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Wie weiter nach «Traditionis custodes»?

20. Juli 2021 in Kommentar, 22 Lesermeinungen
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Als Priester, „der die ausserordentliche Form der Hl. Messe nie gefeiert hat… fällt es vielleicht leichter… eine Einschätzung der Lage zu geben, die nach dem Motu proprio «Traditionis custodes» entstanden ist.“ Gastkommentar von Martin Grichting


Chur (kath.net) Als Priester mit Jahrgang 1967, der die außerordentliche Form der Hl. Messe nie gefeiert hat und der aufgrund seiner eher nüchternen Prägung auch nicht die Absicht hat, es je zu tun, fällt es vielleicht leichter als direkt Betroffenen, eine Einschätzung der Lage zu geben, die nach der Publikation des Motu proprio «Traditionis custodes» vom 16. Juli 2021 entstanden ist.

    Dieser Rechtserlass ist Ausdruck von Angst, der Furcht davor, dass sich in freier Entfaltung eine Form der Liturgie erhalten und sogar in der jüngeren Generation (Priester und Laien) ausweiten könnte. Der Rechtstext ist zugleich das Eingeständnis, dass die nach dem II. Vatikanischen Konzil geschaffene Liturgie die Herzen der Gläubigen offenbar nicht zureichend erreicht hat, so dass viele und immer mehr zurück wollen zu einer Form, die nicht nur intellektualistisch ist, sondern auch den Gründen des Herzens, die der Verstand nicht kennt, eine geistliche Heimat gibt. So martialisch der Gesetzeserlass daher kommt, er ist ein Zeichen der Schwäche. Er beweist wider Willen, dass bei der Reform der Liturgie nach dem II. Vatikanum offenbar schwere Fehler gemacht wurden und dass man nun mit Gewalt versuchen muss, ihr definitives Entgleisen zu verhindern. Es scheint schlimm um die erneuerte Liturgie zu stehen, wenn man sie in dieser drakonischen Form meint schützen zu müssen.


Dieser Erlass macht die Eucharistiefeier – «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens», Lumen Gentium 11 – definitiv zum Kampfplatz, ausgerechnet das Herz des christlichen Lebens. Denn der Gesetzestext ist in seiner Rigidität nach allem, was in den letzten 50 Jahren geschehen ist, für die Betroffenen so verletzend und demütigend, dass er nur Widerstand hervorrufen kann, hoffentlich friedlichen und geistlichen, der sich unterscheidet vom Geist der Ausgrenzung und Verhärtung, durch den er erzeugt wird.

Die Verbannung dieser Form der Liturgie aus den Pfarrkirchen, wo sie teilweise seit Jahrzehnten in der Regel friedlich beheimatet war, bedeutet, den Anstoß zur Untergrundkirche einer neuen Art zu geben. Man sollte inzwischen gelernt haben, was die Aufhebung von Toleranzedikten für Folgen haben können. Die Spaltung, die durch den Erlass bewirkt wird, wird zuerst eine örtliche sein. Da sich die Gläubigen verschiedener liturgischer Formen jedoch nun noch weniger physisch begegnen werden, wird es in der Folge auch zu einer verstärkten sozialen, pastoralen, ja schließlich ekklesiologischen Segregation der Gläubigen kommen. Zudem werden nicht überall Kapellen verfügbar sein. Nicht immer wird der Platz in solchen Kirchen, die naturgemäß eher klein sind, ausreichen. Die Hl. Messe wird deshalb wohl auch wieder vermehrt in Privathäusern, im Geheimen, in profanen Sälen gefeiert werden. Der dadurch geförderte Geist der Konspiration wird erst recht verschworene Gruppen hervorbringen.

Es wird für die Betroffenen zukünftig schwer sein, nicht in Verhärtung zu leben. Anleitung könnte deshalb ein Schreiben sein, das der Prophet Jeremia dem Volk gesandt hat, das in die Babylonische Gefangenschaft geführt worden war. Es sind Worte der Klugheit und der Weitsicht, angesichts von Demütigung und Ausgrenzung: «Das ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremia aus Jerusalem an den Rest der Ältesten der Verbannten, an die Priester, die Propheten und das ganze Volk sandte, das Nebukadnezzar von Jerusalem nach Babel verschleppt hatte. (…). So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Verbannten, die ich von Jerusalem nach Babel weggeführt habe: Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und esst ihre Früchte! Nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, damit sie Söhne und Töchter gebären! Ihr sollt euch dort vermehren und nicht vermindern. Suchet das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN; denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl!» (Jer 29, 1.4-7).

In seinem Werk «Zeitfragen und christlicher Glaube» (1983) hat Joseph Ratzinger zu diesem Brief des Jeremia bemerkt, er sei «keineswegs eine Handlungsanweisung zum politischen Widerstand, zur Zerstörung des Sklavenstaats». Und der spätere Papst hat den Brief so kommentiert: «Er ist vielmehr eine Anweisung zur Erhaltung und zur Stärkung des Guten. Er ist so eine Anweisung zum Überleben und zugleich zur Vorbereitung des Besseren, des Neuen».

Martin Grichting war Generalvikar des Bistums Chur (Schweiz) und beschäftigt sich publizistisch mit philosophischen sowie religiösen Fragen.

 

VIDEO-TIPP: Der Gottmensch Jesus Christus - Quellen & Abschriften (3) von Weihbischof em. Marian Eleganti

 

 


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