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Zeitgenossen Jesus der Galiläer, Seneca der Römer7. November 2018 in Kommentar, 3 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Der Mann aus Galiläa hat keine Bücher geschrieben, der Römer sehr wohl. Was ist von der zeitgerechten Botschaft des Galiläers und der zeitgemäßen Gelehrsamkeit des Römers geblieben? Gastbeitrag von Helmut Müller
Vallendar (kath.net) Der Mann aus Galiläa hat keine Bücher geschrieben. Von ihm diktiert, besitzen wir keine einzige Zeile. Gerade einmal 3 Jahre, vielleicht auch nur ein Jahr, dauerte seine öffentliche Wirksamkeit. Wenn er in dieser kurzen Zeit vor einem ergebenen Publikum sprach, waren es des Schreibens unkundige galiläische Fischer; sprach er vor einem schriftkundigen Publikum, musste er damit rechnen, dass er zu allem entschlossene Gegner seiner Botschaft vor sich hatte. Das Drama seines Lebens, das in einem Viehstall begann und am Kreuz, dem Galgen der Antike, endete, vollzog sich zu allem Überfluss in einer Provinz des Imperium Romanum, die sich dadurch auszeichnete, in Ungnade gefallene römische Patrizier als Regenten zu beherbergen. Noch mehr verwundert das gewaltige Echo seines Lebens, wenn man Leben und Werk eines berühmten Zeitgenossen dagegenhält, der heute vielleicht noch Thema im großen Latinum ist und im Geschichtsunterricht, weil er der Lehrer Neros war. Die Rede ist von Seneca (4 v. - 65 n. Chr.), wie der Nazarener ein Mann mit hohen ethischen Ansprüchen. Von ihm besitzen wir schriftlich mehr aus erster Hand als von dem Galiläer - vielfach dubios - aus zweiter Hand. Den drei Jahren, oder auch nur einem Jahr, öffentlicher Wirksamkeit in der galiläischen und judäischen Provinz, stehen Jahrzehnte rednerischer und schriftstellerischer Tätigkeit im Zentrum der Macht des Imperium Romanum, am Kaiserhof in Rom, gegenüber. Das Pendant zum Stall von Bethlehem ist ein römisches Patrizierhaus, die Todesangst in Gethsemane, findet ihre Entsprechung in der Inszenierung eines selbstgewählten Todes mit dem Diktat des letzten Werkes auf den Lippen und dem Scheitern als Spottgestalt am Kreuz, steht der moralische Triumph im Tod über seinen Gegner Nero entgegen.
Der Tod des edlen Römers und der schmähliche Tod des Galiläers markieren jeder für sich eine Wende. Wie ein Lauffeuer breitete sich die Botschaft des letzteren binnen weniger Jahre im Imperium Romanum aus und nahm ihren Weg aus der galiläischen Provinz bis ins kaiserliche Rom. Noch zu Lebzeiten Senecas hatte die Botschaft des Nazareners in Rom Fuß gefasst. Der Genius Senecas jedoch verstaubte in Bibliotheken und in Bücherregalen römischer Patrizierhäuser, von wo er hin und wieder eine Reihe Intellektueller inspirierte. Selbst römische Kaiser wie Marc Aurel und Julian Apostata konnten ihm nicht auf Dauer Beachtung schaffen. Die Aufforderung des Mannes aus Nazareth in seine Fußstapfen zu treten, d. h. es nämlich ihm nachfolgen, war wider Erwarten zugkräftiger als dem ethischen Impuls Senecas zu folgen. Der Tod Senecas als imitatio Socratis zeigte zwar, wie gelöst und furchtlos Menschen dem Tod ins Auge zu sehen vermögen, aber der Tod bleibt schließlich Sieger wie genial auch der Sterbende die ars moriendi beherrscht haben mag. Die Botschaft des Mannes aus Nazareth war aber mit dem Tode noch nicht zu Ende. Die enttäuscht und ernüchtert in ihre Heimat zurückgekehrten galiläischen Fischer sprachen plötzlich wie verwandelt von seiner Auferstehung, von seinem Sieg über den Tod. Aus Hasenfüßen, die am Tag des Abendmahls ihren Meister verleugneten und am darauffolgenden endgültig Reißaus nahmen, wurden in der imitatio Christi todesmutige Bekenner, die den Tod weder durch Schwert noch Kreuz fürchteten und bekannten: "Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben" (Apg 4,20) Plötzlich wurde das einfache, ja armselige Leben des Mannes aus Nazareth in einem neuen Licht gesehen. Hunderttausende führten nämlich in Palästina und anderswo ein Leben, das dem des Nazareners in seiner Armseligkeit glich und durch einen erbärmlichen Tod besiegelt wurde. Mit der Auferstehung des nun als Christus geglaubten Mannes aus Nazareth hatte aber nun einer die Armseligkeit des Lebens hinter sich gelassen und mehr noch, einen überaus erbärmlichen und schmählichen Tod überwunden. Vielleicht gehörte gar nicht viel Glaube dazu, die Herrlichkeit des Reiches Gottes im Elend des Lebens und hinter der Schwelle des Todes zu erhoffen. In die Fußstapfen des Galiläers traten daher nach den Fischern vornehmlich alle "Mühseligen und Beladenen" und davon gab es im Imperium Romanum jede Menge. Die Botschaft wurde aber offensichtlich so überzeugend verkündet, gelebt und erfahren, dass nach und nach auch Sklaven ihre Herren, Analphabeten Intellektuelle, Arme Reiche, Heilige Sünder und Ohnmächtige Mächtige überzeugen konnten. Spätestens mit Konstantin und Theodosius strömten dann allerdings auch Massen von Pragmatikern, Karrieristen und Gleichgültigen in die Kirche. Die Botschaft des Galiläers wurde so vielfach zeitgemäß eingeebnet, zeitgemäß, wie es die Botschaft Senecas zu seiner Zeit gewesen ist. Die Sprengkraft aber, das der Zeit wirklich Gerechte in die jeweilige Zeit hinein zu sagen, wurde damit verschenkt. kath.net-Buchtipp: Zeitgerecht statt zeitgemäß Spurensuche nach dem Geist der Zeit im Zeitgeist Von Helmut Müller Hardcover, 244 Seiten 2018 Bonifatius-Verlag ISBN 978-3-89710-790-8 Preis Österreich: 15.40 EUR Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern: Link zum kathShop Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz: Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected] Buchhandlung Provini Berthier GmbH, Chur: Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected] Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.
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Lesermeinungen | Einsiedlerin 8. November 2018 | | | Vergleich Wikipedia:
"Die handschriftliche Überlieferung des Neuen Testaments ist besser und umfangreicher als die jedes anderen antiken Literaturdenkmals. Die ältesten Textzeugen liegen der Entstehungszeit der originalen Autographen sehr nahe.
Die für die Textgeschichte wesentlichen Handschriften werden aufgeteilt in Papyri, Majuskeln, Minuskeln, Lektionare und frühe Übersetzungen." Etc. etc. de.wikipedia.org/wiki/Textgeschichte_des_Neuen_Testaments | 0
| | | gott cooparative 8. November 2018 | | | Haar in der Suppe Den Vergleich des Römers Seneca mit Jesus finden wir hoch interessant und gibt für die heutige Zeit einiges her. Jeder mag da seine eigenen Schlüsse ziehen. Unbestritten ist die totale Verkopfung auf der einen Seite und der Praktiker, dessen Worte Taten sind und wo wenige Worte genügen, wie „stehe auf, nimm dein Bett und geh“ oder „all Deine Sünden sind dir vergeben“. Freilich, kann man von wesentlichen immer ablenken und da und dort etwas an einer vielleicht überspitzen vergleichenden Darstellung aussetzen, dies ändert aber nichts am Grundsätzlichen. | 0
| | | 7. November 2018 | | | Klingt hoch, ist inhaltlich aber nicht nur flach sondern unter Habe den Eindruck, dass oft von denen eine kaum zu verstehende Wortwahl verbraucht wird, die inhaltlich wohl selbst nicht wahrhaft zu Ihren Schlüssen stehen können.
Die Botschaft des Galiläers wurde so vielfach „zeitgemäß“ eingeebnet, zeitgemäß, wie es die Botschaft Senecas zu seiner Zeit gewesen ist. Die Sprengkraft aber, das der Zeit wirklich „Gerechte“ in die jeweilige Zeit hinein zu sagen, wurde damit verschenkt.
Als Katholik glaubt man an die Vorsehung, Lenkung Gottes bzw. wirken des heiligen Geistes.
Und wer hat hier etwas verschenkt?
Das geht gar nicht (etwa die Nachfolger Petri, oder alle Gläubige).
Das Evangelium ist für alle Menschen, wie auch Jesus für alle gestorben ist.
Nicht nur die Dummen und Armen.
Zumal es ein Hirngespinst ist zu glauben, keiner der tausenden Jünger oder zumindest Verehrer, Zuhörer hätte nicht schreiben können.
Sorry, ich glaube aber, dass zB der Zöllner schlauer war, wie der Dr. Theologe. | 1
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