Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  2. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  5. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  6. ARD zeigt Kabarettistin mit schweren Impfschäden nach Corona-Impfung
  7. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  8. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  9. 'Ich denke einfach, dass Gott unser Bestes verdient'
  10. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  11. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  12. Erhebliches Defizit bei Vatikan-Pensionsfonds: Papst schlägt Alarm
  13. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  14. Alle Macht den synodalen Räten?
  15. Scorsese startet Film-Serie über Heilige

Der Mensch ist und bleibt 'unheilbar religiös'

10. Juli 2018 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die forcierte Zurückdrängung des Christentums in Deutschland und Europa hat nicht etwa zum Aussterben der Religion geführt, sondern nur zu anderen Formen - Die monatliche Kolumne 'Intelligo ut iudicem' von Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Eine Freundin von mir besucht einen Kurs, in dem sie lernt, selbständig Kerzen herzustellen. Sie tut dies nicht etwa, weil sie befürchten müsste, künftig nicht mehr über genug finanzielle Mittel zum Erwerb industriell gefertigter Kerzen zu verfügen. Im Gegenteil, für das Geld, das sie in besagten Kurs investiert, könnte sie sich vermutlich für den Rest ihres Lebens mit Kerzen eindecken.

Vielmehr tut sie es, wie sie sagt, zur Entspannung. Es tue gut, mal wieder einer manuellen Tätigkeit nachzugehen. Ich frage mich, was wohl ein Kerzengießer aus dem 15. Jahrhundert gedacht hätte, wäre er mit der Vorstellung konfrontiert worden, sein Beruf werde eines Tages als entspannendes Hobby betrachtet werden.

Wir Menschen sind schon eine merkwürdige Spezies. Wir lassen uns alle möglichen Tätigkeiten von Maschinen abnehmen, nur um dann später festzustellen, dass diese Tätigkeiten zu unserem ureigensten Wesen gehören, weshalb wir sie auf künstliche Art und Weise in unser Leben zurückholen. Wer hätte sich vor 300 Jahren träumen lassen, dass unser Land einmal mit Fitnessstudios übersät sein würde? Einst noch ein Randphänomen für Bodybuilder, ist der regelmäßige Besuch in einem solchen Studio heute für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Fragt man nach den Motiven, so wird an erster Stelle immer die Gesundheit genannt – und ohne Zweifel trägt die sportliche Betätigung zu einem gesunden Leben bei. Wie beim Kerzenselbermachkurs geht es auch hier letztlich um das menschliche Urbedürfnis nach körperlicher Betätigung, das in unserer heutigen Zeit durch den normalen Alltag nicht mehr befriedigt wird.


Nun kommen als nächster Schritt die Digitalisierung sowie die künstliche Intelligenz hinzu. Konnten die meisten von uns früher noch Dutzende von Telefonnummern und anderer Daten auswendig, sind diese nun alle irgendwo gespeichert und jederzeit abrufbar. Wichtige Geschäftsaktivitäten wie Börsenhandel und Werbemaßnahmen werden bereits von Computern und Algorithmen übernommen. Schon bald wird es vielleicht nicht mal mehr notwendig sein, eine Fremdsprache zu lernen, weil uns digitale Simultanübersetzer immer und überall zur Seite stehen. Was aber wird es für die Menschheit bedeuten, wenn sie, nachdem sie bereits sämtliche körperlichen Tätigkeiten an Maschinen abgegeben hat, nun auch noch ihre mentalen Aktivitäten auslagert? Wird man auch hier irgendwann feststellen, dass man dieser Dinge doch nicht so einfach entbehren kann? Wird es bald an jeder Ecke ein Gehirn-Fitnessstudio geben, in denen man im Kurs Power Thinking komplizierte Rechenaufgaben löst?

„Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann.“ Diese Worte Benedikts XVI. werden, so möchte man hoffen, als prophetisch in die Geschichte eingehen – und zwar nicht im Sinne einer Zukunftsvorhersage, sondern als fundamentale Mahnung zum richtigen Zeitpunkt! Seine Mahnung trifft auf so vielen Gebieten ins Schwarze, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. In unserem Zusammenhang ist sie so zu verstehen: Der Mensch soll sich nicht aller seiner natürlichen Aktivitäten durch (vermeintlichen) Fortschritt berauben.

Auf missionarischem Gebiet gibt diese Mahnung allerdings Hoffnung. Ähnlich der Abschaffung körperlicher und geistiger Aktivitäten versucht unsere Gesellschaft seit Jahrhunderten, auch die Bedürfnisse der menschlichen Seele zu leugnen. Als der französische Revolutionär Joseph Fouché 1793 die Kirche durch den ‚Kult der Vernunft‘ ersetzte, glaubte er, das Christentum sei überholt und bald überwunden. Als der deutsche Philosoph Karl Marx die Religion 1844 als „Opium des Volkes“ bezeichnete, glaubte er, das Christentum sei überholt und bald überwunden. Als der österreichische Psychologe Sigmund Freud die Religion 1907 als eine „universelle Zwangsneurose“ bezeichnete, glaubte er, das Christentum sei überholt und bald überwunden. Diese Aufzählung ließe sich bis in unsere heutige Zeit fortführen, über Kommunisten und Nationalsozialisten bis hin zu modernen Atheisten wie Richard Dawkins oder Philipp Möller.

Gelungen ist dieses Vorhaben nie und es wird auch niemals gelingen. Der Mensch ist und bleibt „unheilbar religiös“, wie es der russische Philosoph Nikolai Berdjajew (1874-1948) ausdrückte. Die forcierte Zurückdrängung des Christentums in Deutschland und Europa hat nicht etwa zum Aussterben der Religion geführt, sondern nur zu anderen Formen. In die vorgefundene Lücke stößt einerseits der Islam, andererseits die Esoterik. Wenn die Kirche diesen Kräften das Feld kampflos überlässt, liegt der Fehler allein bei ihr. Die Ausrede, die Menschen seien heute einfach weniger religiös als früher, verfängt nicht. Der Beruf des Kerzenzgießers mag durch den Fortschritt überflüssig geworden sein, der des Pfarrers ist es gewiss nicht.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Herbstlicht 11. Juli 2018 
 

Körper und Seele

Viele der sich modern fühlenden Menschen denken wohl, unabhängig von Gott zu sein, falls sie überhaupt an die Existenz Gottes glauben.
"Wir sind doch erwachsen, denken und handeln selbständig und haben es daher nicht nötig, in irgendeiner abhängigen Weise einem einem sog. "höheren Wesen anzuhangen, denn das würde ihren Stolz und ihr Selbstbild ankratzen.

Aber vielleicht ist doch, wenigstens hin und wieder, ein Sehnen und bohrendes Fragen in ihnen, ob es da nicht doch mehr geben könnte.

Der Körper gibt sich mit dem Diesseitigen zufrieden und wird immer wieder satt.
Doch die Seele ...?
Womit nährt sie sich?
Was an Irdischem kann sie auf Dauer zufriedenstellen?


1
 
 Joy 11. Juli 2018 
 

Schade, dass die besten Kommentare

so wenig Resonanz bekommen! Die Analyse ist wirklich brilliant und hilfrech, viel konstruktiver als der ewige innerkirchliche Ärger ....


3
 
 Joy 10. Juli 2018 
 

Scharfsinniger Kommentar

Gefällt mir, der Ansatz, danke!


5
 
 athanasius1957 10. Juli 2018 
 

André malraux

Vor dem langen Marsch Maos war André Malraux Politkommissär der chinesischen Volksarmee und prägte das Wort
"L'homme est un Etre Religieux!"


3
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Intelligo ut iudicem

  1. Die verzerrte öffentliche Wahrnehmung von Sri Lanka und Christchurch
  2. Aber um des Menschen willen, nicht zur Besänftigung des Klimas
  3. Die verlorene Ehre der Annegret K.-K.
  4. Der Irrglaube des Bischofs von Hildesheim
  5. Die wahre Lehre kann mit der Irrlehre keinen Kompromiss eingehen
  6. Ist Abtreibung ein Auftragsmord?
  7. Leider spielte auch die Kirche dieses gruselige Spiel eifrig mit
  8. Verflucht sei, wer den Auftrag des HERRN lässig betreibt!
  9. Leitkultur!
  10. Ist denn Christus zerteilt?







Top-15

meist-gelesen

  1. Heiliges Jahr - Große ROMREISE zu OSTERN 2025 - 9 Tage - Mit Assisi, Loretto, Manoppello und Padua
  2. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN!
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Unmittelbar vor der Todesspritze: Niederländerin (22) sagt NEIN zur Euthanasie
  5. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  6. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  7. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  8. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  9. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  10. Beeindruckend: Volvo präsentiert Werbung, die eine ungeplante Schwangerschaft und das Kind bejaht
  11. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  12. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  13. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  14. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  15. ARD zeigt Kabarettistin mit schweren Impfschäden nach Corona-Impfung

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz