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"Es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht"

29. September 2022 in Interview, 15 Lesermeinungen
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"Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsoz.Diktatur gegeben,als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben"-Interview m. Kardinal Koch - Von Martin Lohmann


Rom (kath.net)

Anlässlich des jährlichen Treffens der Schülerkreise Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. in Rom sprach Martin Lohmann mit dem Protektor der Schülerkreise, Kurt Kardinal Koch. Das Gespräch erschien am 29. September in der Beilage der Tagespost. Lohmann, der auch wieder das Öffentliche Symposium moderierte, ist selbst korrespondierendes Mitglied des Neuen Schülerkreises. Wir danken dem Neuen Schülerkreis (www.neuer-schuelerkreis.com) für die Bereitschaft, dieses Gespräch auch den Leserinnen und Lesern von kath.net zur Verfügung zu stellen.  

 

Frage: Eminenz, lieber Herr Kardinal, es geht bei diesem Symposium der Schülerkreise vor allem um die Wahrheit. Das war und ist ja stets ein besonderes Anliegen des Theologen Joseph Ratzinger und von Papst Benedikt gewesen. Seine ganze Theologie scheint wie ein roter Faden die Suche nach der wirklichen Wahrheit zu sein, und sein Wirken war zugleich immer das begründete Bekenntnis zur Wahrheit. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet: Cooperatores veritatis - wir sind Mitarbeiter der Wahrheit. Ist das aber heute noch aktuell, in Zeiten, in denen der Relativismus, vor dem Ratzinger auch als Petrusnachfolger immer wieder gewarnt hat, seine Diktatur längst manifestiert hat?

Koch: Diese Diktatur ist in der Tat auch heute weit verbreitet. Denn es gehört zu den Grundannahmen des Zeitgeistes, dass Wahrheitsansprüche sofort mit Indoktrinierung und Intoleranz, mit Fundamentalismus und Fanatismus gleichgesetzt werden. Wie alle Diktaturen so unterstützt man auch die Diktatur des Relativismus, indem man ihr – laut oder schweigend – zustimmt. Man muss sie aber in Frage stellen und entlarven. Denn diese Diktatur leugnet zwar die Wahrheit, nimmt sie aber für sich selbst in Anspruch. Das Paradoxe dieser Diktatur besteht darin, dass sie die Wahrheit relativiert, aber den eigenen Relativismus absolut setzt. Damit zeigt sie ihr wahres Gesicht, das im Grunde nicht in der Bestreitung, sondern in der Subjektivierung und Pluralisierung der Wahrheit in dem Sinne besteht, dass jeder seine eigene „Wahrheit“ hat. Im Grunde gibt es dann aber keine Wahrheit mehr, sondern bloss noch verschiedene Ansichten und Meinungen, die die Menschen gegenseitig tolerieren müssen, um überhaupt zusammenleben zu können. Wahrheit aber, die nicht für alle Menschen gilt und deshalb nicht universal ist, verdient diesen Namen nicht.

Gerade heute ist die leidenschaftliche Wahrheitssuche von Papst Benedikt XVI. höchst aktuell, und deshalb thematisieren wir sie in unserem Symposium. Mit seinem ganzen Leben und Wirken hat Joseph Ratzinger sich in den Dienst an der Wahrheit gestellt und seine Aufgabe darin gesehen, „Hüter der Sensibilität für die Wahrheit“ und deshalb darum besorgt zu sein, dass die Menschen sich nicht von ihrer Suche nach der Wahrheit abbringen lassen.

Frage: Ist der moderne Mensch, der sich so aufgeklärt dünkt, denn wirklich noch wahrheitsfähig?

Koch: Wahrheits-fähig kann der Mensch nur sein, wenn er sich eingesteht, dass er in erster Linie wahrheits-bedürftig ist. Denn die tiefste Sehnsucht des Menschen richtet sich auf die Erkenntnis der Wahrheit. Wenn der Mensch ehrlich zu sich selbst ist, spürt er, dass er in seinem Herzen einen Durst nach Wahrheit hat, und zwar nicht nach irgendeiner Teilwahrheit, sondern nach der Wahrheit, die den Sinn des Lebens und der ganzen Welt zu verstehen vermag. Als menschliche Grundfrage hat der heilige Augustinus, der bedeutende Lehrer von Joseph Ratzinger, formuliert, was der Mensch denn stärker als die Wahrheit ersehnt: „Quid enim fortius desiderat anima quam veritatem?“ Dies bedeutet, dass die Frage nach der Wahrheit identisch ist mit der Frage nach dem Menschen und dass sich in der Suche nach der Wahrheit die spezifische Würde des Menschen anzeigt.

Frage. Der Gottessohn selbst, so wird uns überliefert, hat von sich selbst gesagt und bezeugt, Er sei DIE Wahrheit, DER Weg und DAS Leben. Und im Johannesevangelium heißt es, dass die Wahrheit frei mache. Gleichwohl scheint bis in die Kirche hinein dieser Weg zur wirklichen Freiheit vernebelt zu sein. Da scheinen viele verschiedene Wahrheiten herumzuschwirren, auf Kosten einer einst gebotenen Verbindlichkeit. Brauchen wir eine neue und mutige Ausrichtung auf die einzig wirkliche Wahrheit?


Koch: Für den christlichen Glauben ist die Suche nach dem Wahren und dem Guten zugleich die Frage nach Gott als der absoluten Wahrheit. Diese Wahrheit ist uns Menschen in der Heilsgeschichte, zuhöchst in Jesus Christus, offenbart und damit geschenkt worden. Wir Menschen können die Wahrheit Gottes nicht er-finden; wir können uns nur von ihr finden lassen. Wir können die Wahrheit Gottes nicht er-zeugen; wir können sie vielmehr nur be-zeugen. Der christliche Glaube ist das disziplinierte Nach-Denken des uns von Gott Vor-Gedachten und Vor-Gesagten. Über diese offenbarte Wahrheit können wir nicht verfügen; wir können sie nur in Demut empfangen und weitergeben. Darin liegt die wahre Verbindlichkeit der von Gott offenbarten Wahrheit.

Das besonders Kostbare des christlichen Glaubens besteht darin, dass die Wahrheit einen Namen erhalten hat und eine Person ist, wie dies Papst Benedikt XVI. sehr tief ausgesprochen hat: „Am Anfang des Christentums steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine grosse Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“ (Deus caritas est, Nr. 1). Jesus Christus ist der Weg zur Wahrheit, weil er die Wahrheit selbst ist.

Frage: Es gibt viel Verunsicherung gerade auch in der Kirche in Deutschland, die nicht frei von der Versuchung zu sein scheint, sich zu einer „deutschen Kirche“ zu entwickeln. Der Blick nach vorne braucht sicher auch die Analyse, wo und warum welche Defizite in der Verkündigung und auch der theologischen Ausbildung entstanden sind. Welche sehen Sie?

Koch: Der erste Adressat der Offenbarung der Wahrheit Gottes ist nicht einfach der einzelne Christ. Denn er kann nicht aus seinem Eigenen, sondern nur mit der Kirche mitglaubend glauben. Der einzelne Christ kann seinen Glauben nur in der Glaubensgemeinschaft der Kirche leben. Der erste Adressat der offenbarten Wahrheit Gottes ist deshalb die Kirche, und zwar die universale. Verkündigung und Theologie sind dann fruchtbar, wenn ihre Agenten mit der ganzen Kirche mitglauben und mitdenken und sich an der wahren „origo“ des christlichen Glaubens orientieren, nämlich an der Offenbarung Gottes und ihrer Weitergabe in der lebendigen Tradition der Kirche. Wo nicht mehr die Offenbarung das Mass von Verkündigung und Theologie ist, sondern wo umgekehrt das eigene Denken darüber befinden will, was zur Offenbarung Gottes gehört, dort entsteht der unwiderstehliche Drang, eine originelle Theologie und Verkündigung zu entwickeln. Was das Erste Vatikanische Konzil über den Papst gesagt hat, gilt aber auch für jeden Katholiken: „Den Nachfolgern des Petrus wurde der Heilige Geist nämlich nicht verheissen, damit sie durch seine Offenbarung eine neue Lehre ans Licht brächten, sondern damit sie mit seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte Offenbarung bzw. die Hinterlassenschaft des Glaubens heilig bewahren und treu auslegen“ (DS 3070).

Frage: Man kann immer wieder, auch von Bischöfen, hören, dass es angeblich neue Offenbarungsquellen gibt. Der Zeitgeist und das - ich nenne das mal so - Gefühl der Gläubigen spielt da offenbar eine Rolle. Lässt sich denn die Lehre der Kirche auf diese Weise ändern? Ist beziehungsweise wäre das eine Weiterentwicklung?

Koch: Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben. Dagegen hat die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung im Jahre 1934 protestiert, deren erste These heisst: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle der Verkündigung ausser und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“

Der christliche Glaube muss stets ursprungsgetreu und zeitgemäss zugleich ausgelegt werden. Die Kirche ist deshalb gewiss verpflichtet, die Zeichen der Zeit aufmerksam zur Kenntnis und ernst zu nehmen. Sie sind aber nicht neue Offenbarungsquellen. Im Dreischritt der gläubigen Erkenntnis – Sehen, Urteilen und Handeln – gehören die Zeichen der Zeit  zum Sehen und keineswegs zum Urteilen neben den Quellen der Offenbarung. Diese notwendige Unterscheidung vermisse ich im Orientierungstext des „Synodalen Weges“.

Frage: Man spricht, liest und redet viel von notwendigen Reformen. Anpassung an die Welt, den politischen Zeitgeist und die Sehnsucht nach Applaus von der Welt scheinen da eine starke Anziehungskraft zu haben. Gilt Jesus Christus denn nicht mehr als der gültige Maßstab für Reformen im Sinne einer Ecclesia semper reformanda, die ja keine Ecclesia semper deformanda sein sollte?

Koch: Es drängt sich mir auf, die wichtige Botschaft „Unsere Hoffnung“ der Würzburger Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland in Erinnerung zu rufen: „Die Krise des kirchlichen Lebens beruht letztlich nicht auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber unserem modernen Leben und Lebensgefühl, sondern auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber dem, in dem unsere Hoffnung wurzelt und aus dessen Sein sie ihre Höhe und Tiefe, ihren Weg und ihre Zukunft empfängt: Jesus Christus mit seiner Botschaft vom .“ Indem die Gleichförmigkeit mit Jesus Christus an die erste Stelle gesetzt ist, ist der Weg für eine wahre Reform der Kirche gewiesen. Sie besteht in der Umkehr zu Jesus Christus, der die wahre Neuheit ist, die von keiner anderen Neuheit je eingeholt werden kann. Wir Christen und die Kirche werden dadurch erneuert, dass wir in der Neuheit Gottes leben, wozu Paulus die Christen in Rom aufruft: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist“ (Röm 12, 2).

Wenn wir diese Zumutung des Apostels Paulus ernst nehmen, werden wir einsehen, dass die eigentlichen und authentischen Reformer in der Kirche die Heiligen sind. Sie leben vor, dass wahre Erneuerung nicht ein Weniger an Christsein bedeutet und nicht eine „church light“ intendiert, sondern ein Mehr und eine Vertiefung. Und ihr Glaubenszeugnis zeigt, dass wahre Reform die Erneuerung des Glaubens und der Kirche zum Ziel hat, nicht hingegen einen neuen Glauben und eine neue Kirche.

Frage: Wo sehen Sie die größten Gefahren einerseits und die größten Chancen andererseits für die Befähigung zur Wahrheitserkenntnis und zum Wahrheitsauftrag heute? Worauf kommt es jetzt wirklich an? Was kann getan werden, dass möglichst viele Menschen erfahren und ahnen: Veritas Liberabit Vos - Die Wahrheit macht euch frei?

Koch: Die grösste Gefahr heute nehme ich darin wahr, dass Wahrheit und Freiheit nicht mehr zusammengesehen, sondern auseinandergerissen werden. In der deutschen Theologie besteht heute die starke Tendenz, in allem von der Freiheit als dem höchsten Wert für den Menschen auszugehen und von daher zu beurteilen, was noch als Glaubenswahrheit gelten darf und was über Bord geworfen werden muss. Demgegenüber steht der christliche Glaube vor der elementaren Herausforderung, in neuer Weise zu zeigen und vor allem zu leben, dass es an der Wahrheit des Glaubens vorbei keine Freiheit geben kann, insofern die echte Freiheit darin besteht, auf dem Weg der Wahrheit voranzugehen. Solche Freiheit wird uns vor allem in der Begegnung mit Gott zuteil. Denn wachsen kann Freiheit nur in der Begegnung mit Freiheit, und zwar vor allem mit jener absoluten Freiheit Gottes, die gerade nicht der Konkurrent, sondern der Garant der menschlichen Freiheit ist, weil er die Liebe ist. In der Begegnung mit ihm geht uns auch auf, dass sich auch im Leben des Glaubens die Freiheit nur in der Liebe verwirklichen kann. Worauf es heute ankommt ist die Wiederentdeckung jener Symphonie von Wahrheit und Liebe in Freiheit, die Papst Benedikt XVI. in einem einzigen Satz verdichtet hat: „Erst wenn Wahrheit und Liebe übereinstimmen, kann der Mensch froh werden, erst die Wahrheit macht frei.“ Nur die Wahrheit macht frei und nicht die Freiheit wahr.

Frage: Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. hat immer wieder die Versöhnung von Vernunft und Glaube gefordert. Er hat geradezu feingliedrig bewiesen, dass nur das Miteinander die Ganzheit des Menschen ermöglicht. Nicht zufällig war und ist hier die Rede von der Aufklärung der Aufklärung, die ja bekanntlich diese Einheit auseinandergerissen hat, mit all den Folgen, unter denen heute gelitten wird. Hat dieses Projekt realistisch noch eine Chance, wenn man beispielsweise die vorgeburtliche Kindstötung zum Menschenrecht erklärt und selbst aus der Kirche flächendeckende Abtreibungsmöglichkeiten gefordert werden und das klare Bekenntnis zum Lebensrecht - aus Scham oder Feigheit? - fehlt?

Koch: Die Versöhnung zwischen Glaube und Vernunft ist Papst Benedikt XVI. auch deshalb wichtig, weil nur auf diesem Wege Krankheiten des Glaubens vermieden und Pathologien der Vernunft überwunden werden können. Denn ohne Vernunft droht der Glaube seine Wahrheit zu verdecken, und ohne Glauben droht die Vernunft einseitig und eindimensional zu werden. Solche Pathologien der Vernunft zeigen sich heute nicht zufällig auch im Verständnis und in der Praxis der Menschenrechte. Denn wenn die Wahrheit nicht mehr als universale Grösse anerkannt, sondern subjektivistisch pluralisiert wird, wird heute auch die Frage unbefangen verhandelt, ob die Menschenrechte wirklich universal sind und allen Menschen zukommen. Eng damit zusammen hängt, dass heute alle Menschen von Menschenrechten reden, jedoch unter ihnen keineswegs dasselbe verstehen. Eine grundlegende Verschiebung hat sich vor allem beim elementaren Recht auf Leben eingeschlichen. Dieses wird in der Öffentlichkeit bis in die Rechtssprechung hinein ersetzt durch das Selbstbestimmungsrecht auf Abtreibung im angeblichen Interesse der reproduktivren Gesundheit der Frau unter völliger Missachtung des Menschenrechtes des ungeborenen Kindes auf Leben. Die Rede von einem „Menschenrecht auf Abtreibung“ dokumentiert den absurden Tiefpunkt dieser Entwicklung, in der das Unvernünftige zur höchsten Vernunft erklärt wird. Hier ist Aufklärung über die Aufklärung wirklich angesagt.

Frage: bschließend, weil diese Pilatusfrage offenbar Hochkonjunktur hat: Was ist Wahrheit?

Koch: Mit der genannten Frage ist der Prätor Pilatus in die Rolle des skeptischen Philosophen geschlüpft, um den Wahrheitsanspruch Jesu als Fundamentalismus eines messianischen Eiferers zu entlarven. Diese Frage geht seither durch die Geschichte bis auf den heutigen Tag, und zwar als skeptisches Gegendogma zur Wahrheit Jesu, der vor dem Prätor sein Selbstbekenntnis abgelegt hat: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18, 37). In dieser Antwort Jesu ist im Kern enthalten, wie wir Christen die Wahrheit verstehen und welchen Anspruch sie an uns stellt: Die christliche Wahrheit ist eine Person und zeigt in Jesus Christus ihr wahres Gesicht. Diese Überzeugung hat der frühchristliche Theologe Tertullian in dem einen Satz verdichtet, Jesus habe keineswegs gesagt, er sei die Gewohnheit, sondern die Wahrheit. Da es sich in der Tat so verhält, kann es für uns nicht genügen, aus Gewohnheit Christen zu sein. Als glaubende Menschen sind wir vielmehr berufen, nichts stärker als die Wahrheit zu ersehnen und sie in Gott und im Zeugnis seines einzigen Sohnes zu finden.

 


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Lesermeinungen

 Heinz1 30. September 2022 
 

Stimmt, doch dieses Mal

ziehen sie die Sünde wie mit Wagenseilen in die Kirche.


0
 
 bibelfreund 29. September 2022 
 

Liebe Leute!

Ihr wollt doch dieses intellektuelle Leichtgewicht Bätzing nicht allen Ernstes mit Koch/Benedikt vergleichen — zwischen denen liegen geistig und geistlich Lichtjahre


1
 
 Salvian 29. September 2022 

Was für ein Abgrund tut sich da auf!

Auf der einen Seite die klugen und sachlichen Darlegungen des Kardinals Koch, für die ich als einfacher Katholik sehr dankbar bin.
Auf der anderen Seite die vollkommen unsachliche, emotionale und politisierte Reaktion des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Auf der einen Seite das klare Bekenntnis zu Schrift und Tradition als den einzigen Quellen der Offenbarung.
Auf der anderen Seite die Anmaßung, aufgrund angeblich neuer theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse die katholische Kirche von Grund aus umkrempeln zu wollen.

Sollen Bätzing und seine Freunde doch machen, was sie wollen - eine Glaubensgemeinschaft verbindet mich nicht mehr mit ihnen.


2
 
 nvena 29. September 2022 
 

Bätzings Replik

habe ich jetzt auch gelesen- ojeh...kaum noch zu ertragen.
Sollte die Vollversammlung der Bischöfe entsetzt sein, dann sollten sie sich vielkeicht auch mal hinterfragen. Aber vermutlich wird man jetzt auf dem 3.Reich Vergleich herumreiten und verletzt und empört sein, wie man es heute anstelle von Argumenten ist. Dann muss man nicht zur Kenntnis nehmeb, was Kardinal Koch wirklich meint und womit er 100% recht hat. Der Christ soll Jesus Christus dem auferstandenen Herrn, gleichförmig werden und nicht Jesus den eigenen Ideen gleichförmig machen, damit er kein Stein des Anstosses mehr ist... Bf Bätzing hat sich wirklich völlig verrannt, so als habe er einen Erlöserkomplex znd mpsse die Kirche selbst retten, da ihm der Glauben an den wahren
Erlöser Christus verloren gegangen sei.


3
 
 lesa 29. September 2022 

Er verbrennt das Böse im Feuer seiner leidenden Liebe (Benedikt XVI.)

Danke für dieses Interview! Einer der Beweise, dass Kardnal Sarah recht hat, der sagte: "Wir wissen und glauben fest, dass es im Inneren der Kirche stets genügend Licht für diejenigen geben wird, die aufrichtig Gott suchen.

@Taubenbohl: Ja, es ist furchtbar traurig. "Aber Jesus hat gesagt: "Selig die Trauernden." Denn der Herr, der auch jetzt so sehr leidet, ist auferstanden. Daher kann Benedikt XVI. uns zureden: "Immer wieder wird das kleine Boot der Kirche vom Wind hin- und hergeworfen, die mit ihren Wassern eindringen und es scheinbar zum Untergang verurteilen. Und dennoch ist Christus gerade in der leidenden Kirche siegreich. (Benedikt XVI.)
So wollen wir nicht trauern, wie jene, die keine Hoffnung haben (vgl. Thess.)


5
 
 ottokar 29. September 2022 
 

Aber wer denn in Deutschland könnte heute eine „Barmer Erklärung“ abgeben? Oster, Woelki , Vorderholzer und die wenigen anderen glaubenstreuen Bischöfe werden doch von Marx, Bäzing, Bode, Dieser u. a unterdrückt und die Presse steht hinter den Erpressern. Aber so war es auch im 3.Reich, weshalb Eminenz Koch völlig Recht hat!


6
 
 Mensch#17 29. September 2022 
 

Der getroffene Hund bellt!

An dieses Sprichwort habe ich mich erinnert gefühlt, als ich Bätzings Äußerungen auf der Seite der Tagespost und auch bei CNA entdeckte.

Man könnte sich schon über die Ignoranz diverser verantwortlicher Amtsträger wundern. Nur sind diese Verdrängungsleistungen nicht neu: Beim Mißbrauch hat man ja auch erstmal lange fast nichts wahrhaben wollen ... und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Bei Vielem andern lügt man sich ja schon viele Jahre etas in die Tasche ... bis es nicht mehr geht.

Oder wie war das beim Beratungsschein?
Oder ...

Ich vermute die meisten Leser könnten diese Liste auf Anhieb ohne langes Nachdenken ergänzen.

Wahrheit ...
Wirklichkeit ...
Realität ...

"... um so schlimmer für die Wahrheit/Tatsachen/Wirklichkeit" scheint das Motto, nach dem hier gespiel wird.


2
 
 CusanusG 29. September 2022 
 

Messerscharf analysiert von Kardinal Koch

"Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben. Dagegen hat die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung im Jahre 1934 protestiert, deren erste These heisst: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle der Verkündigung ausser und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“

und die AW von Bischof Bätzing ist wieder einmal politische Intrige (danke @Marloe1999 für den link). Man nur hoffen, dass aus Rom endlich einmal eine Breitseite kommt. Bätzing muss abgesetzt werden.


4
 
 golden 29. September 2022 
 

Gepriesen sei die Treue zum Herrn bei Cardinal und Medien,

welche dieses Interview veröffentlichen.Es ist wahr
und gut.Bätzings Reaktion spricht für sich.


6
 
 JP2B16 29. September 2022 
 

In diesem Kontext: Nachdenkliches und Beobachtungen zu "Wahrheit und Wissenschaft"

Jedes Ringen um Wissen, jedes Bemühen um neues Wissen, is zugleich Suche nach der EINEN Wahrheit. Insofern ist jeder Wissensschöpfer (Wissenschaftler) immer auch ein Suchender nach der EINEN Wahrheit, ob ihm das passt oder nicht. Die gebrochene Natur des Menschen will es aber so, dass er der Gefahr der Versuchung unterliegt, sein Ringen um Wissen mit eigenen, opportunistischen Motiven zu verknüpfen, will heißen: er muss dann fünfe auch einmal gerade sein lassen und hoffen, dass es keiner merkt. Gibt er dieser Versuchung nach, nutzt er nicht selten die Komplexität des “Gestehungsprozesses" von Wissen als Versteck, von dem er weiß, dass ihn dort nur sehr wenige finden würden, nämlich nur jene seiner Zunft, die seine (niederen) Motive teilen, und ihn deshalb nie verraten würden. Und so haben wir einen "Wissenschaftler-Klüngel"; "Wissenschaft" liefert wie bestellt - mitunter Alltag im heutigen "Wissenschaftsbetrieb". Der Begriff "Wissenschaft" unterliegt heute leider einer hohen Inflation.


2
 
 siebenbuerger 29. September 2022 
 

Da hat er Recht

Ja, dem kann man nur zustimmen!Wenn Koch sagt: "Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben", bringt er es auf den Punkt. Die gleiche ideologische Verblendung mit dem heute dem Götzen des Nihilismus geopfert wird, hatten damals auch die Kirchenführer im 3. Reich, zusammen mit einer stumpfen Obrigkeitshörigkeit. Gerade für den Deutschen Liberalen war der Staat immer mehr wert als Gott.
Als deutschsprechender Ausländer wird einem wirklich schlecht, wenn man die Ideologie des sog. Synodalen Wegs ansieht. Katholisch ist diese Veranstaltung gar nicht, weil der katholische Glaube bei den Beteiligten fehlt, wie man ja überall sieht!


5
 
 Marloe1999 29. September 2022 

Bätzings Größenwahn

Hier die Reaktion des DBK-Vorsitzenden:https://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/baetzing-droht-kardinal-koch-art-232666

Bischof Bätzing hat völlig den Bezug zur Realität verloren, und droht doch tatsächlich einem hohen Vertreter des Vatikans, weil dieser es wagt Kritik zu üben. Dieser Mann gehört sofort abgesetzt!


6
 
 Zeitzeuge 29. September 2022 
 

Klare Worte von Eminenz Koch, aber das Virus des "Neomodernismus"

gibt es auch in der Schweiz und wird begünstigt

durch das theologisch mehr als fragwürdige

Schweizer Landeskirchenrecht, ich erinnere z.B.

an die Affäre "Sabo, Röschenz", die 2008 offen-

bar von Pfr. Sabo nur formaliter beendet wurde,

da er 2020 öffentlich für assistierten Selbst-

mord eintrat.

Und die sog. "Christkath. Kirche" gibt es in

der Schweiz schon seit dem 19. Jahrhundert als

Abspaltung von der römisch-kath. Kirche.

Zu den "Gründervätern" des Neomodernismus

zählen auch Schweizer, wie Hans Küng oder

Herbert Haag und die Churer Hochschule ist

auch nicht besser als die deutschen Staats-

fakultäten.....!

Im Link eine kurze Notiz über die Verhältnisse

in der Schweiz - auch hier hätte der Vatikan

schon längst eingreifen müssen.

Über die Schweizer Bischöfe der Gegenwart wissen

gläubige Schweizer gut Bescheid, Gmür ist keine

Ausnahme.

www.kath.net/news/76169


2
 
 SalvatoreMio 29. September 2022 
 

450 km von Ostukraine bis Moskau -

@Chris2:Ja, diese Tatsache macht mich seit Jahren nachdenklich! Auch die EU hat die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen.


1
 
 Taubenbohl 29. September 2022 
 

Jeden Sonntag bete ich auf Deutsch (nicht meiner Muttersprache) das Glaubensbekenntnis. Ich werde nie eine Deutsche Kirche angehören denn Ich bin in Kommunion mit Rome und so mit der Kirche Welt weit.

Der Synodale Weg hat mich unendlich traurig gemacht..bevormundet von Leute die ich nicht kenne aus politik und himmel weiss wo. Von Bischöfe total verwirrt.

Kommt der Krach?

Kardinal Koch spricht klar und deutlich.

Umkehr und auf Christus der Mensch geworden Gott schauen.

So traurig beim Schreiben.


6
 

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