Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  5. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  6. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  7. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  8. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  9. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  12. Erneuert Euer ‘JA zu Gott und seinem heiligen Volk’
  13. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  14. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  15. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden

Der Mensch ist und bleibt 'unheilbar religiös'

10. Juli 2018 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die forcierte Zurückdrängung des Christentums in Deutschland und Europa hat nicht etwa zum Aussterben der Religion geführt, sondern nur zu anderen Formen - Die monatliche Kolumne 'Intelligo ut iudicem' von Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Eine Freundin von mir besucht einen Kurs, in dem sie lernt, selbständig Kerzen herzustellen. Sie tut dies nicht etwa, weil sie befürchten müsste, künftig nicht mehr über genug finanzielle Mittel zum Erwerb industriell gefertigter Kerzen zu verfügen. Im Gegenteil, für das Geld, das sie in besagten Kurs investiert, könnte sie sich vermutlich für den Rest ihres Lebens mit Kerzen eindecken.

Vielmehr tut sie es, wie sie sagt, zur Entspannung. Es tue gut, mal wieder einer manuellen Tätigkeit nachzugehen. Ich frage mich, was wohl ein Kerzengießer aus dem 15. Jahrhundert gedacht hätte, wäre er mit der Vorstellung konfrontiert worden, sein Beruf werde eines Tages als entspannendes Hobby betrachtet werden.

Wir Menschen sind schon eine merkwürdige Spezies. Wir lassen uns alle möglichen Tätigkeiten von Maschinen abnehmen, nur um dann später festzustellen, dass diese Tätigkeiten zu unserem ureigensten Wesen gehören, weshalb wir sie auf künstliche Art und Weise in unser Leben zurückholen. Wer hätte sich vor 300 Jahren träumen lassen, dass unser Land einmal mit Fitnessstudios übersät sein würde? Einst noch ein Randphänomen für Bodybuilder, ist der regelmäßige Besuch in einem solchen Studio heute für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Fragt man nach den Motiven, so wird an erster Stelle immer die Gesundheit genannt – und ohne Zweifel trägt die sportliche Betätigung zu einem gesunden Leben bei. Wie beim Kerzenselbermachkurs geht es auch hier letztlich um das menschliche Urbedürfnis nach körperlicher Betätigung, das in unserer heutigen Zeit durch den normalen Alltag nicht mehr befriedigt wird.


Nun kommen als nächster Schritt die Digitalisierung sowie die künstliche Intelligenz hinzu. Konnten die meisten von uns früher noch Dutzende von Telefonnummern und anderer Daten auswendig, sind diese nun alle irgendwo gespeichert und jederzeit abrufbar. Wichtige Geschäftsaktivitäten wie Börsenhandel und Werbemaßnahmen werden bereits von Computern und Algorithmen übernommen. Schon bald wird es vielleicht nicht mal mehr notwendig sein, eine Fremdsprache zu lernen, weil uns digitale Simultanübersetzer immer und überall zur Seite stehen. Was aber wird es für die Menschheit bedeuten, wenn sie, nachdem sie bereits sämtliche körperlichen Tätigkeiten an Maschinen abgegeben hat, nun auch noch ihre mentalen Aktivitäten auslagert? Wird man auch hier irgendwann feststellen, dass man dieser Dinge doch nicht so einfach entbehren kann? Wird es bald an jeder Ecke ein Gehirn-Fitnessstudio geben, in denen man im Kurs Power Thinking komplizierte Rechenaufgaben löst?

„Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann.“ Diese Worte Benedikts XVI. werden, so möchte man hoffen, als prophetisch in die Geschichte eingehen – und zwar nicht im Sinne einer Zukunftsvorhersage, sondern als fundamentale Mahnung zum richtigen Zeitpunkt! Seine Mahnung trifft auf so vielen Gebieten ins Schwarze, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. In unserem Zusammenhang ist sie so zu verstehen: Der Mensch soll sich nicht aller seiner natürlichen Aktivitäten durch (vermeintlichen) Fortschritt berauben.

Auf missionarischem Gebiet gibt diese Mahnung allerdings Hoffnung. Ähnlich der Abschaffung körperlicher und geistiger Aktivitäten versucht unsere Gesellschaft seit Jahrhunderten, auch die Bedürfnisse der menschlichen Seele zu leugnen. Als der französische Revolutionär Joseph Fouché 1793 die Kirche durch den ‚Kult der Vernunft‘ ersetzte, glaubte er, das Christentum sei überholt und bald überwunden. Als der deutsche Philosoph Karl Marx die Religion 1844 als „Opium des Volkes“ bezeichnete, glaubte er, das Christentum sei überholt und bald überwunden. Als der österreichische Psychologe Sigmund Freud die Religion 1907 als eine „universelle Zwangsneurose“ bezeichnete, glaubte er, das Christentum sei überholt und bald überwunden. Diese Aufzählung ließe sich bis in unsere heutige Zeit fortführen, über Kommunisten und Nationalsozialisten bis hin zu modernen Atheisten wie Richard Dawkins oder Philipp Möller.

Gelungen ist dieses Vorhaben nie und es wird auch niemals gelingen. Der Mensch ist und bleibt „unheilbar religiös“, wie es der russische Philosoph Nikolai Berdjajew (1874-1948) ausdrückte. Die forcierte Zurückdrängung des Christentums in Deutschland und Europa hat nicht etwa zum Aussterben der Religion geführt, sondern nur zu anderen Formen. In die vorgefundene Lücke stößt einerseits der Islam, andererseits die Esoterik. Wenn die Kirche diesen Kräften das Feld kampflos überlässt, liegt der Fehler allein bei ihr. Die Ausrede, die Menschen seien heute einfach weniger religiös als früher, verfängt nicht. Der Beruf des Kerzenzgießers mag durch den Fortschritt überflüssig geworden sein, der des Pfarrers ist es gewiss nicht.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Intelligo ut iudicem

  1. Die verzerrte öffentliche Wahrnehmung von Sri Lanka und Christchurch
  2. Aber um des Menschen willen, nicht zur Besänftigung des Klimas
  3. Die verlorene Ehre der Annegret K.-K.
  4. Der Irrglaube des Bischofs von Hildesheim
  5. Die wahre Lehre kann mit der Irrlehre keinen Kompromiss eingehen
  6. Ist Abtreibung ein Auftragsmord?
  7. Leider spielte auch die Kirche dieses gruselige Spiel eifrig mit
  8. Verflucht sei, wer den Auftrag des HERRN lässig betreibt!
  9. Leitkultur!
  10. Ist denn Christus zerteilt?






Top-15

meist-gelesen

  1. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  5. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  8. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  9. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  10. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  11. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  12. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'
  13. Rote Karte mit Maria von Guadalupe
  14. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  15. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz