. Auch Erzbistum Köln geht auf Distanz zum umstrittenen DBK-Papier über sexuelle Orientierung
  13. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  14. New York: Messbesucherzahlen und Konversionen gehen rasant in die Höhe
  15. Maria - Causa Salutis

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz