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Der Hunger in der Welt darf uns Christen nicht kaltlassen15. Februar 2016 in Kommentar, 11 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Über die ungerechte Verteilung von Vermögen auf der Welt. Von Rolf Zwick
Wetzlar (kath.net/idea) Es war eine Nachricht, die durch viele Medien ging: Die 62 reichsten Menschen der Welt besitzen so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Kurz zuvor hatte die Hilfsorganisation Oxfam eine entsprechende Studie beim Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht. Sie zeigt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer dramatischere Ausmaße annimmt. Noch vor fünf Jahren waren es 388 Menschen, die über die Hälfte des Weltvermögens verfügten. Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger Anders als manche Fragen der Sexualethik lässt diese Nachricht viele Christen jedoch kalt. Dabei trägt die ungleiche Verteilung des Weltvermögens mit dazu bei, dass weltweit täglich etwa 20.000 Menschen verhungern und alle fünf Sekunden ein Kind deswegen stirbt. Auch Deutschland, so die Oxfam-Studie, ist eines der Länder mit der größten Ungleichheit.
Paulus: Euer Überfluss diene ihrem Mangel Die christliche Ethik geht davon aus, dass alle Menschen vor Gott gleich sind. In der Bibel gehört auch eine gerechte Besitzverteilung zur Würde des Menschen. Wegweisend dazu ist die wunderbare Speisung des Volkes Israel in der Wüste (2. Buch Mose), bei der jeder gerade genug bekam: Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluss, und wer wenig sammelte, hatte keinen Mangel. Die Propheten haben die Umverteilung des Reichtums immer wieder angemahnt, und auch für Jesus gehörte ein neuer Umgang mit Besitz zur Nachfolge. Paulus hat diesen Lebensstil in 2. Korinther 8,14 so zusammengefasst: Euer Überfluss diene ihrem Mangel. Auch wirtschaftlich ist eine gerechtere Verteilung des Reichtums vernünftig. Das erkennen immer mehr Wirtschaftsfachleute und Manager. Der Weltwährungsfonds IWF sagt, dass der zunehmende Unterschied zwischen Arm und Reich das Wirtschaftswachstum bremst. Wir brauchen eine Wirtschaft, die für alle Menschen ein Gewinn ist. Ein Grund ist die ungerechte Besteuerung Fragt man die Experten, warum die Schere immer größer wird, bekommen wir zur Antwort, dass die Reichen viel weniger Steuern zahlen als die Armen. Neun der zehn größten Unternehmen der Welt etwa haben viele Milliarden in Steueroasen geparkt. Viele reiche Deutsche sind offiziell in Steuerparadiesen zu Hause und das ganz legal. Als eine der Ursachen für die Kluft in Deutschland gilt auch die Tatsache, dass Löhne höher versteuert werden als Kapitaleinkünfte. Die Vermögenssteuer wurde abgeschafft. Entgegen der biblischen Ethik ist bei uns und in vielen anderen Ländern der Arbeiter nicht seines Lohnes wert (1. Timotheus 5,18). Die Steuerflucht kostet uns jährlich 100 Milliarden Euro Ein gerechteres Steuersystem könnte auch neue Aspekte in der Diskussion um die Flüchtlinge bringen: Nach aktuellen Berechnungen kosten uns die Flüchtlinge zurzeit etwa 10 bis 11 Milliarden Euro im Jahr. Nach Expertenschätzungen gehen unserem Land durch Steuerflüchtlinge aber rund 100 Milliarden Euro jährlich verloren. Gleichzeitig wissen Kritiker und Befürworter der aktuellen Flüchtlingspolitik, dass bei einer gerechteren Verteilung des Reichtums viele Menschen in ihren Heimatländern bleiben könnten. Auf diesem Hintergrund sollte es ein vordringliches christliches Anliegen sein, eine gerechtere Politik zu fordern, die Steuerschlupflöcher schließt und die Reichen angemessen zur Kasse bittet. Der Autor, Pfarrer Rolf Zwick, ist Leiter des evangelischen Jugendzentrums Weigle-Haus in Essen und Vorsitzender der Micha Initiative Deutschland, die sich gegen extreme Armut und für globale Gerechtigkeit einsetzt.
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Lesermeinungen | wandersmann 18. Februar 2016 | | | @Adson "Gott will NICHT, dass Abrahams Sohn geopfert wird. "Hier", sagt Er, "da ist ein Opferlamm, nimm das"."
Aber das scheint mir doch genau das zu sein, was ich unter "versöhnliches" geschrieben habe.
Abraham unterliegt einer Täuschung indem er glaubt, dass Gott das Opfer will. Folglich handelt er so, wie Gott es seiner Meinung nach von ihm verlangt. Das gefällt Gott.
Viel weniger hätte es Gott gefallen, wenn er an Stelle seines Sohnes direkt das Opferlamm als Ersatz hätte opfern wollen. Das ist zwar Gottes eigentlicher Wille in bezug auf den geschichtlichen Verlauf der Dinge, aber in Bezug auf den Gehorsam wäre es eben nicht das, was Gott wollte. | 0
| | | 17. Februar 2016 | | | @wandersmann, Sie sind ein Christ so recht nach Richard Dawkins' Herzen Der versteht die Erzählung von der Opferung Isaaks nämlich ganz genau so wie Sie, hat aber nicht genug Gottesfurcht (im schlechten Sinn des Wortes) um einer solchen Religion noch angehören zu wollen.
In Wirklichkeit ist die Pointe dieser Biblestelle das genaue Gegenteil:
Israel lebte in einer kulturellen Umgebung, die das Menschenopfer noch kannte, insbesondere auch das Opfer kleiner Kinder an den Baal Moloch. Insofern beginnt die Erzählung von Abraham und Isaak gar nicht 'ungewöhnlich' für die damalige Zeit: ein Gott verlangt das wertvolle Opfer, das ihm zusteht: den erstgeborenen Sohn.
Ungewöhnlich geht es aber weiter: Das Opfer wird gar nicht angenommen. Der Gehorsam Abrahams wird zwar gelobt, aber der dramatisch zugespitzt erzählte Höhepunkt ist der: Gott will NICHT, dass Abrahams Sohn geopfert wird. "Hier", sagt Er, "da ist ein Opferlamm, nimm das".
Im Neuen Testament wird das noch weitaus überboten:
Gottes eigener, erstgeborener Sohn ist es, der geopfert wird. | 0
| | | wandersmann 17. Februar 2016 | | | @philip Zunächst sei an das Folgende erinnert:
Die Opferung Isaaks (hebräisch עֲקֵידָה akedah, „Bindung“; arabisch ذبح, DMG Ḏabḥ ‚Schlachtung‘) ist eine Erzählung des Alten Testaments (Gen 22,1–19 EU). Gott befiehlt darin Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern. An der Opferstätte hält ein Engel Abraham jedoch im letzten Moment davon ab, seinen Sohn zu töten. Daraufhin wird Abraham für seine Gottesfurcht belohnt, da er bereit war, dieses große Opfer zu bringen.
Generell rede ich aber nicht von irgendeinem Gott, sondern von dem Gott, der geboten hat: "Du sollst nicht töten."
In einigen Fragen kann man aber offenbar unterschiedlicher Meinung sein, was der Wille Gottes ist und um solche Fragen geht es mir. | 0
| | | 16. Februar 2016 | | | Nein... @wandersmann: Nein. Warum? Wenn jemand z.B. absurderweise glaubt, für Gott töten zu müssen, dann zählt eben nicht nur der Wille, dass Gute tun zu wollen. Und dann wartet man eben nicht, bis die Person von selbst erkennt, dass sie eben nicht Gottes Willen tut. Denn wie lange sollen denn ihrer Meinung nach alle leiden, bis der eine zur Erkenntnis kommt. Dafür gibt es ja z.B. die Soziallehre der Kirche. | 1
| | | Stefan Fleischer 15. Februar 2016 | | | Ich lese gerade den Tagesspruch für morgen: (aus "Getwitter zu Fastenzeit")
"Die Armut in der Welt
lässt sich nur bekämpfen
mit der Tugend der Armut." | 2
| | | Stefan Fleischer 15. Februar 2016 | | | Indem man - selbst unbewusst Neid und Hass schürt, erweist man den Armen und Benachteiligten einen Bärendienst. Manchmal denke ich, die Kirche müsste wieder mehr auch eine Kirche für die Reichen werden. Auch sie, d.h. nicht wenige von ihnen, stehen am Rande der Gesellschaft, gehören zu jenen verlorenen Schafen, die es heimzuholen gilt. Einen einzigen Egozentriker (wie materiell reich oder arm er ist spielt keine Rolle) zur Umkehr zu führen, wäre für eine gerechtere Welt weit effizienter als die (erzwungene) Umverteilung von Millionen. | 3
| | | 15. Februar 2016 | | | Das ist ja mal interessant. Die Gegenstimme zu Hrn. Zeller-Zellenberg kürzlich. Könnte man die beiden Herren vielleicht zum Streitgespräch laden? Wäre sicher spannend!
@wandersmann:
"sollen wir dem Besitz doch entsagen und nicht um die 'gerechte' Verteilung des Besitzes kämpfen"
Sie wurden doch schon unter dem älteren Artikel durch Zitate anderer Heiliger bzw. aus der kath. Soziallehre widerlegt und wiederholen derlei immer noch? Ist das jetzt Satire/Trollerei, oder meinen Sie solche Sätze am Ende noch ernst?
Jetzt mal grundsätzlich gesprochen:
Gottgewollt und ein Weg zum Heil ist maximal die EIGENE Armut, und das kann auch nur der Betroffene selbst wissen. Die Armut ANDERER ist für den Christen ein Skandal, gegen den er sehr wohl ankämpfen muss. Und wenn Sie mir das nich glauben: Derzeit sind im Netz überall die Predigten des Hl. Vaters in Mexiko zu finden. Schauen Sie doch mal rein.
@Aetius:
Es ist nicht nur "Leistung". Gates und Zuckerberg sind beide keine Bösewichter, aber da war auch viel GLÜCK dabei. | 2
| | | Bonifaz2010 15. Februar 2016 | | |
"Wir brauchen eine Wirtschaft, die für alle Menschen ein Gewinn ist." - Dann sollte sich Pfarrer Zwick für die Ausbreitung des Kapitalismus einsetzen. Denn es gibt kein anderes Wirtschaftssystem, das für die breiten Massen soviel Wohlstand schafft wie die Marktwirtschaft. Hingegen ist die Armut und Ausbeutung in den Ländern am größten, die nicht kapitalistisch organisiert sind.
Pfarrer Zwick und viele andere reden zwar immer von der Umverteilung von Wohlstand, machen sich aber selten Gedanken darüber, wie Wohlstand eigentlich geschaffen wird. Sicherlich nicht dadurch, dass man diejenigen, die viel Geld und ihres Existenz riskieren, Unternehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen "zur Kasse bittet", wie Pfarrer Zwick aber fordert. | 4
| | | Aetius 15. Februar 2016 | | | Gerechtigkeit und Gleichheit Abgesehen davon, daß die Oxfam-"Studie" inhaltlicher Blödsinn ist, verwechselt der Autor Gleichheit und Gerechtigkeit.
Eine ungleiche Vermögensverteilung kann ungerecht sein, muß es aber nicht. Gerechtigkeit ist "Suum quique". Gehen wir davon aus, daß George Soros sein Geld nicht ergaunert, sondern erarbeitet hat, so ist sein Vermögen gerecht.
Es mag einen seltsam anmuten, aber Mark Zuckerberg hat sein Milliardenvermögen mit der richtigen Idee erarbeitet. Er hat niemandem etwas gestohlen. Das er 46 Milliarden USD besitzt und ich vielleicht 46.000, ist ungleich, aber nicht ungerecht.
Wenn einer dieselben Leistungen vom Staat bekommt wie ich, warum ist es dann gerecht, daß er mehr Steuern zahlt? Es ist vielleicht politisch sinnvoll, aber gerecht? | 5
| | | wandersmann 15. Februar 2016 | | | Das ist Unsinn Hl. Franz von Sales
"Deine Armut hat
zwei große Vorteile,
die dir viel Verdienst bringen
können: der erste besteht darin, daß dir die Armut ohne eigene Wahl
zugefallen ist, allein nach dem Willen Gottes, der dich arm gemacht hat
ohne irgendeine Mitwirkung deines eigenen Willens. Was wir aber aus-
schließlich vom Willen Gottes annehmen, ist ihm sehr wohlgefällig, wenn wir es nur gern und aus Liebe zu seinem heiligen Willen aufnehmen. Wo
weniger vom Eigenwillen ist, da ist mehr vom heiligen Willen Gottes.
Die einfache, widerspruchslose Annahme des göttlichen Willens macht
ein Leid erst völlig lauter und rein."
Wer die Armut abschaffen oder gerecht verteilen will, der sagt damit gleichzeitig, dass es Gott nicht zusteht einzelne Menschen auf dem Weg der Armut zum Heil zu führen. Das ist aber nun einmal der Weg, den Gott für sehr viele Menschen vorgesehen hat und den er auch nicht ändern wird, denn Mt 26,11 die Armen habt ihr allezeit.
Ja, er ist nicht ganz politisch korrekt unser Gott. | 5
| | | Stefan Fleischer 15. Februar 2016 | | | Das Problem ist dass wir wohl kaum je eine auch nur ein wenig gerechtere Welt schaffen können, wenn wir dabei immer mehr Gottes Gerechtigkeit ausblenden, ja oftmals - wenn auch nur indirekt - leugnen. Wenn Gott nicht mehr der Herr seiner Schöpfung ist, dann gibt es eben Millionen und Milliarden von Herren, von denen jeder eine eigene Gerechtigkeit hat nach dem Motto: "Was ich bauche ist mein Recht!" | 4
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