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„Mit rattenhafter Wut“

24. Jänner 2022 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
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Bemerkungen zu den Reaktionen auf das Münchner Gutachten in Sachen Missbrauch im Erzbistum München. Gastbeitrag von Michael Schneider-Flagmeyer, selbst Missbrauchsopfer in einem evangelischen Internat - UPDATE


München-Saarlouis (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) „Mit rattenhafter Wut“ ist ein Ausdruck Heinrich Bölls in seiner Novelle: „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, mit der er sich mit der Boulevard-Presse auseinandersetzt. 1974 konnte Böll sicher nicht ahnen, dass heute die Grenzen zwischen dieser Presse und der sogenannten „seriösen Presse“ längst verschwommen sind.

Es sollte eigentlich hier um die Aufarbeitung der Missbrauchsgeschichten im Erzbistum München-Freising seit 1946 gehen. Zu diesem Gutachten ist viel Gescheites und Gutes gesagt und geschrieben worden, dass ich hier nicht zu wiederholen brauche unter anderen von dem Historiker Michael Hesemann, „Vertuscher Ratzinger? – Was wirklich in dem Münchner Missbrauchsgutachten steht“ (siehe Link), und Bernhard Meuser: „Benedikt – der Lügner“ auf seiner Facebook-Seite. Meuser erinnert gleich zu Beginn seiner Ausführungen daran, dass kein Papst vor ihm und nach ihm und niemand in Rom so viel gegen den Missbrauch durch Kirchenleute getan hat wie der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Ratzinger, der das als Papst fortsetzte.

Das weiß jeder, der aktiv mit der Kirche oder von der Kirche lebt und das weiß auch die gesamte Presse. Sehen wir uns an einigen Beispielen an, wie sie reagieren.

Der „Spiegel“: „Irreparabler Schaden  durch Benedikt XVI.“

dpa: „Bilanz des Schreckens. Gutachten belastet Benedikt.“

t-online.de (bekanntermaßen die röteste Redaktion in Deutschland): „Das Lügengebäude bricht krachend zusammen.“

In diesem Sinne geht es quer durch den Blätterwald. Von den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk - und Fernsehanstalten wollen wir erst gar nicht reden.

Den Vogel in diesem misstönenden Konzert schießt der Herausgeber des Berliner „Tagesspiegel“, Stephan-Andreas Casdorff ab, dessen Zeitung schreibt: „Die katholische Kirche ist am Tiefpunkt.“

Nein, möchte ich der Redaktion und Herrn Casdorff zurufen. Die Kirche ist nicht einmal in Deutschland am Tiefpunkt.


Sie wächst in der ganzen Welt und das Blut ihrer zahllosen Märtyrer in unserer Zeit ist der Samen für dieses Wachtum.

Dann versteigt sich Casdorfff in seinem Hass gegen Benedikt und die Kirche zu Folgendem: „Unfehlbar muss kein Mensch sein (Weiß Casdorff überhaupt, was die päpstliche Unfehlbarkeit ist?) Aber einsichtsvoll und reuig. Ratzinger wird sein Leben in Schande beschließen.“

Dazu fällt mir nur ein Satz ein: Sehen Sie zu, Herr, Casdorff, dass Sie Ihr Leben nicht in ewiger Schande beschließen.“ Medien und Politiker empören sich immer noch darüber, dass im Volk von Lügen- und Unterschlagungspresse geredet wird.

Unterschlagen wird die Tatsache, dass kaum jemand soviel und so streng wie Kardinal Ratzinger/Benedikt XVI. gegen den Missbrauch getan hat.

Unterschlagen wird die Tatsache, dass in den langen Jahren nach dem Krieg Kardinal Ratzinger nur vier Jahre Erzbischof von München-Freising war. In diesen wenigen Jahren wurde er als theologischen Berater schon oft von Rom und dem heiligen Johannes Paul II. beansprucht, bis er dann endgültig als Leiter der Glaubenskongregation nach Rom berufen wurde.

Sehr viel schlimmer ist es aber, dass Menschen, die vorgeben in der Kirche zu leben – vor allem aber von der Kirche leben – nun über den deutschen emeritierten Papst ungehemmt herfallen, was sie ja auch schon vor dem „Gutachten“ getan haben.

Zwei Beispiele: „Wir sind Kirche“ eine kleine Gruppierung, die nur ihre Bedeutung daraus herleiten kann, dass sie in ihrer Kirchen- und Glaubensfeindlichkeit von den Medien ständig unterstützt wird, fordert ein Schuldeingeständnis von Papst em. Benedikt.

Nicht rattenhaft wütend aber zornig und traurig macht mich das, was Doris Reisinger, eine ehemalige Ordensfrau, deren „Missbrauch“ nie bewiesen wurde und die nun lukrativ ein Buch nach dem anderen darüber verfasst, als Kirchenkritikerin dem Kölner Stadtanzeiger schreibt: „Wir wissen jetzt, dass Ratzinger bereit ist, öffentlich zu lügen um sich seiner Verantwortung zu entledigen. Wie dreist und verzweifelt muss man sein, um so etwas zu tun.“

Wie dreist und verzweifelt müssen Sie sein, Frau Reisinger, um mit diesem Geschäft jetzt Kohle zu machen?

Der eigentliche Grund für diese rattenhafte Wut auf Papst em. Benedikt ist seine Unerschütterlichkeit in Glaubensfragen, seine überragende Theologie, die so viele zwergenhaften Theologen in Rage bringt. Schon in den fünfziger Jahren schrieb Joseph Ratzinger, dass wir in einer Kirche von getauften Heiden leben (siehe Link). Wie wahr!

Es geht bei dieser rattenhaften Wut jetzt besonders um den „Synodalen Weg“, auf dem getaufte Heiden in der Mehrheit sind und die Kirche, die seit 2000 Jahren auf den Schultern der Apostel steht, zerstören wollen und das dann dreist notwendige Reformen nennen. Besonders schlimm ist es, wenn zwei Bischöfe, von denen der eine Weihbischof und der andere Generalvikar in einer Diözese waren, in der es in Sachen Missbrauch stinkt, nun sich diesem rattenhaft wütendem Chor anschließen.

Als Missbrauchsopfer in einem evangelischen Internat bezeuge ich Frau Reisinger und allen Betroffenen, dass nur die Vergebung uns entschädigen kann. Nicht eine Milliarde Euro können mich, der ich mich dem Ende meines langen Lebens nähere, entschädigen. Deshalb bin ich in aufrichtiger Demut und eingedenk meiner eigenen Sünden und Schwächen unserem gütigen und geduldigem Dreifaltigen Gott unendlich und nicht zu beschreiben dankbar und bezeuge seine große Barmherzigkeit, dass er mich wunderbar diesen Weg der Vergebung geführt hat.

Diesen Weg erbete ich allen. Die Heilige Schrift endet mit den Worten des Lieblingsjüngers der Herrn, Johannes:
„Amen, ja komm Herr Jesus – die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen.“ AMEN!

Update! – Klarstellung zu meinem Artikel „Mit rattenhafter Wut“:

Nun wird mir im Web vorgeworfen, hier würden Menschen als Ratten bezeichnet.

Nein, das hat Heinrich Böll nicht getan. Er hat nur darauf hingewiesen, dass die Wut des Menschen bestialisch sein kann, dass sie fressend an Leib und Seele ist.

Will das denn jemand wirklich bestreiten? Es gab damals 1974 eine große Diskussion über Bölls Novelle in Rundfunk und Fernsehen und auch in den großen Zeitungen und Magazinen. Und ich erinnere mich sehr gut, dass sich hier „Spiegel“ und „Bild“ einmal einig waren; denn Böll hatte sich in seiner Novelle besonders gegen „Bild“ gewandt. Noch einmal: weder Böll noch ich vergleichen Menschen mit Ratten sondern weisen darauf hin, dass Wut, wie wir sie seit einer Reihe von Jahren in Politik, Medien und vor allem im Web, ja auch in zahlreichen Filmen erleben zerstörerisch ist.

Rainer Werner Fassbinder machte einen viel beachteten und viel gesehenen Film mit dem Titel „Angst essen Seele auf“. In Anlehnung daran möchte ich betonen „Wut fressen Seele auf und zerstören den Leib“.

In den Jahren meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Krankenhausseelsorge habe ich das erlebt. Bei der Wut der säkularen Medien und der mächtigen säkularisierten Teile der deutschen Teilkirche handelt es sich um ein besonderes Phänomen, zu dem viel Richtiges und Gutes gesagt worden ist, das aber noch einer gründlicheren und ausführlichen Untersuchung bedarf; denn sehr viele Menschen in und außerhalb der katholischen Kirche sehen ganz klar, dass es sich um Kirchenpolitik handelt und man einen Fels namens Benedikt, der sich dieser Kirchenpolitik und dem verheerenden Zeitgeist, der auch Bischöfe bei uns erfasst hat, unerschütterlich entgegensetzt. Und so versucht man den Fels Benedikt mit unglaublich wütendem Hass zu zerschlagen.

Dabei sind wir Missbrauchsopfer diesen Leuten offensichtlich völlig egal. Wir sind nur das Vehikel für eine kirchen-und glaubenszerstörerische Ideologie.

Aber der Herr der Kirche wird dem nicht einfach zusehen.
„Er schläft nicht, wenn er wachen soll.
Sieh Israels Gebieter ist auch Dein Gott und Hüter.“
Michael Schneider Flagmeyer


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Lesermeinungen

 physicus 25. Jänner 2022 
 

Zum UPDATE

Aus meiner Sicht ist es eine völlige Missinterpretation dieses Beitrags zu meinen, er würde Menschen mit Ratten vergleichen. Ich habe dies bei meiner Lektüre überhaupt nicht in dieser Art verstanden.

Man kann den Eindruck gewinnen, jene geballte Ladung negativer Emotionen, die sich aktuell in vielen Medien bemerkbar macht, scheut selbst nicht vor Angriffen auf Missbrauchsopfer zurück, sofern Sie eine "unpassende" Meinung vertreten.

Dabei benötigt m.E. eine wirklich fundierte Missbrauchsaufklärung Sachlichkeit und Objektivität. Wut, Zorn, Hass, Kreierung von Sündenböcken stehen einer solchen Aufklärung entgegen. Daran zu erinnern, ist und bleibt richtig und wichtig.


2
 
 lakota 25. Jänner 2022 
 

@Michael Schneider Flagmeyer

"Nun wird mir im Web vorgeworfen, hier würden Menschen als Ratten bezeichnet."

Tja, da kann man nun raten, ob die Leute die Ihnen das vorwerfen, einfach nur zu dumm sind um zu Verstehen - oder eine rattenhafte Wut in sich haben und darum nicht verstehen WOLLEN!


2
 
 agathera 24. Jänner 2022 
 

mit rattenhafter wut

Es geht bei den Medien gar nicht um objektive Aufklärung sondern nur um um der kath. Kirche größtmöglichen Schaden zuzuführen.
Dazu verhelfen selbst Priester, Diakone und Laien der kath. Kirche, die längst vom Glauben und d er Liebe des Glaubens abgefallen sind.
Sie wollern eine Kirche nach ihrem Gusto ohne Moral und Sittlichkeit.
Der em. Papst Benedikt soll endlich sterben, damit man ihn los ist.


3
 
 physicus 24. Jänner 2022 
 

Vergelt's Gott

Dem Autor meinen großen Dank und Respekt.
" ... dass nur die Vergebung uns entschädigen kann" und Gott uns diesen Weg führen kann: Ich ziehe meinen Hut!


3
 
 Norbert Sch?necker 24. Jänner 2022 

echte Hilfe statt Kirchenpolitik

Es gibt in Deutschland Hunderte, Tausende Opfer sexuellen Missbrauchs aus kirchlichen Einrichtungen. Das ist traurig und beschämend und es ist ernst zu nehmen.
Wer das Leid der Opfer benützt, um Kirchenpolitik zu machen, nimmt die Opfer NICHT ernst. Weder eine Zölibatsdiskussion noch eine Homosexualitätsdiskussion hilft den Opfern, Papst Benedikt an den Pranger zu stellen schon gar nicht. Was den Opfern hilft ist ein Schuldbekenntnis, tätige Reue, die Benennung der Täter als Täter (samt Strafe), auch die Finanzierung einer Therapie.
Die derzeitige Berichterstattung in den Medien hilft keinem echten Opfer. Ratzinger/Benedikt hat zeit seines Amtes mehr geholfen als sie.


6
 
 Herbstlicht 24. Jänner 2022 
 

Kalkül

Die sicher erlittenen seelischen Verletzungen der damals Mißbrauchten sind nur ein untergeordnetes Thema, man bedient sich dieser geschädigten Menschen nur.
Sie werden benutzt, um Kübel von Dreck auf die katholische Kirche zu werfen.
Besonders viele solcher Kübel bekommt der emer. Papst Benedikt ab.
Hauptsache, sein Ansehen ist und bleibt dauerhaft beschädigt.

Erzbischof Ratzinger war ja schließlich nicht der einzige in all jenen Jahren, der das Erzbistum geleitet hat, trotzdem fokussiert sich alles auf ihn.
Die Aufarbeitung von Mißbrauchsfällen beginnt mit dem Jahre 1946.
Sein Amt als Erzbischof übte er von 1977 bis 1982 aus.
Diese zeitliche Einengung müsste doch jedem auffallen.


5
 
 pilgerreise 24. Jänner 2022 
 

Danke

für dieses fundierte und berührende Statement!
Der Herr heile Ihre Wunden... und beten wir gemeinsam um die Heilung aller Wunden in diesem Zusammenhang, auch um die Wunden, die jetzt gerade Benedikt XVI. geschlagen werden.


5
 
 Karlmaria 24. Jänner 2022 

Diese Geschichte sollte man richtig einordnen

Dass da alles übertrieben und instrumentalisiert wird das weiß der wo es wissen will schon lange. Das ist auch meine Erfahrung: Dass das kaum mehr jemand groß interessiert. Nur die üblichen Verdächtigen melden sich mal wieder zu Wort. Aber das interessiert wahrscheinlich auch niemand mehr wirklich. Also es geht wirklich darum diese Geschichte richtig einzuordnen. Zudem muss man eben auch sehen dass der Verlorene Sohn ein zentrales Thema der christlichen Verkündigung ist. Keine Sünde ist so groß dass sie nicht vergeben werden kann. Sogar solche Sünden vor denen wir einen natürlichen Ekel empfinden. Aber auch da gilt die Geschichte vom Verlorenen Sohn. Wie ein sehr bekannter Prediger einmal gesagt hat wird dem Verlorenen Sohn sogar dann immer wieder vergeben wenn er die gleiche Sünde immer wieder begeht. Das erlebt ja jeder von uns in der Beichte. Da geht es doch auch immer um die gleichen Sünden. Natürlich ist der Missbrauch ganz ekelhaft und es fällt uns deshalb schwer zu vergeben!


2
 

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