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Vom Nil an den Amazonas und den Rhein

20. Oktober 2019 in Spirituelles, 15 Lesermeinungen
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Vor wenigen Tagen sagte mir ein koptischer Christ: „Die Kirche in Deutschland hat verloren!“. Auf meine Frage, was sie denn „verloren“ habe, antwortete er: „Den Glauben“ - Ein Gastkommentar von Msgr. Joachim Schroedel / Kairo


Kairo (kath.net)
Seit etwa 12 Jahren scheint das erlernte Wissen über die längsten Flüsse der Erde korrigiert worden zu sein. 2007 entdeckten Forscher einen neuen Quellfluss des Amazonas und errechneten eine Länge von ca. 6800 Kilometern. Der Nil, mit 6650 Kilometern, scheint abgeschlagen zu sein. Doch im Vergleich zum Rhein, mit seinen 1233 Kilometern, der Isar, mit 295 Kilometern oder dem 8 Kilometer langen Gesker Bach, an dessen Gestaden der derzeitige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz geboren ist, können beide Ströme sich sehen lassen.

Doch die Länge eines Flusses sagt nichts über die Botschaft einer Kultur!

Ägypten war 3500 Jahre geprägt vom Gedanken der „Einigung des Reiches“. Dem Pharao fiel es zu, Ober- und Unterägypten zu einigen, Auseinanderstrebendes zusammen zu halten. Und natürlich kann dies keinem „normalen Menschen“ gelingen; die religiöse Überzeugung der Ägypter war klar: der Pharao ist „Sohn Gottes“, Sohn des verborgenen Gottes Amun.
Es ist dem Evangelisten Markus zu verdanken, dass er als Missionar nach Ägypten kam und sich die Kirche Christi innerhalb weniger Jahrzehnte ausbreiten konnte. Jesus ist der eigentliche und wirkliche „Sohn Gottes“ – diese Botschaft wurde verstanden und angenommen. Der heidnische Kult wurde „in Dienst genommen“ und umgewidmet. Fortan war zum Beispiel die ägyptische Hieroglyphe „Anch“ (Leben) mit ihrer Kreuzesform (Henkelkreuz) das Zeichen des Lebens, das den Menschen durch die Lebenshingabe des Gottessohnes geschenkt war. Die Missionare brachten die revolutionäre Botschaft des leidenden und auferstandenen Gottessohnes – und wussten die vorgegebenen heidnischen Glaubensstrukturen gut zu nutzen. Sie wollten nicht „von den Indigenen lernen“, sondern sie lehrten sie die Wahrheit des siegreichen Kreuzes.

Heute ist der Nil von der Quelle zur Mündung von vielen Glaubensrichtungen umgeben. Immerhin 10-15% der 100 Millionen Ägypter sind Christen. Und der „neue Glaube“ des Islam, der Ägypten ab 639 nach Christus durch Khalif Omar überrollt hatte, stellt eben diese Christen vor große Herausforderungen. Seit 1380 Jahren bewahren die Christen Ägyptens den gleichen Glauben! Die jetzige vielfältige christliche Landschaft ist, bei aller konfessioneller Verschiedenheit (orthodox, koptisch-katholisch, evangelisch u.s.w.) eins im Bekenntnis der Tradition und der traditionellen Werte.


Wenn ägyptische Christen vom Nil auf die Amazonas-Synode sehen, wenn sie wahr nehmen, dass in Deutschland ein am Rhein ansässiger „Synodaler Prozess“ anfängt, wenn die Christen Ägyptens hören, dass man über die Fragen: Ehe als Sakrament, Priestertum der Frau, Priestertum auf Zeit, Segnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen, Einbeziehung der indigenen Kulte in die Liturgie, Rettung des Klimas und Erhaltung der „Mutter Erde“, Schaffung vom Mega-Pfarreien und so fort diskutiert... sind sie sichtlich besorgt. ... Nein: Sie sind entsetzt und verstehen das „westliche Christentum“ nicht mehr!

Die Christen des Nahen Ostens, nicht nur diejenigen, die am Nil leben, sind seit Jahrzehnten bedroht von Vertreibung und Vernichtung. Christen am Nil kämpfen mit dem Kreuz auf der Brust oder tätowiert am Handgelenk um die nicht zu diskutierenden Wahrheiten der Botschaft Jesu. Christen an Nil sind erschreckt, wenn sie sehen, wie heidnische Symbole in die Kirchen Roms getragen werden (so kommt es eben bei ihnen an; das bleibt als „message“ bei uns!). Christen an Nil, die in aller Treue „unter dem Kreuz“ mit Maria und Johannes ausharren, verstehen die „Kirche am Amazonas“ ebenso wenig, wie sie die „Kirche am Rhein“ akzeptieren.

Vor wenigen Tagen sagte mir ein koptischer Christ: „Die Kirche in Deutschland hat verloren!“. Auf meine Frage, was sie denn „verloren“ habe, antwortete er: „Den Glauben“.

Seit Jahren kämpfe ich einen zweifachen Kampf in Ägypten. Zunächst: Mein Ziel ist, meine katholische Heimat zu verteidigen! Die katholische Kirche in Deutschland ist für fast alle „Missionsländer“ die Hilfe schlechthin. Ohne unsere Hilfswerke wären viele Christen in allen Teilen der Erde, ob am Amazonas, am Nil, oder in den tiefen Wüstenregionen der Welt, verloren. Zugleich stellt sich eben die Frage: „Was glauben die noch am Rhein, an der Donau, und auch am Geseke – Bach?“.

Mir scheint: Ein fundamentaler Wandel findet statt. Und das nicht zum Guten des hoffnungsvollen Christentums:
Die Kirche war eine Weggemeinschaft derer, die Ihre Seele nach der Vertreibung aus dem Paradies und der "Verdammung" auf die Erde retten wollten.
"Rette Deine Seele" war folgerichtig noch bis in die 60er Jahre das Motto. Oder, mit der Antwort auf die erste Frage des Katechismus: "Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu loben, ihm zu dienen, und dereinst die ewige Seligkeit zu erlangen".
Heute soll die Kirche in eine Gemeinschaft überführt werden, die, wie viele andere gut meinende Gemeinschaften (und Parteien) die Erde retten wollen.

Denn die Erde wird als das "Paradies" angesehen, das nicht zuletzt durch menschliches Fehl-Handeln bedroht wird, das, wenn "wir so weiter machen", bald nicht mehr existieren wird. Dieses vermeintliche Paradies wollen wir den Kindern und Kindeskindern weiter geben.
Die Frage nach dem "wahren Leben", dem "Sein bei Gott", dem "ewigen Leben in der Herrlichkeit Gottes" wird nicht mehr gestellt. Statt "Rette Deine Seele" heißt es: "Rette diesen Planeten". Was überwunden schien, nämlich die Zentrierung auf die Erde als „Mittelpunkt des Universums“, treibt fröhliche Urständ; wir alleine sind wichtig, wir alleine retten „die Natur“ (heute wagt man sich nicht mehr, „Schöpfung“ zu sagen, denn das würde ja einen „Schöpfer“ implizieren).
Ist es nicht eigentlich egal, welcher Fluss der Erde länger ist? Amazonas und Nil sind lang. Haben lange Traditionen. Der Nil und das Land um ihn war die Region, die man als erste christianisierte Region der Erde bezeichnen darf. Die Amazonas-Region musste Jahrtausende warten. Nun aber geht es recht eigentlich um die Verkündigung und Vertiefung des Christentums an Rhein, Isar und den Geseke-Bach. Jesus hat nie versprochen, es werde einfach, ihm zu folgen; im Gegenteil: „...der nehme sein täglich Kreuz auf sich und folge mir nach!“ (Lk 9,23 u.a.).
Wenn wir noch Christen bleiben wollen, dann schauen wir einfach auf Christus. Und darauf, dass „die ganze Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen“ (Röm 8,18-30) ist. „Eigentlich wissen wir, dass 'wir hier auf der Erde nicht zu Hause sind.'"(Heinrich Böll).
Unsere Mutter, die Kirche (und nicht: die „Mutter Natur“!) hilft uns, den Weg durch diese vergängliche Welt zu finden. Hier am Nil ist alleine diese Hoffnung tragend. Und es ist keine „blinde Hoffnung“, sondern eine Zuversicht, die seit 2000 Jahren leben schenkt.
Der Nil wünscht dem Amazonas, und allen, die den Amazonas gerne zum Hauptfluss der Welt erklären wollen: Lasst Euch Zeit. Vielleicht ist doch der Nil der längere Fluss. Und der Erfahrenere. Und der Nil wünscht dem lieben Fluss Rhein: von Mainz aus könnten noch einige Erfahrungen dazu kommen, bis er nach Köln kommt...

Vor allem: Katholisch sein heißt, von ALLEN Flüssen dieser Welt lernen! Doch ebenso sicher ist eines: Es gibt die Wahrheiten, die immer und überall gelten. Die nicht zu diskutieren sind. Es gibt die Heilige Schrift, die „norma normans“ ist, und die Tradition, die uns selber von Christus, durch die Worte: „Wer Euch hört, der hört mich“ (Lk 10,16) geschenkt wurde. Den Menschen gefallen zu wollen und die ewige Lehre der „Lebenswirklichkeit“ anzupassen ist der Irrweg schlechthin. Jedenfalls denkt so das Volk am Nil... mit lieben Grüßen an alle Amazonianer...

Foto: (c) pixabay; Sonnenaufgang Nil


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