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| Ein Lied für Nagasaki - Leseprobe 321. Dezember 2016 in Buchtipp, keine Lesermeinung Leseprobe 3 aus dem Buch "Ein Lied für Nagasaki". Von P. Paul Glynn Linz (kath.net) Er traf seine Entscheidung, doch der Schmerz blieb bestehen. Mit ähnlichen Gefühlen wie damals, als er an die Front in der Mandschurei fuhr, schaute er bei Pater Moriyama vorbei. Ich bin mir meiner Unzulänglichkeit vollkommen bewusst, doch ich bitte Sie dennoch um die große Gunst der Taufe, Shinpu-sama. Der Priester fragte, ob er sich auch ausreichend Zeit genommen hätte, denn für die Taufe sollte man sich nicht überstürzt entscheiden. Doch Nagai antwortete: Shinpu-sama, meine Überzeugung steht fest und mein Vater vertritt ebenfalls seine Überzeugung, dass ich einen Fehler mache. Wir hatten eine unangenehme Auseinandersetzung und je länger ich die Taufe hinauszögere, desto schlimmer wird es für uns beide. Bitte prüfen Sie mich und entscheiden Sie, ob ich für die Taufe bereit bin. Genau das tat der Priester an Ort und Stelle und danach hatte er keinen Zweifel mehr über Nagais Verständnis und seine Hingabe. Pater Moriyama stimmte zu, ihn ein paar Wochen später vor der Morgenmesse zu taufen. Nagai stand noch vor der Morgendämmerung im Dunkeln auf und stapfte durch den unaufhörlich fallenden Regen zur Kathedrale. Das Gebäude im ausländischen Stil tauchte undeutlich auf und unterstrich die Anschuldigungen seines Vaters, dass er seiner Familie und seiner Kultur untreu würde. Der Priester, Nagais Katechet und ein dritter Mann warteten in der Sakristei auf ihn. Letzterer war jener rotgesichtige, grobschlächtige Bauer, dessen mittelalterliches Chorgewand Nagai bei seiner ersten Messe an Heiligabend irgendwie lächerlich vorgekommen war. Dieser Mann, den Pater Moriyama als Nagais Taufpaten ausgewählt hatte, war Midoris Cousin, ein Faktor, der für seine Zukunft noch bedeutsam werden sollte. Die vier gingen zu der schwach beleuchteten Taufkapelle und Nagai schrieb später, dass ihn Panik befiel, als der Priester das Taufbecken vorbereitete. Er wusste, dass er Satan und all seinen Verlockungen des Bösen widersagen musste. Plötzlich schienen die Konsequenzen dieses Versprechens fast unmenschlich zu sein. Wie konnte er sich von Dingen lossagen, die er die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens getan hatte, von Dingen, die seine Altersgenossen als Teil des normalen Lebens betrachteten? Wie konnte er versprechen, dass er nur noch ein halber Mann, ein halber Japaner sein würde? Der Priester legte Salz auf Nagais Zunge. Nagai betete, dass er von den alten Begierden befreit würde und langsam kehrte Frieden ein. Das Latein hörte sich nicht länger fremdartig an. Stattdessen war es die harmonische Muttersprache einer weltweiten Familie, die aus allen Kulturen und Rassen zusammengesetzt ist. Es war die großartige Sprache, die in den unvergleichlichen Messen von Beethoven, Bach und Haydn zu hören war. Den Teil von sich selbst, den er für Christus verleugnete, war das kleine Selbst, von dem die alten Weisen des Ostens sprachen. Es stand im Gegensatz zum großen Selbst, das das Universum lebendig und unser kleines Selbst bedeutsam macht. Als Taufname hatte Nagai den Namen des Jesuiten und Märtyrers Paul Miki gewählt. Er war einer der sechsundzwanzig Gekreuzigten von Nagasaki aus dem Jahre 1597. Nagai bewunderte sowohl Paul Mikis tief greifende Spiritualität als auch sein Gefühl für Nihon-teki, das durch und durch Japanische etwas, das Paul Miki von seinem Vater, einem General in Ukon Takayamas Schloss, gelernt hatte. kath.net Buchtipp Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern: - Link zum kathShop - Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus: Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected] Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected] Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuGeschichte
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